SG #044: Essen

SG #044: Essen

Leah aus Kalifornien hat mich gebeten, über das Essen zu schreiben. Da bekomme ich ja sofort Hunger! Man sagt auch: Da läuft mir das Wasser im Munde zusammen. Also, legen wir los!

Was essen wir hier in Deutschland? Kartoffeln und Sauerkraut? Das sind die Vorurteile, die man in der Welt hat. Die Realität sieht anders aus. Die Deutschen lieben gutes Essen, und sie lieben internationales Essen. Ein scharfes Curry oder ein süß-saures chinesisches Essen, ein süßer italienischer Nachtisch hinterher – das ist wunderbar!

Essen ist Mode. Daher gibt es Trends, die sich verändern. Als ich ein Kind war, ging man meistens zum Griechen zum Essen oder zum Jugoslawen. Dort gab es dann meistens sehr viel Fleisch mit viel Knoblauch zu essen. Heute isst man lieber italienisch oder indisch. Nicht ganz so fettig, nicht ganz so viel Fleisch.

Ein typisches Modeessen für alle, die nicht dick werden wollen, ist Salat mit Putenbruststreifen. Das gibt es wirklich in jedem Lokal auf der Speisekarte. Dazu eine Apfelschorle, das Modegetränk der Deutschen.

Wenn man zum Essen geht, muss man zunächst oft telefonisch einen Tisch reservieren. Gerade bei beliebten Restaurants sind sonst alle Tische besetzt. Hat man seinen Platz gefunden, bekommt man eine Speisekarte und kann sich etwas aussuchen. Vielleicht zunächst eine Vorspeise? Oder ein kleiner Salat zum Hauptgericht? Und natürlich danach noch eine Nachspeise, ein Dessert. Und einen Kaffee, einen Espresso oder Capucchino.

Wenn man möchte, kann man so lange man will am Tisch sitzenbleiben. Anders als in Amerika. Dort wird man nach dem Essen höflich aufgefordert, die Rechnung zu bezahlen und zu gehen. In Deutschland passiert es oft, dass man nach dem Essen noch sitzen bleibt, einen Kaffee trinkt oder eine Flasche Wein bestellt, und lange einfach nur redet.

Irgendwann ist jedoch auch der schönste Restaurantbesuch zu Ende und man bestellt beim Kellner oder der Bedienung die Rechnung. Man gibt gute zehn Prozent Trinkgeld, bezahlt die Rechnung und geht nach Hause.

Momentan ist in Deutschland allerdings das Kochfieber ausgebrochen. Während es früher schick war, Essen zu gehen, isst man heute in der eigenen Wohnung. Im Fernsehen gibt es zahllose Kochshows, viele Köche sind zu Fernsehstars geworden. Was in England Jamie Oliver ist, ist bei uns Tim Mälzer. Ich finde diesen Trend super. Vor zwei Jahren habe ich selber angefangen zu kochen. Aber ich koche nicht gerne allein. Am meisten Spaß macht es, wenn zwei oder drei Freunde zusammen kochen. Dann ist es auch nicht so schlimm, wenn etwas mal nicht schmeckt – denn dann sind alle drei Köche schuld daran!

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg44kurz.pdf

SG #043: Stauffenberg

SG #043: Stauffenberg

Gerade ist im Kino der Film „Operation Walküre – Das Stauffenberg-Attentat“ angelaufen. Tom Cruise spielt darin die Hauptrolle. Gedreht wurde der Film hauptsächlich in Berlin. Viele der Schauspieler sind bekannte Deutsche. Ich selber werde ihn mir nicht ansehen – und zwar weil Tom Cruise die Hauptrolle spielt. Das ärgert mich. Denn eigentlich sollte der wunderbare deutsche Schauspieler Thomas Kretschmann die Hauptrolle spielen. Doch dann meldete sich Tom Cruise aus Hollywood und schnappte ihm die Rolle weg.

Aber vielleicht ist Thomas Kretschmann heute froh darüber, dass er die Rolle nicht gespielt hat. Denn ich habe viele schlechte Kritiken über den Film gelesen. Dort wird vor allem kritisiert, dass der Film viele Tatsachen falsch darstellt. Historisch ist der Film also nicht korrekt. Außerdem scheint es ein typischer Hollywoodfilm zu sein mit vielen Explosionen, Spannung, Action und aufregender Musik. Ich finde in diesem Fall wäre es sinnvoller, eine Charakterstudie zu machen. Also genauer darauf einzugehen, was Stauffenberg gefühlt, gedacht und geplant hat. Was für ein Mensch er war. Ein paar Fakten will ich Euch hier erzählen.

