Die Pest in Deutschland – SG #251

Die Pest in Deutschland – SG #251

Wir alle haben eine Pandemie erlebt. Wir haben dabei einen großen Vorteil: Wir können uns über das Internet jederzeit informieren. Und die Wissenschaft hat große Fortschritte gemacht und kann vieles erklären. Deswegen war es auch möglich, sehr schnell einen Impfstoff zu entwickeln. Aber wie war das früher, bei anderen Pandemien? Wie war das zum Beispiel bei der Pest?

Wir reisen zurück in das 14. Jahrhundert. Der „Schwarze Tod“ ist unterwegs – viele Menschen  bekommen Fieber und seltsame Beulen am ganzen Körper. Dann sterben sie. Es gab diese rätselhafte Krankheit zwar schon länger, aber nun wütet sie besonders schlimm und überall. Zwischen 1346 und 1353 sterben zwischen 25 und 50 Millionen Menschen in Europa, so schätzt man. Das war jeder dritte Mensch, der damals dort lebte. Es dauerte mehrere Jahrhunderte, bis Europa wieder die gleiche Bevölkerungsdichte hatte wie vor der Pest. 

Die Menschen hatten Angst, sie standen vor einem Rätsel. Schnell suchte man die Schuld bei den Juden. Man warf ihnen vor, Brunnen vergiftet zu haben. Viele Juden wurden verfolgt und sogar getötet. Man vermutete auch, dass der Wind die Krankheit von einem Kontinent zum anderen wehte oder dass Dampf aus der Erde  die Ursache war. Manche dachten übrigens auch, dass die Pest durch schöne Mädchen angezogen würde. Und eine Theorie besagte, dass eine ungünstige Konstellation von Mars, Jupiter und Saturn zur Seuche geführt hatte. Einige Menschen dachten natürlich auch, die Pest sei eine Strafe Gottes. Kurz: Man hatte keine Ahnung. 

Die Ärzte versuchten, die Menschen durch den Aderlass zu heilen, also indem man ihnen viel Blut abnahm. Auch Kräuter sollten helfen oder das Versprühen von Essigwasser. Half natürlich alles nichts. Irgendwann merkte man, dass die Menschen sich gegenseitig ansteckten, und isolierte Kranke. Endlich hatte man eine Möglichkeit gefunden, die Krankheit einzudämmen. Auch in Venedig führte man eine Isolation ein, die 40 Tage dauerte. Und weil das italienische Wort für 40 „quaranta“ ist, heißt die Isolation von Kranken auch heute noch Quarantäne. 

Die wahre Ursache, also das Bakterium, fand man erst viele Jahrhunderte später, im Jahr 1894. Heute wissen wir viel mehr. Zum Beispiel wissen wir, dass die Pest bei Menschen und Tieren durch ein Bakterium ausgelöst wird. Sie kann übertragen werden, indem mich zum Beispiel ein Tier beisst oder sticht, das dieses Bakterium in sich trägt. Zum Beispiel ein Floh. Von der Ratte ging damals der Pest-Erreger auf den Rattenfloh über, und der hüpfte auf den Menschen. Über 200 Säugetiere können die Pest bekommen, auch Hunde und Katzen. 

Heute ist die Pest gut mit Antibiotika behandelbar, wenn sie rechtzeitig erkannt wird. Es sterben aber immer noch Menschen an dieser Krankheit. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO sterben pro Jahr immer noch bis zu 3000 Menschen an der Pest. 

In Europa sieht man heute noch viele Denkmäler an die Pest. In Wien zum Beispiel steht eine große Pestsäule mitten in der Stadt, das ist ein riesiges Kunstwerk. 

Seuchen und Pandemien gibt es also leider schon lange. Menschen reisen, sie haben Kontakt zueinander. Und so können sich auch Krankheiten verbreiten. 

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg251kurz.pdf

SG #181: Die deutsche Sprache – Geschichte der Sprache

SG #181: Die deutsche Sprache – Geschichte der Sprache

Mehr als 100 Millionen Menschen sprechen die deutsche Sprache. Vor allem in Deutschland, Österreich, Schweiz und Liechtenstein. Aber auch in Teilen von Belgien, Luxemburg, Dänemark und Italien wird deutsch gesprochen. Aber wie ist diese Sprache eigentlich entstanden?

Reisen wir also in die Vergangenheit. Sprachforscher haben herausgefunden, dass viele Sprachen in Europa und Asien einen gemeinsamen Ursprung haben. Sie nannten diese Sprachen deswegen indogermanische Sprachen. Dazu gehörte auch die ursprüngliche Sprache, die im heutigen Deutschland gesprochen wurde. Die verschiedenen Sprachen entwickelten sich natürlich immer weiter. Aber das dauerte sehr lange. Man schätzt, dass es sogar ein bis zwei Jahrtausende dauerte, bis sich die germanische Sprache aus dem Indogermanischen entwickelte.

