Paragliding oder Gleitschirmfliegen – SG 280

Paragliding oder Gleitschirmfliegen – SG 280

Scott hat mir den Vorschlag gemacht, etwas über einen aufregenden Sport zu erzählen: Paragliding! Ich habe das noch nie gemacht und hätte auch nie den Mut dazu, aber ich habe jetzt einiges darüber gelesen und kann dir erzählen, worum es bei diesem Sport geht.

Paragliding heißt auf Deutsch Gleitschirmfliegen. Es ist ein Sport, bei dem man mit einem speziellen Schirm durch die Luft fliegt. Das Paragliding hat seine Wurzeln im Fallschirmspringen. In den 1960er-Jahren begannen einige mutige Sportler in Frankreich damit, mit modifizierten Fallschirmen von Bergen zu springen. Sie wollten längere und kontrolliertere Flüge erleben. Diese Idee verbreitete sich schnell und wurde in den 1970er-Jahren auch in Deutschland populär.

Der erste offizielle Gleitschirmflug in Deutschland fand 1978 statt. In dieser Zeit war die Ausrüstung noch sehr einfach und nicht besonders sicher. Die Schirme waren schwer zu steuern und es gab nur wenige gut ausgebildete Lehrer. Trotzdem begeisterte der neue Sport viele Menschen.

In den 1980er-Jahren wurde die Ausrüstung besser und sicherer. Die Schirme wurden leichter und einfacher zu handhaben. Es gab immer mehr Schulen, in denen man das Gleitschirmfliegen lernen konnte. Auch die Sicherheitsstandards wurden verbessert. So konnte man das Fliegen sicherer und für mehr Menschen zugänglich machen.

Es gibt viele Orte, die perfekt sind für Gleitschirmflieger in Deutschland. Da sind zum Beispiel die bayerischen Alpen. Besonders beliebt sind die Orte Tegelberg und Brauneck. Hier kann man fantastische Aussichten genießen und lange Flüge machen. Aber auch die Schwäbische Alb, der Schwarzwald und die Rhön sind gute Startpunkte für Paraglider. 

Wer mit diesem Hobby anfangen möchte, der kann einen Kurs bei einer zertifizierten Flugschule machen. Dort lernt man, wie man den Schirm richtig startet, steuert und landet. Auch Notfalltechniken werden geübt. 

Übrigens machen einige Menschen das Gleitschirmfliegen auch zu einem Rekordsport. Es gibt die Deutsche Meisterschaft im Streckenfliegen. Und eine Bundesliga gibt es auch!

Ich dachte ja, dass so ein Flug höchstens 30 oder 40 Kilometer lang ist. Oder eher kürzer. Aber die Rekorde gehen da eher an die 300 Kilometer an einem Tag! Und das ganz ohne Motor oder andere technische Hilfen.

Sehr lachen musste ich, als ich die Geschichte von Kyra las. Kyra ist kein Mensch, sondern ein Hund. Und dieser Hund fliegt mit seinem Herrchen Kurt einfach mit, wenn der mal wieder zum Paragliden geht. Den Link zu einem Video dieser tierischen Fliegerin stelle ich dir auf slowgerman.com: https://www.rtl.de/cms/paragliding-weltrekord-dieser-hund-hebt-gern-ab-4815696.html

Also, was kann ich abschließend zum Gleitschirmfliegen sagen? Ich sehe die bunten Schirme sehr gerne, wenn ich in den Alpen wandern gehe. Das sieht immer so ruhig und entspannt aus, wie sie ihre Kreise ziehen. Paragliding ist auch ein sehr umweltfreundlicher Sport. Im Gegensatz zu motorisierten Flugzeugen und Helikoptern benötigt man keinen Treibstoff. Man nutzt einfach die natürlichen Aufwinde und Thermik, um zu fliegen. Das schont die Umwelt und ermöglicht ein fast lautloses Schweben durch die Luft. Ich bin sicher, dass das großen Spaß macht – aber ich bleibe doch lieber auf dem Boden. Und du?