Sein voller Name war Claus Philipp Maria Schenk Graf von Stauffenberg. Daran merkt man also schon, dass er ein Adeliger war. Nach dem Abitur ging er zum Militär und machte dort Karriere. Er wurde Leutnant, Offizier und Oberst. Er heiratete 1933 seine Frau Nina und sie bekamen fünf Kinder. Politisch war Stauffenberg eher auf der konservativen Seite, war aber nicht gegen alles, was die Nationalsozialisten und der neue Reichskanzler Hitler beschlossen.

Als der Zweite Weltkrieg begann, hatte er verschiedene Aufgaben. 1943 wurde er bei einem Angriff von Tieffliegern schwer verletzt – er verlor ein Auge, eine Hand und zwei Finger der anderen Hand. Immer mehr wächst in ihm der Wunsch, dem Nazi-Regime ein Ende zu machen. Angeblich schon seit 1941. Es gibt unterschiedliche Gründe, die immer wieder genannt werden. Nicht alle waren heldenhaft. Stauffenberg war offenbar gegen eine parlamentarische Demokratie und hatte wohl auch keine wirklich zukunftsweisenden Visionen.

Dennoch arbeitete er mit weiteren hohen Militärs, die meisten von ihnen ebenfalls adelig, einen Plan aus, den Operationsplan Walküre. Mit diesem Plan wollte man gegen innere Unruhen kämpfen. Das war die offizielle Version. Aber in diesem Plan steckte ein Staatsstreich: Hitler sollte ermordet werden, wichtige Befehlshaber verhaftet. Stauffenberg selbst sollte das Attentat ausüben, dann aber eine andere Gruppe dafür verantwortlich machen.

Zwei Mal versuchte Stauffenberg, Hitler zu töten – beide Male musste er sein Vorhaben abbrechen. Beim dritten Versuch deponierte Stauffenberg Sprengstoff in der Nähe von Hitler – bei der Explosion wurden vier Menschen getötet – Hitler und 19 weitere überlebten. Die Operation Walküre scheiterte, Stauffenberg und die anderen wurden verhaftet und erschossen.

Hier in Deutschland wird viel über den Film mit Tom Cruise diskutiert. Zum einen wird kritisiert, dass ein Schauspieler, der offen Scientologe ist, den Hitler-Attentäter spielt. Zum anderen wird aber auch gelobt, dass durch diesen Film auf der ganzen Welt bekannt wird, dass es mutige Menschen wie Stauffenberg gab. Ihr kennt bestimmt auch die Geschichte der Geschwister Scholl (Film: Sophie Scholl – Die letzten Tage) die hier in München Widerstand gegen die Nazis geleistet haben. Wenn Euch Graf Stauffenberg und der Widerstand gegen Hitler interessiert, dann habe ich einen Tipp für Euch:

Es gibt eine gute Seite des ZDF im Internet, also des Zweiten Deutschen Fernsehens, auf der man noch mehr über dieses Thema lesen kann.

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg43kurz.pdf

SG #041: Weihnachten

SG #041: Weihnachten

Ich kann es selber kaum glauben – aber ich habe Euch noch gar nichts von Weihnachten erzählt! Also hole ich das heute nach. In Deutschland ist Weihnachten das wahrscheinlich wichtigste Fest des Jahres. Ich weiß, Ostern ist für die Christen noch viel wichtiger, aber Weihnachten ist auch für weniger religiöse Menschen wie mich ein großes Datum.

Ich habe Euch ja schon erzählt, dass es in Deutschland den Advent gibt. Die vier Sonntage vor Weihnachten wird also jeweils eine Kerze angezündet auf einem Adventskranz. Und man hat einen Adventskalender, hinter dessen Türchen jeden Tag Schokolade oder etwas anderes zu finden ist. Ist diese Wartezeit endlich vorbei, dann ist Weihnachten. Wir feiern schon am 24. Dezember. In meiner Familie beginnt der Tag nach einem schönen Frühstück und Mittagessen damit, dass wir den Tannenbaum von draußen hereinholen, ihn in der Wohnung aufstellen und gemeinsam schmücken. Das macht aber jede Familie anders. Dann ziehen wir uns festlich an, versammeln uns wenn es dunkel ist um den schönen Baum, hören Weihnachtsmusik und zünden die Kerzen an. Und dann ist die Bescherung. Wir überreichen einander die Geschenke und packen sie aus. Danach gibt es ein festliches Essen. In vielen Familien gibt es am Heiligabend selber nichts Besonderes zu essen, sondern erst am ersten Weihnachts-Feiertag, also am 25. Dezember. Bei uns aber gibt es schon am 24. abends ein leckeres Fondue.

