von Annik Rubens | 20. Januar 2008 | Alltag, SG Podcast-Episode
In Deutschland gibt es ein Lotteriemonopol. Das bedeutet, dass in Deutschland nur der Staat, oder besser gesagt die einzelnen Bundesländer, Lotto als Glücksspiel anbieten darf. Private Anbieter gibt es zwar auch, aber auch die müssen wiederum beim Staat spielen. Der Grund dafür ist, dass man den Bürger vor der Spielsucht schützen möchte. Außerdem fließt vieles von dem Geld, das die Bürger verspielen, gemeinnützigen Zwecken zu. Das bedeutet, es wird vom Staat für gute soziale Zwecke ausgegeben. Die Hälfte des Geldes geht direkt an die Gewinner, der Rest wird beispielsweise für Sport, Kunst, Umwelt oder Jugendprojekte ausgegeben. Lotto spielt man in Deutschland seit fast 400 Jahren.
In Schweden spielt man „7 aus 35“. Hier bei uns wird „6 aus 49“ gespielt. Man kauft beispielsweise an einem Kiosk einen Lottoschein. Dieser ist so groß wie eine Postkarte. Darauf sind einzelne Quadrate. Jedes dieser Quadrate hat 7 Reihen und 7 Spalten, also insgesamt 49 Felder. Man macht jetzt Kreuze bei sechs Zahlen und hofft, dass diese Zahlen gewinnen. Mathematisch kann man ausrechnen, dass bei „6 aus 49“ fast 14 Millionen Möglichkeiten bestehen, seine Kreuzchen zu setzen. In Schweden sind es nur 6 Millionen.
Dazu gibt es noch die Superzahl. Das ist die letzte Zahl der Nummer des Lottoscheins. Man kann sie also nicht aussuchen oder beeinflussen. Man hat die Superzahl eingeführt, damit es noch schwieriger wird, zu gewinnen.
Am Mittwoch und am Samstag gibt es abends im Fernsehen die Ziehung der Lottozahlen. In einem großen Glasball werden die 49 Ziffern auf kleinen Kugeln durcheinandergewirbelt. Dann fällt eine Kugel aus dem Ball und wird vorgelesen. Nach den 6 Zahlen gibt es noch eine siebte, die so genannte Zusatzzahl. Wer also nur drei richtige Zahlen hat, gewinnt nicht viel. Wer aber drei richtige Zahlen und die Zusatzzahl richtig hat, gewinnt ein bißchen mehr.
Ich gewinne nie im Lotto. Wenn ich spiele, spiele ich online. Aber ich habe gerade nachgesehen: 98,1 Prozent beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass ich eine Niete ziehe. Das bedeutet, dass nur 1,9 Prozent etwas gewinnen.
Den größten Jackpot in der deutschen Lottogeschichte gab es übrigens vor einem Monat, und zwar letzten Dezember. Da waren 45,3 Millionen Euro im Jackpot. Drei Spieler haben ihn sich geteilt, sie hatten alle die gleichen Gewinnzahlen und die passende Superzahl 3.
Noch ein Jahr früher, und zwar 2006, hat ein Spieler mit über 37 Millionen Euro den höchsten Einzelgewinn geschafft. 37 Millionen für einen einzigen Menschen! Noch dazu ist er Krankenpfleger, also wirklich jemand, der Geld brauchen könnte und schon viel Gutes getan hat für die Gesellschaft. Wer nur sechs Richtige hat, ohne Superzahl, hat bislang höchstens 4 Millionen Euro gewonnen. Gemein, oder? Wenn zu viele Tipper die gleichen Zahlen haben und gewinnen, dann kann es noch gemeiner werden: So war 1984 ein Sechser im Lotto nur knapp 8000 Euro wert.
Aber ich weiß, das ist alles nichts im Vergleich zu den USA – denn da gab es letztes Jahr einen Jackpot von 390 Millionen Dollar.
