Es gibt eine alte Geschichte, die Ihr kennen solltet. Es ist das Nibelungenlied. Das ist eine alte Heldengeschichte, eine Sage. Man nennt diese Geschichte auch das Nationalepos der Deutschen. Aufgeschrieben wurde das Nibelungenlied ungefähr um das Jahr 1200 herum – aber die Geschichte selbst ist sicher noch viel älter.
Fangen wir mit dem Wort Nibelungenlied an. Ein Lied ist in unserer Zeit gesungen, also Musik mit Gesang. Damals aber war es eher eine Erzählung, eine Geschichte. Man konnte sie auch singen, das musste aber nicht sein.
Vier Zeilen, die sich aufeinander reimen, ergeben eine Strophe des Nibelungenliedes. Und es gibt 2400 Strophen. Das ist also ein ganz schön langes Lied, oder?
So geht es los:
Uns wird in alten Erzählungen viel Wunderbares berichtet, von rühmenswerten Helden, großer Kampfesmühe, von Freuden und Festen, von Weinen und Klagen; von den Kämpfen kühner Helden könnt ihr nun Wunderbares erzählt hören.
Jetzt werdet Ihr sagen: Moment Mal, das reimt sich doch nicht? Nein. Denn das ist nicht das Original, sondern eine Übersetzung. Denn damals sprach man noch nicht so Deutsch wie heute. In Mittelhochdeutsch hat es sich gereimt.
Und was sind „Nibelungen“? Nun, in der Sage gab es einen König Nibelung. Der starb – und Siegfried tötete seine Söhne. Da war er also schon – Siegfried. Um ihn geht es im Nibelungenlied. Ich erzähle Euch die Geschichte – natürlich stark gekürzt.
Da gab es also diesen Siegfried. Er erlebte viele Abenteuer, zum Beispiel kämpfte er mit einem Drachen. Er tötete den Drachen und badete in seinem Blut. Davon wurde seine Haut fester, fast wie Horn. Er wurde also unverwundbar, Schwerter oder andere Waffen können ihn nicht besiegen. Nur an einer kleinen Stelle am Rücken hatte das Blut seine Haut nicht verwandelt – dort ist er weiterhin verwundbar.
Der Held Siegfried also will eine Frau. Nicht irgendeine Frau, sondern Kriemhild, eine Prinzessin. Die verliebt sich auch tatsächlich in ihn. Doch dann kommt eine Kriegserklärung, die das Reich der Prinzessin und ihrer Familie bedroht. Siegfried will helfen und zieht gemeinsam mit dem Bruder der Prinzessin in den Kampf. Sie gewinnen. Natürlich.
Jetzt ist der Bruder dran. Er heißt Gunther. Und er sucht auch eine Frau. Er möchte unbedingt die schöne Brünhild haben. Da ist er nicht der einzige: Viele Männer buhlen, also werben um Brünhild. Sie ist stark und mutig. Sie möchte nur den Mann haben, der sie im Kampf besiegt. Das versuchen viele Männer – sie schaffen es nicht und werden getötet. Also macht Gunther einen Deal mit Siegfried. Siegfried soll ihm helfen, Brünhild zu besiegen. Dafür darf Siegfried dann seine Schwester Kriemhild heiraten.
Der Plan funktioniert und es gibt eine Doppelhochzeit. In der Hochzeitsnacht jedoch wehrt sich Brünhild – wieder muss Siegfried helfen. Beide Male denkt Brünhild, ihr Mann hat sie „besiegt“. Siegfried war nämlich unsichtbar. Danach ist für einige Jahre alles ruhig.
Doch dann streiten die beiden Frauen miteinander. Welche hat den besseren Ehemann? Kriemhild erzählt Brünhild davon, dass Siegfried sie eigentlich besiegt hat. Nicht ihr eigener Mann. Daraufhin wird Siegfried getötet. Kriemhild lässt den Nibelungenschatz bringen. Das ist ein Schatz, den der Drache damals bewacht hatte. Und sie fängt an, das Gold zu verteilen. Ihr Onkel will den Schatz retten und versenkt ihn im Rhein.