Ich habe Euch ja schon erzählt, dass ich nicht religiös bin. Für mich ist Weihnachten ein Familienfest, ein Ritual, auf das ich mich freue. Aber natürlich respektiere ich es, wenn die Christen in meiner Umgebung an diesem Tag die Geburt von Jesus feiern möchten. Viele von ihnen gehen am 24. Dezember in die Kirche. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das zu tun. Man kann schon am Nachmittag in die Kirche gehen – dann gibt es meist eine Kindermette mit Krippenspiel, oder man geht spät abends, gegen Mitternacht. Dann ist die Kirche festlich erleuchtet, am Altar steht ein geschmückter Baum mit Kerzen und man sieht eine geschnitzte Krippe mit den Figuren von Maria und Josef und dem Neugeborenen. Bei dieser Christmette, wie der Gottesdienst genannt wird, sind die Kirchen in Deutschland voll. Auch viele der Menschen, die sonst nie in die Kirche gehen, möchten sich diesen besonderen Abend nicht entgehen lassen.

Am 25. und 26. Dezember ist in Deutschland gesetzlicher Feiertag, die meisten Menschen müssen also nicht arbeiten. Diese Zeit wird oft genutzt, um die Familie zu besuchen und mit ihnen noch einmal zu feiern. Ich wünsche Euch jetzt auch: Frohe Weihnachten! Und einen guten Rutsch ins Neue Jahr.

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg41kurz.pdf

SG #040: Beruf und Karriere

Vicki aus den USA möchte, dass ich über Beruf und Karriere spreche. Ich werde es versuchen.

Alles beginnt natürlich mit einer guten Ausbildung. Man kann zum Beispiel an einer Universität studieren. Oder man macht ein Praktikum, man arbeitet also einige Zeit bei einer Firma, um dort etwas zu lernen. Danach fängt eine schwierige Zeit an: Man muss sich nämlich bei verschiedenen Firmen bewerben. Dazu sucht man zum Beispiel im Internet oder im Stellenmarkt der Tageszeitung nach Anzeigen. Viele Firmen suchen durch Anzeigen neue Mitarbeiter.

Wenn man dieser Firma dann schreiben möchte, muss man ihr eine Bewerbungsmappe schicken. In der Mappe enthalten sind ein curriculum vitae, meistens auch ein Foto, dazu noch Zeugnisse oder Arbeitsproben. Wenn die Personalabteilung der Firma diese Mappe gut findet, wird man zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Hier versucht man sich möglichst positiv zu präsentieren. Denn wenn das Gespräch gut läuft,
hat man den Job. Wenn nicht, dann bekommt ihn ein anderer Bewerber.

Bevor man allerdings anfängt zu arbeiten, muss man meistens erst einen Arbeitsvertrag unterschreiben. In diesem Vertrag wird festgehalten, wie viele Stunden man arbeiten muss und wieviel Geld man verdient.
Manchmal ist dieser Vertrag Verhandlungssache – das heißt, man kann in einem Gespräch festlegen, wie hoch die Summen sind. Manchmal aber, vor allem in bestimmten Branchen, sind die Preise bereits festgelegt. Das nennt man Tarifverträge. Diese Tarife wurden bereits in der Vergangenheit ausgehandelt und gelten dann für alle in diesem Bereich tätigen Menschen. Zum Beispiel: Wenn ich einen Workshop halte bei einer Firma, dann kann ich sagen, wie teuer das ist, und die Firma entscheidet dann, ob sie diesen Preis zahlen möchte. Wenn ich aber für einen Radiosender wie den Bayerischen Rundfunk arbeite, dann bekomme ich genau das gleiche Geld wie meine Kollegen. Ich kann nicht verhandeln oder mehr verlangen.

