Ich nehme dich erstmal wieder mit in die Vergangenheit. Wie so oft in der deutschen Geschichte geht es um den Zweiten Weltkrieg und um die Nazis. Der Krieg ist endlich vorbei und Deutschland ist in vier Teile aufgeteilt. Die Gewinner des Krieges werden die sogenannten „Besatzer“. Die Sowjetunion, Großbritannien, Frankreich und die USA sind jetzt in Deutschland. Es gibt viel zu tun, die alten Nazis müssen natürlich bestraft werden, aber es gibt noch eine Sache, die wichtig ist: Die Demokratisierung Deutschlands. Und dazu gehören auch die Medien. Während des Krieges hatten die Nationalsozialisten komplett alle Medien übernommen. Es gab nur noch Propaganda und keinen freien Journalismus mehr, denn dieser hätte ja das System kritisiert. Eine freie Presse ist aber wichtig für die Demokratie. Also musste so ein freies System aufgebaut werden.
Als Vorbild nahm man sich die britische BBC. Der britische Journalist Hugh Greene wurde der Leiter des neuen Radiosenders „Nordwestdeuscher Rundfunk“, der im September 1945 in Hamburg auf Sendung ging. Langsam wurden weitere Rundfunkanstalten aufgebaut, der Bayerische Rundfunk in Bayern, kurz BR genannt, der Hessische Rundfunk in Hessen, kurz HR genannt und noch einige weitere. 1950 schlossen sich sechs solche Rundfunkanstalten zur ARD zusammen, die es heute noch gibt. Und ab 1963 gab es dann noch das ZDF, das zweite deutsche Fernsehen.
Jetzt erstmal die Frage: Warum so viele Radiosender? Das ist ganz einfach zu beantworten: Damit es nicht wieder eine Gleichschaltung gibt. Wenn es also nur einen Radiosender für ganz Deutschland gibt dann ist die Gefahr groß, dass die Politik diesen wieder beeinflussen kann. So aber sind viele Sender unabhängig voneinander – und bleiben dadurch leichter unabhängig. Ihre Aufgabe ist es, die Menschen in Deutschland zu informieren. Mittlerweile machen sie aber viel mehr als das, sie unterhalten uns nämlich vor allem auch.
Diese Unabhängigkeit wurde auch extra als Auftrag festgeschrieben. Er muss staatsfern und unabhängig sein. Unabhängig übrigens auch von Firmen. Und damit das klappt, dürfen sie während der Woche bis 20 Uhr nur 20 Minuten Werbung ausstrahlen. Danach gibt es gar keine Werbung, außer eventuell Sponsoring.
Heute gibt es in Deutschland neun Landesrundfunkanstalten. An der Spitze jeder Landesrundfunkanstalt steht ein Intendant oder eine Intendantin, das ist also der Chef oder die Chefin. Diese Landesrundfunkanstalten betreiben 74 Radiosender und 21 Fernsehsender, darunter auch einen Kanal nur für Kinder. Die größten und bekanntesten Fernsehsender sind das ZDF und „Das Erste“, in dem beispielsweise auch die „Tagesschau“ läuft und der „Tatort“, der beliebte Fernsehkrimi. Die „Tagesschau“ ist die beliebteste Nachrichtensendung im deutschen Fernsehen, und sie hat eines der größten Korrespondentennetzwerke der Welt mit 100 Funk- und Fernsehkorrespondenten also Reportern in 26 Ländern. Auch die Serie „Der Tatortreiniger“ kommt aus dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen, genauer gesagt vom NDR.
Die meisten der Radiosender senden nur in einem Bundesland, sie sind also regional. Dazu gibt es noch den Deutschlandfunk für ganz Deutschland und die Deutsche Welle für die ganze Welt. Neben Fernsehen und Radio gibt es natürlich noch viele Angebote im Internet.
46.000 Menschen arbeiten beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Ich arbeite auch dort, allerdings bin ich nicht fest angestellt, sondern eine sogenannte „feste Freie“. Ich bekomme also Urlaubsgeld und soziale Leistungen, kann aber jederzeit aufhören, dort zu arbeiten.
