SG #041: Weihnachten

SG #041: Weihnachten

Ich kann es selber kaum glauben – aber ich habe Euch noch gar nichts von Weihnachten erzählt! Also hole ich das heute nach. In Deutschland ist Weihnachten das wahrscheinlich wichtigste Fest des Jahres. Ich weiß, Ostern ist für die Christen noch viel wichtiger, aber Weihnachten ist auch für weniger religiöse Menschen wie mich ein großes Datum.

Ich habe Euch ja schon erzählt, dass es in Deutschland den Advent gibt. Die vier Sonntage vor Weihnachten wird also jeweils eine Kerze angezündet auf einem Adventskranz. Und man hat einen Adventskalender, hinter dessen Türchen jeden Tag Schokolade oder etwas anderes zu finden ist. Ist diese Wartezeit endlich vorbei, dann ist Weihnachten. Wir feiern schon am 24. Dezember. In meiner Familie beginnt der Tag nach einem schönen Frühstück und Mittagessen damit, dass wir den Tannenbaum von draußen hereinholen, ihn in der Wohnung aufstellen und gemeinsam schmücken. Das macht aber jede Familie anders. Dann ziehen wir uns festlich an, versammeln uns wenn es dunkel ist um den schönen Baum, hören Weihnachtsmusik und zünden die Kerzen an. Und dann ist die Bescherung. Wir überreichen einander die Geschenke und packen sie aus. Danach gibt es ein festliches Essen. In vielen Familien gibt es am Heiligabend selber nichts Besonderes zu essen, sondern erst am ersten Weihnachts-Feiertag, also am 25. Dezember. Bei uns aber gibt es schon am 24. abends ein leckeres Fondue.

Ich habe Euch ja schon erzählt, dass ich nicht religiös bin. Für mich ist Weihnachten ein Familienfest, ein Ritual, auf das ich mich freue. Aber natürlich respektiere ich es, wenn die Christen in meiner Umgebung an diesem Tag die Geburt von Jesus feiern möchten. Viele von ihnen gehen am 24. Dezember in die Kirche. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das zu tun. Man kann schon am Nachmittag in die Kirche gehen – dann gibt es meist eine Kindermette mit Krippenspiel, oder man geht spät abends, gegen Mitternacht. Dann ist die Kirche festlich erleuchtet, am Altar steht ein geschmückter Baum mit Kerzen und man sieht eine geschnitzte Krippe mit den Figuren von Maria und Josef und dem Neugeborenen. Bei dieser Christmette, wie der Gottesdienst genannt wird, sind die Kirchen in Deutschland voll. Auch viele der Menschen, die sonst nie in die Kirche gehen, möchten sich diesen besonderen Abend nicht entgehen lassen.

Am 25. und 26. Dezember ist in Deutschland gesetzlicher Feiertag, die meisten Menschen müssen also nicht arbeiten. Diese Zeit wird oft genutzt, um die Familie zu besuchen und mit ihnen noch einmal zu feiern. Ich wünsche Euch jetzt auch: Frohe Weihnachten! Und einen guten Rutsch ins Neue Jahr.

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg41kurz.pdf

SG #040: Beruf und Karriere

Vicki aus den USA möchte, dass ich über Beruf und Karriere spreche. Ich werde es versuchen.

Alles beginnt natürlich mit einer guten Ausbildung. Man kann zum Beispiel an einer Universität studieren. Oder man macht ein Praktikum, man arbeitet also einige Zeit bei einer Firma, um dort etwas zu lernen. Danach fängt eine schwierige Zeit an: Man muss sich nämlich bei verschiedenen Firmen bewerben. Dazu sucht man zum Beispiel im Internet oder im Stellenmarkt der Tageszeitung nach Anzeigen. Viele Firmen suchen durch Anzeigen neue Mitarbeiter.

