SG #097: Tatort

Wisst Ihr, was ein Straßenfeger ist? Ich meine das nicht im wörtlichen Sinne, da steht kein Mann auf der Straße mit einem Besen in der Hand. Aber im übertragenen Sinne ist es genau so: Am Sonntag Abend gibt es den letzten Straßenfeger im öffentlich-rechtlichen deutschen Fernsehen: Den Tatort. Ein Straßenfeger ist also eine Fernsehsendung, die so viele Menschen sehen wollen, dass die Straßen wie leergefegt sind. Rund 10 Millionen Menschen in Deutschland sehen den Tatort jeden Sonntag Abend – und die Zahlen steigen.

Der Tatort ist eine KrimiReihe. Der erste Tatort lief am 29. November 1970, mittlerweile gab es über 900 Folgen. Jeder Tatort ist 90 Minuten lang und beginnt am Sonntag um 20.15 Uhr im Ersten Deutschen Fernsehen, „Das Erste“. Auch die Schweiz und Österreich gehören zum Tatort-Gebiet, auch sie produzieren eigene Filme.

Jede Woche ist ein anderes Team an der Reihe – es gibt viele verschiedene Tatort-Ermittler in verschiedenen Städten. 21 Teams sind es zur Zeit. Hier in München ermitteln zwei ältere Herren, Batic und Leitmayr heißen sie im Film. Über 60 Fälle haben sie schon miteinander gelöst. Andere Teams kommen nicht so gut an und werden nach wenigen Folgen wieder abgesetzt. Am längsten dabei ist Kriminalhauptkommissarin Lena Odenthal, die in Ludwigshafen am Rhein ermittelt – und zwar seit 1989. Gespielt wird sie von der Schauspielerin Ulrike Folkerts. Sehr beliebt ist das Team aus Münster, gespielt von Jan Josef Liefers und Axel Prahl. Die Tatort-Episoden aus Münster sind sehr lustig und kommen daher gut an. Mit der Zeit kennt man die verschiedenen Teams gut, man kennt ihre Familiengeschichte und ihre Macken, und das macht sie sympathisch. Und man erkennt natürlich die Drehorte, wenn der Tatort in der eigenen Stadt spielt.

Genau diese Zusammensetzung aus verschiedenen Teams ist es wahrscheinlich, die den Tatort so erfolgreich macht. Jeder hat ein Lieblings-Team, und für jeden Geschmack ist etwas dabei. Es gibt alte Ermittler und junge, es gibt natürlich Männer und Frauen als Hauptdarsteller, es gibt düstere und traurige Folgen und auch komische und schräge Folgen. Oft werden aktuelle Themen aufgegriffen. Es geht also nicht nur um einfache Morde und die Suche nach dem Täter, sondern oft auch um Bandenkriminalität, Menschenhandel, Rechtsextremismus, Drogen und ähnliches.

Rund 35 Folgen gibt es pro Jahr, im Sommer laufen Wiederholungen. Da der Tatort so gut ankommt, laufen auch in den Dritten Progammen fast täglich Wiederholungen alter Fälle. Über eine Million Euro kostet die Produktion eines Tatorts, einen knappen Monat lang wird gedreht.

Die meisten Zuschauer hatte bislang übrigens eine Folge aus Münster: Fast 13 Millionen Menschen sahen „Summ, Summ, Summ“ 2013. Gleich danach kam eine Folge aus Hamburg: Dort ermittelte Nick Tschiller vor 12,57 Millionen Menschen. Gespielt wird er von Til Schweiger, einem deutschen Schauspieler und Regisseur, dessen Kinofilme regelmäßig auf Platz eins der Kinocharts landen – so wie jetzt gerade der aktuelle Film „Honig im Kopf“.