Zurück zum System. Bis hierhin klingt das alles ganz gut, oder? Jetzt kommen wir zum Geld, und das ist der Haupt-Kritikpunkt. Zum einen verdienen die Rundfunkanstalten natürlich durch Werbung ihr Geld – wobei das wie vorhin schon gesagt recht wenig ist. Zum anderen muss jeder Haushalt in Deutschland Rundfunkgebühren bezahlen, das sind derzeit 17,50 Euro im Monat. 2021 soll er auf 18,36 Euro steigen. Einigen Menschen ist das zu viel, vor allem weil sie behaupten, dass sie die öffentlich-rechtlichen Angebote nicht nutzen. Oft ist ihnen aber gar nicht klar, was alles dazugehört, beispielsweise eben auch YouTube-Videos oder Facebook-Kanäle. Auf slowgerman.com empfehle ich Dir ein paar Sendungen. Klar ist: Die älteren Menschen in Deutschland nutzen das normale Fernsehen viel öfter als die jüngeren. Denn da spielt das Internet eine wichtigere Rolle.
Wichtig ist: Durch die Art der Finanzierung wird auch wieder der Staat herausgehalten – er kann die Sender nicht beeinflussen, weil er ihnen kein Geld gibt. Das Geld kommt von uns Bürgerinnen und Bürgern.
Und es ist viel Geld: 9,1 Milliarden Euro pro Jahr. Natürlich braucht man das nicht nur, um Programm zu machen. Große Posten sind beispielsweise die Altersversorgung der Mitarbeiter und die Angestellten der Verwaltung. Dann gibt es noch viel Geld für die Technik auszugeben, denn so einen Sender zu haben ist nicht billig. Und es wird Geld ausgegeben für Sport-Lizenzen, um beispielsweise wichtige Fußballspiele zu übertragen. Es muss gespart werden, das merke ich auch bei meiner Arbeit. Es sollte mehr Geld ausgegeben werden für Information, weniger für Unterhaltung. Das ist meine persönliche Meinung. Aber das System an sich ist richtig und wichtig. Wir brauchen ein unabhängiges journalistisches Medium in Deutschland.
Vor allem rechtspopulistische Politiker:innen sind gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, und das ist aus meiner Sicht auch verständlich. Denn die Journalist:innen kritisieren sie natürlich öffentlich. Es wäre viel einfacher, die Menschen zu beeinflussen, wenn es da keine Gegenstimmen aus dem Radio gäbe.
Zum Schluss noch ein wichtiger Punkt, der Rundfunkrat. Das ist ein Gremium, das die Arbeit der öffentlich-rechtlichen Sender überwachen muss. Im Rundfunkrat sitzen ganz unterschiedliche Menschen, zum Beispiel Vertreter:innen von politischen Parteien, Kirchen, Gewerkschaften und Frauenverbänden. Das soll ein Querschnitt der Bevölkerung sein. Höchstens ein Drittel darf etwas mit dem Staat zu tun haben, das hat das Bundesverfassungsgericht 2014 beschlossen.
Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg225kurz.pdf
Gut erklärt wird das System in diesem Video:
https://www.youtube.com/watch?v=_hcvUfc2Lww
Das hier ist mein Lieblingskanal der öffentlich-rechtlichen Sender bei YouTube:
https://www.youtube.com/channel/UCyHDQ5C6z1NDmJ4g6SerW8g
Mehr Mai gibt’s hier:
https://www.youtube.com/c/Quarks
Beste Kindersendung (auch für Erwachsene):
https://www.wdrmaus.de/
Nachrichten in der Tagesschau:
https://www.tagesschau.de/
Der John Oliver aus Deutschland: Jan Böhmermann:
https://www.zdf.de/comedy/zdf-magazin-royale
Die ARD Mediathek:
https://www.ardmediathek.de/ard/
Babylon Berlin:
https://www.ardmediathek.de/ard/sendung/babylon-berlin-oder-staffel-1-3/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL2JhYnlsb24tYmVybGlu/
Und hier wird das System nochmal erklärt:
Ich empfinde es als problematisch, wenn jeder, der den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ablehnt (aus welchen Gründen auch immer), in die Nähe von AfD bzw. Rechtspopulismus gerückt wird. Ich z.B. schaue gar kein Fernsehen, werde aber trotzdem gezwungen, 17.50€ pro Monat zu bezahlen. Ich würde mir wünschen, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk sein Signal verschlüsselt und jeder, der weiterhin gucken möchte, zahlt die 17.50€ (oder meinetwegen auch 18.36€) freiwillig und alle anderen eben nicht. Warum traut sich die Politik nicht, Frau Rubens? Warum klammern sich die Intendanten so sehr an die Erhöhung (inklusive Eilantrag)?