Wenn man dieser Firma dann schreiben möchte, muss man ihr eine Bewerbungsmappe schicken. In der Mappe enthalten sind ein curriculum vitae, meistens auch ein Foto, dazu noch Zeugnisse oder Arbeitsproben. Wenn die Personalabteilung der Firma diese Mappe gut findet, wird man zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Hier versucht man sich möglichst positiv zu präsentieren. Denn wenn das Gespräch gut läuft,
hat man den Job. Wenn nicht, dann bekommt ihn ein anderer Bewerber.

Bevor man allerdings anfängt zu arbeiten, muss man meistens erst einen Arbeitsvertrag unterschreiben. In diesem Vertrag wird festgehalten, wie viele Stunden man arbeiten muss und wieviel Geld man verdient.
Manchmal ist dieser Vertrag Verhandlungssache – das heißt, man kann in einem Gespräch festlegen, wie hoch die Summen sind. Manchmal aber, vor allem in bestimmten Branchen, sind die Preise bereits festgelegt. Das nennt man Tarifverträge. Diese Tarife wurden bereits in der Vergangenheit ausgehandelt und gelten dann für alle in diesem Bereich tätigen Menschen. Zum Beispiel: Wenn ich einen Workshop halte bei einer Firma, dann kann ich sagen, wie teuer das ist, und die Firma entscheidet dann, ob sie diesen Preis zahlen möchte. Wenn ich aber für einen Radiosender wie den Bayerischen Rundfunk arbeite, dann bekomme ich genau das gleiche Geld wie meine Kollegen. Ich kann nicht verhandeln oder mehr verlangen.

Wer gerne immer mehr Geld verdienen möchte und immer wichtiger sein will in seiner Firma, den nennt man in Deutschland einen Karrieristen. Er möchte die Karriereleiter emporklettern. Oft sind das sehr ehrgeizige Menschen. Und viele Firmen haben eine klare Hierarchie, bei der man Stufe um Stufe erklimmen kann. Wichtig ist den meisten Menschen natürlich, wieviel Geld sie verdienen. Diesen Betrag nennt man Gehalt. Oft redet man vom Nettogehalt. Das ist dann das Geld, das man tatsächlich vom Arbeitgeber bekommt. Denn der zieht schon Beträge ab, zum Beispiel für Kranken- oder Rentenversicherung. Auch die Steuer wird gleich an das Finanzamt abgeführt. Ein Angestellter bekommt dafür jedes Jahr vom Finanzamt eine  Lohnsteuerkarte. Diese Karte gibt er bei seinem Arbeitgeber ab. Am Ende des Jahres wird auf dieser Karte
eingetragen, wie viele Steuern der Arbeiter gezahlt hat.

Bei mir ist es anders. Ich bin kein Angestellter. Ich bin freiberuflich und selbständig. Das bedeutet, ich muss mich selber um alles kümmern, um die Krankenversicherung und die Rentenversicherung und auch um die Steuer. Dafür kann ich aber für viele verschiedene Firmen arbeiten und bin flexibel. Ich habe keine festen Arbeitszeiten, wie andere Menschen. Viele Menschen, die als Verkäufer arbeiten, arbeiten übrigens auf Provision. Sie bekommen also einen Anteil an dem, was sie verkauft haben, für sich.

So, ich hoffe, ich konnte Euch viele neue Wörter beibringen. Ihr wisst ja: Wenn ihr etwas nicht versteht, einfach auf der Internetseite slowgerman.com auf das Wort mit der Maus klicken, zwei Mal, dann
seht Ihr die englische Übersetzung. Oder Ihr lasst Euch den ganzen Text in Eure Muttersprache übersetzen, indem Ihr in der rechten Spalte auf die Fahne Eures Landes klickt. Aber Vorsicht: Dann stimmt natürlich die Grammatik nicht mehr!

Zum Schluss noch „Die Liebessieger“ von der Band Heuser, gefunden auf dem Podsafe Music Network.

