von Annik Rubens | 22. September 2009 | Alltag, SG Podcast-Episode, Verkehr und Reisen
Eine Herberge ist eine Unterkunft, also ein Platz, wo man schlafen kann. Es ist so etwas ähnliches wie ein Hotel. Eine Jugendherberge ist wie der Name schon sagt ein Hotel für Jugendliche. Der Unterschied zu einem Hotel ist vor allem der Preis für ein Zimmer. Meistens sind Jugendherbergen viel billiger. Oft gibt es Mehrbettzimmer, also Zimmer mit mehreren Betten darin. Es gibt einen Speisesaal und meistens auch schöne Angebote für Familien, also zum Beispiel einen Spielplatz oder ein Schwimmbad. Noch ein Unterschied zum Hotel: Die Gäste müssen ihre Betten selbst mit Bettwäsche beziehen und vor Abreise wieder abziehen. Das macht im Hotel ein Zimmermädchen. Handtücher muss der Gast selber mitbringen oder in der Jugendherberge mieten.
Wie ist dieses Konzept entstanden? Die erste Jugendherberge entstand vor genau 100 Jahren, und zwar am 26. August 1909. Der Lehrer Richard Schirrmann war damals mit einer Schulklasse unterwegs. Er wollte acht Tage lang mit den Kindern wandern. In der ersten Nacht schliefen sie in der Scheune eines netten Bauern. In der zweiten Nacht allerdings tobte ein Gewitter und sie fanden lange keine Unterkunft. Schließlich kamen sie endlich in der Dorfschule unter. Der Lehrer konnte nicht schlafen – also kam ihm die Idee, für andere Wanderer eigene Herbergen einzurichten. Wenig später richtete er die erste Jugendherberge ein.
Die Idee setzte sich schnell durch: Schon 1932 gab es über 2100 Jugendherbergen. Damals hatten sie noch große Schlafsäle, in denen viele Kinder und Jugendliche zusammen in einem Raum schliefen. International werden die Jugendherbergen „Youth Hostels“ genannt. Weltweit gibt es mittlerweile 4500 Jugendherbergen, in Deutschland sind es noch 550. Diese Jugendherbergen haben unterschiedliche Standards: Jugendherbergen der Kategorie 1 sind eher einfach eingerichtet, die Herbergen der Kategorie 4 bieten gehobenen Komfort, sind also besser eingerichtet und ausgestattet.
Wichtig ist den Jugendherbergen, dass sie nicht nur eine Unterkunft sind. Sie stehen für Frieden. Sie wollen, dass Jugendliche und Kinder viel reisen, um andere Länder und andere Menschen kennenzulernen und dadurch Toleranz zu lernen. In einer solchen Herberge verbringt man oft Zeit mit anderen Gästen und lernt sich näher kennen. Oft werden Jugendherbergen genutzt, um mit einer ganzen Schulklasse zu reisen. Die Kinder dürfen zum Beispiel eine Woche lang Urlaub in einer Jugendherberge machen, anstatt in die Schule zu gehen. Dafür lernen sie vor Ort in der Jugendherberge mit ihrem Lehrer andere Dinge, zum Beispiel über die Umwelt und Natur. Der Leiter der Jugendherberge wird auch heute noch oft „Herbergsvater“ genannt. Und ein Klischee für Jugendherbergen, das oft wahr ist, ist der ständig aus einer großen Kanne ausgeschenkte Tee.
Wer in einer Jugendherberge übernachten möchte, muss nicht unbedingt ein Kind sein. Mittlerweile ist es möglich, auch als Erwachsener dort zu übernachten. Wichtig ist aber, ein Mitglied des Deutschen Jugendherbergswerk zu sein. Das ist die Organisation, zu der alle Jugendherbergen gehören. Das Deutsche Jugendherbergswerk, kurz DJH, ist übrigens ein eingetragener Verein. Über Vereine gab es schon eine Slow German-Folge, Ihr könnt sie gerne nachhören. Wer also in einer Jugendherberge übernachten möchte, muss Mitglied in dieser Organisation werden, und das kostet Geld, aber nicht viel. Momentan liegen die Beträge zwischen 12,50 Euro und 21 Euro für ein ganzes Jahr. Dazu kommt dann natürlich der Preis für eine Übernachtung, das Frühstück ist immer mit dabei.
Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg56kurz.pdf
von Annik Rubens | 20. Juli 2009 | Deutsche Musik, Kunst und Kultur
Ich möchte Euch hin und wieder deutsche Musik vorstellen. Im Podcast gibt es zwar auch schon deutsche Musik, aber die ist gemafrei, das bedeutet, dass ich sie kostenlos nutzen darf. All die andere Musik darf ich nicht nutzen – aber ich kann verlinken, und das werde ich ab sofort tun. Wir fangen an mit Roger Cicero, einem deutschen Jazz- und Swing-Sänger. Das Lied „Zieh die Schuh aus“ war sein erster großer Hit, mittlerweile gibt es 3 CDs von ihm. Hört genau hin, die Texte von Frank Ramond sind super! Ein paar Links zu ihm:
Roger Ciceros Internet-Seite
CD „Artgerecht“ bei Amazon.de / Amazon.com/ iTunes Deutschland
CD „Beziehungsweise“ bei Amazon.de / Amazon.com / iTunes Deutschland
CD „Männersachen“ bei Amazon.de / Amazon.com / iTunes Deutschland
von Annik Rubens | 10. Juli 2009 | Deutsche Medien, Kunst und Kultur, SG Podcast-Episode
Toshada und viele andere von Euch haben mich gebeten, über das Thema Fernsehen in Deutschland zu sprechen. Gerne!
Könnt Ihr Euch vorstellen, dass schon 1929 ein regelmäßiges Fernsehprogramm ausgestrahlt wurde? Zwar noch in schlechter Auflösung, aber immerhin! 1936 wurden die Olympischen Sommerspiele im Fernsehen gezeigt, ein großes Ereignis für das Dritte Reich. Natürlich war damals noch alles schwarz-weiß zu sehen. Das Farbfernsehen gab es in Deutschland erst ab 1967 für alle Zuschauer, die ein passendes Gerät hatten. Heute haben 95% der deutschen Haushalte ein Fernsehgerät.
Zu Beginn war Fernsehen Luxus – und eher langweilig. Denn es gab nur wenige Fernsehsender und diese sendeten auch nur kurze Zeit. Sogar als ich ein Kind war, war das Fernsehen noch ganz anders als heute. Nachts gab es nur ein Testbild zu sehen, eine bunte Grafik, und die Sender haben sich ausgeschaltet. Es gab die beiden großen öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF, die dritten Programme, das sind Regionalsender für jedes Bundesland, und erst ab 1984 gab es auch private Fernsehsender in Deutschland. Am bekanntesten sind hier RTL, SAT1 und ProSieben. Weil es am Anfang so wenige Sender gab, wurden sie von den Zuschauern nummeriert – und dieses Phänomen gibt es noch heute. Die ARD heißt „Das Erste“, mit dem Zweiten meint man das ZDF, das Zweite Deutsche Fernsehen, und die Dritten sind die Regionalprogramme.
ARD und ZDF sowie die Dritten finanzieren sich größtenteils aus Rundfunkgebühren. Jeder Deutsche, der Geld verdient und einen Fernseher hat, zahlt dafür Gebühren an die so genannte GEZ. Abends ab 20 Uhr dürfen diese Sender keine Werbung mehr zeigen. Die öffentlich-rechtlichen Sender haben einen Bildungsauftrag, sie sollen vor allem Information bieten. Heute leisten sie aber auch einen Beitrag zur Unterhaltung. Am Freitagabend gibt es in den Dritten gute Talkshows wie „3 nach 9“ oder die „NDR Talkshow“, am Samstagabend gibt es Unterhaltungsshows und am Sonntag Abend in der ARD den „Tatort“, den wohl berühmtesten deutschen Krimi nach „Derrick“. Am Sonntag läuft auch die „Lindenstrasse“, eine wöchentliche Serie, die seit 1985 läuft. Es gibt drei große deutsche Talkerinnen, sie sind allesamt sehr gute Journalistinnen: Anne Will, Maybrit Illner und Sandra Maischberger. Für Kinder produziert die ARD auch wunderbare Sendungen, zum Beispiel die berühmte „Sendung mit der Maus“, eine Wissenssendung, die auch viele Erwachsene sehen.
Die privaten Sender finanzieren sich ausschließlich aus Werbeeinnahmen. Es gibt vor allem zwei große Konzerne in Deutschland, die Fernsehen machen: Die ProSiebenSat1 Media AG hat ihren Sitz in München, und zu ihr gehören vier Fernsehsender. Wie der Titel schon sagt sind das ProSieben, Sat1, dazu noch kabel eins wo viele amerikanische Sitcoms laufen und N24, ein Nachrichtensender.
Die zweite große Firma ist die RTL Group in Köln, zu ihr gehören der Sender RTL, der Nachrichtensender n-tv und Teile von RTL2, VOX und Super RTL. RTL startete 1992 die erste deutsche Seifenoper, also eine Soap. Sie heißt „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“, und läuft täglich im Fernsehen. Seit einigen Jahren gibt es auch Telenovelas in Deutschland. Abends laufen aber meistens die großen amerikanischen Serien wie „Dr. House“, „Desperate Housewives“ und so weiter, sie sind alle ins Deutsche übersetzt und synchronisiert.