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von Annik Rubens | 10. Januar 2008 | Gesundheit & Soziales, SG Podcast-Episode
Ich möchte Euch heute etwas über die Sternsinger erzählen. Das ganze ist eine sehr alte Tradition. Am 6. Januar finden viele verschiedene Dinge statt. Die orthodoxen Christen feiern an diesem Tag Weihnachten beziehungsweise Christi Geburt. Es ist aber auch das Dreikönigsfest. In Süddeutschland, Österreich und Sachsen-Anhalt ist dieser Tag ein gesetzlicher Feiertag, wir müssen also nicht arbeiten. Es ist aber auch ein besonderes Fest: An diesem Tag gehen Kinder von Haus zu Haus und singen. Dafür bekommen sie dann Geld, und dieses Geld wird gesammelt und für Hilfsprojekte gespendet.
Die Kinder sind verkleidet als die heiligen drei Könige Caspar, Melchior und Balthasar. Mit geweihter Kreide zeichnen sie dann an die Türe oder über die Türe die Botschaft „20* C+M+B 08“. Das steht angeblich nicht für die Anfangsbuchstaben der drei Könige, sondern für den lateinischen Spruch „Christus mansionem benedicat“, also „Christus segne dieses Haus“. Das Haus soll also geschützt sein vor Unglück – ebenso natürlich die Bewohner.
In Deutschland sind die Sternsinger die weltweit größte organisierte Hilfsaktion von Kindern für Kinder. Dieses Jahr haben eine halbe Million Kinder mitgemacht. Im vergangenen Jahr wurden bei der Aktion 38,8 Millionen Euro gesammelt. Die Hälfte des Geldes wird für die Bildung ausgegeben, ein Fünftel ungefähr für die Rehabilitation von Kindern, und acht Prozent immerhin an die Evangelisierung von Kindern in der ganzen Welt. Denn ich darf natürlich nicht vergessen zu sagen, dass die Sternsinger im Namen der katholischen Kirche unterwegs sind. Sie wurden sogar von Papst Benedikt gesegnet. Sogar ans Schloss Bellevue, dem Sitz des deutschen Bundespräsidenten Horst Köhler, wurden die Kreidezeichnungen angebracht.
Dieses Jahr ist das Motto der Sternsinger „Sternsinger für die Eine Welt“.
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von Annik Rubens | 3. Dezember 2007 | Feiertage & Feste, SG Podcast-Episode
Am vergangenen Sonntag, dem 2. Dezember, war der erste Advent. Die vier Sonntage vor Weihnachten sind die vier Adventssonntage. Das bedetuet, dass wir hier in Deutschland einen Kranz aus Tannenzweigen auf dem Esstisch aufstellen. Auf dem Kranz, der manchmal ganz schlicht ist, manchmal aufwändig geschmückt, stecken vier große, dicke Kerzen. Am ersten Advent wird eine Kerze angezündet. Am zweiten Advent zwei Kerzen. So sieht man, wie nah oder fern Weihnachten ist.
Für die Kinder gibt es zudem den Adventskalender. Dieser Kalender kann ganz unterschiedlich aussehen. Entweder es ist ein dünner Pappkarton mit 24 kleinen Türchen, hinter denen sich kleine Schokolade-Stücke befinden. Oder es gibt Adventskalender, die aus 24 kleinen Säckchen bestehen. Eigentlich ist es auch egal, es geht einfach darum, 24 kleine Geschenke mit den Nummern 1-24 zu beschriften. Und Kinder dürfen dann jeden Tag ein Geschenk öffnen. Manche Freunde oder besser gesagt Freundinnen schenken sich auch im erwachsenen Alter noch Adventskalender, um sich gegenseitig eine Freude zu machen.
Diese Woche ist dann am 6. Dezember auch Nikolaus. Da stellen die Kinder ihre Stiefel vor die Tür und der Nikolaus befüllt sie mit Nüssen, Obst und Süßigkeiten. Bei manchen Kindern kommt der Nikolaus auch vorbei und lobt sie, falls sie während des Jahres nett waren. Falls sie frech waren oder die Eltern dem Nikolaus etwas anderes erzählen, für das die Kinder gerügt werden sollen, übernimmt der Nikolaus das auch. Oft hat er einen düsteren Gesellen dabei, den Knecht Ruprecht. Er übernimmt es, den Kindern ein wenig Angst einzujagen.
Vorsicht übrigens, falls Ihr in Deutschland lebt: Am Abend vor Nikolaus ist es üblich, dass Männer durch die Gegend ziehen und Streiche spielen.