Guten Abend, ich würde es begrüßen, wenn in Zukunft Bezahl-Modelle wie bei Netflix, Amazon, Disney+,etc. auch bei den Öffentlich Rechtlichen angeboten werden und dadurch die Rundfunkgebühr entfällt. So kann Jeder selbst entscheiden ob er die Sender sehen möchte.
Mittlerweile bin ich so enttäuscht von dem im TV angebotenen Programm, dass ich auf Streamingdienste umgestiegen bin.
Allen Lesern guten Rutsch und Gesundheit im neuen Jahr
Jeder der den öffentlich rechtlichen Rundfunk abschaffen will bzw. Extrem verschlanken macht sich unwissentlich oder ganz bewusst zu “ Gehilfen “ der Rechtspopulisten und anderen Feinden der Pressefreiheit.
Außerdem finde ich das bis auf einzelne wenige Dokumentationen , Wer wird Millionär?, Sport sowieInternationale Filme und Serien das private Free TV nichts im Gegensatz zu den öffentlich rechtlichen Programmen zu bieten hat. Und das meiste dieser Inhalte ( Bis auf die gute Quizsendung Wer wird Millionär, wobei die öffentlich rechtlichen hier eine Menge sehr gute Formate haben, das gleiche gilt wenn auch nur etwas abgeschwächt für internationale Filme und Serien) bekomme ich( internationale Filme und Serien
ausgenommen, hier ist das Angebot der privaten zum großen Teil besser, was allerdings durch die Werbung relativiert wird) kompetenter und seriöser von den öffentlich rechtlichen Angeboten. Was das sogenannte Nachrichtenangebot angeht finde ich hier die Qualität der öffentlich rechtlichen um Welten besser. Außerdem existiert bis auf die Nachrichten bei den privaten keinerlei richtige Informationsberichterstattung ( Ausnahme n-tv wobei hier meiner Meinung nach auch nicht die nötige Seriösität und Sorgfalt an den Tag gelegt wird).
Daher finde ich das es unablässig ist den öffentlich rechtlichen Rundfunk im seiner aktuellen Form so gut wie möglich zu erhalten
Meiner Meinung nach sind die so genannten öffentlich rechtlichen Sender nicht mehr zeitgemäß. Zur Art und Weise der Berichterstattung, zur Qualität und zur Daseinsberechtigung möchte ich mich nicht mal auslassen. Ich bin der Meinung, dass diese Sender alle samt verschlüsselt werden sollten und nur der bezahlen muss, der es wirklich schaut. Punkt. Dann erspart sich auch jede Diskussion und es wäre die einzig wirklich gerechte Verfahrensweise
Ich habe nicht gesagt, dass es keine Kürzungen geben darf. Ich bin persönlich auch der Meinung, dass man einiges am Programm zusammenlegen oder einsparen könnte. Aber das geht halt alles nicht von heute auf morgen. Dennoch: Auch mit Kürzungen muss die Unabhängigkeit gewährleistet bleiben, das ist ein hohes Gut.
Es braucht eben nicht 2 große Fernsehsender, denn durch die Länderanstalten ist die Vielfalt trotzdem gewährleistet. Es sind zu viele Rundfunksender, auch wenn Sie anders argumentieren! So lange Sie von dort bezahlt werden sind Sie ja beeinflußt, ohne wenn und aber. Das Format muß dringend geändert werden, wir brauch nicht halb so viele peng, peng-Krimis.
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Auf den ÖRR möchte ich nicht verzichten.
Guter, unabhängiger, vor allem kritischer Journalismus ist für die Demokratie lebensnotwendig.
Seit einigen Jahren wird eine Kampagne gegen den ÖRR inszeniert.
Wer dahintersteckt, ist offensichtlich: AfD und alle, die die Konkurrenz von ARD/ZDF und Deutschlandradio beseitigen möchten.
