Stell dir vor, du bist in Deutschland und möchtest ein Buch kaufen. Sagen wir einen Bestseller. Du gehst in einen Buchladen – das Buch kostet 9 Euro. Du gehst in einen Supermarkt – das Buch kostet 9 Euro. Du schaust bei Amazon im Internet – das Buch kostet 9 Euro. Hast du dich auch schon gefragt, warum das so ist? Der Grund ist die deutsche Buchpreisbindung, und das ist eine tolle Sache. Ich erklär’s dir.
Die Buchpreisbindung bedeutet, dass Verlage den Verkaufspreis eines Buches festlegen und dieser Preis für alle Händler verbindlich ist. Das heißt, ein Buch kostet in jeder Buchhandlung, ob groß oder klein, denselben Preis. Diese Regel gilt sowohl für gedruckte Bücher als auch für E-Books.
Die Buchpreisbindung hat eine lange Tradition in Deutschland. Sie wurde bereits im 19. Jahrhundert eingeführt, um den Buchhandel zu schützen und eine vielfältige Buchlandschaft zu erhalten. Offiziell geregelt ist sie im Buchpreisbindungsgesetz von 2002.
Du verstehst nicht, warum das einen Vorteil bietet? Kann ich nachvollziehen. Denn wir Leseratten können daher in Deutschland keine Schnäppchen machen, keine Bücher billiger bekommen. Aber versuche mal, die Seite der Buchhändler zu verstehen:
Durch die Buchpreisbindung können auch kleine Buchhandlungen überleben. Sie müssen nicht mit großen Buchhandelsketten oder Online-Händlern über den Preis konkurrieren. Das sorgt dafür, dass es in vielen Städten und Gemeinden Buchhandlungen gibt und die Vielfalt an Büchern erhalten bleibt. Ein konkretes Beispiel: Stell dir vor, es gäbe keine Buchpreisbindung. Dann könnte Amazon zum Verlag sagen: Ich kaufe dir 100.000 von diesen Büchern ab, dafür will ich sie aber billiger haben. Und dann verkauft Amazon das Buch für 8 Euro, also einen Euro billiger als die anderen Buchläden. Wir Leseratten würden dann alle bei Amazon kaufen – und die kleinen Buchläden wären schnell pleite. Sie würden kein Geschäft mehr machen.
Noch ein Vorteil: Die Buchpreisbindung ermöglicht es Verlagen, auch weniger kommerzielle Titel zu veröffentlichen. Das bedeutet, dass nicht nur Bestseller, sondern auch spezielle Fachbücher, Literatur von neuen Autoren und Nischenprodukte eine Chance haben, auf den Markt zu kommen.
Auch für E-Books gilt in Deutschland die Buchpreisbindung. Das ist in vielen anderen Ländern nicht der Fall. Diese Regelung hilft, den digitalen Buchmarkt zu regulieren und die Interessen der Verlage und Autoren zu schützen. Das heißt aber nicht, dass das E-Book so viel kostet wie das gedruckte Buch. Es kostet in der Regel weniger, weil es ja kein Material benötigt, keine Lagerkosten verursacht und keinen Transport. Aber der Preis des E-Books muss auch wieder überall gleich sein.
In einigen Ländern, wie zum Beispiel den USA, gibt es keine Buchpreisbindung. Dort können Händler die Preise frei festlegen. Das führt oft zu starken Preisschwankungen und einem intensiven Wettbewerb, der kleine Buchhandlungen benachteiligen kann. Ich habe dort auch oft Aktionen gesehen, dass man 3 Bücher kauft und nur 2 bezahlt. Das ginge mit der Buchpreisbindung nicht.
Wobei – Aktionen gibt es hier manchmal auch. Trotz der Buchpreisbindung gibt es in Deutschland bestimmte Zeiten und Anlässe, zu denen Rabatte erlaubt sind. Zum Beispiel dürfen Bücher im Rahmen von Sonderaktionen, wie zum Welttag des Buches, günstiger angeboten werden. Diese Rabatte sind aber streng geregelt und zeitlich begrenzt. Auch wenn ein Buch etwas kaputt gegangen ist beim Transport, darf es als Mängelexemplar billiger verkauft werden – dann hat es aber einen Stempel auf den Seiten, der das auch anzeigt.
