von Annik Rubens | 22. Dezember 2020 | Natur und Umwelt, SG Podcast-Episode
Manchmal muss man sich gute Nachrichten suchen, damit die Welt nicht ganz so schlimm aussieht. Das habe ich heute getan. Ich habe etwas über das Dorf Feldheim in Brandenburg gelesen. Dieses Dorf ist winzig, es hat nur 130 Einwohner. Aber es ist trotzdem etwas ganz besonders. Und das ist zwar heute nur eine sehr kurze Geschichte, aber ich möchte sie dir trotzdem erzählen.
Feldheim ist nämlich ein Dorf, das energieautark ist. Das bedeutet: Es versorgt sich selbst mit Strom und Wärme. Es braucht kein Erdöl, kein Erdgas, keinen Strom aus einem Atomkraftwerk oder so etwas – es benutzt vor allem erneuerbare Energien. Feldheim ist der einzige Ort in Deutschland, der das geschafft hat. Und so fing das alles an:
Kurz nach der Wende, also nach der Deutschen Wiedervereinigung von Ost und West vor mittlerweile 30 Jahren, kam ein Student in dieses Dorf. Sein Name war Michael Raschemann. Und der hatte die Idee, in Feldheim Windräder aufzustellen. Die Menschen im Dorf überlegten kurz und sagten dann: Ja, das können wir probieren. Und sie stellten vier Windräder auf.
Später entstand ein ganzer Windpark und heute hat das Dorf 60 Windräder. So kann Feldheim seinen eigenen Strom erzeugen. Es ist unabhängig von den großen Strom-Konzernen. Der Strom ist zudem absolut umweltfreundlich erzeugt. Und der Strom ist nur ungefähr halb so teuer wie „normaler“ Strom in Deutschland. Einen Stromausfall gab es übrigens noch nie.
Aber den Feldheimern war das noch nicht genug. Sie überlegten, wie sie ihre Häuser heizen können ohne Heizöl oder Erdgas zu verbrauchen. Also wurde 2009 aus einer Biogasanlage in der Nähe die Wärme durch Leitungen in den Ort verlegt. Jedes Haus bekommt seither die Wärme der Biogasanlage geliefert. In einer Biogasanlage werden Mais und Gülle zu Gas und damit dann auch zu Strom und Wärme umgewandelt.
Außerdem gibt es im Ort ein Holzhackschnitzel-Kraftwerk, in dem Reste aus der Holzverarbeitung verbrannt werden, um Energie zu erzeugen. Geplant ist auch eine Photovoltaikanlage, um die Sonnenenergie zu nutzen. Die bisherigen Energiequellen wurden zu einem Versorgungsnetz geknüpft – und eine Elektrotankstelle gibt es auch in Feldheim.
Mittlerweile ist Feldheim eine Touristenattraktion. 3000 Besucher kommen jedes Jahr aus der ganzen Welt hierher, um von den Feldheimern zu lernen. Und der Student von damals ist immer noch in Feldheim und hat heute eine große Firma, mit der er in der ganzen Welt Windkraftanlagen baut.
Noch eine schöne Geschichte zu Feldheim: Für jeden neu geborenen Bürger und jede Bürgerin pflanzt das Dorf einen Baum.
Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg224kurz.pdf
von Annik Rubens | 12. Mai 2015 | Aktuelles & Politik, SG Podcast-Episode
Kann man Energie wirklich erneuern? Nein. Natürlich nicht. Aber es gibt Energiequellen, die begrenzt sind. Zum Beispiel Erdöl und Erdgas. Andere Energiequellen sind nicht begrenzt: Die Sonne wird scheinen, so lange es die Menschen gibt. Deswegen nennt man derartige Energiequellen „erneuerbare Energien“. Was gehört noch dazu, außer der Sonnenenergie? Zum Beispiel Erdwärme, Wasserkraft oder Windenergie.
