Es tut mir leid, dass ich in diesem Fall nicht so richtig vom Anglizismus wegkomme. Natürlich kann ich sagen, dass es in der heutigen Episode über die Geschlechterdebatte geht – aber das Wort Gender hat sich in Deutschland mittlerweile durchgesetzt. Es geht heute also um Männer, Frauen – und nicht nur das. Natürlich ist das mal wieder ein Thema, das ich nur oberflächlich besprechen kann. Immerhin gibt es ganze Forschungszweige darüber.
Denn wir reden heute auch über das dritte Geschlecht. So bezeichnen wir Menschen, die sich weder als „männlich“ noch als „weiblich“ einordnen möchten oder können. Seit 2018 dürfen sich diese Menschen in ihren Ausweis das Geschlecht „divers“ eintragen lassen. Der Bundestag hat das als Gesetz verabschiedet. Das bedeutet, dass bei der Geburt eines Kindes auch das „diverse“ Geschlecht eingetragen werden kann, wenn diese Kinder nicht eindeutig das männliche oder weibliche Geschlecht haben. Früher war es so, dass die Eltern sich entscheiden mussten. Seitdem ist es übrigens auch üblich, dass bei Stellenanzeigen zum Beispiel steht „Verkäufer (m/w/d).
Für viele Menschen in Deutschland war das alles ein großes Problem. Sie regten sich auf, als es Diskussionen über Toiletten gab. Ein Beispiel: Eine als Frau geborene Person fühlt sich eigentlich als Mann. Das nennt man transgender. Der Körper bleibt aber der einer Frau, wenn sich diese Person keinen Operationen unterzieht. Auf welche Toilette sollte die Person also gehen? Auf der Frauentoilette würde niemand etwas merken – aber die Person selber würde sich nicht wohlfühlen. Auf der Männertoilette würde sie sich selber gut fühlen, die Männer dort wären aber verwirrt. Daher wurde diskutiert, entweder wieder Unisex-Toiletten einzuführen, also Toiletten für alle Menschen, egal welchen Geschlechts. Oder man wollte spezielle Toiletten bauen, die für all jene wären, die sich weder als „Mann“ noch als „Frau“ sehen.
Als „Gender-Wahn“ oder „Gender-Gaga“ wurden Gespräche über das dritte Geschlecht oft abgetan. Sehr ernst wird auch eine andere Diskussion geführt, und zwar jene um die Ungleichbehandlung von Männern und Frauen. Der sogenannte „Gender Pay Gap“ ist natürlich auch in Deutschland ein Thema. Frauen verdienen im Durchschnitt weniger als Männer mit der gleichen Qualifikation. Oft werden auch die höheren Posten mit Männern besetzt, nicht mit Frauen. In der Politik tut sich da zum Glück einiges: Angela Merkel ist schon sehr lange unsere Kanzlerin. 40 Prozent der Ministerposten sind mit Frauen besetzt. Im Parlament sitzen aber nur 30 Prozent Frauen. Weiterhin bleibt die Familie Frauensache in Deutschland: Nur 55 Prozent der Frauen arbeiten, bei den Männern sind es 78 Prozent.
Ein Thema, das mich gerade sehr beschäftigt, ist das Thema Sprache. Unsere deutsche Sprache geht in der Regel von Männern aus. Ein Beispiel: In den Nachrichten wird von einer aktuellen Forschung berichtet. Der Sprecher sagt dann: „60 Wissenschaftler haben eine Entdeckung gemacht“. Es sind also Wissenschaftler – nicht Wissenschaftlerinnen. Um das zu verhindern, gibt es verschiedene Möglichkeiten: Lange Zeit sah man dann ein großes „I“ im Wort. Dann waren es also WissenschaftlerInnen. Dieses sogenannte Binnen-I sollte Männer und Frauen gleich behandeln und für eine geschlechtergerechte Sprache sorgen. In der offiziellen deutschen Rechtschreibung gibt es das große „I“ mitten in einem Wort nicht. Und ich hatte auch gerade beim Schreiben des Textes das Problem, dass meine Autokorrektur das große „I“ als Tippfehler entfernt hat. Außerdem sieht es immer aus wie ein kleines „l“, oder?