Ich finde die Buchpreisbindung super, aber es gibt auch Kritiker. Sie argumentieren, dass sie den Wettbewerb einschränkt und den freien Markt behindert. Manche glauben, dass ohne die Preisbindung Bücher günstiger wären und mehr Menschen lesen würden. Andere meinen, dass die Digitalisierung den Buchmarkt so stark verändert hat, dass die Buchpreisbindung nicht mehr zeitgemäß ist.
Was denkst du? Wie findest du die Buchpreisbindung?
Wie du vielleicht weißt, mache ich nicht nur diesen Podcast, sondern noch zwei andere. Der zweite ist „Exzellent erklärt“, da geht es um Wissenschaft. Und der dritte heißt „Lies und das“, und darin geht es um Bücher und um das Lesen. Also dachte ich mir, ich mache eine „Slow German“-Episode über das Lesen!
Vor vielen Jahrhunderten, im Mittelalter, konnten nur sehr wenige Menschen lesen. Die meisten Leute waren Bauern und arbeiteten hart auf dem Feld. Nur Mönche, Priester und einige Adelige konnten lesen. Bücher wurden damals noch von Hand geschrieben und waren dadurch sehr teuer. Sie waren oft in Klöstern und Kirchen zu finden. Diese Bücher waren dementsprechend meist religiös.
Im Jahr 1445 erfand Johannes Gutenberg den Buchdruck mit beweglichen Lettern. Das war eine große Erfindung. Nun konnten Bücher schneller und günstiger hergestellt werden. Mehr Menschen konnten sich Bücher leisten und lernen zu lesen. Das erste Buch, das Gutenberg druckte, war die Bibel. Diese Erfindung hat das Lesen für viele Menschen möglich gemacht.
Im 16. Jahrhundert kam dann die Reformation. Martin Luther übersetzte die Bibel ins Deutsche. Vorher war die Bibel nur auf Latein verfügbar, und das konnten die meisten Menschen nicht verstehen. Nun konnten mehr Menschen die Bibel lesen und ihre Religion besser verstehen. Das war ein großer Schritt für das Lesen und die Bildung in Deutschland.
Im 18. und 19. Jahrhundert wurde das Lesen immer wichtiger. Es gab immer mehr Schulen, und die Kinder lernten lesen und schreiben. Auch Zeitungen wurden populär. Die Menschen wollten über das Geschehen in der Welt informiert sein. Die Industrialisierung brachte viele Veränderungen. Es gab neue Maschinen und Erfindungen. Die Menschen mussten lesen können, um mit den neuen Technologien umzugehen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Bildung ein wichtiger Teil des Lebens. Es gab viele Bibliotheken und Buchhandlungen. Das Lesen wurde zu einem beliebten Hobby. Viele berühmte Autoren kamen aus Deutschland, wie Thomas Mann und Hermann Hesse. Ihre Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt.
Heute lesen die Menschen in Deutschland immer noch gerne. Bibliotheken und Buchhandlungen sind immer noch wichtige Orte. In vielen Städten gibt es Buchmessen und Lesungen. Das größte Ereignis ist die Frankfurter Buchmesse. Sie ist die größte Buchmesse der Welt. Sehr nett ist auch die Leipziger Buchmesse.
Dennoch muss man betonen, dass in Deutschland von den Deutsch sprechenden Erwachsenen rund 12 Prozent nur sehr schlecht lesen und schreiben können. Hochgerechnet sind das also 6 Millionen Menschen. Das ist ein riesiges Problem und ich hoffe, dass sich das in Zukunft ändert.
Übrigens, weil wir hier ja über die deutsche Sprache sprechen: In Deutschland gibt es sogenannte „Leseratten“. Das sind Menschen, die sehr viel lesen. Sie verbringen oft Stunden mit einem Buch und können es kaum aus der Hand legen. Ich bin so eine Leseratte. Ein lustiger Ausdruck für jemanden, der nicht gerne liest, ist „Lesemuffel“. Diese Menschen lesen nur selten oder gar nicht.
