SG #078: Fasching oder Karneval

SG #078: Fasching oder Karneval

Ludo aus Belgien hat mich daran erinnert, dass ich noch keine Folge zum Thema Karneval gemacht habe. Also wird es höchste Zeit!

Erstmal zum Begriff Karneval: Hier in Bayern sagen wir Fasching dazu, in Baden-Württemberg Fastnacht. Und dieser Begriff sagt am Besten, worum es geht: Um die Zeit vor der Fastenzeit. Diese beginnt am Aschermittwoch, und die Fastenzeit ist vor allem in katholisch geprägten Gegenden nach wie vor wichtig.

Während also in der Fastenzeit um Entbehrungen geht, während wir in dieser Zeit weniger oder gar nichts essen sollten oder auf bestimmte Genüsse verzichten sollten, geht es in der Zeit davor um ausgelassenes Feiern.

Die Menschen verkleiden sich. In Städten wie Köln gibt es riesige Karnevalsumzüge – dann ziehen die verkleideten Menschen mit Musikkapellen und riesigen Wagen durch die Stadt. Sie werfen Kamelle – also Bonbons – in die Menge und rufen „Alaaf!“. Andernorts ruft man „Helau!“. Die Karnevalshochburg Köln ist in dieser närrischen Zeit im Ausnahmezustand. Es wird gefeiert und getrunken, das normale Leben steht still.

Letztes Jahr war ich in Konstanz am Bodensee – dort wird die alemannische Fasnacht gefeiert. Es hat mir sehr gut gefallen. Es war traditioneller als in Köln. Die Menschen haben alte und sehr wertvolle Kostüme und Masken getragen, die so genannte Guggemusik war überall zu hören – das müsst Ihr Euch bei YouTube mal anschauen! Es war einfach wunderbar.

Auch im Fernsehen wird man vom Fasching nicht verschont – die so genannten Prunksitzungen werden manchmal sogar live übertragen. Dort stehen erwachsene Menschen verkleidet am Mikrofon und erzählen Witze. Ich finde das ehrlich gesagt überhaupt nicht lustig. Es gibt übrigens viele Vereine, die sich mit dem Fasching oder Karneval beschäftigen. Und diese Vereine wählen dann auch gerne ein Prinzenpaar – also einen Faschingsprinzen und eine Faschingsprinzessin – die dann für kurze Zeit die Stadt „regieren“.

Was passiert an den einzelnen Tagen? Los geht’s am Donnerstag. Oder auch „schmutziger Donnerstag“ oder „unsinniger Donnerstag“ oder auch Weiberfastnacht. In Konstanz, wo ich aufgewachsen bin, zogen die Frauen durch die Büros, schnitten den Männern die Krawatten ab und holten sie aus der Arbeit. Nach dem Wochenende kommen dann noch Rosenmontag und Faschingsdienstag – bis der Aschermittwoch alles beendet.

Hier in München gibt es beispielsweise auf dem Viktualienmarkt, einem sehr großen Obst- und Gemüsemarkt mitten in der Altstadt, den „Tanz der Marktweiber“. Sonst bleibt München in der Faschingszeit eher ruhig. Und das finde ich auch gut so. Dass Fasching ist, merke ich vor allem beim Bäcker: In der Zeit vor dem Aschermittwoch gibt es überall Krapfen zu kaufen – also in Fett ausgebackene runde Kugeln, die mit Marmelade oder Creme gefüllt sind. In anderen Teilen Deutschlands heißen sie Berliner.

In diesem Sinne: Alaaf und Helau!

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg78kurz.pdf

Das ist gehüpft wie gesprungen!

Das ist gehüpft wie gesprungen!

Das sagen wir relativ häufig. Und zwar bedeutet es einfach: Es ist egal. Ob Du es so machst oder anders – das Ergebnis ist gleich. Denn hüpfen und springen ist ja auch gleich. Manche sagen auch „gehupft“ anstatt gehüpft. Das ist dann eher bayerisch oder österreichisch/südtirolerisch. Also – ob Ihr erst Deutsch lernt und dann unter die Dusche geht oder andersrum – das ist doch gehüpft wie gesprungen!