Das Schöne jetzt in der Vorweihnachtszeit sind übrigens die Christkindlmärkte. In Norddeutschland Weihnachtsmärkte genannt. Da werden kleine öffentliche Plätze geschmückt und es werden kleine Buden aufgebaut aus Holz. Da gibt es dann kleine Geschenke zu kaufen, man kann Glühwein trinken und Flammbrot essen und sich mit Freunden treffen. Ich war an diesem Wochenende schon auf zwei Christkindlmärkten hier in München, aber eigentlich ist es dafür noch zu warm. Das macht mehr Spaß, wenn Schnee liegt.
Jetzt werde ich erstmal überlegen, welche Geschenke ich für Weihnachten kaufen werde. Mehr zu Weihnachten in Deutschland erzähle ich Euch bald.
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von Annik Rubens | 17. November 2007 | Gesundheit & Soziales, SG Podcast-Episode
In Deutschland gibt es unzählige Vereine. Ein Verein ist eine Gruppe von Menschen, die ein gemeinsames Hobby oder Interesse haben. Sie organisieren sich in einer hierarchischen Struktur. Sie treffen sich regelmäßig und sie machen verschiedene Veranstaltungen. Es gibt zu allen möglichen Interessen Vereine. Zum Beispiel Sportvereine. Die sind manchmal so groß, dass sie sogar profitabel sind. Aber es gibt auch ganz kleine Vereine. Wenn man im Deutschen zum Beispiel negativ über Lokaljournalismus redet, dann sagt man, diese Journalisten würden nur über Kaninchenzüchtervereine schreiben. Insgesamt wird die Liebe der Deutschen zu ihren Vereinen abschätzig auch gerne Vereinsmeierei genannt.
Ein Verein muss in Deutschland mindestens sieben Mitglieder haben, und er muss bei einem Gericht eingetragen werden. Dann bekommt er die Abkürzung „e.V.“, eingetragener Verein. Es gibt auch gemeinnützige Vereine. Das bedeutet, dass der Verein Geld sammelt, das er einem guten Zweck zur Verfügung stellt. Er darf keinen Gewinn erwirtschaften.
An der Spitze eines Vereines steht der Vereinsvorsitzende. Er hat einen Stellvertreter, falls er mal keine Zeit hat oder verhindert ist. Dann gibt es noch einen Schriftführer, der die Protokolle der Sitzungen anfertigt. Und einen Schatzmeister oder Kassier, der für die Finanzen zuständig ist. Einmal im Jahr treffen sich alle Mitglieder zur Jahreshauptversammlung. Hier werden wichtige Dinge besprochen, und alle zwei Jahre wird ein neuer Vorstand gewählt. Dies muss heimlich geschehen, also wie bei politischen Wahlen mit Stimmzetteln. So wird verhindert, dass ein Betrug stattfindet oder Mitglieder zu einem Ergebnis gezwungen werden. Die Wahlen sollen demokratisch stattfinden.
Ich selber bin in einem Verein, der sich für die Lakota-Indianer in den USA einsetzt, und natürlich gibt es mittlerweile in Deutschland auch einen Podcastverein. Ich selber bin kein großer Freund von Vereinen. Ich finde, man kann die Zeit, die man hier für Bürokratie verwendet, sinnvoller gestalten. Was meint Ihr?
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von Annik Rubens | 9. November 2007 | Essen & Trinken, SG Podcast-Episode
Was trinken die Deutschen eigentlich? Darüber habe ich mir für Euch Gedanken gemacht. Der Tag beginnt für die Deutschen entweder mit Kaffee oder mit Tee. Zum Essen am Mittag oder Abend trinken sie gerne Mischgetränke. Ein Modegetränk ist die Apfelschorle. Das ist Apfelsaft gemischt mit Sprudel. Sprudel ist Mineralwasser mit Kohlensäure. Mittlerweile gibt es alle möglichen Fruchtsäfte, gemischt mit Sprudel. Maracujaschorle, Ananas-Schorle, Kirschsaftschorle. Der Vorteil: Schorle hat weniger Kalorien, ist nicht so süß, leichter verträglich und erfrischender als purer Saft.