Wer gerne immer mehr Geld verdienen möchte und immer wichtiger sein will in seiner Firma, den nennt man in Deutschland einen Karrieristen. Er möchte die Karriereleiter emporklettern. Oft sind das sehr ehrgeizige Menschen. Und viele Firmen haben eine klare Hierarchie, bei der man Stufe um Stufe erklimmen kann. Wichtig ist den meisten Menschen natürlich, wieviel Geld sie verdienen. Diesen Betrag nennt man Gehalt. Oft redet man vom Nettogehalt. Das ist dann das Geld, das man tatsächlich vom Arbeitgeber bekommt. Denn der zieht schon Beträge ab, zum Beispiel für Kranken- oder Rentenversicherung. Auch die Steuer wird gleich an das Finanzamt abgeführt. Ein Angestellter bekommt dafür jedes Jahr vom Finanzamt eine  Lohnsteuerkarte. Diese Karte gibt er bei seinem Arbeitgeber ab. Am Ende des Jahres wird auf dieser Karte
eingetragen, wie viele Steuern der Arbeiter gezahlt hat.

Bei mir ist es anders. Ich bin kein Angestellter. Ich bin freiberuflich und selbständig. Das bedeutet, ich muss mich selber um alles kümmern, um die Krankenversicherung und die Rentenversicherung und auch um die Steuer. Dafür kann ich aber für viele verschiedene Firmen arbeiten und bin flexibel. Ich habe keine festen Arbeitszeiten, wie andere Menschen. Viele Menschen, die als Verkäufer arbeiten, arbeiten übrigens auf Provision. Sie bekommen also einen Anteil an dem, was sie verkauft haben, für sich.

So, ich hoffe, ich konnte Euch viele neue Wörter beibringen. Ihr wisst ja: Wenn ihr etwas nicht versteht, einfach auf der Internetseite slowgerman.com auf das Wort mit der Maus klicken, zwei Mal, dann
seht Ihr die englische Übersetzung. Oder Ihr lasst Euch den ganzen Text in Eure Muttersprache übersetzen, indem Ihr in der rechten Spalte auf die Fahne Eures Landes klickt. Aber Vorsicht: Dann stimmt natürlich die Grammatik nicht mehr!

Zum Schluss noch „Die Liebessieger“ von der Band Heuser, gefunden auf dem Podsafe Music Network.

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg40kurz.pdf

Buchempfehlung

Ich werde oft von Euch gefragt, welche Bücher von deutschen Autoren ich Euch empfehlen kann. Für mich ist es schwer einzuschätzen, welche Bücher leicht verständlich sind und welche Bücher eher kompliziert sind. Daher habe ich meinen Freund Richard gefragt, einen Amerikaner und fortgeschrittenen Deutsch-Lerner. Er empfiehlt folgende Bücher:

Die Entdeckung der CurrywurstHerr LehmannFaserland

MomoHappy Birthday, Türke: Ein Kayankaya-Roman: Happy Birthday Tu>Rke!Ich bin kein Berliner: Ein Reiseführer für faule Touristen

Übrigens hat Richard auch einen Podcast, allerdings einen auf Englisch. Hört doch mal rein, es geht um Geschichten aus San Francisco!

SG #039: Urlaub

SG #039: Urlaub

Chris aus Oklahoma hat mich gefragt, wo die Deutschen gerne im Urlaub hinfahren. Ich habe mir jetzt eine aktuelle Statistik angeschaut, und das ist wirklich erstaunlich. 23 Prozent der Deutschen bleiben im Urlaub in ihrem eigenen Land. Ich kann das schon verstehen, denn in Deutschland gibt es viele schöne Dinge zu sehen. Man kann an die Nord- oder Ostsee fahren und Urlaub am Strand machen, oder man kann in die bayerischen Alpen fahren und sich die Berge und Seen dort anschauen. Oder man kann natürlich auch eine schöne Städtereise machen, zum Beispiel nach Berlin.

Aber für mich gehört zum Urlaub auch dazu, eine andere Kultur und eine andere Sprache zu erleben. Acht Prozent der Deutschen fahren zum Beispiel gerne nach Spanien. Vor allem aber nach Mallorca. Mallorca ist die liebste Urlaubsinsel der Deutschen. Mittlerweile fahren so viele Menschen nach Malle, wie viele es nennen, dass die Menschen dort schon angefangen haben, Deutsch zu sprechen. Es gibt deutsche Restaurants und Kneipen dort – ich finde das schade.