Max Raabe

Max Raabe ist einzigartig. Er ist Leiter des Palastorchesters aus Berlin. Begleitet von diesem Orchester singt er Lieder im Stil der 1920er und 1930er Jahre. Es klingt alt, ist aber neu. Alles passt: die Kleidung, die Stimme, der Habitus. Es sind jedoch oft nicht wirklich alte Lieder die er singt. Viele davon hat er selber im Stil der damaligen Zeit geschrieben. Die Lieder sind aber nicht ernst gemeint. Sie sind sehr humorvoll und übertreiben den Stil der damaligen Zeit, ohne sich darüber lustig zu machen. So ist es auch bei diesem Lied, das auch von ihm geschrieben wurde. Da vermischt er Dinge der heutigen Zeit wie den Anrufbeantworter sehr witzig mit dem Gesangsstil der damaligen Zeit. Es ist eine Freude, sein Gesicht und seine Mimik zu beobachten. Man sieht, dass er sich selbst nicht ernst nimmt und ein diebisches Vergnügen an diesen Auftritten hat.

Max Raabe hat mit seinem Palastorchester eine Homepage und seine größten Hits gibt es auf CD bei Amazon.de und bei iTunes.

Auf die schiefe Bahn geraten

Auf die schiefe Bahn geraten

Was bedeutet es, wenn jemand auf die schiefe Bahn gerät? Es bedeutet, dass er vom richtigen Weg abgekommen ist. Dass er also zum Beispiel Drogen nimmt, oder kriminell ist. Ich hoffe also, dass Ihr nicht auf die schiefe Bahn geraten seid, sondern den richtigen Weg geht…

Annett Louisan

„Ich will doch nur spielen“ singt Annett Louisan. „Das Spiel“ war wohl ihr größter Hit. Und dahinter versteckt sich eine Anspielung: „Der will doch nur spielen, der tut doch nichts“ sagen viele Hundebesitzer von ihrem Hund. Annett singt es von sich selbst – und natürlich geht es um die Liebe. Oder besser: Um den Sex ohne die Liebe. Die kleine Frau mit der zarten Stimme ist seit Jahren eine feste Größe in der deutschen Musiklandschaft. Die Texte mal humorvoll, mal nachdenklich, und dazu eingängige Melodien, die nicht mehr aus dem Kopf gehen. Schön an Annett: Sie entwickelt sich weiter, sie bleibt nicht stehen. Ihre Musik hat sich über die Jahre verändert, verbessert. Viel Spaß damit!

Natürlich hat Annett Louisan eine eigene Homepage, und seit gestern ist ihr neues Album auf dem (deutschen) Markt. In den USA gibt es ihre schöne CD „Bohème“ gerade recht günstig, und natürlich gibt es Annett auch bei iTunes.

SG #077: Deutsche Serien und Filme

SG #077: Deutsche Serien und Filme

Cemal aus der Türkei hat mich gefragt, wie es in Deutschland mit Filmen und Serien aussieht. Das ist ein schwieriges Thema, weil es da natürlich sehr viel zu erzählen gibt!

Fangen wir mit den Filmen an. Es gibt eine sehr lebendige deutsche Filmszene. Ich werde Euch in nächster Zeit auch immer wieder deutsche Filme hier vorstellen. „Good Bye Lenin“ und „Das Leben der Anderen“ habe ich Euch ja schon vorgestellt.

Ich habe mal nachgesehen, welche deutschen Filme in den deutschen Kinos in den vergangenen 50 Jahren am meisten Besucher angelockt haben. Interessant fand ich, dass es sich fast ausschließlich um Komödien handelt. Der erfolgreichste deutsche Film aller Zeiten ist „Der Schuh des Manitu“. Das ist eine Parodie auf alte Westernfilme, vor allem auf die alten Karl May-Filme. Es geht also um Cowboys und Indianer. Wer diesen Film gemacht hat? Eine Truppe um den deutschen Comedian Michael „Bully“ Herbig. Das ist ein Münchner Regisseur, Drehbuchautor, Schauspieler und Comedian. Gemeinsam mit seinen Kumpels Christian Tramitz und Rick Kavanian hat er viele Filme und Fernsehsendungen gemacht – alle lustig. Auch der zweit-erfolgreichste Film aller Zeiten ist von diesem Trio: „(T)Raumschiff Surprise“. Wieder eine Parodie – diesmal wird „Raumschiff Enterprise“ auf die Schippe genommen.