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg40kurz.pdf

Buchempfehlung

Ich werde oft von Euch gefragt, welche Bücher von deutschen Autoren ich Euch empfehlen kann. Für mich ist es schwer einzuschätzen, welche Bücher leicht verständlich sind und welche Bücher eher kompliziert sind. Daher habe ich meinen Freund Richard gefragt, einen Amerikaner und fortgeschrittenen Deutsch-Lerner. Er empfiehlt folgende Bücher:

Die Entdeckung der CurrywurstHerr LehmannFaserland

MomoHappy Birthday, Türke: Ein Kayankaya-Roman: Happy Birthday Tu>Rke!Ich bin kein Berliner: Ein Reiseführer für faule Touristen

Übrigens hat Richard auch einen Podcast, allerdings einen auf Englisch. Hört doch mal rein, es geht um Geschichten aus San Francisco!

SG #039: Urlaub

SG #039: Urlaub

Chris aus Oklahoma hat mich gefragt, wo die Deutschen gerne im Urlaub hinfahren. Ich habe mir jetzt eine aktuelle Statistik angeschaut, und das ist wirklich erstaunlich. 23 Prozent der Deutschen bleiben im Urlaub in ihrem eigenen Land. Ich kann das schon verstehen, denn in Deutschland gibt es viele schöne Dinge zu sehen. Man kann an die Nord- oder Ostsee fahren und Urlaub am Strand machen, oder man kann in die bayerischen Alpen fahren und sich die Berge und Seen dort anschauen. Oder man kann natürlich auch eine schöne Städtereise machen, zum Beispiel nach Berlin.

Aber für mich gehört zum Urlaub auch dazu, eine andere Kultur und eine andere Sprache zu erleben. Acht Prozent der Deutschen fahren zum Beispiel gerne nach Spanien. Vor allem aber nach Mallorca. Mallorca ist die liebste Urlaubsinsel der Deutschen. Mittlerweile fahren so viele Menschen nach Malle, wie viele es nennen, dass die Menschen dort schon angefangen haben, Deutsch zu sprechen. Es gibt deutsche Restaurants und Kneipen dort – ich finde das schade.

Gleich nach Spanien kommt Italien. Fast sieben Prozent der Deutschen fahren am liebsten nach Italien. Als ich ein Kind war, sind meine Eltern mit mir mit dem Auto jeden Sommer nach Italien gefahren. Gerade für Familien ist das optimal. Das Essen schmeckt allen Kindern, es gibt schöne Strände, die Menschen sind sehr nett und familienfreundlich und vor allem: Es ist nicht weit weg. Mit dem Auto sind wir von Süddeutschland aus nur sieben oder acht Stunden unterwegs gewesen.

Viele Deutsche reisen auch gerne nach Ungarn, Tschechien oder Österreich. Oder in den hohen Norden, nach Skandinavien. Und immerhin 3 Prozent träumen von Frankreich. Dort würde ich gerne nächstes Jahr Urlaub machen, mal sehen, ob es klappt. Griechenland und Kroatien sind ebenfalls beliebt, und natürlich fliegen auch viele Deutsche – rund 3 Prozent – nach Nordamerika. Die meisten meiner Freunde waren auch schon in Thailand, es ist das wahrscheinlich beliebteste Reiseziel in Asien für Deutsche. In meiner Familie ist derzeit noch ein Trend zu erkennen: Sie fahren alle nach Ägypten und machen dort eine Nil-Kreuzfahrt.

Natürlich gibt es verschiedene Möglichkeiten, Urlaub zu machen. Man kann mit dem Flugzeug in den Urlaub fliegen oder man fährt mit dem Auto oder dem Zug. Und man kann natürlich auch mit dem Campingwagen in den Urlaub fahren, dort dann einfach auf einem Campingplatz parken und die Zeit dort verbringen. Man hat eine kleine Küche mit dabei und ein Bett. Viele Camper fahren jedes Jahr an den gleichen Campingplatz, und treffen dort jedes Jahr die gleichen Menschen.