Es gibt noch viele andere Sender, zum Beispiel Musiksender wie MTV oder VIVA, wir empfangen CNN und in manchen Gegenden die BBC. Ich selber habe Kabelfernsehen, mein Fernsehprogramm kommt also aus der Steckdose. Ich habe 34 Sender zur Auswahl, das meiste davon ist Quatsch, wie zum Beispiel Shoppingsender. Man kann aber auch eine Satellitenschüssel installieren, dann hat man eine größere Auswahl an weltweiten Angeboten. Oder man nutzt Pay-TV und bezahlt für eine Settop-Box, dann kann man ebenfalls weitere Kanäle sehen. In Deutschland hieß der Pay-TV-Anbieter bis vor kurzem Premiere, jetzt heißt er Sky.
Rein subjektiv kann ich euch sagen, dass ARD und ZDF qualitativ meistens gute Sendungen machen, allerdings oft für ein älteres Publikum. Dort laufen also auch Volksmusiksendungen am Abend. Die beste Sendezeit beginnt bei uns übrigens um 20.15 Uhr, denn um 20 Uhr läuft die bekannteste Nachrichtensendung Deutschlands, die Tagesschau, die es übrigens auch als Podcast gibt. RTL macht hauptsächlich Unterhaltung, dort laufen Spielfilme und die Sendungen „Wer wird Millionär“ oder „Deutschland sucht den Superstar“, die aus dem amerikanischen kopiert wurden. „Deutschland sucht den Superstar“ heißt im Original „American Idol“. Sat1 und ProSieben liefern ebenfalls Spielfilme und Unterhaltungsshows, momentan ist ProSieben bekannt dafür, Formate wie „Popstars“ oder Heidi Klums Topmodel-Show auszustrahlen. Derzeit sind überhaupt Casting-Formate der große Renner in Deutschland. Sie machen Quote, das bedeutet: Die Einschaltquote ist hoch, viele Menschen sehen diese Sendungen.
Die wohl bekannteste deutsche Sendung ist allerdings keine amerikanische Kopie, sondern eine rein deutsche Idee: „Wetten, dass…?“. Es gibt sie seit 1981. In der Sendung schließen Menschen Wetten ab. Das sind oft kuriose Dinge. Zum Beispiel hat ein Mann gewettet, dass er schneller eine Schüssel Wasser austrinken kann als sein Hund. Als Wettpaten werden Prominente eingeladen. Sie sagen dann: Ja, der Mann schafft das. Oder: Nein, er schafft es nicht. Wenn sie verlieren, müssen sie etwas tun – zum Beispiel in Frauenkleidern auftreten oder durch einen brennenden Reifen springen. Thomas Gottschalk moderiert diese Sendung seit 1987. Er ist damit der bekannteste Showmaster Deutschlands. Welche wichtigen Menschen gibt es in der deutschen Fernsehlandschaft noch? Zum Beispiel Günther Jauch. Er moderiert „Wer wird Millionär“ und „Stern.TV“, ein journalistisches Magazin. Er ist so beliebt in Deutschland, dass er bei Umfragen immer zum Bundespräsidenten gewählt wird. Frech und sarkastisch ist Harald Schmidt, der lange als Nighttalker aktiv war in der Rolle, die in den USA Jay Leno und David Letterman innehaben. Es gibt noch viele andere, Stefan Raab, Johannes B. Kerner, Jörg Pilawa, Oliver Pocher, Reinhold Beckmann. Aber für heute habe ich genug erzählt. Ihr merkt schon, man kann viel zu diesem Thema sagen! Wenn Ihr Lust auf deutsches Fernsehen habt: ARD und ZDF haben eine Mediathek, in der man im Internet stöbern kann. Und alle Sender haben mittlerweile eigene Sendungen oder Teile davon als Podcast ins Internet gestellt. Die Sendung mit der Maus kann ich Euch wärmstens empfehlen!
Jetzt aber wieder Musik, und zwar von den Liedermachern „Simon & Jan“. Das Stück heißt „Die Tafel“ und ist auf MySpace zu finden: http://www.myspace.com/simonundjan
Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg55kurz.pdf
von Annik Rubens | 6. Juli 2009 | Absolute Beginner, SG Podcast-Episode
]Hello and welcome to a new series here at Slow German. There will be new episodes as before, but I will include a few episodes for absolute beginners. They are meant for people who for example are travelling to Germany and who want to speak a few words in the native language…
First of all, you want to be able to say yes and no. That’s the easy part. If you want to say yes, say „Ja“. „Ja“. If you want to say no, say „nein“. Nein.
When travelling in a foreign country, it is important to be nice to the people you meet. After all, everything you do will reflect on your own country. If you’re an American and you’re acting loud the Germans will say: Americans are loud! So be careful what you do!