Noch einer hat es gleich zwei Mal in die Top Ten geschafft: Otto. Otto ist ein Komiker der älteren Generation – ihn kennt in Deutschland jedes Kind. Und das seit Generationen. Ganz neu in den Top Ten ist ein Film, der jetzt gerade noch in den Kinos läuft. Er heißt „Fack Ju Göhte“. Wieder eine Komödie. Darin geht es um Lehrer und Schüler. Der Star des Films ist ein Schauspieler namens Elyas M’Barek – er hat derzeit eine Menge Fans. Eine weitere wichtige Figur – ob man ihn mag oder nicht – ist Til Schweiger. Er wurde als Schauspieler mit dem Film „Der bewegte Mann“ berühmt. Mittlerweile macht er selber Filme, die viele Deutsche ins Kino locken. Beispielsweise „Keinohrhasen“. Natürlich auch wieder eine Komödie.

Til Schweiger ist neuerdings auch Kommissar in der Reihe „Tatort“. Der Tatort ist eine Krimi-Sendung, die fast jeden Sonntagabend im Fernsehen läuft. Und das seit 1970. Der Tatort ist Kult – er hat viele Fans. Diese treffen sich oft auch in Kneipen, um gemeinsam den Tatort zu sehen. Oder sie quatschen bei Twitter unter dem Hashtag #tatort. Jeden Sonntag ist ein anderes Team im Einsatz – aus einer anderen deutschen Stadt. Sehr beliebt ist der Tatort aus Münster – er ist eher lustig als spannend. Viele Kommissarenteams sind schon seit vielen Jahren im Einsatz. Das Team aus München beispielsweise hat schon über 60 Fälle gelöst.

Krimis sehen die Deutschen ohnehin sehr gerne. Aber es gibt auch andere Serien, die seit vielen Jahren sehr beliebt sind. Die „Lindenstraße“ zum Beispiel. Das ist die erste deutsche Seifenoper – es gibt sie seit 1985. Jeden Sonntagabend kommt eine neue Folge – es geht um die Bewohner der Lindenstraße, wie der Titel schon sagt. Die Fernsehserie ist bekannt dafür, aktuelle Geschehnisse aus Deutschland in die Handlung einzubauen – oft ist sie sogar gesellschaftskritisch.

Die Hauptsendezeit ist in Deutschland um 20.15 Uhr. Dann kommen die großen Filme und so weiter. Um 20 Uhr kommt die Tagesschau, die Nachrichtensendung. Und vorher kommen die Vorabendserien. Da geht es um Landärzte, Förster oder Polizisten. Es gibt eine Serie, die ich Euch empfehlen kann, weil sie sehr schräg ist: „Der Tatortreiniger“. Es geht um Schrotty, einen Mann, der engagiert wird, wenn ein Mord passiert ist. Oder etwas ähnliches. Er wird dann gerufen, um zu putzen – und führt dabei gerne kuriose Gespräche mit den Nachbarn oder anderen Menschen in er Umgebung.

Ich persönlich sehe lieber amerikanische Serien als deutsche Serien. Aber wenn ich deutsche Serien sehe, dann die von Franz Xaver Bogner. Das ist ein bayerischer Fernsehmacher, der in den vergangenen 40 Jahren zahllose Serien produziert hat. Er beobachtet dabei die Menschen sehr genau und hat einen guten Sinn für Humor. Aber ich fürchte, für Deutschlernende sind die bayerischen Episoden schwer zu verstehen.

Um zu Cemal vom Anfang zurückzukommen: Es gibt auch eine deutsche Serie, die sehr beliebt war, die zu ihm passen könnte: „Türkisch für Anfänger“. Darin geht es um die Annäherung von Deutschen und Türken. Klingt gut, oder?

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg77kurz.pdf