Für viele Deutsche bedeutet Urlaub einfach warmes Wetter, viel Sonne, Strand und gutes Essen. Daher sind die südlichen Länder beliebter als die nördlichen. Ich finde es allerdings langweilig, den ganzen Tag am Strand zu liegen. Ich möchte im Urlaub etwas erleben, ich möchte viel sehen, viel zu Fuß herumlaufen und neue Eindrücke sammeln. Ich möchte versuchen, die Menschen zu beobachten und zu verstehen, und so viel von ihrem Essen zu probieren wie möglich. Denn andere Länder sind spannend, findet Ihr nicht auch? Bestimmt. Sonst würdet Ihr nicht Deutsch lernen…

So, jetzt wieder Musik am Schluss, und zwar von „The Golden Kissers“ das Stück „Der weiße Matrose“. Viel Spaß!

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg39kurz.pdf

SG #038: Einkaufen

Julio hat mich gefragt, wo wir Deutschen einkaufen und was wir als Geschenk mitnehmen, wenn wir irgendwo eingeladen sind. Da bald Weihnachten ist, erzähle ich es Euch gerne.

In Deutschland ist es wie in vielen anderen Ländern: Früher gab es viele sehr kleine Geschäfte in der Innenstadt oder in Dörfern. Heute verschwinden diese kleinen Läden immer mehr. Die Läden, in denen man alles mögliche kaufen konnte, von Lebensmitteln bis hin zu Babywindeln oder ähnlichem nennt man in Deutschland übrigens „Tante-Emma-Laden“. Aber wie gesagt: Es gibt nicht mehr viele davon.

Heute orientieren sich die Deutschen am amerikanischen Vorbild. Es gibt immer mehr Malls, also Einkaufszentren, in denen viele Geschäfte unter einem Dach zu finden sind. Vor allem in Deutschland hat dies einen Vorteil: Denn hier ist das Wetter oft sehr schlecht und es regnet viel, da ist es natürlich schön, wenn man trockenen Fußes von einem Laden in den nächsten gehen kann. Schade daran ist, dass diese Einkaufszentren überall sehr ähnlich sind. Hier gibt es keine kleinen netten Läden zu entdecken, sondern meistens findet man hier nur die großen Ketten. Eine Kette ist in diesem Fall eine Ladenkette. Also zum Beispiel H&M, C&A, Starbucks oder McDonald’s. Ich finde es daher langweilig, in anderen Städten in solche Malls zu gehen – denn sie sehen überall gleich aus.

Viel interessanter sind die vielen kleinen Boutiquen und Geschäfte, die es in manchen Straßen in der Innenstadt noch zu finden gibt. Zudem hat nahezu jede deutsche Stadt eine Fußgängerzone, also eine große Straße voller Geschäfte, die nur für Fußgänger offen ist. Autos, Busse oder Taxen dürfen hier nicht fahren, auch keine Fahrräder. Gerade in der Vorweihnachtszeit sind diese Fußgängerzonen aber meistens sehr überfüllt. Es sind einfach zu viele Menschen unterwegs.

Die Öffnungszeiten sind in Deutschland sehr streng geregelt. In München schließen nahezu alle Geschäfte abends um acht Uhr. Am Sonntag bleiben alle Geschäfte geschlossen. Auch die Supermärkte. Man kann dann Lebensmittel wie Milch oder Toastbrot nur bei einer Tankstelle kaufen – meistens zu hohen Preisen. Ausnahmen gibt es natürlich schon: In Berlin zum Beispiel haben die Geschäfte oft länger offen, manchmal auch am Sonntag. Ich finde es schade, dass man abends nicht länger einkaufen kann. Jeden Sommer wird darüber diskutiert, ob man diese Öffnungszeiten nicht ausweiten könnte. Aber wenn ich mich daran erinnere, als ich ein Kind war, haben wir heute paradiesische Verhältnisse. Als Kind hatten die Geschäfte nur bis sechs Uhr abends geöffnet, und in der kleinen Stadt, in der ich aufgewachsen bin, hatten die meisten Läden am Mittwoch Nachmittag zu.