Our next words are please, thank you and sorry or pardon. If you want to thank somebody for something, you simply say „Danke“. Danke. In reply to that, the other person will answer „bitte“. Bitte. If you want to attract the attention of somebody, for example a person working in a store, or if you bump into somebody, you say „Entschuldigung“. I know this is a hard word to say and everybody will understand if you say „sorry“, but the correct German word is Entschuldigung. Ent-schul-di-gung.
Alright, very good so far! Now let’s get to four words that you can use for directions. There is left and right. Left is links, links, and right is rechts, rechts. It’s easy to memorize, because the first letter of the words is the same. Links and rechts. In rechts you have a sound that is not common in many other languages, the „ch“-Sound. Your mouth forms a wide grin, like if you want to say „eeeee“. Now if you lift the middle part of your tongue a little bit, you will get this sound. „Ch“. Two more words for directions: Up and down. Up is „oben“, oben, and down is „unten“, unten.
Let’s get to different greeting formulas. You can always say „Guten Tag“, no matter what time it is. It jus means „A good day to you“. If you want to specify, you can wish a good morning or good evening. Then it is „Guten Morgen!“ or „Guten Abend“. Guten Morgen. Guten Abend. The more colloquial form is „Hallo“. Hallo. If you are in Southern Germany, in Bavaria or even in our neighbor-country Austria, you will often hear „Grüß Gott“. This means „God is greeting you“, meaning „God bless you“. I am not a Christian and I say it anyway – it is very common in Southern Germany. Grüß Gott.
If you want to leave, there are also different possibilities. You can say „Auf Wiedersehen“, auf Wiedersehen, meaning „until we see us again“. The more colloquial form is „Tschüss“ or the Italian „ciao“. Tschüss. Ciao. Auf Wiedersehen!
Four more words to go, then we are through with this first episode of Slow German for Absolute Beginners. Let’s say you enter a hotel, or you want to introduce yourself to somebody. Then you say „Ich heiße…“ and then your name. I would say „Ich heiße Annik“. In a hotel, you would follow up with something like „Ich habe eine Reservierung“, if you have a reservation for a room. We also copied the English form of that sentence, so you can also introduce yourself by saying „Mein Name ist…“. Mein Name ist Annik.
Ok, now three important places for every traveler. If you travel by train, you need the trainstation. Bahnhof. Bahnhof. If you fly to Germany, you will arrive at the airport, the Flughafen. Flughafen. And if you need a taxi, guess what? You can call a Taxi! I guess that word is the same in almost every language. We just pronounce it a little differently. Taxi. Taxi.
That’s it for now, in the next easy episode I will tell you what to say if you’re in a restaurant. If you have questions or ideas what to teach next, write me an e-mail at podcast@slowgerman.com . You can find the text and the vocabulary to this episode as well as many infos on slowgerman.com. Auf Wiedersehen! Or better: Auf Wiederhören!
von Annik Rubens | 12. Juni 2009 | Bildung & Wirtschaft, SG Podcast-Episode
Momentan ist eines der größten Themen die Finanz- und Wirtschaftkrise. Fan hat mich nun gebeten, über das deutsche Bankwesen zu sprechen, und das werde ich gerne tun.
Es gibt viele sehr bekannte deutsche Banken, zum Beispiel die Deutsche Bank oder die Commerzbank. In Deutschland gibt es sehr wenige Privatbanken, dafür aber viele öffentlich-rechtliche oder genossenschaftliche Banken. Das ist alles etwas kompliziert, im Grunde kann man sagen, es gibt drei verschiedene Arten von Banken in Deutschland. Zum einen gibt es die Genossenschaftsbank – eine Genossenschaft ist eine bestimmte Rechtsform. Die bekannteste Genossenschaftsbank in Deutschland ist wohl die Volks- und Raiffeisenbank. Die zweite Art ist eine öffentlich-rechtliche Bank, zum Beispiel eine Sparkasse. Das Hauptziel der Sparkassen ist nicht, Gewinne zu erzielen. Vereinfacht gesagt geht es ihnen mehr um den Bürger als um das Geld. So sollte es zumindest sein. Die dritte Bankenart ist die Privatbank.
Was kann man bei einer Bank alles machen? Zunächst mal hat man oft schon als Kind die Möglichkeit, das ersparte Geld zur Bank zu bringen. Ich erinnere mich, dass ich ein Sparschwein hatte – das war ein Schwein aus Porzellan, das oben einen Schlitz hatte. Dort konnte man Münzen hineinwerfen. Wenn das Schwein voll war, wurde es zur Bank gebracht und das Geld auf ein Sparkonto eingezahlt. So haben viele deutsche Kinder gelernt, zu sparen.
