


SG Dialog #3: Im Supermarkt
Entschuldigung, wo sind denn hier die Tomaten?
Da vorne, in der Gemüseabteilung.
Da habe ich schon nachgeschaut, aber ich habe sie nicht gesehen.
Doch, sie sind vorne links, gleich am Eingang.
Danke, ich geh nochmal nachsehen. Ist denn momentan irgendwas im Angebot?
Wir haben frischen Spargel, da kostet das Pfund nur 5 Euro.
Oh, das klingt gut. Ist der Spargel denn aus Deutschland oder wurde er importiert?
Das ist deutscher Spargel. Bayerischer, um genau zu sein.
Schön, da nehme ich ein Pfund mit. Oder besser gleich zwei.
Sie haben wohl Hunger?
Und wie! Ich weiß, man sollte nicht hungrig einkaufen gehen, sonst kauft man noch mehr ein als man braucht.
Tja, mich würde es freuen. Kann ich Ihnen noch etwas anbieten?
Zum Spargel bräuchte ich noch Kartoffeln.
Die sind dort drüben, neben den Zwiebeln. Wir haben ganz junge, zarte Kartoffeln, die muss man nicht schälen.
Gut, dann ist der Abend also gerettet. Spargel mit Kartoffeln. Schinken hole ich noch hinten an der Fleischtheke. Und ein bisschen Butter als Sauce habe ich noch daheim.
Wie sieht’s mit einer Nachspeise dazu aus?
Nachspeise? Was passt denn zu Spargel?
Natürlich der Klassiker: Erdbeeren. Frische Erdbeeren. Mit etwas Vanilleeis vielleicht.
Oh ja! Gute Idee. Und dann bräuchte ich noch etwas Weißwein zum Spargel. Ich habe sonst nur Leitungswasser daheim.
Stimmt, habe ich vergessen zu fragen… Sonst noch einen Wunsch?
Naja… Ich weiß nicht wie ich das jetzt sagen soll…
Was denn?
Ich hab ehrlich gesagt gar keine Lust, das schöne Essen alleine zu essen. Haben Sie nicht Lust, mitzuessen?
Na da sag ich nicht nein. Sehr gerne!
Dann bis später – sagen wir um 8? Ich schreib Ihnen meine Adresse auf…
Super. Bis dann!
Ciao!
Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sgdialog3.pdf
Hannes Wader
Hannes Wader ist einer der großen alten Männer der deutschen Liedermacherszene. Seit über 40 Jahren steht er als Sänger auf der Bühne. Zu seinen Freunden mit denen er auch gelegentlich auftritt zählen Reinhard Mey und Konstantin Wecker, die ich euch schon vorgestellt habe.
Wader hatte 1966 seinen ersten großen Auftritt. In seinen Liedern greift er oft Missstände und Ungerechtigkeiten auf. Er hat zum Beispiel ein ganzes Album mit revolutionären alten Arbeiterliedern gemacht.
Er hat sich aber auch der deutschen Volksmusik angenommen. Es gibt bei uns zwei Arten von Volksmusik. Zum einen die „volkstümliche Musik“, das ist die kommerzielle, weichgespülte heile Welt-Variante, und dann gibt es noch die authentischen Volkslieder, bei denen es auch oft um das Leiden des Volkes und um Missstände geht. Das kann man entfernt mit dem Unterschied zwischen Country und Folk in den USA vergleichen. Hannes Wader ist also so eine Art deutscher Folksänger. Er hat zum Beispiel eine CD gemacht, auf der nur Volkslieder sind, sie heißt Volkssänger. Die Lieder die er darauf singt sind alle mehrere hundert Jahre alt. Das Deserteurslied „O König von Preußen“ ist zum Beispiel aus dem 18. Jahrhundert und beschreibt, mit welch üblen Mitteln damals die Soldaten rekrutiert wurden und wie schwer ihr Leben war. Auf YouTube ist hier eine Version der norddeutschen Folkgruppe Liederjan zu finden. Des weiteren hat Hannes Wader auch eine CD mit plattdeutschen Liedern gemacht. Plattdeutsch ist eine eigene Sprache, die im Norden Deutschlands und im Osten der Niederlande gesprochen wird.