Natürlich trinken die Deutschen auch gerne Cola oder Sprite. Aber auch hier mischen sie gerne: Ein typisches Getränk ist Spezi. Spezi besteht aus Cola, gemischt mit Orangenlimonade. Spezi gibt es fertig gemischt in Flaschen. Komisch, oder?
Wenn die Deutschen Alkohol trinken, dann am Liebsten Wein oder Bier. Je nach Region ist das unterschiedlich. Es gibt auch Cocktailbars, das ist klar. Aber wenn wir schon bei Mischgetränken sind, dann erinnere ich Euch an das Radler. Ein Bier gemischt mit Zitronenlimonade. Es gibt viele solche Getränke.
Früher hat man in Deutschland hauptsächlich schwarzen Filterkaffee getrunken. Mittlerweile haben sich die italienischen Einflüsse durchgesetzt und die Coffeeshops wie Starbucks sind auch hierher gekommen. Deswegen trinkt man jetzt am Liebsten Espresso, Capuccino oder Latte Macchiato. Latte Macchiato ist ein großes Glas heißer Milch mit Milchschaum, in die man einen Espresso kippt. In Italien trinken das Kinder – bei uns die Erwachsenen.
Habt Ihr jetzt Durst bekommen? Dann sage ich: Prost!
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von Annik Rubens | 31. Oktober 2007 | Feiertage & Feste, SG Podcast-Episode
Der erste Schnee ist hier in München schon letzte Woche gefallen. Immer wenn es langsam kalt wird und der Winter beginnt, freue ich mich. Denn das bedeutet, dass Allerheiligen bevorsteht. Ich gebe zu, nicht viele Menschen hier in Deutschland freuen sich auf diesen Tag. Es ist ein katholischer Feiertag, der immer am 1. November begangen wird. Und eigentlich steckt dahinter ein sehr trauriger Anlass: Man denkt an die Toten.
Ich möchte Euch nun aber mal erzählen, wie das in meiner Familie aussieht. Vor über 25 Jahren ist mein Opa gestorben. Ich war damals ein kleines Kind. Wie es der Brauch und die Tradition will, sind meine Eltern und ich damals am 1. November an das Grab meines Opas gefahren. Und so machen wir es seitdem jedes Jahr.
Der Tag beginnt bei uns damit, dass wir uns im Elternhaus meiner Mutter treffen. Dort kommt die ganze Familie zusammen, drei Generationen, aus ganz Deutschland. Wir gehen zusammen Mittag essen, und danach ziehen wir uns besonders warm an. Wir spazieren hinüber zum alten Friedhof und besuchen erst einmal andere Gräber. Die Gräber von Verwandten oder Freunden. Dort stehen jeweils deren Familien, und man spricht kurz miteinander. Dann stellt man sich an das eigene Familiengrab. In katholischen bayerischen Gemeinden wie der, in die ich immer fahre, steht beinahe an jedem Grab jemand. Dann beginnt ein Gottesdienst. Ein Pfarrer spricht und betet, eine Blaskapelle spielt traurige Lieder. Dann werden die Gräber gesegnet, der Pfarrer geht mit Weihwasser über den Friedhof.
Nach einer Stunde ist man durchgefroren. Man geht nach Hause und wir sitzen dann noch bis spät abends beisammen. Wir trinken Kaffee, essen Kuchen und essen später zu Abend. Es ist für mich ein wunderschöner Tag, denn zum einen finde ich es wichtig, an die Toten zu denken, zum anderen ist es der einzige Tag im Jahr, an dem die ganze Familie zusammen ist.
In Bayern hat man an diesem Tag übrigens frei. Man muss nicht arbeiten. Wir haben viele religiöse Feiertage hier.
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von Annik Rubens | 21. September 2007 | Feiertage & Feste, SG Podcast-Episode
Heute möchte ich Euch aus aktuellem Anlass etwas über das Oktoberfest erzählen. Denn das beginnt morgen hier in München. Ihr kennt es sicher alle, denn das Oktoberfest ist das größte Volksfest der Welt. Jedes Jahr besuchen rund sechs Millionen Menschen das Oktoberfest!
