SG #190: Der Erste Weltkrieg – WW1

SG #190: Der Erste Weltkrieg – WW1

Der Erste Weltkrieg fand von 1914 bis 1918 statt. 17 Millionen Menschen starben in diesem Krieg. Wer kämpfte gegen wen? Es kämpften Deutschland, Österreich und weitere Staaten gegen Russland, Frankreich und Großbritannien.

Wie kam es zum Krieg? Darüber sind sich die Wissenschaftler bis heute nicht einig. Machen wir also eine Reise in die damalige Zeit. Es gibt wenige kleine Länder, sondern vor allem einige große Länder wie Frankreich und Großbritannien oder das Deutsche Reich. Diese Länder misstrauen sich. Jedes Land möchte noch mehr Macht haben. Es gibt kein friedliches Europa, sondern Einzelstaaten, die große Armeen haben und bewaffnet sind. Manche Staaten schließen sich zusammen. Sie sagen: Wenn das eine Land angegriffen wird, dann helfen wir und halten zusammen. Sie sind Verbündete. Frankreich und Großbritannien haben sich schon 1904 zusammengeschlossen. Auch Russland kam später dazu.

Titelblatt Sonntagsbeilage des Corriere della Sera vom 5. Juli 1914 - Attentat von Sarajewo
Titelblatt Sonntagsbeilage des Corriere della Sera vom 5. Juli 1914 – Attentat von Sarajevo

Am 28. Juni 1914 wurde dann ein österreichischer Prinz in Sarajevo erschossen. Es war der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand. Sarajevo war eine Stadt in Österreich-Ungarn – heute ist es die Hauptstadt von Bosnien und Herzegowina. Getötet wurde der Prinz von einem serbischen Studenten. Hatte ihm sogar die serbische Regierung geholfen? Die Menschen waren wütend. Serbien begann, die Sache zu untersuchen – Österreich-Ungarn wollte eigene Polizisten nach Serbien schicken. Österreich-Ungarn erklärte Serbien den Krieg.

Hinter Österreich-Ungarn stand Deutschland. Hinter Serbien stand Russland. Deutschland erklärte am 1. August 1914 Russland den Krieg. Viele Länder kamen nach und nach dazu, sogar die heutige Türkei und die USA. Die geografische Lage von Deutschland war schlecht: An der Ostfront kämpften die Deutschen gegen Russland, an der Westfront gegen Frankreich und Großbritannien.

70 Millionen Soldaten kämpften in diesem Krieg. 10 Millionen von ihnen starben. Letztlich verloren Deutschland, Österreich und Ungarn. Am 11. November 1918 wurde der Waffenstillstand beschlossen. Es wurden Friedensverträge unterzeichnet. In diesen Verträgen stand auch, dass die Verlierer viel Geld zahlen mussten und Land an die Gewinner abgeben mussten. Nach dem verlorenen Krieg dankte Wilhelm II. ab – er war der letzte deutsche Kaiser. Es folgte die Weimarer Republik.

Vom Zweiten Weltkrieg haben wir viele Bilder gesehen. Wir können uns ungefähr vorstellen, wie die Soldaten damals aussahen und wie sie kämpften. Der Erste Weltkrieg ist aber natürlich viel länger her. Wie sah dieser Krieg aus? Gekämpft wurde vor allem an Land und auf dem Meer. Kriegsschiffe kämpften gegeneinander, die ersten U-Boote waren im Einsatz.

An Land wurde mit Maschinengewehren gekämpft. Um sich vor den Kugeln in Sicherheit zu bringen, wurden Schützengräben gegraben. Das waren tiefe Gräben, in denen sich die Soldaten verstecken konnten. Auch Giftgas und Panzer gab es damals schon.

Hier ein kleines Video, das alles zusammenfasst:

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg190kurz.pdf

SG #189: Charité – das Berliner Krankenhaus

SG #189: Charité – das Berliner Krankenhaus

Es gibt ein Krankenhaus in Deutschland, das kennt jeder. Zumindest seinen Namen. Es heißt Charité. Aber warum ist dieses Krankenhaus so berühmt?