Mit wachsender Begeisterung steigen die Tatort-Fans übrigens auch auf den so genannten Second Screen um: Während der Ausstrahlung wird unter dem Hashtag #Tatort getwittert, es werden Kommentare auf Facebook geschrieben und viele Landesrundfunkanstalten bieten nach der Ausstrahlung oder währenddessen einen Chat an, damit man dem Regisseur oder den Schauspielern Fragen stellen kann. Social TV heißt das dann. Habt Ihr schonmal Tatort geschaut? Mich würde sehr interessieren, was Ihr davon haltet.

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg97kurz.pdf

SG #096: PEGIDA

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Die Informationen in diesem Text sind veraltet – bitte informiert Euch im Internet über die aktuelle Situation.

Wer momentan in Deutschland Nachrichten liest, sieht oder hört, dem begegnet ein Wort besonders häufig: Pegida. Dahinter steckt ein Verein aus Dresden. PEGIDA ist eine Abkürzung, sie steht für „Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“.
Was macht dieser Verein? Er organisiert seit Oktober 2014 jeden Montag Demonstrationen in Dresden. Die Menschen gehen auf die Straße und protestieren gegen eine angeblich falsche Asylpolitik und Flüchtlingspolitik. Auch in anderen Städten gibt es mittlerweile derartige Demonstrationen, sie sind aber nicht so groß wie in Dresden. Und: Es gibt Gegendemonstrationen – viele Deutsche wehren sich gegen das, was PEGIDA behauptet.

Was steckt dahinter? Zunächst einmal wahrscheinlich Angst. Wie so oft. Die Angst vor Dingen, die fremd sind. Und vor fremden Menschen. Vor fremden Kulturen, die man nicht versteht. Und neben der Angst steckt sicher auch Unwissenheit hinter den Demonstrationen. Denn von einer Islamisierung kann nicht die Rede sein – die Zahlen der in Deutschland lebenden Moslems sind gering, geschätzt sind es fünf Prozent der Bevölkerung. In Sachsen, dem Bundesland, in dem Dresden liegt, sind es sogar nur geschätzt 0,5%. Deutschland nimmt zudem im Vergleich zu anderen Ländern sehr wenige Flüchtlinge auf – aber das ist ein anderes Thema.

Eines ist jedenfalls klar: Die Rechtsextremen in Deutschland freuen sich sicher über den Erfolg von PEGIDA. Neonazis und auch Hooligans laufen gerne bei den Demonstrationen mit, und PEGIDA distanziert sich nicht von ihnen. Die Zahl der Demonstranten in Dresden ist seit Oktober 2014 gestiegen – von anfangs wenigen Hundert auf jetzt ungefähr 20.000. Erfreulicherweise stieg auch die Zahl der Gegendemonstranten: Fast 100.000 waren es am 12. Januar in ganz Deutschland, allein 20.000 in München. Einige Städte ließen sogar die Beleuchtung großer Gebäude abschalten – zum Beispiel war der Kölner Dom dunkel, als PEGIDA demonstrierte, ebenso das Brandenburger Tor in Berlin. Auch Vertreter der Kirchen fordern Toleranz und warnen vor PEGIDA. Ebenso viele deutsche Politiker.

Was will PEGIDA? Gefordert werden unter anderem eine Null-Toleranz-Politik gegenüber Zuwanderern, die straffällig geworden sind. Ebenso eine gesteuerte Zuwanderung über ein Punktesystem, so wie es in Kanada üblich ist. Und eine konsequente Abschiebepolitik. Kriegsflüchtlinge sollten zwar aufgenommen werden, Wirtschaftsflüchtlinge aber nicht.

Vieles ist bereits per Gesetz geregelt und gilt für alle – für Deutsche ebenso wie für gerade erst angekommene Flüchtlinge. Und ich frage mich in diesem Zusammenhang oft, wo die Empathie anderen Menschen gegenüber bleibt? Über Weihnachten waren in dem Ort, in dem meine Eltern leben, viele Flüchtlinge in einer Turnhalle untergebracht – darunter drei hochschwangere Frauen. Muss man vor ihnen Angst haben? Soll man sie so schnell wie möglich aus dem Land schmeißen? Oder hat man Verständnis, dass diese Menschen genau wie wir ein friedliches Leben ohne Armut haben möchten? Noch unverständlicher wird all das wenn man bedenkt, dass sehr viele Deutsche ebenfalls eine
Flüchtlingsgeschichte hinter sich haben – der Zweite Weltkrieg ist noch nicht so lange her, oder? Aber manche haben eben doch nichts daraus gelernt.