Wir müssen uns das alles aber so vorstellen: Die Welt war damals überhaupt nicht dicht besiedelt. Es lebte hier ein Grüppchen Menschen, dann kam lange nichts, also nur Wiesen und Wälder, und dann viele Kilometer entfernt lebte wieder ein Grüppchen Menschen. Die verschiedenen Völker und Stämme blieben also unter sich. Sie vermischten sich nicht. Sie trafen sich so gut wie nie. Es wurde natürlich wenig gereist. Wenn man doch reiste, dann zu Fuß – und nicht besonders weit. Wozu auch? Die Menschen hatten in dieser Zeit wenig Gründe, zu reisen. Jeder germanische Stamm sprach daher seine eigene Stammessprache. Sie hatte sich über Jahrhunderte entwickelt und verändert. Die Sprache hatte außerdem damals keine festgelegten Regeln wie heute.

Doch dann änderten sich die Zeiten. Und immer wenn sich die Geschichte änderte, sich also das Leben der Menschen merklich veränderte, änderte sich natürlich auch die Sprache. Es gab zum Beispiel Völkerwanderungen, die Menschen legten jetzt große Strecken zurück – und sie nahmen ihre Sprache natürlich mit auf die Reise. Dann gab es noch andere Einflüsse für jede Sprache – zum Beispiel kamen die Römer in das Gebiet, das heute Deutschland ist. Also übernahmen die Germanen viele lateinische Wörter von ihnen.

Nach dem Zerfall des Römischen Reiches wurde alles wieder anders. Die germanischen Stämme wurden christianisiert. Die christliche Kirche hatte danach einen großen Einfluss auf die Menschen. Die gemeinsame Volkssprache wurde wichtiger, damit man sich auch verständigen konnte. Also wurde aus vielen kleinen Sprachen in einer Region sozusagen eine größere Sprache, genannt Dialekt.

Und jetzt sind wir auch schon in der Zeit, in der das Wort „deutsch“ zum ersten Mal geschrieben auftaucht. Im Jahr 786 ist es soweit. Die älteste schriftlich überlieferte Sprachform des Deutschen nennt man Althochdeutsch. Es wurde zwischen 750 und 1050 verwendet. Wir würden heute nichts davon verstehen, es war eine komplett andere Sprache. Und Ihr als Deutschlernende werdet Euch wahrscheinlich ärgern, dass es das Althochdeutsche jemals gab. Denn in dieser Zeit erschienen plötzlich die Artikel, die es vorher noch nicht gegeben hatte. Deswegen müsst Ihr Euch heute also mit „der“, „die“ und „das“ herumärgern. Auch das System der Zeiten hatte sich geändert, die Grammatik wurde insgesamt etwas komplizierter.

In der Sprachgeschichte wird oft das Wort „Lautverschiebung“ verwendet. Das ist recht kompliziert, und wir müssen hier nicht lange darauf eingehen. Es bedeutet aber letztlich, dass sich die Aussprache stark verändert hat und bestimmte Buchstaben anders ausgesprochen wurden als vorher. So klang die Sprache nach der Lautverschiebung völlig anders. Gegenden, in denen die Lautverschiebung nicht stattfand, sprachen weiter so wie vorher. Und so entwickelten sich verschiedene Sprachgruppen voneinander weg. Deswegen können wir hier in Deutschland heute die Niederländer nicht wirklich verstehen – obwohl die Sprachen den gleichen Ursprung hatten.

Von 1050 bis 1350 gab es dann im Mittelalter das Mittelhochdeutsch. Es wurde in dieser Zeit auch immer mehr geschrieben und nicht nur gesprochen, allerdings schrieben die Menschen in vielen verschiedenen Varianten. Und weil Frankreich viel Einfluss hatte, übernahmen die Menschen damals auch viele französische Wörter in ihren Sprachgebrauch. In dieser Zeit entstand übrigens auch das Nibelungenlied, über das es eine eigene Podcast-Episode gibt.

Text / Foto: Larissa Vassilian

Langsam kommen wir zur Entwicklung der heutigen deutschen Sprache. Man nennt die Anfänge davon „Frühneuhochdeutsch“. Schwieriges Wort, oder? Diese Phase dauerte von 1350 bis 1650. Der Handel war sehr wichtig in dieser Zeit, und das bedeutete, dass Kaufleute aus verschiedenen Regionen miteinander kommunizieren mussten. Dialekte waren schwer zu verstehen, also versuchte man, eine gemeinsame deutsche Sprache zu finden. Es gab auch die ersten Universitäten, Kultur und Bildung wurden wichtiger.