Aber die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Ihr erinnert Euch ja: 2400 Strophen hat das Lied. Also tief Luft holen, es geht weiter.
Kriemhild ist jetzt allein. Sie hat keinen Mann mehr. Also muss ein neuer Mann her. Ein König wird ihr neuer Mann. Sie zieht zu ihm ins Hunnenland, bekommt einen Sohn und könnte glücklich sein – aber sie ist es nicht. Sie will Rache. Sie lädt ihre alte Familie zu einem Fest ein. 1060 Ritter und 9000 Knechte kommen zu ihr ins Hunnenland, also nach Ungarn.
Kriemhild lässt alle Knechte töten. Als ihr Bruder das erfährt, tötet er Kriemhilds Kind. Es gibt ein Blutbad. Wenige überleben auf beiden Seiten. Darunter Gunther und Hagen. Zur Erinnerung: Gunther ist Kriemhilds Bruder, Hagen ihr Onkel. Beide werden gefangen und eingesperrt. Hagen verrät nicht, wo der Schatz liegt, den er im Rhein versenkt hat. Also lässt die gute Kriemhild ihrem Bruder den Kopf abschlagen und zeigt diesen Kopf ihrem Onkel. Der verrät es trotzdem nicht. Also köpft sie ihn auch. Und am Ende? Wird auch Kriemhild getötet.
Also kein Happy End. Heute würde man so etwas wohl Horrorfilm oder Slasher nennen, oder?
Wer hat das Nibelungenlied nun geschrieben? Das wissen wir nicht. Es gibt verschiedene Theorien, aber der Autor wird nicht genannt. Wir kennen die Geschichte, weil alte Handschriften gefunden wurden. Es ist aber wahrscheinlich eine Geschichte, die sich die Menschen damals schon lange erzählten. Und zwar nicht nur in Deutschland, sondern auch in Schweden, Norwegen und England.
Auch wenn Ihr das Nibelungenlied noch nicht kanntet, habt Ihr schon davon gehört. Denn Werke wie „Herr der Ringe“ von Tolkien haben viele Elemente der alten Sage übernommen. Und selbstverständlich gibt es da noch „Der Ring des Nibelungen“, der Opernzyklus von Richard Wagner.
Der Schatz im Rhein wurde übrigens nie gefunden…
Auf slowgerman.com stelle ich Euch einige Links zum Nibelungenlied. Zum Beispiel eine Kurzfassung als Comic. Und natürlich auch den Link zum übersetzten Originaltext:
Bald ist Weihnachten. Zeit, ein paar schöne Weihnachtslieder zu singen! In Deutschland ist es Brauch, dass wir am Heiligabend vor der Bescherung singen. Das bedeutet, dass wir am 24. Dezember wenn es dunkel wird um den geschmückten und beleuchteten Weihnachtsbaum stehen und Weihnachtslieder singen, bevor wir die Geschenke auspacken.
Die meisten deutschen Weihnachtslieder sind sehr alt. Sie stammen aus dem späten Mittelalter. Damals waren sie Kirchenlieder, die über viele Generationen hinweg umgeändert wurden.
Einige Beispiele für Euch, ich lasse die Weihnachtsmaus singen:
Alle Jahre wieder, kommt das Christuskind auf die Erde nieder, wo wir Menschen sind.
oder
Stille Nacht, heilige Nacht! Alles schläft, einsam wacht
Das kennt Ihr auch in anderen Sprachen, oder?
Noch ein Lied:
Leise rieselt der Schnee, still und starr ruht der See weihnachtlich glänzet der Wald: Freue dich, Christkind kommt bald!