Mich hat jedenfalls sehr gefreut, dass Pegida unter anderem mit viel Humor und Satire begegnet wurde. Plötzlich gab es Aufrufe „Gegen eine Salamisierung des Abendbrotes“, eine Satiresendung schleuste einen verkleideten Moslem auf eine Pegida-Demonstration ein, und in München gab es eine Anti-Pegida-Demonstration mit dem Motto „Tanz den Pegida“. Viele Musiker machen die Anti-Pegida-Demonstrationen zu Open-Air-Konzerten in der Kälte – und locken noch mehr Leute an.

Schade finde ich, dass Deutschland durch Aktionen wie diese im Ausland wieder als ausländerfeindlich und Nazi-Land gesehen wird. Ich hoffe Ihr wisst, dass nicht alle Deutschen so denken wie Pegida.

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg96kurz.pdf

SG #095: Vegetarier

SG #095: Vegetarier

Häufig fragt Ihr mich, ob alle Deutschen Fleisch essen. Die Antwort ist ganz klar: Nein. Früher war Fleisch ein teures Lebensmittel, das Reichtum suggerierte. Heute kostet das Fleisch oft weniger als gutes Obst oder Gemüse. Die Fleischmenge stieg also stark an.
Mittlerweile haben sich aber viele Menschen Gedanken darüber gemacht, ob es richtig ist, so viel Fleisch zu essen.

Es gibt verschiedene Gründe, zum Vegetarier zu werden. Ich kenne viele Menschen, meist Frauen, die schon als Kind oder Teenager beschlossen haben, kein Fleisch mehr zu essen. Meistens hing die Entscheidung mit ethischen Bedenken zusammen: Kann man guten Gewissens Fleisch essen, wenn die Tiere für uns sterben mussten? Wenn die Tiere gar unter schrecklichen Bedingungen leben und sterben mussten? Bilder von Massentierhaltungen sorgen oft dafür, dass kein Fleisch mehr gegessen wird. Kann ich sehr gut verstehen.

Ein anderer Faktor ist die Frage, ob es überhaupt gesund ist, Fleisch zu essen. Oder ob es gesund ist, viel Fleisch zu essen. Soweit ich weiß, soll man 2 Mal pro Woche Fleisch essen – öfter nicht. Denn wer viel Fleisch ist, vor allem rotes Fleisch, also Schweine- und Rindfleisch, für den steigt das Risiko von koronaren Herzerkrankungen, Diabetes mellitus und Krebs..

Und dann ist da noch die Frage nach der Umweltverträglichkeit: Es kostet eine Menge Wasser und Futter, um Tiere aufzuziehen – eine vegetarische Ernährung ist also besser für die Umwelt und schont die Ressourcen. In Deutschland gibt es heute doppelt so viele Vegetarier wie 2007 – immerhin sind es mindestens zwei Prozent der Bevölkerung. Und es werden immer mehr. Dennoch essen die Deutschen weiterhin viel Fleisch – pro Kopf sind es 60 Kilogramm pro Jahr. Wahnsinn, oder?.

Hier in München ist es fast schon ein Mode-Trend, vegetarisch zu leben, Yoga zu machen und ein gesundes, glückliches Leben führen zu wollen. Viele leben sogar vegan – sie essen also gar keine tierischen Produkte, auch keine Eier, keine Milch, keinen Käse, keinen Honig. Sie tragen natürlich auch keine Lederschuhe..

Was bin ich? Ich glaube ich bin Flexitarier. Ich esse Fleisch, ich esse Fisch, aber nur von guter Qualität und nicht zu oft. Ich versuche, wenig Milch zu trinken. Wie ist es in Eurem Land? Esst Ihr selber viel Fleisch oder seid Ihr Vegetarier? Schreibt in die Kommentarfunktion, ich freue mich über Post! .