Vielleicht bist du ja auch eine Leseratte oder kennst einen Lesemuffel. In jedem Fall: Viel Spaß beim Lesen! Es ist egal, was Du liest, es darf auch ein Comic sein oder ein Sachbuch. Aber lesen ist wichtig.
Die TV-Serie „Der Bergdoktor“ ist eine sehr beliebte deutsche Fernsehserie, die sich um das Leben und die Abenteuer eines Arztes in den Alpen dreht. Die Hauptfigur der Serie ist Dr. Martin Gruber, der von dem österreichischen Schauspieler Hans Sigl gespielt wird. Die Serie hat eine große Fangemeinde und erfreut sich seit vielen Jahren großer Beliebtheit. 16 Staffeln gibt es mittlerweile (jetzt läuft gerade die 17.!), man kann sie in der ARD- und ZDF-Mediathek nachsehen. Die Einschaltquoten sind so gut, dass jeder fünfte deutsche TV-Zuschauer den Bergdoktor anschaut!
Die Handlung der Serie spielt sich in einem fiktiven Dorf namens Ellmau ab, das in den malerischen Tiroler Alpen liegt. Dr. Martin Gruber, der Bergdoktor, ist nicht nur ein erfahrener Arzt, sondern auch ein sehr bodenständiger und charismatischer Mensch. Die Serie beleuchtet sein Leben, seine Beziehungen zu den Dorfbewohnern und seine beruflichen Herausforderungen.
Die Geschichte beginnt damit, dass Dr. Gruber in das kleine, ländliche Ellmau zurückkehrt, nachdem er einige Jahre in New York verbracht hat. Er übernimmt eine Praxis. Von diesem Moment an wird er in viele emotionale und dramatische Geschichten verwickelt. Die Serie kombiniert medizinische Notfälle mit persönlichen Beziehungen. Natürlich hat der Arzt immer wieder neue Frauen an seiner Seite. Aber er lebt mit seiner Mutter, seinem Bruder und seiner Tochter auf einem Bauernhof.
Es gibt viele Nebencharaktere in der Serie, von anderen Ärzten bis hin zu Dorfbewohnern mit unterschiedlichen Hintergründen. Da ist zum Beispiel der Klinikarzt, der im Laufe der Zeit zum Freund wird.
Jede Episode enthält eine neue medizinische Herausforderung, sei es ein Bergunfall, eine mysteriöse Krankheit oder ein tragisches Ereignis. Die Arbeit des Arztes wird wie in vielen TV-Serien sehr unrealistisch dargestellt, aber darum geht es eigentlich auch gar nicht. Es ist eben gute Unterhaltung – und zwischendrin gibt es immer wieder Bilder der atemberaubenden Landschaft der Alpen.
Die Serie ist für viele Menschen eine Art Eskapismus. Wir flüchten uns in dieses kleine Dorf Ellmau, wo jeder jeden kennt. Wir fühlen uns geborgen in dieser Ersatzfamilie. Und vor allem tut es gut, dass jedes noch so schlimme Problem am Ende der Episode gelöst ist. Meistens jedenfalls. Es wäre schön, wenn es in der realen Welt auch so einfach wäre!
Andererseits würde ich einen großen Bogen um dieses Dorf Ellmau machen, denn so viele schlimme Krankheiten, wie da auftreten – das kann nicht normal sein.
Hast Du schonmal eine Folge „Der Bergdoktor“ gesehen? Wenn ja, schreib mir in die Kommentare, wie sie Dir gefallen hat! Hier findest Du sie in der Mediathek: https://www.zdf.de/serien/der-bergdoktor
Wenn Du eine Sprache lernen möchtest, dann ist es gut, wenn Du Dich mit dieser Sprache umgibst. Schau deutsche Filme mit deutschen Untertiteln. Lies deutsche Bücher oder Zeitungen oder Comics. Und höre deutsche Musik! So bekommst Du ein Gefühl für die Sprache. Und Spaß macht das auch.