Lebensmittel gibt es entweder im Supermarkt, oder in kleineren Geschäften. Es gibt zumindest in Großstädten meistens spezielle Geschäfte für asiatische oder türkische Lebensmittel. Im Sommer gibt es an vielen Straßen Obst-Stände, wo man sich also Obst und Gemüse direkt frisch kaufen kann. Und es gibt viele Wochenmärkte. Das bedeutet, dass einmal pro Woche viele Händler ihre Ware auf einem Dorfplatz präsentieren und verkaufen. Käse, Fisch, Blumen, Obst und Gemüse – einfach alles. Hier in München gibt es noch so einen Markt, der sehr berühmt ist: Den Viktualienmarkt. Es gibt ihn seit vielen, vielen Jahrzehnten und hier kann man im Freien bei kleinen Ständen einkaufen, egal, wie schlecht das Wetter ist. Der Viktualienmarkt ist eine Touristenattraktion, aber auch die Münchner selber kaufen hier gerne ein. Die Ware gilt als besonders frisch – aber manches ist hier auch sehr teuer.

Was wir anderen schenken, wenn wir eingeladen sind? Angenommen, jemand lädt mich zum Abendessen zu sich nach Hause ein. Dann bringe ich einer Frau eventuell Blumen mit oder etwas Süßes, oder irgendetwas Nettes, das ich gesehen habe. Eine schöne Kerze, einen netten Bilderrahmen oder so etwas. Für einen Mann bringe ich dann doch eher eine Flasche Rotwein mit, wenn er das mag. Oft kann man sich unter Freunden natürlich auch absprechen, und bringt beispielsweise einen Kuchen mit, als Dessert.

Weil Weihnachten vor der Tür steht, überlege ich natürlich auch schon wieder, was ich meinen Freunden und Verwandten schenken könnte. Das ist gar nicht so leicht! Manche Menschen geben hier in Deutschland sehr viel Geld für Weihnachtsgeschenke aus. Ich versuche, Menschen auch mit kleinen Geschenken eine Freude zu machen. Und dann muss ich natürlich auch selber noch einen Wunschzettel schreiben, wie die Kinder es tun…

Zum Schluss noch das Lied „Fein sein“ vom Konservenfabrikant Köberle, übrigens auch ein Podcaster aus Bayern, den Link zu seinem Podcast findet Ihr auf slowgerman.com bei der heutigen Folge.

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg38kurz.pdf

SG #037: Zeitungen

Einen schönen Gruss an Tessa – sie hat mich so geschimpft, dass ich keine neue Episode mehr gemacht habe, dass ich sofort eine aufgenommen habe!

Anna lebt in Berlin und würde gerne eine Zeitung lesen. Sie hat mich gefragt, welche deutschen Zeitungen es auf dem Markt gibt. Natürlich kann ich Euch nicht alle Zeitungen vorstellen, aber ich hoffe, dass ich die wichtigsten nennen kann und ihre Unterschiede.

Zunächst einmal gibt es einen Unterschied in der deutschen Sprache zwischen Zeitung und Zeitschrift. Eine Zeitschrift ist ein Magazin, also ein kleines, buntes Heft. Meistens erscheint es nur ein Mal pro Woche oder pro Monat. Eine Zeitung ist viel größer und kann auch täglich erscheinen.

Ich spreche erst einmal über die Zeitungen. Da gibt es einen Unterschied: Es gibt regionale und überregionale Zeitungen. Regionale Zeitungen erscheinen in einem kleinen Gebiet, sie berichten hauptsächlich über dieses Gebiet. Also zum Beispiel gibt es das Göttinger Tageblatt oder die Berliner Morgenpost. In diesen Zeitungen kann man viele Informationen lesen über Göttingen oder Berlin. Das ist für Menschen, die dort leben, sehr interessant. Für mich in München allerdings bringt das wenig. Außerdem gibt es die meisten dieser Zeitungen nur in der jeweiligen Region zu kaufen.