Später eröffnet man bei der Bank ein Girokonto. Das passiert meist dann, wenn man anfängt zu arbeiten und regelmäßige Einnahmen hat. Ein Girokonto ist sehr praktisch. Man kann viele Zahlungen automatisieren, das nennt man dann einen Dauerauftrag. Ich habe es zum Beispiel so eingerichtet, dass an jedem ersten Tag im Monat das Geld für die Miete automatisch von meinem Konto auf das Konto meiner Vermieterin überwiesen wird.
Schecks werden in Deutschland nur noch sehr selten von Privatpersonen verwendet. Stattdessen gibt es so genannte Einzugsermächtigungen. Ich habe zum Beispiel einen Vertrag unterschrieben, und dieser Vertrag erlaubt meinem Stromanbieter, dass er jeden Monat oder jedes Quartal Geld von meinem Konto abbuchen darf. Er holt sich also das Geld selber, das der Strom kostet. Das gleiche gilt für die Heizung, das Wasser, Versicherungen und ähnliches. Daher muss ich mich um nichts mehr kümmern, alles ist automatisiert.
Wenn ich einer anderen Person Geld schicken möchte, weil ich zum Beispiel bei eBay etwas gekauft habe, dann kann ich das Geld überweisen. Eine Überweisung ist ein Blatt Papier, ein Formular. Dort trage ich meinen Namen ein und meine Kontonummer, und den Namen und die Kontonummer des Menschen, bei dem ich etwas gekauft habe. Dann noch den Geldbetrag, und einen so genannten Verwendungszweck, also ein Stichwort, damit der Verkäufer weiß, wofür das Geld gedacht ist. Diese Überweisung gebe ich dann bei der Bank ab, und das Geld wird überwiesen. Noch einfacher ist es online – die meisten Banken bieten mittlerweile in Deutschland Online-Banking an. Hier kann ich online ausfüllen, wem ich Geld schicken möchte, und alles geht ganz schnell. Damit die Bank weiß, dass nur ich Zugriff auf das Konto habe, hat sie mir einen Online-Zugang eingerichtet, der mit einem Passwort geschützt ist. Dieses Passwort habe ich per Post zugeschickt bekommen. Außerdem muss ich jede Transaktion, also zum Beispiel jede Überweisung, mit einer TAN-Nummer bestätigen. Diese TAN-Nummern bekommt man ebenfalls per Post geschickt.
Natürlich kann man auch in Deutschland längst mit Plastik bezahlen. Das bedeutet, man kann Plastikkarten benutzen, um zu bezahlen. Am weitesten verbreitet sind ec-Karten. EC steht dabei für Electronic Cash. Mit so einer Karte kann ich auf mein Girokonto zugreifen. Zum Beispiel kann ich an einem Bankautomaten Geld abheben. Dafür muss ich die ec-Karte in den Automaten einführen, dann meine PIN-Nummer eingeben, das sind vier Zahlen, und dann kann ich Bargeld abheben. Ich kann mit der ec-Karte auch einkaufen. Im Supermarkt fragt mich die Kassiererin dann entweder nach meiner PIN-Nummer, die man dann selber eintippen muss, oder man muss einen Bon unterschreiben, also einen Kassenzettel. Das geht einfach und schnell. Praktisch ist auch, dass man mit der ec-Karte oft auch in ganz Europa bezahlen kann, und zwar immer dann, wenn auf der Karte auch das „Maestro“-Zeichen abgedruckt ist.
Kreditkarten sind in Deutschland auch verbreitet, aber es ist noch nicht üblich, dass man kleine Beträge mit der Kreditkarte bezahlt. Vor allem amerikanische Ketten wie Starbucks akzeptieren zwar Kreditkarten auch für einen Kaffee, oft aber ist es nicht so. Das hängt vor allem damit zusammen, dass die Kreditkartengesellschaften wie VISA oder Mastercard Gebühren vom Verkäufer verlangen. Sein Gewinn ist also geringer, wenn der Kunde mit Karte bezahlt. Vor allem in Tankstellen oder Restaurants und in Kaufhäusern kann man aber ohne Probleme mit der Kreditkarte bezahlen.
Natürlich gibt es noch viele weitere Funktionen einer Bank. Man kann Geld auf so genannte Festgeldkontos legen, bei denen man dann höhere Zinsen bekommt. Man kann Aktien kaufen oder in Fonds investieren, man kann Kredite aufnehmen und vieles mehr – aber das führt jetzt zu weit. Wir hören lieber Musik – und zwar diesmal von Trashure „Die Frau die mich nicht sieht“.
Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg54kurz.pdf
von Annik Rubens | 29. Mai 2009 | Gesundheit & Soziales, SG Podcast-Episode
Courtenay aus Tennessee möchte gerne etwas über einen Arztbesuch in Deutschland erfahren. Ich habe Euch ja schon erzählt, dass man in der Regel zunächst einen Termin beim Arzt vereinbart. Die Koordination übernimmt die Sprechstundenhilfe. Das ist meistens eine Frau, die in der Arztpraxis am Telefon die Termine annimmt und einträgt. Sie hat noch weitere Aufgaben, die meisten davon sind Bürotätigkeiten. Dann nimmt man im Wartezimmer Platz und wartet, bis man an die Reihe kommt.
Der Arzt oder eine Arzthelferin kommen dann ins Wartezimmer und rufen entweder den Namen auf oder sagen „Der Nächste, bitte“. Der Arzt hat eine Karteikarte, auf der die Krankengeschichte des Patienten steht. Also zum Beispiel wie alt er ist, wieviel er wiegt, wie groß er ist, welche Krankheiten er bereits hatte, wann er zuletzt beim Arzt war oder welche Medikamente ihm verschrieben wurden.
Dann fragt der Arzt den Patienten, was ihm fehlt. Der Patient kann dann beschreiben, dass ihm zum Beispiel der Bauch weh tut. Oder dass er Halsschmerzen hat. Er kann berichten, dass er seit ein paar Tagen Fieber hat, Husten oder Schnupfen. Oder falls er sich verletzt hat kann er erklären, wie alles passiert ist – wenn er zum Beispiel vom Fahrrad gestürzt ist und sich dabei ein Bein gebrochen hat oder ähnliches.
Der Arzt stellt dabei weitere Fragen. Er fragt, wie lange die Schmerzen schon anhalten. Er fragt, ob die Schmerzen nur manchmal existieren oder immer da sind. Er fragt, ob es zum Beispiel in der Familie ähnliche Probleme gibt, ob man eventuell eine Krankheit geerbt hat. Und ob es Medikamente gibt, die man nicht verträgt oder gegen die man allergisch ist. Er versucht, aus den Symptomen eine Diagnose zu ziehen. Das bedeutet: Er setzt die verschiedenen Schmerzen zusammen und versucht herauszufinden, was die Ursache ist.
Der Arzt hat verschiedene Möglichkeiten, den Patienten zu untersuchen. Zunächst wird er oft den Patienten bitten, sich freizumachen. „Machen Sie sich bitte frei!“ bedeutet in diesem Fall: Die Kleidung ausziehen. Meistens aber nur an der Stelle, die Schmerzen bereitet, also zum Beispiel das T-Shirt ausziehen, damit der Arzt die Lunge abhören kann oder den Bauch abtasten. Oft wird er dann Maschinen benutzen, um den Patienten weiter zu untersuchen. Er kann zum Beispiel mit einem Ultraschallgerät arbeiten. Das passiert zum Beispiel bei Schwangeren. Dabei trägt er erst ein kühles Gel auf die entsprechende Stelle auf und fährt dann mit einem Ultraschallkopf darüber. Auf einem Monitor sieht er dann in den Bauch. Wenn man sich ein Bein gebrochen hat, dann muss man den Bruch röntgen, um genau zu sehen, was gebrochen ist. Mit einem Röntgengerät kann man Knochen abbilden.
Wenn der Arzt die Symptome richtig erkannt hat, kann er eine Diagnose stellen. Er kann dem Patienten dann sagen, an welcher Krankheit er leidet oder welche Ursache die Schmerzen haben.
Normalerweise bekommt man dann ein Rezept vom Arzt. Auf diesem Blatt Papier stehen Angaben für einen Apotheker. Dort bekommt man die Medizin, die der Arzt verschrieben hat. Oft bekommt man Antibiotika verschrieben, wenn man zum Beispiel eine Lungenentzündung hat. Wer sich dagegen ein Bein gebrochen hat, der bekommt wahrscheinlich einen Gips, damit wird der Bruch ruhig gestellt, damit er wieder heilen kann. Manche Patienten werden auch ins Krankenhaus eingewiesen, um dort weiterbehandelt oder operiert zu werden, wenn sie schwer krank sind.
Zum Arzt kann man aber auch gehen, wenn man gar nicht krank ist. Ich werde demnächst dorthin gehen, um meinen Impfschutz zu erneuern. Ich habe ein gelbes Heft, das ich bei meiner Geburt bekommen habe. Darin stehen alle Impfungen, die ich bis jetzt bekommen habe. Impfungen sind in der Regel Injektionen. Man bekommt also zum Beispiel eine Spritze, damit man in Zukunft keine Masern, Röteln oder Windpocken bekommen kann.
