Viele meiner Hörerinnen und Hörer haben sich gefreut, dass ich vor kurzem über den Film „Fack Ju Göhte“ gesprochen habe. Also habe ich mir gedacht: Heute erzähle ich Dir etwas über den erfolgreichsten deutschen Film aller Zeiten! Er heißt „Der Schuh des Manitu“.
Dazu muss ich einiges erklären, glaube ich. Fangen wir ganz vorne an: Seit Jahrzehnten sind die Bücher von Karl May beliebt in Deutschland. Karl May lebte von 1842 bis 1912 und schrieb Abenteuerromane. Sehr bekannt wurden seine Bücher über den „Indianer“ Winnetou, der sich mit dem weißen Cowboy Old Shatterhand anfreundete. Die Bücher spielen im sogenannten Wilden Westen, also in den USA. Winnetou war in den Büchern ein Häuptling der Apachen. Er kämpfte für Gerechtigkeit und Frieden.
In den 1960er-Jahren wurden Filme gedreht, in denen die Figur des Häuptlings Winnetou die Hauptrolle spielte. Gespielt wurde er vom französischen Schauspieler Pierre Brice. Elf derartige Filme gab es in den 60er-Jahren, und sie waren sehr beliebt.
So, das war jetzt eine lange Vorgeschichte. Kommen wir zu „Der Schuh des Manitu“. Denn dieser Film ist eine Parodie der Winnetou-Filme und des ganzen Genres der Westernfilme. Der Film ist eine Komödie. Hinter diesem erfolgreichen Film, der 2001 ins Kino kam, steht Michael „Bully“ Herbig. Er ist ein erfolgreicher Komiker, Schauspieler, Regisseur und noch vieles mehr. In diesem Film schrieb er gemeinsam mit anderen Autoren das Drehbuch, er führte Regie, war Produzent und spielte die zwei Hauptrollen.
Worum geht es in dem Film? Der weiße Südstaatler Ranger hat den Häuptling der Apachen Abahachi gerettet. Seitdem sind sie Blutsbrüder. Dann wird es etwas chaotisch, es geht um einen toten Häuptlingssohn, um einen Schatz, um einen Bösewicht und um einen Marterpfahl. Eigentlich geht es aber einfach um die Freundschaft der beiden Männer. Vieles im Film ist einfach Slapstick, es sind einfach sehr viele Witze aneinandergereiht. Für dich wird der Film wahrscheinlich schwer zu verstehen sein – denn die meisten Figuren sprechen mit bayerischem Dialekt.
Und dann sind wir auch wieder beim Punkt der politischen Korrektheit. Ist dieser Film politisch korrekt? Ganz klar: Nein. Natürlich werden die „Indianer“ als Klischeefiguren dargestellt. Und der Zwillingsbruder des Häuptlings ist ein in rosa gekleideter überzeichnet schwuler Mann. Natürlich ist das alles Quatsch – aber niemals bösartig. Fast 12 Millionen Menschen sahen den Film im Kino. Und Michael „Bully“ Herbig machte danach mit seinen beiden Freunden Rick Kavanian und Christian Tramitz noch viele weitere, sehr erfolgreiche Filme, zum Beispiel „(T)raumschiff Surprise“, eine Parodie auf Star Trek, das auf Deutsch „Raumschiff Enterprise“ hieß.
Bekannt wurden die drei übrigens durch eine Fernsehsendung namens „Bullyparade“ – hier ein Sketch daraus, der schon über 20 Jahre alt ist und in der die Figuren des Indianerhäuptlings und des Rangers schon vorkommen:
Es wird mal wieder Zeit für einen deutschen Kinofilm! Ich erzähle dir heute etwas über den Film „Fack Ju Göhte“, der 2013 in die Kinos kam. Es ist eine Komödie ab 12 Jahren, das bedeutet, dass er für Kinder unter 12 Jahren nicht geeignet ist. Das liegt vor allem daran, dass im Film sehr viel geflucht wird – Sex und Gewalt kommen auch vor. Und er ist garantiert nicht politisch-korrekt…
Der Film beginnt im Gefängnis. Ein junger Mann wird entlassen. Wieder draußen in der freien Welt will er als Erstes an das Geld kommen, das er bei seinem letzten Raubzug erbeutet hat. Aber das ist blöderweise unter einer neuen Schul-Turnhalle vergraben – und er kommt nicht mehr ran. Also wird er kurzerhand Aushilfslehrer an der Goethe Gesamtschule, um ungehindert nachts suchen zu können. Nachts sucht er also, und tagsüber macht er den Lehrer-Job. Den macht er aber natürlich ganz anders als die richtigen Lehrer und Lehrerinnen.