Mich interessieren überregionale Zeitungen, also Zeitungen, in denen viele Nachrichten aus aller Welt stehen. Diese Zeitungen gibt es in ganz Deutschland zu kaufen. Man kauft Zeitungen entweder am Kiosk oder im Supermarkt, oder auch an Tankstellen. Und es gibt stumme Verkäufer, also Zeitungsautomaten, wie ich in Folge 13 erklärt habe.

Die wohl bekannteste überregionale Zeitung in Deutschland ist die Bild-Zeitung. Sie ist eine Boulevardzeitung. Im englischen Raum nennt man das Yellow Press. Sie kostet nicht viel, ist dünn und schnell auf dem Weg zur Arbeit durchgeblättert. Die Bild-Zeitung gibt es seit 1952 und sie ist die Zeitung mit der größten Auflage in ganz Europa. 3,3 Millionen Exemplare werden von ihr jeden Tag gedruckt. Oft geht es hier um Skandale von Prominenten oder Ähnliches. Im gleichen Verlag, dem berühmten Axel-Springer-Verlag, erscheint auch die Welt.

Mehr Niveau hat die Süddeutsche Zeitung. Sie wird in München hergestellt und existiert seit 1945. Jede Zeitung ist in verschiedene Ressorts unterteilt, so auch die SZ. Es gibt die Nachrichten, den Sport-Teil, das Feuilleton, also die Kultur, einen Serviceteil mit Hinweisen auf Kulturveranstaltungen und ähnlichem und natürlich auch
den Wirtschaftsteil mit aktuellen Börsenkursen. Die Süddeutsche Zeitung gilt als politisch linksliberal und kritisch.

Sehr bekannt ist auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung, deren Berichterstattung eher konservativ ist. Besonders ist dagegen die taz aus Berlin. Die Abkürzung taz steht für „Tageszeitung“. Von ihr werden nur rund 50.000 Exemplare gedruckt. Sie ist etwas kleiner als andere Tageszeitungen und gilt als politisch links-alternativ.

Was die Zeitschriften angeht, also die Magazine, so gibt es vor allem drei, die in Deutschland eine Rolle spielen. Der Spiegel erscheint jeden Montag. Er wurde 1947 gegründet. Seine Journalisten sind sehr angesehen, und die Schwerpunkte Politik, Wirtschaft und Wissenschaft sind fundiert recherchiert. Der Stern ist etwas bunter, hier geht es oft auch um Fotostrecken oder weniger brisante und intellektuelle Themen. Relativ neu dazugekommen ist 1993 der Focus. Er sollte eine Konkurrenz zum Spiegel sein und ist weitaus konservativer. Nach wie vor lesen mehr Deutsche den Spiegel als den Focus.

So, das waren natürlich nicht alle deutschen Zeitungen. Es gibt auch noch die Frankfurter Rundschau und die sehr gute, einmal in der Woche am Donnerstag erscheinende „Zeit„, die ich sehr empfehlen kann. Aber ich glaube, Ihr habt einen guten Überblick bekommen. Übrigens gibt es in großen Städten nochmal eigene Regionalzeitungen, wie vorher angedeutet. In München zum Beispiel gibt es die tz, die Abendzeitung und den Münchner Merkur. Jede Zeitung hat ihre eigene Ausrichtung, und daher kann man an den Lesern jeweils ungefähr abschätzen, welche politische oder gesellschaftliche Ausrichtung sie haben.

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg37kurz.pdf

SG #036: Kinderlieder

Heute möchte ich Euch etwas über Kinderlieder erzählen, denn ich weiß, dass viele meiner Hörer Eltern sind und selber kleine Kinder haben. Es gibt eine Menge Lieder, und später werde ich Euch auch einige vorsingen lassen. Meine Podcast-Kolleginnen Rickie und Tina haben extra ein Medley eingesungen.