Die Charité, 1740 Nosocomium regium militare majus quod a charitate nomen habet = Das große königliche Militärhospital, das seinen Namen von der Barmherzigkeit („a c[h]aritate“) hat
Die Charité, 1740 Nosocomium regium militare majus quod a charitate nomen habet = Das große königliche Militärhospital, das seinen Namen von der Barmherzigkeit hat

Charité ist natürlich kein deutsches Wort, sondern französisch für „Nächstenliebe und Barmherzigkeit„. Wir müssen jetzt in der Geschichte ganz weit zurückgehen. 1709 erkrankten viele Menschen an der Pest. Es herrschte große Angst, dass die Seuche sich ausbreiten würde. Der damalige König Friedrich I. beschloss also, dass es am Rand der Städte extra Häuser geben sollte, in denen diese Pestkranken im Notfall versorgt werden konnten. Er ließ Lazarette bauen. Ein Jahr später gab es dann dieses vorsorglich gebaute Haus für Berlin. Die Pest-Epidemie kam aber zum Glück nicht bis Berlin. Also wurde das Lazarett erst ein Armenhaus für Bettler, unehelich Schwangere und Prostituierte.

17 Jahre später war ein neuer König an der Macht, Friedrich Wilhelm I. Der hatte eine andere Idee für das Haus: Es sollte ein Krankenhaus für die Bürger werden. Auch der Name „Charité“ kam von ihm. Sein Leibarzt wurde der Direktor. In den folgenden Jahren wurde das einstige Pesthaus immer mehr erweitert. So alt ist also die Charité schon! Kein Wunder, dass wir sie alle kennen.

An der Charité arbeiteten auch viele berühmte Mediziner und Forscher, zum Beispiel Robert Koch, Hermann von Helmholtz und Paul Ehrlich. Das Krankenhaus wurde international bekannt.

In der Nazi-Zeit wurden viele jüdische Mitarbeiter entlassen, im Zweiten Weltkrieg wurde auch die Charité teilweise zerstört. Nach dem Krieg und der Teilung Deutschlands fand sich das Krankenhaus in Ost-Berlin wieder, im Stadtbezirk Mitte. Heute ist Deutschland längst wiedervereint und damit ist auch die Charité eine Berliner Institution, auf die ganz Deutschland stolz ist. Denn hier werden nicht nur kranke Menschen gepflegt, sondern auch viele Forschungen betrieben.

Jetzt noch einige Zahlen. Im Jahr 2017 wurden fast 150.000 Patienten stationär hier behandelt, etwa 700.000 ambulant. Wisst Ihr, was das bedeutet? Stationär bedeutet, dass der Patient im Krankenhaus geblieben ist, er hat also auch in der Nacht dort geschlafen. Ambulant bedeutet, dass er nur für die Behandlung in die Klinik kam und danach wieder nach Hause gehen konnte. 2018 wurden übrigens 5644 Kinder hier geboren.

Nicht zu übersehen: Die riesige Charité in Berlin / Bild: Albert Braun

Klar, dass bei diesen Patientenzahlen viele Menschen hier arbeiten, oder? 14.500 Mitarbeiter hat die Charité und ist damit einer der größten Arbeitgeber in Berlin. Der Lehrspruch der Charité lautet „Forschen, Lehren, Heilen, Helfen“. 7500 Studierende lernen hier etwas über Medizin.

Über das berühmte Berliner Krankenhaus wurden einige Dokumentationen gedreht (hier ein Beispiel), aber auch eine fiktive Fernsehserie. Die erste Staffel erschien 2017, sie spielt im Jahr 1880. Die zweite Staffel erschien 2018 und behandelt die Zeit des Nationalsozialismus. Zu sehen ist die Serie derzeit bei Netflix und YouTube. Mehr über die Dreharbeiten (Webspecial) findet Ihr zudem hier.

Hier der Trailer zur ersten Staffel der TV-Serie:

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg189kurz.pdf

SG #188: Heinrich Hoffmann und sein Struwwelpeter

SG #188: Heinrich Hoffmann und sein Struwwelpeter

Habt Ihr schon einmal etwas vom Struwwelpeter gehört? Dieses Buch gehört zu den erfolgreichsten deutschen Kinderbüchern und wurde in viele Sprachen übersetzt. Mark Twain hat das Buch beispielsweise ins Englische übersetzt ( Titel: Slovenly Peter). Der Struwwelpeter ist die Titelfigur des 1845 veröffentlichten Buches von Heinrich Hoffmann. Er war Arzt, Psychiater und Zeichner. Das Bilderbuch „Der Struwwelpeter“ enthält Geschichten über unvorsichtige oder ungehorsame Kinder, die durch ihren Leichtsinn Schaden erleiden.

Wie kam nun Heinrich Hoffmann auf die Idee, dieses Buch zu schreiben? Im Dezember 1844 war sein Sohn Carl drei Jahre alt. Sein Vater wollte ihm ein Bilderbuch zu Weihnachten schenken, fand aber keines, das ihm gefiel. Er kaufte sich kurzerhand ein Schreibheft und beschloss, selber ein Kinderbuch zu basteln. Da er ein begabter Zeichner und Schriftsteller war kam dabei ein Buch heraus, das seinem Kind gut gefiel, und später auch dem gesamten Bekanntenkreis. Hoffmann wurde von vielen dazu aufgefordert, das Buch drucken zu lassen, und zu veröffentlichen. Und genau das tat er.