Wie kann ich denn dann kennzeichnen, dass ich alle Geschlechter meine? Viele verwenden das sogenannte Gendersternchen, also dann wären es die Wissenschaftler*innen. Aber das sieht auch immer komisch aus, finde ich. Es trennt das Wort. Und: Screenreader, die beispielsweise für blinde Menschen den Text vorlesen, lesen dann so wie ich gerade „Wissenschaftler*innen“. Jedes Mal „Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler“ zu sagen ist umständlich. Nur Wissenschaftlerinnen zu sagen und alle zu meinen, wird so nicht erkannt. Ich habe mich dazu entschlossen, den Doppelpunkt zu verwenden – dann sind es also Wissenschaftler:innen.
Was ich übrigens oft im Radio höre, ist entweder eine kleine Pause zwischen dem Wissenschaftler und den „innen“. Also Wissenschaftler:innen. Oder sie versuchen es zu vermeiden, das Geschlecht zu benennen. Dann werden aus Studentinnen und Studenten die Studierenden, aus Forscherinnen und Forschern die Forschenden.
Sprache ist wichtig, um Menschen nicht zu diskriminieren. Vor allem ist aber wichtig, dass wir in unserem Handeln niemanden diskriminieren. Jeder Mensch ist anders. Freuen wir uns darüber.
Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg215kurz.pdf
Vielen Dank, dass Sie sich mit diesem Thema beschäftigt haben. Ich finde es super, dass Sie versuchen haben, so ein kompliziertes Thema zu erklären. Trotzdem denke ich, dass die jenigen, die nicht viel von transgender Leute wissen, werden etwa verwirrt.
Also, Transgender ist nicht unbedingt ein drittes Geschlecht: transgender Männer sind Männer und transgender Frauen sind Frauen (egal ob sie Operationen untierziehen oder nicht). Es gibt doch auch transgender Personnen, die nicht binär sind (weder weiblich noch männlich). Außerdem gibt es intersexuelle Menschen. Sie sind die Menschen, die als Kinder nicht eindeutig männliche oder weibliche körperliche Merkmale haben. Trotzdem hat es nicht zu tun mit Geschlecht, sondern mit Geschlechtsteile und Chromosomen. Intersexuelle Menschen sind nicht unbedingt transgender. Sie können sich als weiblich, männlich (egal ob cis und trans) oder divers bezeichnen.
Ich hoffe, dass meine Erklärung klar war.
Schließlich wollte ich sagen, dass ich interessant gefunden habe, das Teil über die Spache.
Ist eine Frau eine Menschin oder ein Mensch?
Nun ich würde sagen ein Mensch ist ein Mensch, ob weiblich, homosexuell, schwarz, braun, gelb, rot, religiös oder nicht religiös, männlich oder Kind, behindert usw.
Nichtmenschlich finde ich ist nur Jemand, der sein Ego einer Menschlichkeit voranstellt also egal ob weiblich oder männlich usw.
Ich halte nichts von der Genderschreibweise. Die Idee von Phil finde ich super… Das wäre eine gerechte Vorgehensweise „das Professor“.
Muss man sich dran gewöhnen, klappt ja in anderen Sprachen auch.
Ich denke längerfristig werden nämlich die Genderzeichen, aus Platzmangel oder Zeitmangel (Sprechpausen sind doof) einfach wegfallen. Aber was ist damit dann denn eigentlich gewonnen, wenn wir Alle in der feinen Art angesprochen werden. Hat dann die Debatte irgend etwas gebracht?