Lernmaterial zu dieser Folge findet Ihr unter slowgerman.com unter der aktuellen Folge – dort findet Ihr auch den Link zum Premium Podcast. Bis zum nächsten Mal! Eure Annik.

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg95kurz.pdf

SG #094: Silvester und Neujahr

SG #094: Silvester und Neujahr

Schon wieder ist ein Jahr vorbei! Ich hoffe, Ihr habt Weihnachten und die Feiertage gut überstanden. Und jetzt steht schon wieder das nächste Fest auf dem Kalender: Silvester! Am letzten Tag des Jahres, also am 31. Dezember, feiern alle Menschen den Übergang in ein neues Jahr. Wir in Deutschland natürlich auch. Nicht alle Deutschen feiern genau gleich, aber ich versuche Euch zu erzählen, was wir an diesem Tag machen.

Bis Mittag haben die Geschäfte noch offen, so lange kann man also noch einkaufen. Und dann ist die Frage, ob man an Silvester zu Hause feiert oder ausgeht. Wer zu Hause feiert kocht üblicherweise ein festliches Essen mit mehreren Gängen, lädt auch gerne Freunde oder Familie zu sich ein und feiert gemeinsam. Das bedeutet dann, dass man einen langen Abend hinter sich bringen muss – und damit es nicht langweilig wird, gibt es einige Routinen, die sich über die Jahre und Jahrzehnte eingebürgert haben.

Da ist zum Beispiel eine Sendung im Fernsehen, die viele Deutsche an Silvester sehen: „Dinner for One“. Das ist ein uralter Sketch, gespielt von britischen Schauspielern in den 60er-Jahren. Es geht um eine alte Dame und ihren Diener. Sie feiert ihren 90. Geburtstag – und hätte das gerne mit ihren vier männlichen Freunden getan, doch die sind allesamt schon gestorben. Also feiert sie allein und tut so, als wären diese Freunde da. Butler James muss die Herren spielen – und wird natürlich im Laufe des Abendessens immer betrunkener. Auf slowgerman.com stelle ich Euch einen YouTube-Clip von diesem Sketch:

Ansonsten laufen im Fernsehen noch einige gute und weniger gute Programme, aber es gibt auch Alternativen.

Zum Beispiel das Bleigießen. Man erhitzt kleine Mengen Blei und gießt das dann in kaltes Wasser – es härtet aus und man kann es anfassen. In einem kleinen Buch kann man dann nachlesen, was das gegossene Blei bedeutet. Sieht es aus wie ein Schwein, wie ein Bart, wie eine Leiter? Alles bedeutet etwas und sagt voraus, ob das kommende Jahr gut wird oder nicht. Ein schöner Aberglaube, oder?

Noch mehr Aberglaube gefällig? Man soll in der Silvesternacht keine Wäsche waschen und auch nicht arbeiten. Aber kochen darf man. Typische Silvester-Essen sind Fondue oder Raclette. Da sitzt man gemütlich am Tisch zusammen und jeder „kocht“ sein Essen selber. Und es dauert schön lange.

Wer nicht zu Hause feiert, der geht entweder schön essen, in ein Konzert oder ins Theater, oder auf eine Party. All das kostet in dieser Nacht mehr als während des restlichen Jahres – aber das nehmen viele Deutsche gern in Kauf, um einen unvergesslichen Silvesterabend zu haben.