Kling, Glöckchen, klingelingeling, kling, Glöckchen, kling! Laßt mich ein, ihr Kinder, ist so kalt der Winter, öffnet mir die Türen, laßt mich nicht erfrieren. Kling, Glöckchen, klingelingeling, kling, Glöckchen, kling!
Und das Highlight natürlich:
O Tannenbaum, O Tannenbaum, wie grün sind Deine Blätter Du grünst nicht nur zur Sommerzeit nein auch im Winter, wenn es schneit O Tannenbaum, O Tannenbaum, wie grün sind Deine Blätter
Alle Kinder haben sich bei diesem Lied gefragt, warum der Tannenbaum plötzlich Blätter hat. Denn eigentlich hat er ja Nadeln. Aber egal.
Wenn Ihr Menschen hören wollt, die wirklich singen können, stelle ich Euch ein paar Links zu den Liedern auf slowgerman.com. Dort könnt Ihr in den Untertiteln der Videos den Text mitlesen!
Natürlich gibt es auch moderne Lieder, die vor allem die Kinder alle kennen und mögen. Zum Beispiel den Ohrwurm „In der Weihnachtsbäckerei“. Auch dazu stelle ich Euch den Link auf die Seite.
Slow German macht jetzt Weihnachtspause – wir hören uns im Neuen Jahr wieder! Auf slowgerman.com gibt es aber ein Weihnachtsgeschenk für Euch: Das Premium-Abo für 25% weniger. Einfach den Promo-Code „Weihnachten“ eingeben! Er gilt bis 7.1.2018.
„Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht.“ Habt Ihr diesen Satz schon einmal gehört? Er wird immer dann zitiert, wenn es Probleme in Deutschland gibt. Der Satz stammt von Heinrich Heine. Er war einer der wichtigsten deutschen Dichter. Aber keine Angst: Auch wenn er am 13. Dezember 1797 geboren wurde, sind seine Texte sehr aktuell und relativ leicht zu lesen. Ihr werdet ihn mögen!
Harry Heine wuchs in einem jüdischen Haushalt auf. Er war 13 Jahre alt, als Napoleon in Düsseldorf einzog. Schon als Schüler begann er, Gedichte zu schreiben. Beruflich sollte er eigentlich im Bankgeschäft arbeiten, aber dafür hatte er kein Talent. Also versuchte er es erst mit einem eigenen Geschäft für Stoffe, das aber bald pleite war. Dann begann er zu studieren. Er probierte es mit Jura und mit Geschichte, besuchte verschiedene Vorlesungen.
Mit 25 Jahren veröffentlichte er erste Gedichte. Es war eine aufregende Zeit für ihn. Er wechselte die Städte und die Universitäten, er beendete sein Jura-Studium und wurde promoviert. Um seine Chancen als Anwalt zu verbessern, ließ er sich protestantisch taufen, er kehrte also dem Judentum den Rücken und wurde Christ. Daher auch der neue Name: Christian Johann Heinrich Heine. Später hat er die Taufe oft bereut.
Wenn Ihr Heines Werke lest werdet Ihr merken, dass sie etwas Besonderes sind. Sie sind oft kritisch, sehr oft aber auch ironisch und humorvoll. Er spielt mit der Sprache. Er kann aber auch sehr böse sein und herablassend über Menschen schreiben. Seine Kritik auch an politischen Ereignissen und die Zensur, mit der er in Deutschland leben musste, führten Heinrich Heine nach Paris. Er wanderte nach Frankreich aus.
Als Schriftsteller wurde er immer bekannter. Er wurde ein Vermittler zwischen Frankreich und Deutschland, versuchte den Menschen, die jeweils andere Kultur zu erklären. Er verdiente viel Geld mit seinen Schriften, heiratete eine Französin und traf große Menschen wie Karl Marx und Goethe.