Ich mag es auch lieber sachlich, in dem Punkt sind wir uns schonmal einig. Aber diese Sprech- und Schreibweise wird mit beinahe religiösem Eifer durchgedrückt, daher meine Wortwahl. Ich selbst bin weder religiös noch will ich mich als irgendetwas identifizieren, was besonders hervorgehoben gehört. Ich bin einfach Mensch, wie alle anderen auch. Statt immer wieder auf die Unterschiede hinzuweisen, sollten wir einfach entspannter miteinander umgehen, und das betrifft insbesondere auch die Sprache. Durch die ständige Betonung der Besonderheiten des Einzelnen (Frauen, Diverse etc., aber auch Religionszugehörigkeiten, Hautfarbe, sexuelle Orientierung usw.) werden meines Erachtens die Unterschiede zementiert, dieses „Du bist anders als ich.“ Wir sind Menschen. Punkt. (Übrigens sehr gut zusammengefasst in Obamas Antrittsrede 2008.)
Dass wir im Deutschen ein generisches Maskulinum haben (oder nennen wir es doch einfach generische Pluralform, um das ‚männliche‘ nicht so zu betonen) ist doch jetzt nicht gleich Diskriminierung. Diese ständige Empörung über jede Kleinigkeit zerstört die Gesellschaft. Ich bin für Gleichberechtigung, und da gibt es noch große Baustellen. Aber das Gegendere leistet keinen Beitrag zum Zusammenhalt der Gesellschaft. Es spaltet. Und das finde ich einfach sehr schade. Mal ganz zu schweigen von der Ästhetik der Sprache.
Ich hoffe sehr, dass es in dieser Sache noch ein Umdenken gibt, oder dass es langsam im Sande verläuft, ähnlich wie bei der Rechtschreibreform, wo nach und nach die unsinnigsten Regeln von der Mehrheit einfach ignoriert wurden. Viel Lärm um nichts. Und Sprechpausen, ständige Doppelnennungen und Sternchen sind einfach nur künstlich. Wie ein Faschingskostüm. Es zählt aber, was den Menschen im Kern ausmacht. Und nicht irgendein Label.
Ich wünsche Ihnen schöne Feiertage.
Ich mag es auch lieber sachlich, in dem Punkt sind wir uns schonmal einig. 🙂 Aber diese Sprech- und Schreibweise wird mit beinahe religiösem Eifer durchgedrückt, daher meine Wortwahl. Ich selbst bin weder religiös noch will ich mich als irgendetwas identifizieren, was besonders hervorgehoben gehört. Ich bin einfach Mensch, wie alle anderen auch. Statt immer wieder auf die Unterschiede hinzuweisen, sollten wir einfach entspannter miteinander umgehen, und das betrifft insbesondere auch die Sprache. Durch die ständige Betonung der Besonderheiten des Einzelnen (Frauen, Diverse etc., aber auch Religionszugehörigkeiten, Hautfarbe, sexuelle Orientierung usw.) werden meines Erachtens die Unterschiede zementiert, dieses „Du bist anders als ich.“ Wir sind Menschen. Punkt. (Übrigens sehr gut zusammengefasst in Obamas Antrittsrede 2008.)
Dass wir im Deutschen ein generisches Maskulinum haben (oder nennen wir es doch einfach generische Pluralform, um das ‚männliche‘ nicht so zu betonen) ist doch jetzt nicht gleich Diskriminierung. Diese ständige Empörung über jede Kleinigkeit zerstört die Gesellschaft. Ich bin für Gleichberechtigung, und da gibt es noch große Baustellen. Aber das Gegendere leistet keinen Beitrag zum Zusammenhalt der Gesellschaft. Es spaltet. Und das finde ich einfach sehr schade. Mal ganz zu schweigen von der Ästhetik der Sprache.
Ich hoffe sehr, dass es in dieser Sache noch ein Umdenken gibt, oder dass es langsam im Sande verläuft, ähnlich wie bei der Rechtschreibreform, wo nach und nach die unsinnigsten Regeln von der Mehrheit einfach ignoriert wurden. Viel Lärm um nichts. Und Sprechpausen, ständige Doppelnennungen und Sternchen sind einfach nur künstlich. Wie ein Faschingskostüm. Es zählt aber, was den Menschen im Kern ausmacht. Und nicht irgendein Label.