Gleich nach Spanien kommt Italien. Fast sieben Prozent der Deutschen fahren am liebsten nach Italien. Als ich ein Kind war, sind meine Eltern mit mir mit dem Auto jeden Sommer nach Italien gefahren. Gerade für Familien ist das optimal. Das Essen schmeckt allen Kindern, es gibt schöne Strände, die Menschen sind sehr nett und familienfreundlich und vor allem: Es ist nicht weit weg. Mit dem Auto sind wir von Süddeutschland aus nur sieben oder acht Stunden unterwegs gewesen.

Viele Deutsche reisen auch gerne nach Ungarn, Tschechien oder Österreich. Oder in den hohen Norden, nach Skandinavien. Und immerhin 3 Prozent träumen von Frankreich. Dort würde ich gerne nächstes Jahr Urlaub machen, mal sehen, ob es klappt. Griechenland und Kroatien sind ebenfalls beliebt, und natürlich fliegen auch viele Deutsche – rund 3 Prozent – nach Nordamerika. Die meisten meiner Freunde waren auch schon in Thailand, es ist das wahrscheinlich beliebteste Reiseziel in Asien für Deutsche. In meiner Familie ist derzeit noch ein Trend zu erkennen: Sie fahren alle nach Ägypten und machen dort eine Nil-Kreuzfahrt.

Natürlich gibt es verschiedene Möglichkeiten, Urlaub zu machen. Man kann mit dem Flugzeug in den Urlaub fliegen oder man fährt mit dem Auto oder dem Zug. Und man kann natürlich auch mit dem Campingwagen in den Urlaub fahren, dort dann einfach auf einem Campingplatz parken und die Zeit dort verbringen. Man hat eine kleine Küche mit dabei und ein Bett. Viele Camper fahren jedes Jahr an den gleichen Campingplatz, und treffen dort jedes Jahr die gleichen Menschen.

Für viele Deutsche bedeutet Urlaub einfach warmes Wetter, viel Sonne, Strand und gutes Essen. Daher sind die südlichen Länder beliebter als die nördlichen. Ich finde es allerdings langweilig, den ganzen Tag am Strand zu liegen. Ich möchte im Urlaub etwas erleben, ich möchte viel sehen, viel zu Fuß herumlaufen und neue Eindrücke sammeln. Ich möchte versuchen, die Menschen zu beobachten und zu verstehen, und so viel von ihrem Essen zu probieren wie möglich. Denn andere Länder sind spannend, findet Ihr nicht auch? Bestimmt. Sonst würdet Ihr nicht Deutsch lernen…

So, jetzt wieder Musik am Schluss, und zwar von „The Golden Kissers“ das Stück „Der weiße Matrose“. Viel Spaß!

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg39kurz.pdf

SG #038: Einkaufen

Julio hat mich gefragt, wo wir Deutschen einkaufen und was wir als Geschenk mitnehmen, wenn wir irgendwo eingeladen sind. Da bald Weihnachten ist, erzähle ich es Euch gerne.

In Deutschland ist es wie in vielen anderen Ländern: Früher gab es viele sehr kleine Geschäfte in der Innenstadt oder in Dörfern. Heute verschwinden diese kleinen Läden immer mehr. Die Läden, in denen man alles mögliche kaufen konnte, von Lebensmitteln bis hin zu Babywindeln oder ähnlichem nennt man in Deutschland übrigens „Tante-Emma-Laden“. Aber wie gesagt: Es gibt nicht mehr viele davon.

Heute orientieren sich die Deutschen am amerikanischen Vorbild. Es gibt immer mehr Malls, also Einkaufszentren, in denen viele Geschäfte unter einem Dach zu finden sind. Vor allem in Deutschland hat dies einen Vorteil: Denn hier ist das Wetter oft sehr schlecht und es regnet viel, da ist es natürlich schön, wenn man trockenen Fußes von einem Laden in den nächsten gehen kann. Schade daran ist, dass diese Einkaufszentren überall sehr ähnlich sind. Hier gibt es keine kleinen netten Läden zu entdecken, sondern meistens findet man hier nur die großen Ketten. Eine Kette ist in diesem Fall eine Ladenkette. Also zum Beispiel H&M, C&A, Starbucks oder McDonald’s. Ich finde es daher langweilig, in anderen Städten in solche Malls zu gehen – denn sie sehen überall gleich aus.