Man kann auch zu einem Check-Up gehen. Dann macht der Arzt verschiedene Tests. Er lässt einen zum Beispiel auf einem Hometrainer fahren. Ein Hometrainer ist bei uns ein Fahrrad, das in der Wohnung steht und stabil befestigt ist. Man kann damit nicht wirklich fahren, sondern nur in die Pedale treten. Während dieses Tests ist man an eine Maschine angeschlossen, die zum Beispiel misst, wie stark das Herz klopft. Der Arzt kann dann auch den Blutdruck messen oder Blut abnehmen und es im Labor untersuchen. So weiß man, ob man gesund ist.
Heute passenderweise der Song „Schmerzfrei“ von Max Passion.
Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg53kurz.pdf
von Annik Rubens | 5. Mai 2009 | SG Podcast-Episode, Verkehr und Reisen
[smart_track_player url=“https://slowgerman.com/folgen/sg52.mp3″ title=“SG #052: Automobile“]Wer momentan in Deutschland Nachrichten liest, sieht oder hört, dem begegnet ein Thema besonders häufig: Die Finanzkrise. Am stärksten betroffen ist in Deutschland derzeit die Automobilindustrie. Victor aus Mexiko hat mich gebeten, darüber zu sprechen.
In Deutschland arbeiten rund 800.000 Menschen in der Automobilindustrie. Sie stellen Autos her. Es gibt viele bekannte Automarken, die aus Deutschland stammen. Wer in Deutschland mal die Autos anschaut, der sieht vor allem Volkswagen, Mercedes Benz (also Daimler), Opel, BMW und Audi. Gut, ein paar Porsches gibt es natürlich auch noch, und viele andere Automarken, die nicht aus Deutschland stammen. Am erfolgreichsten sind Daimler und Volkswagen. In Deutschland gibt es ungefähr 41 Millionen PKW, das steht für Personenkraftwagen, also normale Autos. Die größeren Lastwagen nennt man LKW für Lastkraftwagen. Das bedeutet, dass ungefähr jeder zweite Deutsche ein Auto hat.
Die Automobilindustrie hat eine lange Tradition in Deutschland, und das ist kein Wunder. Denn das Auto wurde 1885 erfunden – von Carl Benz, einem Deutschen.
Es gibt viele Begriffe, die Ihr vielleicht noch nicht kennt. Wisst Ihr zum Beispiel, wie wir ein offenes Auto nennen? Das ist ein Cabrio. Ein Auto, in dem zwei Menschen Platz haben, nennen wir einen Zweisitzer. Das bekannteste deutsche Auto in dem nur zwei Menschen sitzen können, ist wohl der Smart, ein tolles, kleines Auto!
Ein sehr beliebtes Auto der Deutschen ist der VW Golf. Wenn man sich ein Auto kaufen möchte, kann man entweder ein neues Auto kaufen oder ein gebrauchtes. Beim Verkauf bekommt man die Papiere – den Fahrzeugschein und den Fahrzeugbrief. Wer diese beiden Papiere offiziell besitzt, dem gehört das Auto.
Ein Auto darf aber nicht sofort auf die Straße: Erst muss es zugelassen werden. Dazu geht man zu einer speziellen Behörde, der Zulassungsstelle. Dort meldet man das Auto an, und dann bekommt man Kennzeichen, also Nummernschilder. Das sind zwei längliche Metallschilder, die man vorne und hinten am Auto montiert. Daran kann es erkannt werden. In Deutschland beginnt das Kennzeichen immer mit einem, zwei oder drei Buchstaben. Diese Buchstaben stehen für eine Stadt oder eine Region. Je weniger Buchstaben, desto größer die Stadt. M steht für München, B für Berlin, S für Stuttgart, K für Köln.
Auf dem Nummernschild steht nach diesem Buchstaben ein kleiner Strich – und darüber und darunter sind zwei bunte Aufkleber zu sehen, so genannte Plaketten. Diese Plaketten bekommt man vom TÜV. Der TÜV ist eine Institution, die kontrolliert, ob das Auto in Ordnung ist. Ob es sicher ist und funktioniert. Alle zwei Jahre muss man das Auto zur Kontrolle bringen und bekommt dann eine neue Plakette.
Ist das Auto dann endlich zugelassen, kann man damit fahren. Es gibt zwei Arten von Autos: Autos mit Automatikgetriebe und Autos mit manueller Gangschaltung. Als ich ein Kind war, hatten alle Autos in Deutschland eine manuelle Gangschaltung. Heute hat sich das geändert: Immer mehr Deutsche kaufen Automatik-Autos. Ich kann das gut verstehen, es ist bequemer. Mein kleines Auto hat aber nach wie vor eine manuelle Gangschaltung.
