Ich bin in Konstanz geboren und aufgewachsen. Das ist eine deutsche Stadt südlich des Bodensees – drumherum ist auf der einen Seite Wasser und auf der anderen die Schweiz. Wir konnten also zu Fuß über die Grenze gehen und in der Schweiz einkaufen. Manches war dort billiger als in Deutschland. Und weil man zumindest in einem Teil der Schweiz Deutsch spricht, stelle ich Dir heute unser Nachbarland vor.
Die Schweiz ist ein kleines Land, es ist von Norden nach Süden nur 220 Kilometer lang und von Osten nach Westen fast 350 Kilometer . Die Hälfte des Landes ist bergig, denn die Alpen führen mitten durch die Schweiz.
8,5 Millionen Menschen leben in der Schweiz. Die größten Städte sind Zürich, Genf, Basel, Bern, Lausanne, Winterthur und Luzern. In Zürich leben 415.000 Menschen, damit ist sie die größte Stadt der Schweiz. Aber nicht nur das: Zürich ist in der Liste der teuersten Städte der Welt auf Platz 4. Platz 5 ist Genf.
Dieses kleine Land hat gleich vier Amtssprachen: Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch. Fast 65% der Schweizer sprechen Deutsch. Aber Vorsicht, es ist ein anderes Deutsch, als ich es spreche. Denn in der Schweiz gibt es viele verschiedene Dialekte, die zusammengefasst als Schweizerdeutsch bezeichnet werden. Es gibt auch ein Schweizer Hochdeutsch. Auf slowgerman.com kannst Du hören, wie Schweizerdeutsch klingt:
Jetzt wird es noch komplizierter: Die Schweiz ist nämlich nicht nur sprachlich aufgeteilt, sondern auch noch in 26 Kantone. Kantone sind so etwas wie in Deutschland die Bundesländer. Die Regierung der Kantone trifft sich im Nationalrat, der ein Teil der Bundesversammlung der Schweiz ist. Parlament und Regierung befinden sich in Bern. Der Bundeskanzler heißt Walter Thurnherr.
Zum Thema Religion: 38 Prozent der Schweizer sind Katholiken, 25 Prozent gehören zur evangelisch-reformierten Kirche. Die Religionsfreiheit steht in der Verfassung. Interessant fand ich zu lesen, dass der Buddhismus in der Schweiz stärker vertreten ist als in anderen europäischen Ländern – es sind aber nur 0,33 Prozent der Schweizer Buddhisten.
Sausen wir noch kurz durch die Geschichte des Landes: Die Römer haben es erobert, davor waren die Kelten da. Danach kamen die Germanen und später die Franken. Ach, es ist zu kompliziert, das alles aufzuzählen. 1291 jedenfalls schlossen sich die ersten drei Kantone zusammen. Dies gilt als Geburt der Schweiz und wird auch heute noch am 1. August als Nationalfeiertag gefeiert.
Napoleon Bonaparte verordnete der Schweiz 1803 eine föderalistische Verfassung mit autonomen Kantonen. Warum er das so einfach konnte? Weil die Schweiz zwischenzeitlich zu Frankreich gehörte. Der Staatsname „Schweizerische Eidgenossenschaft“ wurde festgelegt – er gilt bis heute. Dann wurden die Grenzen der Schweiz im Wiener Kongress international anerkannt. Und 1848 gab es eine neue Bundesverfassung.
Bei so vielen Sprachen und kulturellen Hintergründen frage ich mich, wie das Land sich eigentlich definiert. Wie hält es zusammen? Es ist nicht die Sprache, nicht die Kultur, sondern eher das Schweizer-Sein an sich. Die Schweizer glauben an die direkte Demokratie, dort werden viel mehr Entscheidungen direkt vom Volk getroffen als in Deutschland. Außerdem wird vieles regional entschieden, die Schweizer sind also sehr selbstbestimmt.
Und bei einer Straßenumfrage zu typischen Merkmalen der Schweiz würde wahrscheinlich noch ein Wort fallen: Neutralität. Das Land beteiligt sich nicht an Kriegen zwischen Staaten. 1647 beschlossen die Schweizer durch den schlimmen Dreissigjährigen Krieg „immerwährende bewaffnete Neutralität“.
Das bedeutet aber nicht, dass das Land keine Armee hat. Es gibt ein Heer und eine Luftwaffe, um sich verteidigen zu können. Nur 5% der Soldaten sind allerdings bezahlte Soldaten – der Rest sind Bürger des Landes zwischen 20 und 34 Jahren. Sie haben ihre persönliche Ausrüstung und ihre Waffe zu Hause. Alle Männer müssen zum Militärdienst oder alternativ Zivildienst leisten.
Die Schweiz gehört zwar seit 2002 zur UNO, aber nicht zur Europäischen Union und auch nicht zur NATO – das würde nicht zur Neutralität passen.
Und wovon leben die Schweizer? Berühmt sind sie für ihre Banken und Uhrwerke. Und für ihren Käse. Oder? Der Lebensmittelkonzern Nestlé ist aus der Schweiz, ebenso die wunderbare Schokolade von Lindt & Sprüngli, die Medizin von Novartis und Roche, die Uhren von Swatch und Rolex. Und die berühmte Toblerone-Schokolade wird nur in Bern hergestellt und von dort aus in 120 Länder verkauft. Denk daran, wenn Du sie das nächste Mal am Flughafen siehst. Bezahlt wird übrigens mit Schweizer Franken.
Zwei Dinge noch, die unbedingt zur Schweiz gehören: Berühmt ist die Geschichte von Wilhelm Tell. Er gilt als Nationalheld des Landes. Weltbekannt wurde die Geschichte nämlich dadurch, dass Friedrich Schiller sie als Theaterstück aufschrieb.
Und dann ist da noch das Käsefondue, bei dem Käse geschmolzen wird und dann tunkt man mit einer langen Gabel Brotstücke hinein… Lecker!
Es gäbe noch eine Menge über dieses kleine, feine Land zu erzählen. Wenn Du mal eine sehr junge und gute Comedienne aus der Schweiz sehen möchtest, dann gibt es auf slowgerman.com ein Video von Hazel Brugger, der „bösesten Frau der Schweiz“.
Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg212kurz.pdf
Vielen Dank, Anna.
Ja, es gibt für jede Folge Lernmaterial. In diesem Fall einfach unter das Video von Hazel Brugger schauen, dort ist der Link. Du siehst ihn nur, wenn du eingeloggt bist.
Hallo Anna,
Gibt es Lernmaterial für dieses Ergebnis der SG 212?
In Briefen schreiben wir „Du“ und „Dir“ groß, das ist netter. Da meine Podcasts so etwas wie Briefe an die Hörer sind, schreibe ich das „D“ oft groß – aber ich versuche es mir abzugewöhnen. 😉
Ich bemerke, dass Sie den ersten Buchstabe von „dir“ großschreiben. Gibt es eine spezielle Bedeutung? Danke!
hello Annik,
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THANK YOU
HANY
vielen Dank für ihres Podcast
Vielen Dank, ein wunderbares Podcast!
Hazel Bruggers Art von Humor gefällt mir. Sehr lustig! 🙂
Es war sehr interessant und deutlich erklärte. Viele Dank Anik!
vielen Dank für ihres Podcast