Und dann passierte etwas sehr entscheidendes für die deutsche Sprache: 1446 erfand Johannes Gutenberg den Buchdruck. Bücher mussten also nicht länger per Hand abgeschrieben werden – man konnte sie drucken. Sie wurden dadurch billiger und es gab viel mehr davon. Viele Bücher wurden zu dieser Zeit noch in Latein gedruckt, aber langsam setzte sich auch hier die deutsche Sprache durch. Langsam versuchten die Menschen dann noch Regeln für ihre Sprache aufzustellen. Zum Beispiel dass alle Substantive groß geschrieben werden sollten. Es dauerte lange, um solche Regeln durchzusetzen. Martin Luther übersetzte die Bibel in die deutsche Sprache und sorgte damit dafür, dass viele Wörter und Redewendungen verbreitet wurden.

Erst von 1650 bis zum Ende des 18. Jahrhunderts entstand eine wirklich einheitliche deutsche Literatursprache. Danach gab es dann auch eine moderne Sprachwissenschaft. Zu den bekanntesten Sprachwissenschaftlern dieser Zeit gehören die Gebrüder Grimm, die Ihr durch die Märchen kennt. Sie schrieben nämlich 1854 das „Deutsche Wörterbuch“.

Bis vor knapp 100 Jahren gab es allerdings noch keine einheitliche Rechtschreibung. Jeder konnte Wörter also so schreiben, wie er es für richtig hielt. 1880 versuchte Konrad Duden das zu ändern – und er schaffte es. Bis heute sind die gelben Duden-Bücher weit verbreitet.

Und heute? Heute werden in verschiedenen Regionen Deutschlands unterschiedliche Dialekte gesprochen. Allerdings gibt es viele Menschen, die gar keine Dialekte mehr beherrschen. Die gemeinsame Sprache nennt sich Standardsprache oder auch Hochdeutsch. So wird beispielsweise im Fernsehen oder Radio gesprochen und das versteht auch jeder Deutsche. So ist auch dieser Podcast verfasst.

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg181kurz.pdf

SG #177: Das Mittelalter in Deutschland

SG #177: Das Mittelalter in Deutschland

Das Mittelalter ist eine Epoche der europäischen Geschichte. Davor gab es die Antike, danach begann die Neuzeit. Das Mittelalter dauerte im heutigen Deutschland von ungefähr 800 bis ungefähr 1500. Was war das für eine Zeit? Wir denken beim Mittelalter an eine dunkle Zeit mit viel Krieg, Krankheit und Gewalt. Aber war es wirklich so?
Damals lebten rund vier Millionen im deutschen Gebiet. Aber alles war anders als heute. Zunächst einmal war Deutschland kein eigenes Land, sondern es war unterteilt in viele Fürstentümer. Viele Volksgruppen kämpften gegeneinander.
Dann gab es ein Ständesystem. Das heißt, dass alle Menschen in verschiedene Kategorien einsortiert wurden. Es gab eine klare Hierarchie. Ganz oben stand der König, die Herzöge und Grafen. Darunter standen die Mönche und Ritter. Ritter war ein Beruf, den es ab dem 9. Jahrhundert gab. Sie waren Soldaten, die auf Pferden saßen. Sie waren durch eine Rüstung aus Eisen geschützt. Dazu gibt es eine eigene Slow German-Folge, also machen wir weiter.
Weiter unten standen die Kaufleute und Handwerker, dann kamen die Bauern. Die meisten Menschen waren damals Bauern. Manche von ihnen hatten eigenes Land und verteidigten sich mit Waffen. Wenn Krieg war, mussten diese freien Bauern für ihren König kämpfen. Wenn sie das nicht wollten, waren sie auch nicht mehr frei. Dann arbeiteten sie für einen Grundherrn. Diesem gehörte dann das Land. Der Bauer durfte einen Teil der Ernte für sich behalten. Den Rest gab er an den Grundherrn ab.
Die Stände blieben so, wie sie waren. Ein Bauer konnte also zum Beispiel nicht zum Ritter aufsteigen. Er blieb ein Bauer. Ab dem 12. Jahrhundert änderte sich das etwas, denn dann wurden die Städte wichtiger. Sie wurden meistens dort gegründet, wo es einen Markt gab, wo also gehandelt wurde. Wenn nun ein unfreier Bauer in die Stadt zog und ein Jahr lang nicht zurückgerufen wurde, war er ein freier Mann.
Rund 200 Städte schlossen sich im Mittelalter für den Handel zusammen. Sie waren „die Hanse“. Noch heute gibt es in Deutschland Hansestädte wie Rostock, Hamburg, Bremen und Lübeck.
Das Mittelalter war auch die Epoche der Kreuzzüge. Christliche Europäer wollten damit heilige Orte wie Jerusalem von der islamischen Herrschaft befreien. Es wurden aber auch gute Dinge gemacht, zum Beispiel Universitäten gegründet und Liebeslieder gesungen (das nannte man Minnesang).
Und dann war da noch die Pest. Sie wurde als Schwarzer Tod bezeichnet. Zwischen 1346 und 1353 gab es eine schwere Pestepidemie. Im heutigen Deutschland starb jeder zehnte Bürger an der Krankheit.
Ich könnte noch so viel über das Mittelalter erzählen. Gar nicht so einfach, eine ganze Epoche in einige Minuten zu quetschen. Aber ich hoffe, Ihr habt jetzt einen Eindruck bekommen, wie die Menschen damals lebten.