Viel interessanter sind die vielen kleinen Boutiquen und Geschäfte, die es in manchen Straßen in der Innenstadt noch zu finden gibt. Zudem hat nahezu jede deutsche Stadt eine Fußgängerzone, also eine große Straße voller Geschäfte, die nur für Fußgänger offen ist. Autos, Busse oder Taxen dürfen hier nicht fahren, auch keine Fahrräder. Gerade in der Vorweihnachtszeit sind diese Fußgängerzonen aber meistens sehr überfüllt. Es sind einfach zu viele Menschen unterwegs.

Die Öffnungszeiten sind in Deutschland sehr streng geregelt. In München schließen nahezu alle Geschäfte abends um acht Uhr. Am Sonntag bleiben alle Geschäfte geschlossen. Auch die Supermärkte. Man kann dann Lebensmittel wie Milch oder Toastbrot nur bei einer Tankstelle kaufen – meistens zu hohen Preisen. Ausnahmen gibt es natürlich schon: In Berlin zum Beispiel haben die Geschäfte oft länger offen, manchmal auch am Sonntag. Ich finde es schade, dass man abends nicht länger einkaufen kann. Jeden Sommer wird darüber diskutiert, ob man diese Öffnungszeiten nicht ausweiten könnte. Aber wenn ich mich daran erinnere, als ich ein Kind war, haben wir heute paradiesische Verhältnisse. Als Kind hatten die Geschäfte nur bis sechs Uhr abends geöffnet, und in der kleinen Stadt, in der ich aufgewachsen bin, hatten die meisten Läden am Mittwoch Nachmittag zu.

Lebensmittel gibt es entweder im Supermarkt, oder in kleineren Geschäften. Es gibt zumindest in Großstädten meistens spezielle Geschäfte für asiatische oder türkische Lebensmittel. Im Sommer gibt es an vielen Straßen Obst-Stände, wo man sich also Obst und Gemüse direkt frisch kaufen kann. Und es gibt viele Wochenmärkte. Das bedeutet, dass einmal pro Woche viele Händler ihre Ware auf einem Dorfplatz präsentieren und verkaufen. Käse, Fisch, Blumen, Obst und Gemüse – einfach alles. Hier in München gibt es noch so einen Markt, der sehr berühmt ist: Den Viktualienmarkt. Es gibt ihn seit vielen, vielen Jahrzehnten und hier kann man im Freien bei kleinen Ständen einkaufen, egal, wie schlecht das Wetter ist. Der Viktualienmarkt ist eine Touristenattraktion, aber auch die Münchner selber kaufen hier gerne ein. Die Ware gilt als besonders frisch – aber manches ist hier auch sehr teuer.

Was wir anderen schenken, wenn wir eingeladen sind? Angenommen, jemand lädt mich zum Abendessen zu sich nach Hause ein. Dann bringe ich einer Frau eventuell Blumen mit oder etwas Süßes, oder irgendetwas Nettes, das ich gesehen habe. Eine schöne Kerze, einen netten Bilderrahmen oder so etwas. Für einen Mann bringe ich dann doch eher eine Flasche Rotwein mit, wenn er das mag. Oft kann man sich unter Freunden natürlich auch absprechen, und bringt beispielsweise einen Kuchen mit, als Dessert.

Weil Weihnachten vor der Tür steht, überlege ich natürlich auch schon wieder, was ich meinen Freunden und Verwandten schenken könnte. Das ist gar nicht so leicht! Manche Menschen geben hier in Deutschland sehr viel Geld für Weihnachtsgeschenke aus. Ich versuche, Menschen auch mit kleinen Geschenken eine Freude zu machen. Und dann muss ich natürlich auch selber noch einen Wunschzettel schreiben, wie die Kinder es tun…

Zum Schluss noch das Lied „Fein sein“ vom Konservenfabrikant Köberle, übrigens auch ein Podcaster aus Bayern, den Link zu seinem Podcast findet Ihr auf slowgerman.com bei der heutigen Folge.

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg38kurz.pdf

SG #037: Zeitungen

Einen schönen Gruss an Tessa – sie hat mich so geschimpft, dass ich keine neue Episode mehr gemacht habe, dass ich sofort eine aufgenommen habe!

Anna lebt in Berlin und würde gerne eine Zeitung lesen. Sie hat mich gefragt, welche deutschen Zeitungen es auf dem Markt gibt. Natürlich kann ich Euch nicht alle Zeitungen vorstellen, aber ich hoffe, dass ich die wichtigsten nennen kann und ihre Unterschiede.