Die meisten Kinderlieder in Deutschland stammen aus dem 19. Jahrhundert. Manche Autoren haben bis zu 500 Texte für Kinderlieder geschrieben. Kinderlieder werden Kindern vor allem von den Eltern vorgesungen. Kinder lernen durch die Musik und den Text viel Neues dazu. Die ständigen Wiederholungen mancher Zeilen machen ihnen Spaß. Und für viele Kinderlieder gibt es auch Handbewegungen oder ähnliches. Jedes Kind in Deutschland kenn das Lied „Hoppe, hoppe, Reiter„. Da sitzt das Kind auf dem Knie eines Erwachsenen, als wäre es ein Reiter auf einem Pferd. An einer Stelle im Lied fällt der Reiter aber vom Pferd hinunter – der Erwachsene simuliert das mit dem Kind, hält es dabei aber natürlich fest, damit es sich nicht verletzt. Für Kinder ist das ein großer Spaß.

Auch im Kindergarten oder in der Grundschule werden die alten Lieder immer wieder gesungen. Die Lieder haben mehrere Strophen, und ich muss gestehen, dass ich meistens nur noch die erste auswendig kann – wenn überhaupt. Das einfachste Kinderlied ist wohl „Alle meine Entchen“, das man auch sehr leicht auf dem Klavier spielen kann. Dann gibt es noch „Hänschen Klein“, „Ein Vogel wollte Hochzeit machen“, „Alle Vögel sind schon da“ oder „Kommt ein Vogel geflogen“ oder „Häschen in der Grube“. Ihr merkt schon – in vielen Liedern geht es um Tiere und um die Natur.

Oft merkt man aber, dass die Lieder schon sehr alt sind. So beginnt ein Lied mit der Zeile „es klappert die Mühle am rauschenden Bach, klipp-klapp“. Kinder in unserer heutigen Welt werden nicht wissen, was eine Mühle ist – dass dort früher Mehl gemahlen wurde und es einen Müller gab. Viele Lieder widmen sich besonderen Anlässen. „Ich geh mit meiner Laterne“ singen die Kinder im Herbst, am St. Martinstag. Ich werde Euch bald davon erzählen.

Wichtig sind vor allem auch die Schlaflieder, also Lieder, die man Kindern vorsingt, wenn sie schon im Bett liegen und einschlafen sollen. Das sind beruhigende, schöne Lieder. Das bekannteste ist bestimmt „Schlaf, Kindlein, schlaf“ oder „Weißt Du, wie viel Sternlein stehen“. Einen Link zu einer guten Internetseite mit deutschen Kinderliedern und dem Text dazu stelle ich Euch auf meine Seite slowgerman.com. Oder Ihr schaut jetzt auf Euren iPod und drückt auf die mittlere Taste, bis der Text kommt. Am Ende des Textes steht der Link.

http://www.spiellieder.de/kinderlied-standards/kinderlied-standards.htm

Jetzt hören wir aber Rickie und Tina mit ihrem Kinderliedermedley. Die beiden wohnen hier in München und sind professionelle Sängerinnen. Sie machen auch einen Podcast, er heißt „Chicks on Tour„.

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Zum Schluss noch eine Empfehlung von meinem Hörer Jaume aus Brasilien. Er empfiehlt das Magazin „Deutsch Perfekt„, den Link findet Ihr auf meiner Homepage.