Es gibt auch eine ganz außergewöhnliche CD von Hannes Wader, auf der er Lieder des großen österreichischen Komponisten Franz Schubert singt. Die Forelle ist eines seiner bekanntesten Lieder. Für diese CD nahm er sogar ein Jahr Gesangsunterricht, um sich die nötige Technik anzueignen.
Solche Lieder singt er heute aber nur noch selten. Auf Konzerten singt er jetzt meist eigene Lieder. Hannes Wader nimmt in der deutschen Musikszene einen ganz besonderen Platz ein. Für sein Schaffen bekam er 2012 den Weltmusik-Preis und 2013 wurde er für sein Lebenswerk mit dem Echo-Preis geehrt.
Hier findet man seine Homepage, seine Musik gibt es bei iTunes.de und iTunes.com sowie bei Amazon.de und Amazon.com.

SG #085: Öko und Bio
Wenn Ihr in Deutschland einkaufen geht, werdet Ihr sehr oft das Wort „Bio“ sehen. Es ist derzeit im Trend. Es gibt ganze Abteilungen in Supermärkten, in denen alles „bio“ ist. Und nicht nur das: Es gibt ganze Supermärkte, in denen alles „bio“ ist. Es gibt kleine Aufkleber oder so genannte Siegel, die dem Käufer versichern, dass das Produkt wirklich aus ökologischem Anbau stammt. Was bedeutet das?
Es gibt eine gesetzliche Definition dafür, was in Europa ökologisch ist. Unter anderem gehört zu dieser Definition, dass die Produkte nicht gentechnisch verändert sein dürfen. Bei Mais ist das ja zum Beispiel ein Thema. Außerdem dürfen keine Pestizide, also Gifte zur Bekämpfung von Schädlingen, eingesetzt werden, ebensowenig wie Kunstdünger. Bei Fleisch geht es natürlich darum, dass die Tiere artgerecht gehalten werden sollen und weniger Antibiotika und Wachstumshormone bekommen. Achtet mal darauf, wenn Ihr in Deutschland einkauft – entweder steht „Bio“ drauf oder es ist eine kleine grüne Fahne abgebildet mit einem Blatt, das aus Sternchen besteht…
Viele Bio-Produkte sind teurer als die herkömmlich hergestellten Lebensmittel. Aber das nehmen einige Deutsche in Kauf, um gesünder zu leben. Ich kann Euch mal erzählen, wie ich das selber mache. Jeden Dienstag gehe ich ins Internet. Dort gibt es einen Service, der nennt sich Ökokiste. Das ist ein Online-Shop für ökologische Lebensmittel. Dort bestelle ich Brot, Joghurt, Milch, Käse, Wurst, Obst und Gemüse. Am Donnerstag stehen dann morgens bei mir vor der Tür große Kisten mit den bestellten Lebensmitteln. In der nächsten Woche kommen dann neue Kisten, und die alten werden wieder mitgenommen. So habe ich keinen Müll durch Plastiktüten. Praktisch, oder?
Ich achte beim Einkauf darauf, dass ich auch regionale Lebensmittel kaufe. Wenn ich Äpfel kaufen möchte, steht genau dabei, aus welchem Land sie kommen. Wenn es möglich ist, kaufe ich dann deutsche oder österreichische Äpfel, keine aus Neuseeland. Ich finde es wichtig, regionale Produkte zu kaufen. Damit unterstützt man die Bauern aus der eigenen Region.
Die Produkte, die es bei der Ökokiste nicht gibt, oder die mir dort schlicht zu teuer sind, kaufe ich dann im normalen Supermarkt ein. Dort schaue ich auch zuerst in die Bio-Abteilung, und erst wenn dort nichts ist, nehme ich ein „normales“ Produkt. Diese Woche ging es mir bei Himbeeren so – eine Schale mit 125 Gramm hat über 5 Euro gekostet! Das wollte ich nicht zahlen.