Zunächst einmal gibt es einen Unterschied in der deutschen Sprache zwischen Zeitung und Zeitschrift. Eine Zeitschrift ist ein Magazin, also ein kleines, buntes Heft. Meistens erscheint es nur ein Mal pro Woche oder pro Monat. Eine Zeitung ist viel größer und kann auch täglich erscheinen.

Ich spreche erst einmal über die Zeitungen. Da gibt es einen Unterschied: Es gibt regionale und überregionale Zeitungen. Regionale Zeitungen erscheinen in einem kleinen Gebiet, sie berichten hauptsächlich über dieses Gebiet. Also zum Beispiel gibt es das Göttinger Tageblatt oder die Berliner Morgenpost. In diesen Zeitungen kann man viele Informationen lesen über Göttingen oder Berlin. Das ist für Menschen, die dort leben, sehr interessant. Für mich in München allerdings bringt das wenig. Außerdem gibt es die meisten dieser Zeitungen nur in der jeweiligen Region zu kaufen.

Mich interessieren überregionale Zeitungen, also Zeitungen, in denen viele Nachrichten aus aller Welt stehen. Diese Zeitungen gibt es in ganz Deutschland zu kaufen. Man kauft Zeitungen entweder am Kiosk oder im Supermarkt, oder auch an Tankstellen. Und es gibt stumme Verkäufer, also Zeitungsautomaten, wie ich in Folge 13 erklärt habe.

Die wohl bekannteste überregionale Zeitung in Deutschland ist die Bild-Zeitung. Sie ist eine Boulevardzeitung. Im englischen Raum nennt man das Yellow Press. Sie kostet nicht viel, ist dünn und schnell auf dem Weg zur Arbeit durchgeblättert. Die Bild-Zeitung gibt es seit 1952 und sie ist die Zeitung mit der größten Auflage in ganz Europa. 3,3 Millionen Exemplare werden von ihr jeden Tag gedruckt. Oft geht es hier um Skandale von Prominenten oder Ähnliches. Im gleichen Verlag, dem berühmten Axel-Springer-Verlag, erscheint auch die Welt.

Mehr Niveau hat die Süddeutsche Zeitung. Sie wird in München hergestellt und existiert seit 1945. Jede Zeitung ist in verschiedene Ressorts unterteilt, so auch die SZ. Es gibt die Nachrichten, den Sport-Teil, das Feuilleton, also die Kultur, einen Serviceteil mit Hinweisen auf Kulturveranstaltungen und ähnlichem und natürlich auch
den Wirtschaftsteil mit aktuellen Börsenkursen. Die Süddeutsche Zeitung gilt als politisch linksliberal und kritisch.

Sehr bekannt ist auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung, deren Berichterstattung eher konservativ ist. Besonders ist dagegen die taz aus Berlin. Die Abkürzung taz steht für „Tageszeitung“. Von ihr werden nur rund 50.000 Exemplare gedruckt. Sie ist etwas kleiner als andere Tageszeitungen und gilt als politisch links-alternativ.

Was die Zeitschriften angeht, also die Magazine, so gibt es vor allem drei, die in Deutschland eine Rolle spielen. Der Spiegel erscheint jeden Montag. Er wurde 1947 gegründet. Seine Journalisten sind sehr angesehen, und die Schwerpunkte Politik, Wirtschaft und Wissenschaft sind fundiert recherchiert. Der Stern ist etwas bunter, hier geht es oft auch um Fotostrecken oder weniger brisante und intellektuelle Themen. Relativ neu dazugekommen ist 1993 der Focus. Er sollte eine Konkurrenz zum Spiegel sein und ist weitaus konservativer. Nach wie vor lesen mehr Deutsche den Spiegel als den Focus.

So, das waren natürlich nicht alle deutschen Zeitungen. Es gibt auch noch die Frankfurter Rundschau und die sehr gute, einmal in der Woche am Donnerstag erscheinende „Zeit„, die ich sehr empfehlen kann. Aber ich glaube, Ihr habt einen guten Überblick bekommen. Übrigens gibt es in großen Städten nochmal eigene Regionalzeitungen, wie vorher angedeutet. In München zum Beispiel gibt es die tz, die Abendzeitung und den Münchner Merkur. Jede Zeitung hat ihre eigene Ausrichtung, und daher kann man an den Lesern jeweils ungefähr abschätzen, welche politische oder gesellschaftliche Ausrichtung sie haben.

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg37kurz.pdf