Bevor man sich hinter das Steuer eines Autos setzen darf, muss man einen Führerschein machen. Dazu geht man in die Fahrschule. Hier bezahlt man Geld dafür, damit ein Fahrlehrer einem beibringt, Auto zu fahren. Man lernt wie die Gangschaltung funktioniert, wo der Blinker ist, wie man einparkt und so weiter. Und natürlich muss man auch die Verkehrsregeln beachten. Daher ist der Unterricht in der Fahrschule in einen Theorie- und einen Praxisteil gegliedert. Am Ende muss man eine theoretische und eine praktische Prüfung machen. Wenn man sie beide besteht, bekommt man den Führerschein, der aussieht wie eine Kreditkarte aus Plastik.
Übrigens müssen Autos in Deutschland versichert sein! Das ist Pflicht. Falls man einen Unfall baut, an dem man nicht schuld ist, kann man also sicher sein, dass man unterstützt wird.
Vor allem wenn man ein altes Auto hat, kann es passieren, dass man eine Autopanne hat. Das Auto ist kaputt und fährt einfach nicht mehr. Dann rufe ich den ADAC an, das ist ein Club, bei dem man Mitglied werden kann. Es gibt natürlich noch andere Clubs wie den ADAC, ich nehme ihn nur als Beispiel. Jedenfalls kommt der ADAC dann mit einem seiner gelben Autos zu mir und versucht, mein Auto vor Ort zu reparieren, wenn es nur eine Kleinigkeit ist. Wenn es schlimmer ist, muss das Auto abgeschleppt werden. Dann zieht es ein Abschleppwagen bis zur nächsten Werkstatt. Mir ist das letztes Jahr passiert, es war sehr aufregend!
Ich merke, ich könnte Euch noch viel zum Thema Autos erzählen – es ist ein sehr wichtiges Thema in Deutschland! Momentan gibt es zum Beispiel eine so genannte Abwrackprämie – wer sein altes Auto verschrottet, also zu Müll macht, der bekommt Geld vom Staat, wenn er sich dafür ein neues Auto kauft. So soll die Automobilindustrie angekurbelt werden, angekurbelt bedeutet in diesem Fall, sie soll unterstützt werden.
Jetzt noch Musik, und zwar von Hans Dampf „Dabei dachten wir“.
Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg52kurz.pdf
von Annik Rubens | 27. April 2009 | Deutsche Filme, Kunst und Kultur, SG Podcast-Episode
Heute mal wieder ein Filmtipp von mir. Er ist aus dem Jahr 2003 und heißt „Good Bye, Lenin!“
Im Film geht es um eine Familie in Ostdeutschland. Der Vater hat die Familie verlassen und ist in den Westen geflüchtet. Die Mutter bleibt mit ihren beiden Kindern in der DDR zurück. Sie setzt sich für den Sozialismus ein. Eines Tages sieht sie, wie ihr Sohn Alexander bei einer Demonstration festgenommen wird. Der Schock ist für sie so groß, dass sie einen Herzinfarkt bekommt und ins Koma fällt. Es ist das Jahr 1989, und die Mauer fällt. Aber Christiane Kerner bekommt davon nichts mit, weil sie im Koma liegt.
Erst ein halbes Jahr später wacht sie wieder auf. Ihr Körper ist noch schwach, sie darf sich nicht aufregen, das wäre schlecht für ihr Herz. Aber es ist viel passiert. Die DDR gibt es nicht mehr. Wäre das nicht ein lebensgefährlicher Schock für die Frau?
Deswegen hat ihr Sohn Alexander die Idee, es ihr einfach nicht zu erzählen. In ihrer Wohnung lässt er die DDR wieder aufleben. Gemeinsam mit einem Freund nimmt er sogar eine Nachrichtensendung auf, die die Mutter dann im Fernsehen sieht. Es ist rührend zu sehen, wie viel Mühe sich der Sohn macht, um seine Mutter vor der Aufregung zu schützen. Er hat selber Spaß daran, sich seine eigene DDR zu erfinden.
Wie der Film ausgeht, verrate ich hier nicht. Die Hauptrolle des jungen Alexander wird gespielt von Daniel Brühl, der einer der bekanntesten deutschen Schauspieler seiner Generation ist. Die Regie führte Wolfgang Becker. Der Film war ein großer Erfolg in Deutschland, sechs Millionen Menschen haben ihn im Kino gesehen. Er bekam neun Deutsche Filmpreise und den Europäischen Filmpreis Felix.
Mir hat der Film damals sehr gut gefallen, weil er zum einen die Charaktere sehr warmherzig und humorvoll porträtiert. Zum anderen zeigt er die Suche eines jungen Mannes danach, was die DDR eigentlich war. Schaut Euch diesen Film an, wenn Ihr ihn noch nicht gesehen habt!
Musik gibt es diesmal auch wieder, und zwar von Ewa Firsowicz das Lied „Kennst Du nicht auch“.
Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg51kurz.pdf