Es geht vor allem um Teenager und deren ganz normale Probleme im Schulalltag. Genauer gesagt um Teenager, die wenig Chancen für ihre Zukunft sehen und als Versager gelten. Und dann geht es natürlich noch um die Liebe. Und es geht darum, dass man ein besserer Mensch werden kann – wenn man es selber möchte. Also alles keine wirklich neuen Themen – aber gut umgesetzt. Der Film ist lustig und derb, er hat Tempo und gute Schauspieler.
Gespielt wird die Hauptrolle des Zeki Müller von Elyas M’Barek. Er muss gleich die schlimmste Klasse der Schule übernehmen. Das ist eine Klasse voller Verlierer, die den Lehrern Streiche spielen und nichts lernen möchten. Mit sehr unkonventionellen Mitteln bringt der Aushilfslehrer die Teenager dazu, mehr von ihrem Leben zu wollen. Die zweite Hauptrolle spielt Karoline Herfurth, die eine sehr gewissenhafte und idealistische Referendarin spielt, also eine Lehrerin in Ausbildung.
Die restlichen Rollen wurden entweder mit Nachwuchsschauspielern besetzt oder mit altbekannten Größen. Die Rektorin wird von Katja Riemann gespielt, eine Lehrerin von Uschi Glas. Beide Frauen kennt in Deutschland wahrscheinlich jeder Mensch über 30.
Der Film spielt übrigens in München, gedreht wurde auch an einer echten Schule in München. „Fack Ju Göhte“ war extrem erfolgreich. In den ersten 17 Tagen nach Kinostart hatten ihn schon drei Millionen Kinobesucher gesehen. Mittlerweile liegt er auf Platz 8 der erfolgreichsten deutschen Filme seit 1968 mit über 7 Millionen Zuschauern. Kein Wunder, dass gleich zwei Jahre später die Fortsetzung ins Kino kam und weitere zwei Jahre später Teil 3.
Hinter dem Film steckt Bora Dagtekin, der das Drehbuch geschrieben hat und Regie führte.
Ich bin sehr gespannt, wie du den Film findest. Wenn du ihn gesehen hast – in Deutschland ist er gerade bei Netflix zu sehen, dann schreib gerne in die Kommentare!
Cemal aus der Türkei hat mich gefragt, wie es in Deutschland mit Filmen und Serien aussieht. Das ist ein schwieriges Thema, weil es da natürlich sehr viel zu erzählen gibt!
Fangen wir mit den Filmen an. Es gibt eine sehr lebendige deutsche Filmszene. Ich werde Euch in nächster Zeit auch immer wieder deutsche Filme hier vorstellen. „Good Bye Lenin“ und „Das Leben der Anderen“ habe ich Euch ja schon vorgestellt.
Ich habe mal nachgesehen, welche deutschen Filme in den deutschen Kinos in den vergangenen 50 Jahren am meisten Besucher angelockt haben. Interessant fand ich, dass es sich fast ausschließlich um Komödien handelt. Der erfolgreichste deutsche Film aller Zeiten ist „Der Schuh des Manitu“. Das ist eine Parodie auf alte Westernfilme, vor allem auf die alten Karl May-Filme. Es geht also um Cowboys und Indianer. Wer diesen Film gemacht hat? Eine Truppe um den deutschen Comedian Michael „Bully“ Herbig. Das ist ein Münchner Regisseur, Drehbuchautor, Schauspieler und Comedian. Gemeinsam mit seinen Kumpels Christian Tramitz und Rick Kavanian hat er viele Filme und Fernsehsendungen gemacht – alle lustig. Auch der zweit-erfolgreichste Film aller Zeiten ist von diesem Trio: „(T)Raumschiff Surprise“. Wieder eine Parodie – diesmal wird „Raumschiff Enterprise“ auf die Schippe genommen.
Noch einer hat es gleich zwei Mal in die Top Ten geschafft: Otto. Otto ist ein Komiker der älteren Generation – ihn kennt in Deutschland jedes Kind. Und das seit Generationen. Ganz neu in den Top Ten ist ein Film, der jetzt gerade noch in den Kinos läuft. Er heißt „Fack Ju Göhte“. Wieder eine Komödie. Darin geht es um Lehrer und Schüler. Der Star des Films ist ein Schauspieler namens Elyas M’Barek – er hat derzeit eine Menge Fans. Eine weitere wichtige Figur – ob man ihn mag oder nicht – ist Til Schweiger. Er wurde als Schauspieler mit dem Film „Der bewegte Mann“ berühmt. Mittlerweile macht er selber Filme, die viele Deutsche ins Kino locken. Beispielsweise „Keinohrhasen“. Natürlich auch wieder eine Komödie.