Alles begann im Jahr 1810. Kronprinz Ludwig heiratete Prinzessin Therese damals im Oktober. Auf einer Wiese außerhalb der Stadt veranstalteten sie zur Feier des Tages ein Pferderennen. Seitdem heißt die Wiese Theresienwiese. Mittlerweile ist die Stadt so sehr gewachsen, dass die Wiese nicht mehr am Rand der Stadt liegt, sondern mittendrin. Mittlerweile haben wir hier auch so etwas ähnliches wie die Freiheitsstatue in New York: Die Bavaria wacht mit einem Löwen an ihrer Seite über die Wiese. Man kann in ihren Kopf klettern und hat von dort einen wunderbaren Ausblick über die Stadt.
Jedes Jahr findet das Oktoberfest statt, es sei denn es herrschte Krieg oder die Stadt wurde von einer Cholera-Epidemie befallen. Weil es in München aber im Oktober manchmal schon sehr kalt ist, beschloss man, das Fest vorzuverlegen. Jetzt findet es im September statt – nur das letzte Wochenende ist im Oktober. Das Oktoberfest dauert immer drei Wochenenden, manchmal wird es etwas verlängert. Es dauert also immer 16 bis 18 Tage lang.
Die Gäste sind international. Die Münchner selbst gehen oft mit ihren Firmenkollegen auf das Oktoberfest, es kommen aber auch viele Australier und Japaner zum Feiern und Trinken hierher. Typisch ist, dass schon einige Wochen vor dem Beginn des Oktoberfests Italiener mit ihren Wohnwagen hier auftauchen. Sie parken die Wohnwägen am Rand der Theresienwiese und haben so ein perfektes Quartier – auch betrunken können sie so noch in ihr Bett wanken. Während des Wochenendes, an dem die meisten Italiener in München sind, werden übrigens im Radio auch die Verkehrsdurchsagen auf italienisch gemacht.
Eröffnet wird das Oktoberfest immer am Samstagmittag vom Oberbürgermeister. Das ist in München derzeit Christian Ude. Er steht dann vor einem riesigen Fass Bier und muss es anzapfen. Also das erste Bier ausschenken. Er ruft dann „Ozapft is“, und die Wies’n ist eröffnet.
Ich fahre am liebsten mit dem Riesenrad. Es wurde 1880 zum ersten Mal aufgestellt und war damals zwölf Meter hoch. Heute ist es 48 Meter hoch und man hat einen wunderbaren Blick auf die Stadt.
Neben Geisterbahnen, Autoscootern, Achterbahnen und ähnlichen Vergnügungsständen gibt es natürlich vor allem viele riesige Bierzelte auf der Wies’n. Man wird hier aber kein Heineken- oder Guiness-Zelt finden – auf dem Oktoberfest dürfen nur Münchner Traditionsbrauereien ihr Bier verkaufen. Das sind beispielsweise Löwenbräu, Paulaner, Augustiner oder Hacker-Pschorr. Das Hofbräu-Festzelt ist das größte und fasst 10.000 Besucher. Wenn eines der 14 großen Zelte voll ist, werden die Türen geschlossen. Erst wenn wieder einige Besucher gegangen sind, werden sie wieder geöffnet. Manchmal schließen die Zelte schon gegen elf Uhr vormittags ihre Türen, so viele Besucher sind hier.
Im Zelt trinkt man Bier in Literkrügen, den so genannten Maßkrügen. Dazu isst man Riesenbrezen mit Käse, Rettich (der in Bayern Radi heißt), gebratene Hähnchen oder sogar Ochsen. Ganze Ochsen drehen sich in einem Zelt um einen riesigen Grillspieß.
Immer mehr Münchner übrigens gehen wieder in traditionellen Trachten auf die Wies’n. Das heißt dass die Frauen ein Dirndl tragen, also ein Kleid mit Schürze, und die Männer eine Lederhose. Zwei Monate vor dem Oktoberfest eröffnen in München dann plötzlich überall Geschäfte, die diese Trachten verkaufen – danach sind sie wieder verschwunden.
Das Oktoberfest soll ein traditionelles Volksfest bleiben, das ist den Münchnern sehr wichtig. Es soll nicht nur um Alkoholexzesse gehen, sondern ruhig und familienfreundlich sein. Deswegen dürfen die Blaskapelle in den Zelten seit einiger Zeit nur noch relativ leise spielen, bis 18 Uhr abends müssen sie traditionelle Blasmusik spielen. Erst abends dürfen sie dann Pop und Schlagermusik anstimmen.