Mit dem Einkauf kann man die Welt verändern – das glaube ich und das glauben viele Deutsche. Aber es ist schwierig, immer das Richtige zu tun. Es gibt so viele Faktoren, auf die man achten muss! Ich möchte, dass die Tiere nicht gequält werden, also kaufe ich beispielsweise Bio-Eier, da werden die Tiere mit etwas mehr Platz auf dem Boden und draußen gehalten und nicht im Käfig wie in anderen Ländern. Jedes Ei hat einen Aufdruck – da kann man lesen, wo es herkommt und wie das Tier gehalten wurde. Ich kaufe nur Bio-Eier, also die Eier auf denen eine „0“ steht.
Dann geht es natürlich noch um Gifte oder Zusatzstoffe, die wir in unserem Essen nicht haben wollen. Und um die Arbeitsbedingungen für die Menschen, die unsere Lebensmittel herstellen. Auch bei Kleidung sollte man auf so etwas achten – aber das tun leider wenige Menschen. Was noch? Die Transportwege habe ich schon angesprochen, lieber Produkte aus der Region kaufen, die jetzt gerade Saison haben. Saison haben bedeutet, dass sie jetzt gerade auf dem Feld wachsen – und nicht im Gewächshaus geerntet wurden. Niemand braucht Erdbeeren im Dezember!
Und dann sollten wir alle viel weniger Fleisch essen – auch das ist ein Trend in Deutschland. Früher, also zu Zeiten meiner Großeltern, gab es nur einmal pro Woche Fleisch. Fleisch war wertvoll, es war etwas Besonderes. Mittlerweile ist es normal geworden, jeden Tag Fleisch zu essen. Aber das ist weder gesund noch gut für unsere Erde. Die Fleischherstellung braucht viel Wasser, die Tiere werden oft nicht gut gehalten und mit Medikamenten und Hormonen behandelt – und es ist besser für uns, wenn wir viele verschiedene Dinge essen. Ein schwieriges Thema.
Ich finde es wichtig, dass man sich wenigstens Gedanken über diese Themen macht und versucht, das eigene Verhalten zu überdenken. Lebensmittel sollten nicht gekauft werden, weil sie besonders billig sind, sondern weil sie besonders gut sind! Die Deutschen geben mit am wenigsten Geld für Lebensmittel aus – unsere europäischen Nachbarn geben viel mehr aus. Es ist wichtig, dass wir wieder lernen, das Essen zu genießen, anstatt möglichst große Mengen zu essen. Oder? Wie ist das in Eurem Land? Schreibt gerne in die Kommentarfunktion, ich bin gespannt!
Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg85kurz.pdf
Fiva
Fiva ist eine deutsche Rapperin, Autorin und Moderatorin. Eigentlich heißt sie Nina Sonnenberg und kam 1978 in München auf die Welt.
In Deutschland gibt es leider ziemlich wenige Rapperinnen. Von vielen ihrer männlichen Kollegen unterscheidet sich Fiva vor allem durch ihre feinfühligeren Texte.
Als Poetry-Slammerin und Autorin kann Fiva ganz hervorragend mit Sprache umgehen. Ihre Texte sind sehr ehrlich und geben wieder, was sie so beschäftigt. Und das sind durchaus auch sehr ernste Themen. In dem Sprechgesang „tot oder lebendig“ begibt sie sich in die Rolle einer Frau, deren Angehöriger mit Krebs im Krankenhaus liegt. Die Hilflosigkeit und Verzweiflung in dieser Situation ist greifbar.
Aber keine Sorge, nicht alle Lieder sind so bedrückend. Ein gutes Beispiel ist das Video oben. „Das Beste ist noch nicht vorbei“ ist ein positives Lied, das Mut macht und Hoffnung gibt. Oder das wunderschöne „Dein Lächeln verdreht Köpfe“, in dem es um die Macht des Lächelns geht. Der deutsche Rap hat viele Gesichter. Fiva ist dafür der Beweis.
Ihre Homepage ist hier zu finden und Musik bekommt man über iTunes.de, iTunes.com, Amazon.de und Amazon.com.

Balkonien

SG #084: Sophie Scholl und „Die weiße Rose“
Ich habe in Folge #043 von Slow German über Graf von Stauffenberg gesprochen. Er versuchte zwei Mal, Adolf Hitler zu töten – leider gelang es ihm nicht. Viele von Euch haben mich jetzt nach weiteren Geschichten über den deutschen Widerstand im Zweiten Weltkrieg gefragt, und hier in München denke ich da natürlich sofort an Sophie Scholl und die Gruppe „Die weiße Rose“. Ich werde Euch davon erzählen.