Aber dann passierte etwas Schlimmes: Heine brach zusammen. Mit 51 Jahren war er fast vollständig gelähmt. Acht Jahre lang musste er im Bett verbringen. Er nannte diesen Ort seine Matratzengruft. Was für eine Krankheit das war, weiß man heute nicht. Vielleicht Syphillis, vielleicht Multiple Sklerose, vielleicht eine Bleivergiftung oder Tuberkulose. Es ist egal. Wichtig ist: Er war schwer krank und fast blind, aber das hinderte ihn nicht daran, weiter bis zu seinem Tod zu schreiben.
Versucht doch mal, etwas von Heine zu lesen. Auch wenn Ihr nicht alles versteht. Zum Beispiel das Gedicht „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten“ über die Loreley. Oder „Nachtgedanken“ mit dem diese Episode begonnen hat.
Zur 150. Episode von Slow German wird es Zeit, über die zwei größten Dichter Deutschlands zu sprechen: Schiller und Goethe.
Man kann sich die beiden so vorstellen: Goethe war der bereits damals berühmte und verehrte alte Mann, und Schiller war sein Fan. Schauen wir uns die beiden etwas genauer an.
Johann Wolfgang von Goethe wurde 1749 in Frankfurt am Main geboren. Er wuchs in einer angesehenen Familie auf, sein Vater war Jurist. Also studierte Johann ebenfalls Jura und arbeitete als Anwalt. Das hielt ihn aber nicht davon ab, zu schreiben. Sein Drama „Götz von Berlichingen“ machte ihn bekannt. Mit 26 Jahren wurde er nach Weimar eingeladen und blieb dort. Er arbeitete viel und hatte wenig Zeit für anderes. Mit 33 Jahren war er nach dem Herzog der mächtigste Mann in Weimar. Zehn Jahre lang hatte er nichts mehr veröffentlicht.
Und dann hatte er die Idee: Er reiste nach Italien. Und zwar nicht so, wie wir heute mal für zwei oder drei Wochen in den Urlaub fahren. Er blieb zwei Jahre lang dort. Die Reise bezeichnete er später als Wiedergeburt. Er schrieb, schrieb und schrieb. Heute nennt man ihn den wichtigsten Autor der „Sturm und Drang„-Strömung.
Zu seinen wichtigsten Büchern gehört „Die Leiden des jungen Werther“. Dieses Buch machte ihn in Europa berühmt, Napoleon soll es sieben Mal gelesen haben. Aber es gab nicht nur Ruhm und Ehre: Das Buch löste eine Selbstmordwelle unter jungen Männern aus und wurde daher sehr kritisch betrachtet.
Johann Christoph Friedrich von Schiller, bekannt als Friedrich Schiller, war zehn Jahre jünger als Goethe. Er wurde in Württemberg geboren, sein Vater war Militärarzt. Auch Schiller wurde Arzt wie sein Vater. Und wie Goethe schrieb er auch gerne und viel neben seinem normalen Beruf. 1782, mit Anfang 20, veröffentlichte er sein erstes Theaterstück: „Die Räuber“. Es wurde sofort erfolgreich.
1787 reiste Schiller nach Weimar. Goethe war gerade aus Italien zurückgekehrt, und sie trafen sich. Schiller mochte den älteren Goethe – aber der war nicht gerade begeistert. Die Männer waren Konkurrenten. Sechs Jahre später trafen sie sich wieder und daraus entstand eine Brieffreundschaft. Die Briefe sind heute noch erhalten und es macht Freude, sie zu lesen. Die Männer halfen sich gegenseitig bei ihrer Arbeit – und wurden dadurch noch größer und noch besser. Diese Zeit nennt man die Weimarer Klassik.
Schiller starb 1805 an einer Lungenentzündung. Er wurde nur 45 Jahre alt. Goethes größtes Werk ist die Tragödie „Faust“, die er drei Jahre nach Schillers Tod veröffentlichte. Der Schriftsteller war zu diesem Zeitpunkt fast 60 Jahre alt. Er lebte bis 1832.