Heinrich Hoffmann: Der Struwwelpeter; Frankfurt am Main : Literarische Anstalt Rütten & Loening, 1917 (400. Auflage); Exemplar der Universitätsbibliotek Braunschweig Signatur: 2007-0968

Bei der Veröffentlichung hieß das Buch noch „Lustige Geschichten und drollige Bilder für Kinder von 3–6 Jahren“ und der Autor verwendete das Pseudonym Reimerich Kinderlieb. Jetzt seid Ihr bestimmt neugierig geworden, welche Geschichten in dem Buch stehen. Die Titelgeschichte ist die kürzeste. Der Struwwelpeter wehrt sich gegen Schere und Kamm. Deshalb hat er lange, ungepflegte („struwwelige“) Haare und sehr lange Fingernägel. Er ist eine sehr ungepflegte, garstige Erscheinung, mit der niemand etwas zu tun haben will.

Es gibt auch die Geschichte des Tierquälers Friedrich.  „Der Friederich, der Friederich der war ein arger Wüterich!“ Er quälte Tiere zu seinem Vergnügen, bis er an einen großen Hund geriet: „Da biss der Hund ihn in das Bein, Recht tief, bis in das Blut hinein.“
Die Moral von dieser Geschichte – also das, was man daraus lernen kann: Quäle keine Tiere!
Im Buch wird auch deutlich gegen Rassismus Stellung bezogen: Ein schwarzes Kind, ein „Mohr“, wird von drei Kindern verspottet. Die Kinder werden ermahnt, das bleiben zu lassen. Sie gehorchen nicht und werden daraufhin in ein Tintenfass gesteckt, und sind hinterher noch „viel schwärzer als das Mohrenkind.“
Eine weitere Geschichte: Der Zappel-Philipp, der auch im Buch beschrieben wird, gilt als erstes Beispiel eines Kindes mit ADHS, also mit der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung. Er zappelt am Tisch herum und zieht dabei die Tischdecke mitsamt des Essens herunter. Die Eltern sind daraufhin wütend, weil sie nichts mehr zu essen haben.

Der Suppenkaspar

Als es in den 1970er Jahren zu großen Veränderungen bei der Kindererziehung kam, wurde der Struwwelpeter kritischer gesehen als zuvor. Es wurde kritisiert, dass mit den Kindern schlimme Dinge passieren. Beispielsweise wurde dem Jungen, der ständig den Daumen in den Mund steckte, der Daumen mit einer Schere abgeschnitten. So wie dem Daumenlutscher geht es vielen Kindern im Buch – viele von ihnen kommen zu Schaden. Der Suppenkasper stirbt, weil er nichts mehr essen will, der fliegende Robert geht bei einem Sturm mit einem Schirm ins Freie und wird vom Wind davongetragen und ward nicht mehr gesehen und Paulinchen verbrennt, weil sie mit Streichhölzern spielt. Der Struwwelpeter wurde also der „schwarzen Pädagogik“ zugerechnet, die mit empfindlichen Strafen und Gewalt arbeitet, und bei der die Kinder gebändigt und gekränkt werden. Ein beliebter Satz der schwarzen Pädagogik war: „Wer nicht hören will, muss fühlen.“

Heinrich Hoffmann tut man aber damit unrecht. Er war ein Menschenfreund und liebevoller Vater. Die einzelnen Geschichten werden bewusst übertrieben dargestellt. Vergleichbar sind sie eher mit den klassischen Märchen, die man sich heute noch erzählt. In manchen Zeichentrickfilmen für Kinder geht es weitaus gewalttätiger zu.

Was meint Ihr zum Struwwelpeter? Sollte man ihn Kindern auch heute noch vorlesen, oder lieber nicht?
Falls ihr das Buch lesen möchtet, hier ist ein PDF des ganzen Buches: http://www.gasl.org/refbib/Hoffmann__Struwwelpeter.pdf

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg188kurz.pdf

SG #187: Der Kindergarten

SG #187: Der Kindergarten

Dieses deutsche Wort kennst du, oder? Kindergarten. Wir verwenden es alle, aber ich habe erst jetzt darüber nachgedacht, was es eigentlich bedeutet. Sind die Kinder im Garten? Oder pflanzen wir dort Kinder an? Sehen wir Kindern beim Wachsen zu, so wie wir es mit Blumen im Garten tun? Den Begriff Kindergarten gibt es seit 1840. Damals hat ihn Friedrich Fröbel erfunden, er war ein deutscher Pädagoge und der Gründer des ersten Kindergartens.