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg280kurz.pdf

Die deutsche Post – SG 279

Die deutsche Post – SG 279

Ich habe mich in letzter Zeit über die Post geärgert. Und zwar weil ich ein Päckchen verschicken wollte und drei Möglichkeiten nicht funktioniert haben. Kennst du das auch? Früher war das etwas anders, da funktionierte das System noch besser. Also dachte ich mir: Ich mache einfach eine Slow German-Episode über die Geschichte der deutschen Post.

Die Geschichte der Post in Deutschland beginnt im Mittelalter. Damals wurden Nachrichten und Briefe von Boten überbracht, die zu Fuß oder mit dem Pferd unterwegs waren. Diese Boten waren oft sehr mutig, denn die Wege waren gefährlich und lang.

Im Jahr 1490 gründete der römisch-deutsche Kaiser Maximilian I. das erste Postwesen. Es war eine private Organisation, die von der Familie von Thurn und Taxis geleitet wurde. Diese Familie spielte eine wichtige Rolle in der Geschichte der Post. Sie bauten ein Netzwerk von Poststationen auf, die es ermöglichten, Briefe und Pakete schneller zu transportieren. Übrigens ist die Familie von Thurn und Taxis heute eine der reichsten Familien Deutschlands.

Im 18. und 19. Jahrhundert wurde die Post immer wichtiger. Die Preußische Post war eine der bekanntesten Postorganisationen in Deutschland. Im Jahr 1850 wurde das preußische Postwesen verstaatlicht und die „Königlich-Preußische Post“ entstand. Diese Organisation führte viele Neuerungen ein, wie zum Beispiel einheitliche Posttarife und Briefmarken.

Ein interessantes und kurioses Detail aus dieser Zeit ist die Einführung des „Posthorns“. Das Posthorn war ein Musikinstrument, das die Postboten benutzten, um ihre Ankunft anzukündigen. Es war ein wichtiges Symbol der Post und ist auch heute noch im Logo der Deutschen Post zu sehen. Wenn du in Deutschland mal eine Postfiliale siehst, dann achte unbedingt auf dieses Logo!

Mit der Gründung des Deutschen Kaiserreichs im Jahr 1871 wurde die Post zur Reichspost. Das bedeutete, dass es nun eine einheitliche Postorganisation für ganz Deutschland gab. Die Reichspost führte viele neue Dienstleistungen ein, wie zum Beispiel den Paketdienst und den Telegrammdienst. Ein Telegramm konnte man fast in Echtzeit schicken, das war eine Revolution damals. Denn denk dran: E-Mails gab es natürlich noch nicht, und so ein Brief brauchte schon einige Tage, bis er beim Empfänger ankam.

In der Weimarer Republik wurde die Post weiter modernisiert. Es gab nun auch Luftpost und die ersten mechanischen Sortieranlagen. Die Post spielte eine wichtige Rolle im Alltag der Menschen und war ein Symbol für Fortschritt und Modernität.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Post in Deutschland in zwei getrennte Organisationen aufgeteilt: die Deutsche Bundespost in Westdeutschland und die Deutsche Post der DDR in Ostdeutschland. Die Deutsche Bundespost führte viele Innovationen ein, wie zum Beispiel das Postleitzahlensystem. Im Jahr 1961 wurde das vierstellige Postleitzahlensystem eingeführt, um die Zustellung von Briefen und Paketen zu beschleunigen. Meine Postleitzahl, als ich ein Kind war, war 8011. Aber dann, im Jahr 1993, wurde zu fünfstelligen Postleitzahlen gewechselt. Das ganze System wurde umgestellt. Die neue Postleitzahl meiner Heimatgemeinde ist seitdem 85586. Das war eine ganz schöne Umstellung, ich erinnere mich noch gut daran. Aber zurück in die Geschichte.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990 wurde die Deutsche Post AG gegründet. AG steht für Aktiengesellschaft. Diese Organisation vereinte die Postdienste aus Ost- und Westdeutschland. Damit war die Post kein staatliches Unternehmen mehr, sie wurde privatisiert. 