Ist dann endlich Mitternacht, gehen wir auf die Straße – warm angezogen, denn es ist eisig kalt in dieser Nacht. Wir stoßen mit einem Glas Sekt auf das neue Jahr an, küssen uns, und bewundern das Feuerwerk. Und dann durchgefroren und müde ab ins Bett. Oder? Wie ist das bei Euch – wie feiert Ihr den Beginn des neuen Jahres? Schreibt gerne in die Kommentarfunktion, oder auf Facebook. Habt Ihr gute Vorsätze für das neue Jahr? Noch fleißiger Deutsch lernen vielleicht? Oder meinen Premium Podcast zu abonnieren, damit Ihr zu jeder Folge Lernmaterial und die normal gesprochenen Folgen bekommt? Würde ich natürlich freuen! Ich wünsche Euch jetzt erstmal einen guten Rutsch ins neue Jahr! Bis bald, Eure Annik.

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg94kurz.pdf

SG #093: Christkind und Weihnachtsmann

In Deutschland gibt es ein Dilemma für Eltern: Kommt denn nun der Weihnachtsmann und bringt die Geschenke, oder ist es das Christkind? Ich habe mir beide Figuren für Euch genauer angeschaut und werde sie hier vorstellen.

Fangen wir mit dem Weihnachtsmann an – er bringt den Kindern in Norddeutschland die Geschenke und auch in vielen anderen Ländern der Welt. Vor allem in evangelisch geprägten Regionen. Der Weihnachtsmann ist ein freundlicher alter Mann mit einem langen weißen Bart. Er hat einen roten Mantel an und eine rote Mütze, und er trägt die Geschenke in einem großen Sack mit sich herum. Diese Geschenke bringt er den Kindern an Heiligabend, also am 24. Dezember. Und ganz klar: Nur brave Kinder bekommen ein Geschenk! Wie genau der Weihnachtsmann sich in Deutschland fortbewegt, weiß ich leider nicht – ich habe ihn noch nie gesehen. Aber angeblich hat er auch hier einen Schlitten, der von Rentieren durch die Lüfte gezogen wird. Das ist ein weiter Weg vom Nordpol bis nach Deutschland!

Ihr merkt schon, mit dem Weihnachtsmann kenne ich mich nicht besonders gut aus – denn er hat mir noch nie ein Geschenk gebracht. Zu mir kam immer das Christkind, das hat hier in Bayern das Beschenken übernommen. Es muss aber auch die Kinder in Österreich, der Schweiz, in Ungarn, Tschechien und anderen katholischen Regionen beschenken. Viel zu tun! Das Christkind kenne ich als blondes Kind mit Locken und Flügeln. Sieht also aus wie ein kleiner Engel. Leider habe ich auch das Christkind noch nie gesehen – es ist immer so schnell wieder weg! An Heiligabend hört man lediglich ein Glöckchen klingeln – und dann rennt man schnell ins Wohnzimmer zum Weihnachtsbaum, unter dem dann plötzlich Geschenke liegen, die vorher noch nicht da waren. Manchmal sieht man noch die Fußspuren vom Christkind oder Goldstaub, den es hinterlassen hat.

Ich freue mich schon sehr auf Weihnachten – wir feiern hier in Deutschland ja am 24. Dezember abends. Ich bin gespannt, was das Christkind dieses Jahr unter den Baum legt! Meinen Wunschzettel hatte ich natürlich längst geschrieben – den kann man hier in München im Rathaus am Marienplatz einem schönen jungen Engel geben, der die Wunschzettel dann an das Christkind weiterleitet. Und man bekommt natürlich auch eine schriftliche Antwort vom Christkind! Kein Grund also, an seiner Existenz zu zweifeln. Und ich bin sicher, dass auch der Weihnachtsmann froh ist, dass ihm jemand bei der Arbeit hilft.

Jetzt wünsche ich Euch erstmal frohe Weihnachten! Feiert schön im Kreis Eurer Familie, falls Ihr in einer christlichen Region lebt. Für alle anderen: Habt Geduld mit uns, in der Weihnachtszeit sind wir alle ein bisschen verrückt…

Wenn Ihr mir übrigens ein kleines Geschenk machen möchtet, dann werdet doch Premium Mitglied! Das hilft mir, diesen Podcast zu finanzieren und noch mehr Material für Euch zu produzieren. Frohe Weihnachten! Eure Annik Rubens.