Wir müssen auch überlegen, wofür wir Energie eigentlich brauchen. Wir brauchen sie zum Beispiel, um unsere Häuser zu heizen. Und natürlich brauchen wir Strom, um unseren Alltag zu meistern: Was wären wir ohne elektrisches Licht, eine Waschmaschine, einen Backofen, einen Staubsauger, einen Fernseher oder das Internet? Der dritte Faktor neben Strom und Wärme ist die Mobilität – bislang verfeuern unsere Autos Treibstoff, aber es fahren schon die ersten Elektroautos durch die Städte.
In Deutschland decken die erneuerbaren Energien noch nichtmal ein Drittel der Stromproduktion ab. Das heißt: Mehr als zwei Drittel der Energie kommt in Deutschland noch von „alten“ Methoden wie der Atomkraft oder Kohle. Aber die Zahl der Windkraftwerke und Solaranlagen wächst. Rein theoretisch könnte Deutschland seinen Strom zu 100% aus Wind, Sonne und ähnlichen Quellen erzeugen, aber in der Praxis dauert das noch.
Es gibt ein Wort für den Übergang von der alten auf die neuen Energien: Energiewende. Die Energiewende ist ein großes politisches Thema. Deutschland möchte bis zum Jahr 2050 gut 80 Prozent seiner Energie aus erneuerbaren Quellen erzeugen. Die Reaktorkatastrophen von Tschernobyl und Fukushima haben Deutschland schließlich dazu gebracht, den Atomausstieg zu beschließen. Die Hälfte der Atomkraftwerke ist bereits abgeschaltet, der Rest soll bis 2022 abgeschaltet werden. Alle Parteien haben dafür gestimmt.
Auch im Kleinen sieht man, dass sich etwas verändert. Wenn Ihr durch Deutschland fahrt, seht Ihr auf vielen Dächern bereits Sonnenkollektoren. Diese liefern für den Haushalt entweder Strom oder warmes Wasser. Neue Häuser wie das in dem ich lebe, haben im Keller keinen großen Tank mit Heizöl wie alte Häuser, sondern eine Wärmepumpe. Diese nutzt die Wärme der Erde in einigen Metern Tiefe und sorgt so dafür, dass unser Haus immer schön warm ist, auch im Winter. Die Heizkosten sind dadurch enorm gering – wir bezahlen lediglich die Stromkosten für die Pumpe und verfeuern keine fossilen Brennstoffe.
Der nächste Punkt sind Elektroautos – bis jetzt sieht man sie nur sehr selten auf deutschen Straßen. Das liegt vor allem daran, dass die Autos noch sehr teuer sind: Ein Smart mit Elektroantrieb kostet mit Batterie mindestens 23.000 Euro – und Ihr wisst, wie winzig ein Smart ist. Dafür spart man sich aber die Benzinkosten. Für viele ist aber auch noch ein Punkt, dass die Batterie nicht lange hält: Wer nur ein paar Kilometer pro Tag fährt, hat kein Problem. Für Langstreckenfahrer ist das Elektroauto aber noch nicht geeignet.
Der letzte Punkt, der noch gegen diese neue Art von Auto spricht, ist die Verfügbarkeit von Ladestationen. Wer auf dem Land wohnt und seine Garage mit einer Steckdose ausstattet, oder sogar auf dem Dach der Garage eine Sonnenstrom-Anlage aufbaut, hat kein Problem mit dem Auftanken. Aber was tun, wenn man in der Stadt wohnt und keinen eigenen Parkplatz hat? „Tankstellen“ für Elektroautos sind sehr selten. Aber ich bin sicher, diese Probleme werden sich in den nächsten Jahren lösen. Und dann werde ich mir sicher ein Elektroauto kaufen.
Atomausstieg, Elektroautos, Energiewende – ein Punkt ist derzeit auch oft im Gespräch, vor allem hier in Bayern. Und zwar die Windräder. Anwohner beschweren sich über den Lärm von Windkraft-Anlagen. Andere finden sie schlichtweg hässlich. Manche fürchten gar, dass die Anlagen schlecht für die Gesundheit sind. Die Akzeptanz in der Bevölkerung muss noch wachsen – ich jedenfalls hätte lieber ein Windrad vor der Tür als ein Kernkraftwerk…
Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg101kurz.pdf