Die Deutsche Post AG ist heute die größte Postorganisation in Europa und eine der größten weltweit. Sie beschäftigt über 500.000 Menschen und liefert Millionen von Briefen und Paketen täglich aus. Seit 2023 heißt der Konzern DHL Group. 

Wie ist mein Eindruck der Deutschen Post? Als ich ein Kind war, kannten wir unseren Postboten. Das war immer der gleiche Mann, der uns jeden Tag die Post brachte. Heute saust der Postbote mit einem Elektrofahrrad durch die Gegend, und er wechselt häufig. Und natürlich sind da auch Frauen dabei! Während früher jeder Ort eine Postfiliale hatte, kann man seine Pakete mittlerweile in sogenannten Paketshops abgeben. Das sind Schalter, die in Supermärkten oder anderen Geschäften aufgemacht wurden. Reine Postfilialen gibt es nicht mehr viele und wenn dann sind deren Öffnungszeiten nach meiner Erfahrung kurz. Aber ich will hier nicht jammern – gut dass es die Post gibt. Ich schreibe dennoch viel weniger Briefe als früher, weil ich das meiste über E-Mails abwickeln kann. Ob wir in 20 Jahren noch Briefkästen haben? Was meinst du?

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg279kurz.pdf

Mit der Bahn fahren in Deutschland – SG 278

Mit der Bahn fahren in Deutschland – SG 278

Geert aus Belgien hat mich gebeten, über das Bahnfahren in Deutschland zu sprechen. Ich fahre sehr gerne mit der Bahn, also erzähle ich dir heute etwas darüber. Vor einigen Wochen bin ich sogar mit der Bahn von München bis Paris und weiter nach London gefahren. Das war eine tolle Reise!

Das Bahnfahren in Deutschland hat eine lange Geschichte. Die erste Eisenbahn fuhr 1835 von Nürnberg nach Fürth. Sie hieß „Adler“ und fuhr nur sechs Kilometer. Heute gibt es in Deutschland ein großes Bahnnetz, das fast das ganze Land abdeckt. Die Deutsche Bahn (DB) ist die größte Bahngesellschaft in Deutschland. Es gibt aber auch andere private Bahngesellschaften.

So kaufst du ein Ticket für die Deutsche Bahn

Ein Zugticket zu kaufen ist ganz einfach. Man kann es online auf der Website der Deutschen Bahn oder mit der DB Navigator App kaufen. In den Bahnhöfen gibt es auch Ticketautomaten. Diese Automaten haben oft verschiedene Sprachen zur Auswahl. Man kann auch direkt am Schalter ein Ticket kaufen. Die Mitarbeiter dort helfen dann beim Kauf. Einen Schalter mit Mitarbeitern gibt es aber nur in größeren Bahnhöfen. Wichtig ist, das Ticket vor der Fahrt zu kaufen.

Am Bahnhof werden über Lautsprecher Ansagen gemacht. Diese Ansagen informieren über die Abfahrtszeiten, Verspätungen oder Gleiswechsel. Es ist wichtig, gut zuzuhören, damit man keine wichtigen Informationen verpasst. Aber keine Angst: weil es am Bahnhof sehr laut ist, sind die Ansagen oft schwer zu verstehen. Deswegen gibt es natürlich auch die meisten Informationen in der App.

Außerdem gibt es im Bahnhof generell und auch direkt am Bahnsteig elektronische Anzeigetafeln. Diese Tafeln zeigen die Abfahrtszeiten und das Gleis, von dem der Zug abfährt. Auf diesen Tafeln steht auch, ob der Zug pünktlich ist oder Verspätung hat.