Machen wir eine Zeitreise durch die deutsche Architektur. In der Antike waren die Römer in Deutschland – und brachten natürlich auch ihren Baustil mit. Sie bauten Brücken, Amphitheater oder die Porta Nigra, ein bekanntes Stadttor in Trier. Die Germanen selbst lebten in Hütten, waren also architektonisch eher bescheiden.
In der Romanik vor gut 1000 Jahren wurden eifrig Kirchen und Klöster gebaut, der Lübecker Dom zum Beispiel oder der Dom zu Speyer. Auch Burgen wurden in dieser Zeit errichtet, beispielsweise die Nürnberger Burg.
Die Gotik schwappte von Frankreich nach Deutschland und brachte uns ebenfalls viele Kirchen – der Kölner Dom ist ein typisches Bauwerk. In der Gotik baute man die Türme so hoch wie möglich, gerne waren es zwei Türme, dazu wurden die Fassaden reich verziert und mit Fenstern durchbrochen. Die Statik wurde so weit es ging von innen nach außen verlagert – so dass es innen keine oder nur wenige Balken oder Stützpfeiler gab. So wirkten die Innenräume groß und schwerelos. Die Menschen lebten aber natürlich nicht in gotischen Kirchen – für sie gab es vor allem Fachwerkhäuser, das sind Häuser mit einem stabilen Holzskelett, das mit Mauerwerk ausgefüllt ist.
Die italienische Renaissance kam im 16. Jahrhundert nach Deutschland, setzte sich aber nicht so recht durch. Die Landshuter Stadtresidenz wurde allerdings von italienischen Handwerksmeistern erbaut und auch die Kirche St. Michael in München ist im Stil der Renaissance gebaut worden.
Ab 1650 setzte in Deutschland der Barock ein. Vorbild war der Sonnenkönig in Versailles. Es entstanden der Dresdner Zwinger und die Frauenkirche und die Würzburger Residenz. Im Barock gab es prächtige Treppenhäuser, Decken und Wände wurden reich bemalt und verziert, es wurden Bilder in die Bauten integriert und Skulpturen – heute würde man diesen Stil wohl überladen nennen. Die Gärten dieser Zeit waren streng geometrisch angelegt.
Nach all dem Prunk hatten die Bauherren wahrscheinlich Lust auf klare Linien – sie besannen sich auf die Antike zurück, die Gärten durften wieder wachsen und natürlicher werden, und die Gebäude brauchten vor allem eines: Säulen. Hier in München gibt es einige Gebäude aus dieser Zeit, zum Beispiel den Königsplatz mit seinen Gebäuden. Auch das Schloss Wilhelmshöhe in Kassel gehört zum Klassizismus.
Ab 1810 gab es dann den Historismus, der wie der Name schon sagt ebenso in die Vergangenheit blickte, und Elemente aus der Antike, Renaissance, Gotik oder dem Barock wieder hervorkramte. Der Berliner Dom oder die Semperoper in Dresden gehören in diese Zeit.
Meine Lieblingsepoche war sehr kurz: Der Jugendstil. Diese Bauphase war um die Jahrhundertwende vom 19. ins 20. Jahrhundert und ging auf eine Zeitschrift zurück, die „Die Jugend“ hieß und in München erschien. Ich habe in zwei Jugendstil-Häusern gelebt, beide über 100 Jahre alt. Diese Häuser sieht man in München sehr oft.
Und danach war schon die Moderne da – Industriebauten oder auch das Bauhaus, von dem ich Euch schon erzählt habe. Man entwickelte kostengünstige Bauweisen, Wohnhäuser wurden funktional durchdacht. Linien wurden klarer, es gab keine Schnörkel und Verzierungen mehr.
Aber dann kamen die Nationalsozialisten und brachten auch die Architektur der Zeit durcheinander. Sie wollten zurück zum Neoklassizismus und bauten monumentale und überdimensionierte Betonklötze, die leider auch heute noch stehen. Zum Beispiel die Zeppelintribüne in Nürnberg oder das Haus der Kunst in München.