Heute gibt es sehr viele Kindergärten und Kinderbetreuungs-Einrichtungen in Deutschland. Genauer gesagt über 55.000. Fast 94% der Kinder zwischen drei und fünf Jahren gehen in einen Kindergarten. Die jüngeren Kinder gehen in eine Krippe. Wenn in der Einrichtung Krippe und Kindergarten zusammengefasst sind, nennt man das KiTa, Kindertagesstätte. Aber dazu mehr in der Episode über Kinderbetreuung.

Im Kindergarten werden die Kinder von Erziehern betreut. Das heißt, dass dort nicht nur auf sie aufgepasst wird – der Kindergarten ist eine Bildungseinrichtung für kleine Kinder. Hier lernen sie zum Beispiel, was die Jahreszeiten bedeuten, wie man in einer Gruppe miteinander umgeht oder welche Feste es in unserer Kultur gibt.

Entstanden sind die Kindergärten aus einer großen Veränderung in der Geschichte. Zunächst lebten die meisten Deutschen als Bauern auf dem Land. Sie lebten in einer Großfamilie, also mit mehreren Generationen zusammen. Dann kam die industrielle Revolution. Auch Frauen arbeiteten oft in Fabriken, die Menschen zogen in die Städte. Um die Kinder kümmerte sich niemand mehr, viele von ihnen verwahrlosten. Daher gab es einige Pädagogen, die das verhindern wollten. Es entstanden immer mehr Einrichtungen, in denen man sich um die Kinder kümmerte.

Die Nazis fanden Kindergärten toll – denn hier konnte man die Kinder so heranziehen, wie man es im System brauchte. Starke, gehorsame Jungs, die gute Soldaten werden sollten, und brave Mädchen, die später fleißige Mütter sein sollten um für Nachwuchs zu sorgen. Nach dem Krieg wurde Deutschland geteilt – und auch die Kinderbetreuung veränderte sich in Ost und West. Im Westen versuchte man, die Kinder zu freien Persönlichkeiten zu erziehen. Im Osten war wichtig, dass die Kinder lernten, im sozialistischen System zu leben.

Heute gehen wie gesagt fast alle Kinder in Deutschland in den Kindergarten. Es gibt Kindergärten, die von der Stadt oder Gemeinde betrieben werden, also bezahlt werden. Es gibt Kindergärten, die von der evangelischen oder katholischen Kirche finanziert werden. Und es gibt so genannte Elterninitiativen – hier schließen sich Eltern zusammen, um die Betreuung ihrer Kinder zu gewährleisten. Es gibt Kindergärten, die sich nach den Ideen von Maria Montessori richten oder nach denen von Emmi Pikler oder Friedrich Fröbel. Es gibt auch Waldkindergärten – dort sind die Kinder nicht in einem Haus untergebracht, sondern meistens draußen in der Natur. Und es gibt natürlich auch Kindergärten, die von Firmen betrieben werden – und in denen die Kinder gleich eine Fremdsprache lernen oder Yoga.

Ganz unterschiedlich sind daher auch die Kosten für einen Kindergartenplatz: In manchen Gemeinden ist die Betreuung umsonst, in anderen und vor allem in privaten Kindergärten kann sie viele hundert Euro im Monat kosten.

Seit 2013 gibt es in Deutschland einen Rechtsanspruch auf einen Kindergarten- oder Krippenplatz vom ersten Lebensjahr bis zur Einschulung. Das heißt dass eigentlich alle Kinder betreut werden sollten, wenn die Eltern es wünschen. Vor allem in Großstädten funktioniert das leider nicht: es gibt zu wenig Räume und zu wenig Personal für neue Kindergärten.

Wer sein Kind in den Kindergarten bringen möchte, der muss also erst versuchen, einen Platz zu bekommen. Das ist in Großstädten oft damit verbunden, dass man wie für einen Job zu verschiedenen Bewerbungsgesprächen gehen muss. Hat man dann einen Platz bekommen, gibt es eine Zeit der Eingewöhnung. Hier begleitet ein Elternteil das Kind in den ersten Tagen oder Wochen – das wird in jedem Kindergarten anders gehandhabt.

Der Kindergarten ist eine gute Möglichkeit für Einzelkinder, das Sozialverhalten mit anderen Kindern zu üben. Außerdem ist der Kindergarten ebenfalls perfekt dafür geeignet, Kindern aus anderen Ländern die Sprache und Kultur beizubringen, bevor sie in die Schule kommen.

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg187kurz.pdf