Die meisten Bahnhöfe haben Schließfächer, in denen man sein Gepäck aufbewahren kann. So kann man den Tag in der Stadt verbringen, ohne seine Koffer mitzunehmen. Es gibt auch Geschäfte, Restaurants und Cafés. Hier kann man etwas essen oder trinken, während man auf den Zug wartet. 

In großen Bahnhöfen gibt es auch Service-Center. Dort kann man Fragen stellen und Hilfe bekommen. Es gibt oft auch WLAN, das man kostenlos nutzen kann. So kann man die Wartezeit sinnvoll nutzen, um zum Beispiel E-Mails zu checken oder im Internet zu surfen.

So verhältst du dich, wenn der Zug kommt

Wenn der Zug kommt, muss man am richtigen Gleis sein. Die Gleise sind nummeriert. Auf dem Ticket steht, von welchem Gleis der Zug abfährt. Es ist wichtig, früh genug am Gleis zu sein. Noch ein Tipp: Es gibt den sogenannten Wagenstandsanzeiger. Das ist eine Grafik des Zuges, es gibt sie auf Anzeigen und in der App. Hier kann ich nachsehen, wo sich mein reservierter Platz befindet. Wenn ein Zug sehr lang ist, kann ich dann schon an der richtigen Stelle warten, an der mein Waggon halten wird.

Wenn der Zug einfährt, öffnen sich die Türen automatisch. Man muss einsteigen und einen Sitzplatz finden. In manchen Zügen gibt es reservierte Plätze. Diese Plätze sind mit  elektronischen Anzeigen markiert. Wenn man einen Platz reserviert hat, sollte man darauf achten, dass man sich auf den richtigen Platz setzt. Das Gepäck kann man entweder über dem Sitz auf eine Ablage legen oder in speziellen Koffer-Regalen aufbewahren, die es meistens in der Mitte des Waggons gibt. Im ICE kann ich auch den Komfort-Check In wählen: ich kann auf dem Handy bereits einchecken. So weiß der Zugbegleiter, dass ich auf dem richtigen Platz sitze. Er wird mich dann entweder gar nicht kontrollieren oder nur als Stichprobe. 

Wer übrigens absichtlich ohne Ticket fährt, der bekommt eine Strafe, wenn er erwischt wird. In der S-Bahn in München sind das 60 Euro. Im Zug ist es das Doppelte des Fahrpreises, wenn man aber angezeigt wird, kann es sogar bis zu einem Jahr Freiheitsstrafe geben. 

Für Vielfahrer gibt es die Bahncard

Vielfahrer können sich die Bahncard kaufen. Die Bahncard macht die Tickets billiger. Das heißt ich muss ein Mal diese Karte kaufen, und dann kann ich die folgenden Tickets günstiger bekommen. Die Bahncard 25 gibt einen Rabatt von 25%, die Bahncard 50 von 50%, dann kosten die Tickets also nur noch die Hälfte. Und es gibt auch recht neu das Deutschlandticket, es kostet derzeit 49 Euro pro Monat und damit kann man dann fast überall im öffentlichen Nahverkehr fahren. Es gilt aber nicht für Fernzüge wie den ICE. Und es wird in der Politik viel über dieses Ticket diskutiert, es kann sein, dass es bald viel teurer wird.  

Die Deutsche Bahn hat jedes Jahr etwa zwei Milliarden Fahrgäste. Es gibt über 33.000 Kilometer Schienen in Deutschland. Während der Fußball-Europameisterschaft haben sich viele Gäste beschwert, weil die Bahn entweder verspätet war oder gar nicht kam. Das ist in der Tat ein großes Problem. Seit Jahren wurde zu wenig Geld in die Bahn investiert. Viele Schienen sind alt, viele technischen Anlagen müssen erneuert werden. In diesem Sommer gibt es daher viele Baustellen, um den Verfall zu stoppen. So soll die Bahn wieder besser werden. Dieses Jahr werden über 2000 Kilometer Gleise, 2000 Weichen, 150 Brücken und 1000 Bahnhöfe erweitert, modernisiert und erneuert. Das soll 16,4 Milliarden Euro kosten. 