Der Zweite Weltkrieg zerstörte viele Gebäude – die Städte waren zerbombt, sie mussten mit wenig Geld und Mitteln wieder aufgebaut werden. Daher stehen heute leider in vielen deutschen Städten sehr hässliche Gebäude, die in den 50er-, 60er- und 70er-Jahren entstanden sind.
Und die zeitgenössische Architektur? Ich würde sagen: In Deutschland besteht sie aus viel Glas und klaren Linien. Und manche versuchen, nachhaltig zu bauen – sie gestalten die Häuser so, dass sie natürliche Materialien aus der Region verwenden und wenn möglich durch Solar- oder Photovoltaikzellen ihren eigenen Strom oder warmes Wasser erzeugen.
Als ich ein Kind war, habe ich mit meiner Oma immer „Mensch-ärgere-dich-nicht“ gespielt. Das ist ein Brettspiel. Heute möchte ich Euch dieses Spiel vorstellen, das in Deutschland sicher auch heute noch jedes Kind kennt.
Erfunden wurde es 1908 von Josef Friedrich Schmidt in München, aber natürlich gab es vorher schon ähnliche Spiele in anderen Ländern. Das Spiel können in seiner Grundvariante auf einem kreuzförmigen Spielfeld 2 bis 4 Spieler spielen. Auf der Rückseite gibt es eine sternförmige Version für 6 Spieler.
Jeder Spieler bekommt vier kleine Figuren einer Farbe. Diese stehen am Anfang des Spiels am Rande des Spielfelds im „Häuschen“. Nun beginnen die Spieler reihum zu würfeln. Jeder Spieler darf drei Mal würfeln – nur wenn er eine 6 würfelt, darf er seine erste Spielfigur auf das Spielfeld setzen. Dort gibt es extra dafür ein Startfeld. Dann geht es immer weiter: Würfeln, und dann mit der Figur die Anzahl an Feldern vorrücken. Also zum Beispiel eine drei würfeln und dann drei Felder nach vorne gehen. Bei einer 6 darf eine weitere Figur auf das Spielfeld. Das Ziel des Spieles ist es, alle eigenen Figuren einmal um das Spielfeld wandern zu lassen und dann auf vier eigens dafür eingezeichnete Felder zu stellen.
Damit die anderen Spieler dieses Ziel nicht vorher erreichen, kann man sie versuchen zu schlagen: Wer also eine drei würfelt und damit auf ein Feld kommt, auf dem bereits eine gegnerische Figur steht, darf diese rausschmeißen. Die Figur wird dann wieder an den Anfang des Spiels zurückgeworfen und wartet wieder im Startfeld darauf, bis eine 6 gewürfelt wird.
Es ist also eigentlich ein sehr einfaches Spiel, aber der Name des Spiels ist durchaus berechtigt, denn es kann sich in letzter Minute vor dem Gewinn noch alles ändern. Bis heute wurden 70 Millionen Exemplare dieses Spiels verkauft – es ist ein Klassiker in deutschen Kinderzimmern.
Am Anfang war es nicht sonderlich erfolgreich – aber der schlaue Geschäftsmann Schmidt schickte 3000 Exemplare an verwundete und kranke Soldaten des Ersten Weltkriegs, die in Lazaretten lagen. Sie vertrieben sich mit dem Spiel die Langeweile und verbreiteten es danach durch Mundpropaganda weiter. Kluges Marketing, oder? Probiert das Spiel doch mal aus! Aber ärgert Euch nicht, wenn Ihr verliert…
Das Spiel könnt Ihr hier bei Amazon.de kaufen und hier bei Amazon.com. (Das sind Affiliate-Links – wenn Ihr über diese Links etwas bei Amazon bestellt, bekomme ich ein paar Prozent davon ab. Der Preis ändert sich natürlich für Euch nicht!)
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