Ich wünsche Ihnen schöne Feiertage.
Danke, dass Sie mir Ihre Meinung mitgeteilt haben. Da sind unsere Lebenswirklichkeiten eben sehr weit auseinander. In meinem Umfeld (Arbeit und Freundeskreis) hat sich die Gendersprache zu 70% durchgesetzt und ist mittlerweile ganz normal. Mich verwundert allerdings, warum das gleich immer so religiös und emotional diskutiert werden muss – mit „Jünger“ und „Verunstaltung“ und so weiter. Aber gut. Ich mag’s halt lieber sachlich. Schöne Grüße!
Nein, es sind nicht nur Männer. Keinesfalls. Es gibt viele Frauen, denen das auf die Nerven fällt. Ich habe beruflich täglich mit Sprache zu tun und weigere mich, diesen sprachlichen Unsinn zu akzeptieren. Kein einziges Problem wird durch diese Verunstaltung der Sprache gelöst. Es ist eine Scheindebatte, ein Nebenschauplatz. Statt sich wirklich um die Belange der Frauen oder Diverser zu kümmern, toben sich sogenannte Gleichstellungsbeauftragte auf gut bezahlten Stellen aus und indoktrinieren ihre Jünger. Es ist ein Jammer. Niemand spricht im Privaten so. Und ich habe sowohl in der Familie als auch im Freundeskreis homosexuelle Frauen und Männer, die das auch absolut schrecklich finden. Also, leider musste ich Ihnen hier vehement widersprechen. Ansonsten finde ich Ihre Seite wirklich gut gemacht und sehr informativ für Lerner (und damit meine ich alle Lerner, auch die weiblichen und diversen). Nichts für ungut.
Lustig: Solche Kommentare kommen nur von Männern. Ausschließlich. Einfach mal drüber nachdenken.
Langsam frag ich mich schon ob wir sie noch alle haben – haben wir keine anderen Sorgen.
Sehr gute Idee!
Why not switch all articles that now relate to gender to DAS stating that das covers all genders. Use Sie and Die only for plural. I.e. DAS Professor was sehr gut, sie hat gut unterrichtet. Not der Professor or die Professorin. DAS Student war klug, sie hat gute Noten bekommen. No need to change gender related nouns, i.e. Student changed to Studierende. The problem with the Wissenschaftler was comical, just say DAS Wissenschaftler, Frau Schmidt ….. DIE Wissenschaftler would be used only for plural w/o a gender connotation. Similar to THE teacher, THE professor – no gender assumed.
In den Niederlanden benutzt man fast immer die männliche Form. Ein Zahnarzt kann auch eine Frau sein. Ein Direktor auch. Man findet das erst heraus wenn man sie begegnet 😉 Die meisten niederländische Frauen haben gar kein Problem damit. Es gibt uns ein Gefühl von Gleichberechtigkeit.
Ja, es gibt öffentliche Toiletten. Manche von ihnen sind aber sehr schmutzig. Die „guten“ und sauberen Toiletten sind oft kostenpflichtig. Entweder steht ein Automat dort und man muss bezahlen oder es sitzt ein Mensch dort, dem man das Geld gibt. Das ist aber nicht viel, meistens 50 Cent oder 1 Euro. Gerade wenn man ein kleines Kind hat lernt man sehr schnell, wo die öffentlichen Toiletten sind! 😉
Hallo Frau Rubens; ich habe eine Frage. Es gibt in Deutchland offenliches toiletten? Hier in den USA es gibt keine und das ist problematisch wenn Man ein toilette braucht. Man kann toiletten in Restaurants benutzen aber Man muss etwas kaufen! Das ist mir barbarisch dass wir haben keinen Offenliches Toiletten.
Das freut mich. 🙂
Dieser Artikel gefällt mir sehr . er war sehr nützlich !
Einige Punkte waren lustig and das hilft mir , um mich während der Vorlesung nicht zu langweilen