Ich wohne zum Glück nicht in der Nähe des Oktoberfestes. Meistens gehe ich auch nicht hin, es sind mir zu viele Menschen dort, es ist zu laut. Aber ich merke trotzdem, dass gerade Wiesn-Zeit ist: Denn auch hier, wo ich wohne, laufen viele Menschen in Tracht rum und gehen sogar so zur Arbeit.
So, das war mein Thema für heute. Ich werde am Sonntag zum Trachtenumzug gehen – da marschieren viele Gruppen aus ganz Europa in ihren Trachten durch München, mit Pferdekutschen und Musikkapellen.
Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg14kurz.pdf
von Annik Rubens | 13. September 2007 | Deutsche Medien, SG Podcast-Episode
Heute möchte ich Euch etwas über stumme Verkäufer erzählen. Was ein Verkäufer ist, wisst Ihr sicher: Er arbeitet in einem Laden und verkauft Waren. Das kann eine Bäckerei sein oder eine Metzgerei, ein Kiosk oder ein Supermarkt. Was aber ist ein stummer Verkäufer?
Ganz einfach: Ein stummer Verkäufer ist ein Kasten aus Metall, der auf vier Füßen steht. In diesem Kasten sind Zeitungen. Aktuelle Tageszeitungen. Oben ist dann noch eine Schlagzeile zu lesen, die neugierig machen soll auf die Zeitung. Diese Kästen nennt man in Deutschland stumme Verkäufer. Stumm ist jemand der nicht spricht.
Ich weiß, dass es Zeitungskästen natürlich auch in anderen Ländern gibt. Aber in Amerika zum Beispiel muss man erst Geld einwerfen, bevor man sie öffnen kann um eine Zeitung zu entnehmen. In München kann man einfach den Deckel anheben und sich eine Zeitung nehmen. Natürlich soll man Geld einwerfen, aber die Kästen sind keine Automaten. Man vertraut auf die Ehrlichkeit der Kunden.
Da die Münchner aber genauso unehrlich sind wie alle anderen Menschen, werden hin und wieder Kontrollen gemacht. Das Prinzip ist so ähnlich wie bei der U-Bahn: Während in anderen Städten wie Paris, London oder New York ein Zutritt zur U-Bahn nur mit einem Ticket möglich ist, kann man in München oder Berlin einfach in den Zug einsteigen. Kontrolliert wird nur in Stichproben – auch hier vertraut man auf die Ehrlichkeit der Bürger.
Zur Zeitungslandschaft in Deutschland kann man viel sagen, ich möchte Euch aber nur einige Zeitungen vorstellen. Die am meisten verkaufte Zeitung in Deutschland ist die BILD-Zeitung. Sie ist eine Boulevardzeitung, zu erkennen an riesigen Überschriften, nackten Frauen auf dem Cover und Skandal-Geschichten über Prominente. In Städten wie München gibt es zusätzlich noch weitere kleine Boulevardzeitungen wie die Abendzeitung.
Neben regionalen Zeitungen gibt es auch überregionale Zeitungen. Diese werden nicht nur in einer bestimmten Stadt oder einer bestimmten Region verkauft, sondern in ganz Deutschland. Ein Beispiel ist die Süddeutsche Zeitung oder die Frankfurter Allgemeine Zeitung.
Übrigens nennen wir Magazine in Deutschland Zeitschriften. Gemeint sind farbig gedruckte Zeitschriften in Heftform. Am bekanntesten ist hier der Spiegel, der einen sehr guten journalistischen Ruf hat und jeden Montag erscheint.
Alle diese Zeitungen und Zeitschriften haben übrigens mittlerweile eigene Internetseiten. Schmökert doch ein wenig herum! Den Spiegel gibt es auch auf Englisch zu lesen, falls das für Euch einfacher ist.
So, das war mein Thema für heute. Ein Foto von einem stummen Verkäufer stelle ich Euch ins Internet, und zwar auf slowgerman.com und natürlich auch bei Flickr.
Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg13kurz.pdf