Es fing alles an mit zwei Freunden. Christoph Probst und Alexander Schmorell kannten sich schon aus der Schule. Sie fingen an, Medizin in München zu studieren – und lernten dort Willi Graf und Hans Scholl kennen. Die Schwester von Hans war Sophie Scholl – sie begann 1942 ebenfalls zu studieren, allerdings nicht Medizin, sondern Biologie und Philosophie. Die Studentengruppe traf sich um zu diskutieren, besuchte aber auch Vorlesungen zusammen.
Die Geschwister Scholl fanden den Nationalsozialismus am Anfang noch gut. Immerhin konnte man mit der Hitlerjugend gemeinsame Ausflüge machen, es wurde ein Gemeinschaftsgefühl geprägt. Doch je mehr sie sich mit Philosophen wie Kierkegaard oder den Schriften von Thomas von Aquin auseinandersetzten, desto kritischer wurden sie. Es ging ihnen um christliche Wertvorstellungen, die sie nicht mehr gewahrt sahen. Werte wie Freiheit und Gerechtigkeit. Immer häufiger hörten sie von den Gräueltaten der Nazis. Von verschleppten behinderten Kindern, vertriebenen Juden, gequälten Strafgefangenen. Einige der jungen Männer waren an der Front in Polen und sahen das Elend im Warschauer Ghetto.
Sie begannen, Flugblätter zu schreiben. Flugblätter sind bedruckte Papiere, die an die Menschen verteilt werden. In den Flugblättern riefen sie zu passivem Widerstand auf. Die ersten Flugblätter wurden anonym per Post verschickt, und zwar an Intellektuelle in Bayern. Später verteilten sie die Blätter in verschiedenen Städten.
Sie vernetzten sich mit anderen Widerstandsgruppen – ihre Flugblätter haben mittlerweile eine Auflage von bis zu 9000 Stück. Ihr müsst Euch das vorstellen – das war natürlich lange vor der Zeit, als jeder einen Drucker zu Hause stehen hatte! Stellt euch vor, damals hätte es schon Facebook gegeben und Twitter – wie viel einfacher hätten es die Geschwister Scholl gehabt!
Die Gruppe, die sich „Die weiße Rose“ nannte, wurde immer aktiver. Die Studenten zogen nachts los und malten auf Hausfassaden Sprüche wie „Nieder mit Hitler“. Dann schrieb Professor Kurt Hubert, ein Mentor der Studenten, den Text für ein weiteres Flugblatt. Natürlich gegen Hitler. Als die Freunde es im Hauptgebäude ihrer Universität verteilten, wurden sie vom Hausmeister erwischt und an die Gestapo übergeben. Vier Tage später wurden sie zum Tode verurteilt und hingerichtet. Wenig später wurden weitere Mitglieder der Widerstandsgruppe vor Gericht gestellt, viele inhaftiert, einige zum Tode verurteilt.
Aber der Kampf gegen die Nazis ging weiter. Es wurden weiterhin Flugblätter verteilt, unter anderem auch in Hamburg. Das letzte, sechste Flugblatt, wurde 1943 sogar von britischen Kampfflugzeugen über Deutschland abgeworfen. Und zwar hunderttausende Kopien.
Sophie Scholl starb im Alter von 21 Jahren. Zum Glück hat es sie und ihre Freunde und ihren Bruder gegeben. Ich freue mich, dass es während der Nazizeit solche Menschen gab. Leider zu wenige. Besonders hier in München sind die Geschwister Scholl nicht vergessen. Der Platz vor der Universität wurde nach ihnen benannt, das Politikinstitut an dem ich studiert habe heißt „Geschwister Scholl Institut“, es gibt in der Uni eine Gedenkstätte mit einem kleinen Museum, und im Justizpalast wurde der Gerichtssaal, in dem die Mitglieder verurteilt wurden, ebenfalls zur Gedenkstätte gemacht.
Es gibt übrigens einen guten, wenn auch natürlich sehr traurigen, Film über diese Widerstandsgeschichte: Amazon.de, Amazon.com.
Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg84kurz.pdf