Du weißt vielleicht, dass Slow German ein sehr alter Podcast ist. Ich produziere ihn seit 2007. Mehr als 250 Episoden sind über die Jahre entstanden zu allen möglichen Themen. Daher gibt es auch so manche alte Episode, die nicht mehr ganz aktuell ist. Zum Beispiel die Folge über deutsche Musik von 2008.
Heute gebe ich Dir daher ein paar neuere Tipps für deutsche Musik! Ich gehe dabei nicht nach Vollständigkeit und auch nicht unbedingt nach meinem persönlichen Geschmack. Ich möchte Dir vielmehr zeigen, wie vielfältig deutsche Musik ist. Und ich hoffe Du findest etwas, das Dir gefällt.
In dieser Folge stelle ich dir drei Musikerinnen vor und drei Musiker beziehungsweise Bands. Ich habe auch jeweils ein Lied ausgesucht, damit Du Dir gleich ein Bild machen kannst.
Wir fangen an mit den Männern. Da sind drei Männer, die als AnnenMayKantereit bekannt sind. Der Bandname setzt sich aus den drei Nachnamen der Bandmitglieder zusammen. Sie heißen Christopher Annen, Henning May und Severin Kantereit. Sie waren zu dritt als Straßenmusiker in Köln unterwegs. Heute füllen sie große Konzerthallen. Die Lieder der Band sind schnell zu erkennen an der tiefen, kratzigen Stimme des Sängers Henning May. Hör also mal rein in „Barfuss am Klavier“. Na, verstehst Du etwas?
„Barfuss am Klavier“
Moop Mama sind zehn Musiker aus München, die Blasinstrumente spielen und damit richtig gute Laune machen. Hier in München sind sie ohne Ankündigung draußen auf der Straße aufgetreten, einfach irgendwo in der Stadt – und machten tolle Stimmung. Hör rein in das Lied „Liebe“.
„Liebe“
Dann kommen wir zu Jan Delay. Das ist ein Typ aus Hamburg, den Du sofort an seiner Stimme erkennen wirst. Er singt nasal, wirkt sehr lässig und macht eine Mischung aus Rap, Hiphop, Funk – ach es ist schwer zu beschreiben. Hör einfach mal rein. Aber wundere Dich bitte nicht, wenn Du nichts verstehst – das geht mir auch so.
„Klar“
Kommen wir zu den Frauen. Da fange ich an mit Shirin David. Sie hat mich sehr überrascht. Als ich Bilder von ihr sah und kurz ihre Musik hörte dachte ich, da ist eine sehr künstliche, oberflächliche junge Frau, die versucht, mit sexy Auftritten Erfolg zu haben. Ich fand sie doof. Dann habe ich sie in einer Spielshow gesehen und war begeistert wie lustig, klug und ehrgeizig sie ist. Wie es sich für Rap gehört sind die Texte nicht immer jugendfrei.
„Gib ihm“
Dann noch ein Ohrwurm von Namika namens „Lieblingsmensch“. Das war im Jahr 2015 ein Hit. Mehr muss ich dazu gar nicht sagen, hör einfach rein und Du wirst den Song die ganze Zeit summen.
„Lieblingsmensch“
Und zuletzt noch etwas ganz aktuelles, denn Nina Chuba ist gerade sehr, sehr erfolgreich. Als Kind wurde sie als Schauspielerin bekannt, jetzt hat sie es auf Platz 1 der deutschen Singlecharts geschafft mit dem Song „Wildberry Lillet“. Als ich das hier schreibe ist der Song seit drei Monaten auf YouTube und hat schon 11 Millionen Aufrufe.
„Wildberry Lillet“
Wenn Du noch weitere Tipps hast für deutsche Musik, schreib gerne in die Kommentare, dann freuen sich die anderen Hörerinnen und Hörer.
Im Januar ist Siegfried Fischbacher gestorben. Letztes Jahr starb Roy Horn an Covid-19. Berühmt wurden sie nicht einzeln, sondern zusammen: Als das großartige Zauberer-Duo Siegfried und Roy. Ich möchte Dir heute ihre Geschichte erzählen.