Moinsen,
alles ganz schön und gut soweit, Fakt ist aber auch, daß trotz allem KEF und Rundfunktat von den Ländrrparlamenten bestimmt werden, also so Staatsfern dann auch nicht. Es gibt auch einen Auftrag der öffentlich rechtlichen Semdeanstalten im Bereich Sport kommen sie diesem maximal noch mit Schulnote 5 nach. Wer sich noch am die 80iger Jahre erinnert, dort würde neben den großen Profiligen auch noch über die Regionalligen z. B. im Fußball berichtet (regionale Semdeanstalten = regionale Berichterstattung!?). Sportarten wie Hockey, Rudern, Tanzen etc. gehörten damals auch zum Programm wo ist dieser Teil des Programms hin? Verdrängt durch nichtssagende Formate wie die hunderte Wiederholung des Formate XY.
Auch bemängelt die KEF die Gehaltsstruktur im oberen Bereich der Sender aber hier vergisst man die Maßgabe nur wenn es um das Mehr geht beruft man sich gerne auf die KEF.
Die ÖR sind wichtig, aber sie sollten auch wieder die Berichterstattungsfunktion ausfüllen die im Auftrag steht. Wir müssen nicht mit der hundertsten Helene Fischer Show konfrontiert werden, mit Gastkünstlern für 5min. In einer Samstag Abend Show. Ja das kann als Highlight auch sein muss aber nicht immer.
Nach meinem dafür haben die Sender der ARD den regionalen Auftrag vergessen und versuchen beim höher, schneller, weiter der Privaten auf Kosten des Programmauftrages mitzumachen. Wenn hier wieder alles stimmt, dann kann man auch gerne über mehr Geld reden.
Ich bin 27 Jahre alt und erfülle ein Klischee: Ich nutze die Angebote der ÖR (so gut wie) gar nicht. Nur ein bisschen Arte kommt mir ab und zu uns Haus. Ansonsten gar nichts. Ich denke es geht vielen aus meiner Generation so. Hierfür zahle ich 17,50€, was nicht wenig Geld ist. Ich war immer ein Unterstützer der ÖR, bis 2015, als mir sehr stark aufgefallen ist, dass über das Flüchtlings-Thema (so gut wie) ausschließlich positiv berichtet wurde und die Ängste vieler Menschen kein bisschen ernst genommen und in die berühmte rechte Ecke gestellt wurden. Jeder kann ja zu dem Thema stehen wie er will, aber mit „neutral“ hat das ganze nichts mehr zu tun, wenn nur die eine Seite beleuchtet wird. Bei Donald Trump ging es dann gleich weiter.
17,50€/Monat sind 210€/Jahr. Das ist für viele Menschen, inklusive mir, nicht wenig Geld. Wie oben erwähnt nutze ich die Angebote nicht, also wieso sollte ich diesen hohen Preis akzeptieren? Das Angebot, und damit auch der Preis, gehört meiner Meinung nach deutlich reduziert. Stattdessen wird über eine Preiserhöhung diskutiert, Nein, sie wird eher verlangt, nur, um das Angebot aufrechtzuerhalten. Reformen werden abgeblockt. Auch das Argument, dass die Pensionslasten zu hoch sind, könnte mir ehrlich gesagt egaler nicht sein.
Guten Morgen,ich denke die Kritik ist mehr als angebracht.
Wenn man die frei wählbaren Leistungen der Mitbewerber nimmt,da bekomme ich einfach mehr für mein Geld.
Dazu die Tatsache daß ich durch den Staat gezwungen bin zu zahlen.
Neutrale Berichterstattung und ein Querschnitt der Bevölkerung ist meiner Meinung nach auch nicht gegeben,es wird schon deutlich in bestimmte politische Richtungen gelenkt.
In Zeiten von Corona,wo jeder den Gürtel enger schnallen muss und die Zukunft ungewisser ist,mehr Geld zu verlangen, für eine Leistung die auf den Prüfstand gehört,das ist schon ziemlich maßlos.17,50 im Monat wären sinnvoller investiert in Masken, Hygiene und dem Schutz vor Krankheiten.
Die Zeiten ändern sich auch für Mitarbeiter des öffentlichen Rundfunks,eine Demokratie wie unsere hält es auch ohne Erhöhung und Zahlzwang aus.
Ich wünsche ihnen einen ruhigen Start ins neue Jahr und alles Gute.