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg177kurz.pdf

SG #158: Die Zeit der Ritter

SG #158: Die Zeit der Ritter

Im Mittelalter gab es Kämpfer, die auf Pferden unterwegs waren. Man nennt diese Krieger Ritter, das kommt einfach vom Wort „Reiter“. Ein Ritter trug eine Rüstung aus Metall. Sie sollte ihn bei Kämpfen vor Verletzungen schützen. Manchmal trug sogar sein Pferd eine Rüstung. Und weil es ganz schön kompliziert war, so eine Rüstung an- und auszuziehen, war der Ritter selten allein. Meistens hatte er einen Knappen dabei, das war ein Knecht, also so eine Art Diener.

Nun klingt es so, als wären Ritter arme Soldaten gewesen. Das war aber gar nicht so. Ritter waren reiche Menschen. Sie mussten sich selber ihre Pferde kaufen, ebenso die Ausrüstung und die Waffen und ihre Knappen mussten auch entlohnt werden. Die Ritter hatten meist eigene Ländereien, um die sie sich kümmerten. Es war auch so, dass die Herrscher der Zeit manche Männer zu Rittern schlagen konnten.

Ritter waren dazu da, ihr Land und das ihres Herrschers zu schützen. Denn das Mittelalter war eine Zeit, in der man nicht sehr sicher lebte. Gruppen aus anderen Völkern versuchten, Länder zu erobern oder auszurauben. Das waren zum Beispiel die Wikinger. Dagegen versuchte man sich zu schützen. Ein normaler Soldat war immer noch zu Fuß unterwegs – und damit leicht zu besiegen. Die Ritter dagegen waren auf ihren Pferden und in ihren Rüstungen mächtige Gegner.

Wenn Rittern gerade langweilig war, veranstalteten sie Ritterturniere. Das waren Wettkämpfe, in denen die Ritter gegeneinander kämpften um zu sehen, wer der stärkste oder beste Ritter war. Diese Wettkämpfe waren ein großes Spektakel, zu dem viele Zuschauer aus dem ganzen Land kamen. Ritter hatten lange Lanzen, also Holzwaffen, mit denen sie andere Reiter vom Pferd zu stoßen versuchten.

Damit nicht jeder Ritter alleine vor sich hin kämpfte, gab es Ritterorden. Das waren Vereinigungen von Rittern.

Als Ritter verkleidetes Kind (c) privat
Als Ritter verkleidetes Kind

Das Ende der Ritter kam übrigens daher, dass zwei neue Waffen erfunden wurden: Die Armbrust und der Langbogen. Mit diesen Waffen konnte man Pfeile abschießen. Und diese Pfeile hatten dann so eine Wucht, dass sie sogar durch Eisenrüstungen durchgingen.

Dennoch wird die Zeit der Ritter heute nicht vergessen. Kinder spielen gerne Ritter, und auch Erwachsene verkleiden sich als Ritter und kämpfen in modernen Ritterturnieren gegeneinander. Es ist eine Zeit, die viele heute noch fasziniert.

Wenn Ihr mehr über die Zeit der Ritter erfahren wollt, empfehle ich Euch eine Reihe von Kinderbüchern. Die Autorin Kerstin Boie hat nämlich den Ritter Trenk erfunden – einen kleinen Jungen, der unbedingt ein Ritter sein möchte. In ihren Büchern wird die Zeit des Mittelalters gut erklärt.

Hier seht Ihr die Bücher, eine TV-Serie und einen Kinofilm über den Ritter Trenk (Affiliate-Links):

Hier noch eine interessante Kindersendung zum Thema Ritter:

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg158kurz.pdf