Siegfried Fischbacher wurde hier in Bayern geboren, und zwar im Jahr 1939, also zu Beginn des Zweiten Weltkrieges. Sein Vater geriet in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Als er zurückkehrte, war er Alkoholiker. Als Siegfried acht Jahre alt war, begann er mit kleinen magischen Kunststücken und versuchte so, die Aufmerksamkeit seines Vaters zu bekommen. Er wurde zum Weber und zog mit 17 Jahren nach Italien an den Gardasee. Dort arbetiete er als Kellner. Mit 20 Jahren heuerte er auf einem Passagierschiff namens „Bremen“ an.
Roy Horn hieß eigentlich Uwe Ludwig Horn. Er wurde 1944 in Niedersachsen geboren, war also 5 Jahre jünger als Siegfried. Mit 13 Jahren brach er die Schule ab und begann auf dem gleichen Schiff zu arbeiten – auf der „Bremen“. Dort lernten sich die beiden jungen Männer kennen.
Eigentlich sollten sie beide auf dem Schiff als Kellner arbeiten, aber sie liebten Zaubertricks. Also unterhielten sie damit die Passagiere. Der Kapitän des Schiffes bekam das mit und ordnete an, dass die beiden Jungs gemeinsam als Zauberkünstler auftreten sollten. Roy hatte sein „Haustier“ Chico an Bord geschmuggelt, einen Gepard. Der durfte nach einiger Zeit auch mit auftreten. Der Anfang ihrer Karriere.
Vier Jahre später gingen Siegfried und Roy von Bord und traten in deutschen Theatern auf. Danach ging es auf Tournee durch Europa. In Monte Carlo traten sie vor Fürstin Gracia Patricia auf – besser bekannt als Grace Kelly. Das war ihr internationaler Durchbruch. Von da an ging es steil bergauf, sie traten am Lido in Paris auf und in Las Vegas. Dort blieben sie, weil sie ein Engagement bekamen. Nach einigen Jahren waren sie die bestbezahlten Künstler in der Geschichte von Las Vegas.
Sie bekamen als Magier mehrere Auszeichnungen, gingen für zehn Monate nach Japan, um dort aufzutreten. In ihren sieben Jahren im New Frontier in Las Vegas traten sie über 3500 Mal auf, vor insgesamt mehr als drei Millionen Zuschauern. Später im Mirage feierten sie die größte und teuerste jemals inszenierte Bühnenshow. Sie waren die Könige von Las Vegas. Ihre Show war von Anfang an familienfreundlich, es gab keine nackten Frauen zu sehen, und das war in Las Vegas ungewöhnlich.
1988 wurden sie amerikanische Staatsbürger. Knapp zehn Jahre später bekamen sie einen Stern auf dem „Walk of Fame“ in Hollywood. 1996 feierten sie ihren 15.000. Auftritt in Las Vegas. Insgesamt haben 25 Millionen Menschen ihre Auftritte in Las Vegas gesehen. 2009 sah man sie zum letzten Mal gemeinsam auf der Bühne. 2003 hatte ein weißer Tiger Roy bei einer Show an seinem 59. Geburtstag verletzt. Der Zauberer wurde schwer verletzt und war danach teilweise gelähmt. Ein trauriges Ende der Karriere.
Aber genau durch diese Tiere sind Siegfried und Roy berühmt geworden. Sie machten nicht nur Zaubertricks und riesige Illusionen, sondern sie arbeiteten mit Tieren, die durch ihre Seltenheit magisch wirkten. Sie züchteten weiße Königstiger. Hinter den Kulissen waren Tiertrainer beschäftigt, um den Raubkatzen etwas beizubringen. Weiße Tiger, Löwen und Leoparden lebten mit den beiden Deutschen in Las Vegas. Die beiden Männer waren übrigens viele Jahrzehnte ein Paar, was aber erst in ihrer Autobiografie 2007 öffentlich gemacht wurde.
Thomas Jensen und Holger Hübner gehen ein Bierchen trinken in einer norddeutschen Gaststätte. Das war im Jahr 1989. Und während sie da so sitzen, haben sie eine Idee… Jahre später ist ihr Heimatdorf Wacken die Welt-Hauptstadt des Heavy Metal. Wie es dazu kam, erzähle ich dir heute.