Til Schweiger ist neuerdings auch Kommissar in der Reihe „Tatort“. Der Tatort ist eine Krimi-Sendung, die fast jeden Sonntagabend im Fernsehen läuft. Und das seit 1970. Der Tatort ist Kult – er hat viele Fans. Diese treffen sich oft auch in Kneipen, um gemeinsam den Tatort zu sehen. Oder sie quatschen bei Twitter unter dem Hashtag #tatort. Jeden Sonntag ist ein anderes Team im Einsatz – aus einer anderen deutschen Stadt. Sehr beliebt ist der Tatort aus Münster – er ist eher lustig als spannend. Viele Kommissarenteams sind schon seit vielen Jahren im Einsatz. Das Team aus München beispielsweise hat schon über 60 Fälle gelöst.
Krimis sehen die Deutschen ohnehin sehr gerne. Aber es gibt auch andere Serien, die seit vielen Jahren sehr beliebt sind. Die „Lindenstraße“ zum Beispiel. Das ist die erste deutsche Seifenoper – es gibt sie seit 1985. Jeden Sonntagabend kommt eine neue Folge – es geht um die Bewohner der Lindenstraße, wie der Titel schon sagt. Die Fernsehserie ist bekannt dafür, aktuelle Geschehnisse aus Deutschland in die Handlung einzubauen – oft ist sie sogar gesellschaftskritisch.
Die Hauptsendezeit ist in Deutschland um 20.15 Uhr. Dann kommen die großen Filme und so weiter. Um 20 Uhr kommt die Tagesschau, die Nachrichtensendung. Und vorher kommen die Vorabendserien. Da geht es um Landärzte, Förster oder Polizisten. Es gibt eine Serie, die ich Euch empfehlen kann, weil sie sehr schräg ist: „Der Tatortreiniger“. Es geht um Schrotty, einen Mann, der engagiert wird, wenn ein Mord passiert ist. Oder etwas ähnliches. Er wird dann gerufen, um zu putzen – und führt dabei gerne kuriose Gespräche mit den Nachbarn oder anderen Menschen in er Umgebung.
Ich persönlich sehe lieber amerikanische Serien als deutsche Serien. Aber wenn ich deutsche Serien sehe, dann die von Franz Xaver Bogner. Das ist ein bayerischer Fernsehmacher, der in den vergangenen 40 Jahren zahllose Serien produziert hat. Er beobachtet dabei die Menschen sehr genau und hat einen guten Sinn für Humor. Aber ich fürchte, für Deutschlernende sind die bayerischen Episoden schwer zu verstehen.
Um zu Cemal vom Anfang zurückzukommen: Es gibt auch eine deutsche Serie, die sehr beliebt war, die zu ihm passen könnte: „Türkisch für Anfänger“. Darin geht es um die Annäherung von Deutschen und Türken. Klingt gut, oder?
Ich möchte Euch heute ausnahmsweise mal einen deutschen Film vorstellen, den Ihr Euch anschauen solltet. Er heißt „Das Leben der Anderen“, und wurde mit einem Oscar ausgezeichnet. Ich möchte Euch deswegen von ihm erzählen, weil er einen wichtigen Teil der deutschen Geschichte zeigt.
Im Mittelpunkt des Dramas steht Gerd Wiesler. Er ist Hauptmann bei der Stasi. Die Stasi war das Ministerium für Staatssicherheit in der DDR, der Deutschen Demokratischen Republik. 1984 bekommt Gerd Wiesler in Ost-Berlin den Auftrag, einen Theaterschriftsteller zu bespitzeln. Er soll ihn also belauschen wie ein Spion. Wiesler sitzt also auf dem Dachboden, hat Kopfhörer auf und hört, was in der Wohnung des Schriftstellers alles passiert. Was führt dieser im Schilde? Plant er Aktivitäten gegen das DDR-System?
Je länger Wiesler den Schriftsteller und seine Freundin belauscht, desto mehr verwandelt er sich. Er empfindet Sympathie für diese Menschen, er will sie schützen und ihnen nicht schaden. Dadurch begibt er sich selbst in Gefahr. Wie der Film ausgeht, erzähle ich Euch nicht. Aber ich kann Euch sagen, dass es einer der besten Filme ist, die ich gesehen habe. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die besten deutschen Schauspieler in diesem Film spielen. In der Hauptrolle des Gerd Wiesler ist Ulrich Mühe zu sehen, der leider kurz nach der Oscarverleihung an Krebs gestorben ist. Sebastian Koch und Martina Gedeck sind das bespitzelte Paar.
Der Film ist spannend und emotional erzählt, und hinter der Geschichte steckt ein Mann namens Florian Henckel von Donnersmarck. Er hat das Drehbuch geschrieben. Die Idee dazu hatte er bereits auf der Filmhochschule, um es dann aber zu schreiben zog er sich in ein Kloster zurück, damit er völlige Ruhe hatte. Donnersmarck führte auch Regie bei diesem Film, der 2006 in Deutschland in die Kinos kam. Obwohl der Film nur 1,8 Millionen Euro gekostet hat und somit ein Low-Budget Film war, hatte er enormen internationalen Erfolg. Mehr als zwei Millionen Menschen haben ihn allein in Deutschland im Kino gesehen.
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