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg36kurz.pdf

SG #035: Religion

Ich wurde gebeten, über Religion zu sprechen. Religion in Deutschland. Wie so oft muss man bei diesem Thema unterscheiden zwischen Ostdeutschland und Westdeutschland. Denn in Ostdeutschland, also in der ehemaligen DDR, hatte die Regierung eine antikirchliche Haltung. Daher sind noch heute 68 Prozent der Ostdeutschen nicht religiös. Genauer gesagt: Sie gehören keiner Kirche an. Ob sie für sich einen Glauben haben, ist schwer zu erforschen. In Westdeutschland sieht diese Zahl ganz anders aus: Hier sind es nur 15 Prozent, die keiner Religionsgemeinschaft angehören. Ich gehöre dazu.

Die meisten Deutschen sind Christen. Ein Drittel der Deutschen sind Katholiken, ein Drittel sind evangelisch, also Protestanten. Der Rest gehört zu keiner dieser Gemeinschaften. Man kann eine regionale Unterteilung erkennen: Der Norden von Deutschland ist eher protestantisch, der Süden katholisch.

Natürlich gibt es noch andere Konfessionen in Deutschland, es gibt Juden oder orthodoxe Christen, Baptisten und Zeugen Jehovas,  allerdings ist ihre Zahl sehr klein. Nach den Katholiken und Protestanten gibt es vor allem Muslime in Deutschland, sie machen vier Prozent der Bevölkerung aus. Das kommt daher, weil in den 60er-Jahren viele Gastarbeiter aus der Türkei nach Deutschland kamen und hier geblieben sind.

Die christlichen Kirchen in Deutschland haben große Sorgen. Immer mehr Menschen treten aus der Kirche aus, das heißt sie wollen offiziell nicht mehr zu dieser Religionsgemeinschaft gehören. Das bringt nicht nur spirituelle Probleme für die Kirche, sondern auch finanzielle. Denn jeder Gläubige in Deutschland zahlt die so genannte Kirchensteuer. Sie wird vom Staat mit den anderen Steuern eingezogen und an die Kirchen weitergegeben. Von diesem Geld werden vor allem soziale Einrichtungen finanziert, wie kirchliche Kindergärten, Altenheime und andere Betreuungsangebote. Je mehr Menschen aus der Kirche austreten, desto weniger Menschen zahlen Kirchensteuer.

Wichtig ist der Kirchenbesuch für die meisten Christen an Weihnachten oder Ostern. Hier wird dann das jeweilige Fest groß gefeiert. Die wenigsten Deutschen aber gehen jeden Sonntag in die Kirche.

In einer katholischen Stadt wie München ist die Kirche allgegenwärtig. Das bedeutet, sie ist überall. Vor allem in der Altstadt stehen zahlreiche katholische Kirchen, alte Bauwerke, die sehr prunkvoll sind. Auch das Wahrzeichen von München, die Frauenkirche, ist eine Kirche mit zwei Türmen. Zur vollen Stunde hört man überall Kirchenglocken läuten. Für mich ist das ein schöner Klang, obwohl ich nicht gläubig bin. Die Religion ist zwar seit 1919 in der deutschen Verfassung vom Staat getrennt worden, sie spielt aber immer wieder eine Rolle. Zum Beispiel gibt es viele religiöse Feiertage in Deutschland, wie zum Beispiel Allerheiligen, von dem ich Euch ja schon erzählt habe.

In vielen Gerichtssälen und Schulen hängen Kreuze an der Wand. Das löste vor einigen Jahren den so genannten Kruzifix-Beschluss aus. Wenn sich ein Kind in seinem Klassenzimmer von dem Kreuz gestört fühlt, muss das Kreuz entfernt werden. Einen weiteren Streit vor Gericht gab es darüber, ob Lehrer und Schüler in der Schule Kopftücher tragen dürfen, also ein deutliches Zeichen ihrer muslimischen Religion.

In der Schule gibt es zudem Religionsunterricht, der Pflicht für alle Schüler ist. Wer nicht in den katholischen oder evangelischen Unterricht gehen möchte, der geht stattdessen heute in einen Ethikunterricht.

Heute mal Musik von Kat-Musik, der Song heißt Kopf Kino. Gefunden im Podsafe Music Network.

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg35kurz.pdf