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg93kurz.pdf

SG #092: Schrebergarten

SG #092: Schrebergarten

Wisst Ihr, was ein Schrebergarten ist? Man kann auch Kleingarten dazu sagen oder Laube. Ich werde Euch heute erzählen, was sich dahinter verbirgt.

Viele Deutsche leben in Mietwohnungen. Irgendwo in der Stadt. Sie haben manchmal einen Balkon – aber viele haben nicht einmal das. Auch die Straßen sind oft sehr trist – da steht kein Baum, kein Strauch, nirgendwo ist Grün zu sehen. Was tun die Bewohner also? Sie flüchten in einen Schrebergarten.

Kleingartenanlage viele Häuschen

Mitten in der Stadt gibt es große Grundstücke, die von der Stadt in kleine Parzellen aufgeteilt werden, also in kleine Teile. Vereine verwalten diese Grundstücke und verpachten die einzelnen kleineren Teile an ihre Mitglieder. So kann sich ein Mieter beispielsweise einen kleinen Garten mieten, wo er am Wochenende oder nach Feierabend seine Zeit im Grünen verbringen kann. Im Schnitt sind diese Parzellen 370 Quadratmeter groß.

Kleingarten

Eine Kollegin von mir hat sich gerade einen Schrebergarten gemietet. Normalerweise muss man hier in München lange auf einer Warteliste stehen, bis man eine Parzelle bekommt – es gibt viel mehr Leute, die einen Schrebergarten haben möchten als Plätze dafür. Aber meine Kollegin hatte Glück. Sie muss nun ein Drittel des Gartens mit Nutzpflanzen bepflanzen, also mit Obst und Gemüse, ein Drittel mit Rasen und ein Drittel kann sie mit Blumen und ähnlichem bepflanzen. Das ist dort alles geregelt. Jeder Verein hat seine eigenen Regeln, wichtig ist aber meistens, dass alle mithelfen, den Schrebergarten sauber und schön zu halten. Meine Kollegin hat jetzt plötzlich 35 Apfelbäume – und muss sehen, was sie mit all den Äpfeln macht!

Schrebergarten

Schrebergärten werden oft von Senioren gepflegt, aber auch viele Familien freuen sich über eine kleine grüne Oase. Meist befindet sich auf dem kleinen Grundstück eine so genannte Laube, also ein kleines Haus oder besser gesagt eine Holzhütte. Manchmal sind diese geheizt und wirklich bewohnbar – aber richtig wohnen darf man hier nicht.

Windmühle in Schrebergarten

Die meisten Laubenpieper – so nennt man die Kleingärtner scherzhaft – sind sehr umweltbewusst. Sie gießen ihren Garten mit Regenwasser und kompostieren ihren Gartenabfall. Was meint Ihr, wie viele Kleingärtner es in Deutschland gibt? Knapp eine Million! Teuer ist es nicht, so einen kleinen Garten zu haben – es kostet ungefähr einen Euro pro Tag. Die meisten Schrebergärten gibt es in Berlin, Hamburg und München, also in den Großstädten. Klar, dass die Bewohner hier eine besonders große Sehnsucht nach grüner Idylle haben.

Etwas ähnliches gab es übrigens in der DDR – die Datschen. Eine Datsche war ein Grundstück von 600 Quadratmetern Größe, auf dem ein Sommerhaus stand. Meist standen diese Ferienhäuser am Ufer von Seen, und auch sie dienten wie die Kleingärten der Erholung der Bürger. Gibt es so etwas auch in Eurem Land? Schreibt gerne in die Kommentarfunktion auf slowgerman.com, ich bin gespannt!

Lernmaterial zu dieser Folge und diese Folge noch einmal normal schnell gesprochen gibt es wie immer auf slowgerman.com zu kaufen oder im günstigeren Premium-Abo auf slowgerman.l……com (Achtung, Änderung. Das Abo bekommt ihr inzwischen hier). Danke für Eure Unterstützung und bis zum nächsten Mal! Eure Annik

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg92kurz.pdf