Beide Freunde waren Heavy Metal-Fans. Ihr Heimatort war Wacken. Das ist eine kleine Gemeinde in Schleswig-Holstein. Heute hat sie 1840 Einwohner. Thomas und Holger jedenfalls hatten die Idee, in einer Kiesgrube ein Konzert zu veranstalten. Die Musikrichtung war klar: Rock und Metal sollten gespielt werden. Und das sollte nicht nur einen Tag dauern, sondern die Besucher und Besucherinnen sollten in Wacken campen dürfen. Sie durften also in Zelten übernachten.
Die Idee wurde im nächsten Jahr umgesetzt. 1990 gab es also das erste Festival in Wacken. Es fand im August statt und dauerte zwei Tage lang. Auf der Bühne waren ausschließlich deutsche Bands zu sehen. Wer als Zuschauer oder Zuschauerin dabei sein wollte, musste zwölf Mark Eintritt bezahlen.
Und weil das Festival so gut ankam bei den Leuten, wurde es im nächsten Jahr gleich wieder veranstaltet. Da kamen dann schon 1300 Menschen zu Besuch. Die Erfolgsgeschichte nahm ihren Lauf. Im dritten Jahr waren zum ersten Mal international bekannte Bands mit dabei, zum Beispiel „Saxon“. 26 Bands traten auf, manche von ihnen aus Schweden, Amerika, Irland und Belgien. Reich wurden die Veranstalter in diesem Jahr nicht. Sie mussten so viel Geld für die Security und die Beseitigung des Mülls ausgeben, dass sie am Ende 25.000 Mark verloren.
Aber sie machten weiter. Jeden Sommer lockten neue Bands zum Festival. 1996 waren erstmals 10.000 Zuschauer mit dabei – und die Kiesgrube wurde zu klein. Also zog das Festival um – es blieb aber in der kleinen Gemeinde Wacken. Die nächsten Jahre erzähle ich dir im Schnelldurchlauf. 2006 waren schon 62.500 Besucher in Wacken, und die Veranstalter stießen an ihre Grenzen. Noch größer könnte es nicht werden, so dachten alle.
Jedes Festival war Monate im voraus schon ausverkauft. Das heißt, es gab keine Karten mehr zu kaufen. Man verlängerte die Dauer des Festivals auf drei Tage, also von Donnerstag bis Samstag. Natürlich sollen nicht alle Gäste mit dem Auto anreisen – also gibt es seit 2002 einen Sonderzug, der von Zürich über Stuttgart und München und andere Städte in den Norden fährt. Im Zug gibt es einen DJ – es ist wahrscheinlich der lauteste Zug Deutschlands!
Was noch? Es gibt ein Fußballturnier in Wacken, auch eine Art Gottesdienst. Es gibt 75.000 zahlende Besucher auf einem Gelände von 240 Hektar mit acht Bühnen. 1300 Toiletten werden für die Leute aufgestellt, dazu 500 Duschen. 5000 Menschen arbeiten für das Festival, 1800 davon sorgen für die Sicherheit und Ordnung. Ach, und seit 2017 gibt es eine Bier-Pipeline, die einen Kilometer lang ist und innerhalb einer Stunde 10.000 Liter Bier transportieren kann.
Wir erinnern uns: Beim ersten Wacken-Festival kamen 6 Bands und 800 Teilnehmer zusammen, und man musste umgerechnet 6,14 Euro Eintritt bezahlen. Beim letzten Wacken-Festival 2019 waren es 218 Bands vor 75.000 Besuchern und die Karten kosteten 221 Euro. Ausverkauft war es nach vier Tagen. 2020 fand das Festival aufgrund der Corona-Pandemie nur online statt.
Menschen wie ich, die mit Heavy Metal nicht viel am Hut haben, kennen das Festival nur aus den Nachrichten: Da sieht man dann im Sommer fröhliche Menschen im Matsch auf dem Campingplatz feiern. Eine tolle Erfolgsgeschichte.
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