Der schnellste Zug in Deutschland ist der ICE (Intercity-Express). Er kann bis zu 300 Kilometer pro Stunde fahren. Mit diesem Zug fahre ich am häufigsten, ich mag ihn sehr. Es gibt die Wahl zwischen einem Sitzplatz im Großraumabteil oder im Abteil. Ein Abteil ist wie ein kleines Zimmer im Zug, hier sind dann nur wenige Fahrgäste zusammen, sie sitzen sich gegenüber. Das Großraumabteil ist wie ein Bus, hier sitzt man meist in Zweierreihen und alle schauen in die gleiche Richtung. Das ist mir lieber. Man kann auch einen Platz an einem Tisch reservieren, das ist praktisch wenn man mit Kindern reist. Und es gibt die Wahl zwischen dem Ruheabteil und dem Handyabteil. Es ist also die Frage, ob man lieber Ruhe möchte oder es nicht stört, wenn andere telefonieren. Es gibt auch spezielle Bereiche für Familien.

Wer übrigens einen Zug erwischt, der nicht pünktlich ist, der bekommt eventuell Geld zurück: Bei einer Verspätung von einer Stunde bekommt man 25% des Fahrpreises wieder. Bei 120 Minuten, das sind also zwei Stunden Verspätung, sind es 50%. Ich drücke die Daumen, dass Dein Zug pünktlich fährt. 

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg278kurz.pdf

Lesen in Deutschland – SG 277

Lesen in Deutschland – SG 277

Wie du vielleicht weißt, mache ich nicht nur diesen Podcast, sondern noch zwei andere. Der zweite ist „Exzellent erklärt“, da geht es um Wissenschaft. Und der dritte heißt „Lies und das“, und darin geht es um Bücher und um das Lesen. Also dachte ich mir, ich mache eine „Slow German“-Episode über das Lesen!

Vor vielen Jahrhunderten, im Mittelalter, konnten nur sehr wenige Menschen lesen. Die meisten Leute waren Bauern und arbeiteten hart auf dem Feld. Nur Mönche, Priester und einige Adelige konnten lesen. Bücher wurden damals noch von Hand geschrieben und waren dadurch sehr teuer. Sie waren oft in Klöstern und Kirchen zu finden. Diese Bücher waren dementsprechend meist religiös.

Im Jahr 1445 erfand Johannes Gutenberg den Buchdruck mit beweglichen Lettern. Das war eine große Erfindung. Nun konnten Bücher schneller und günstiger hergestellt werden. Mehr Menschen konnten sich Bücher leisten und lernen zu lesen. Das erste Buch, das Gutenberg druckte, war die Bibel. Diese Erfindung hat das Lesen für viele Menschen möglich gemacht.

Im 16. Jahrhundert kam dann die Reformation. Martin Luther übersetzte die Bibel ins Deutsche. Vorher war die Bibel nur auf Latein verfügbar, und das konnten die meisten Menschen nicht verstehen. Nun konnten mehr Menschen die Bibel lesen und ihre Religion besser verstehen. Das war ein großer Schritt für das Lesen und die Bildung in Deutschland.

Im 18. und 19. Jahrhundert wurde das Lesen immer wichtiger. Es gab immer mehr Schulen, und die Kinder lernten lesen und schreiben. Auch Zeitungen wurden populär. Die Menschen wollten über das Geschehen in der Welt informiert sein. Die Industrialisierung brachte viele Veränderungen. Es gab neue Maschinen und Erfindungen. Die Menschen mussten lesen können, um mit den neuen Technologien umzugehen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Bildung ein wichtiger Teil des Lebens. Es gab viele Bibliotheken und Buchhandlungen. Das Lesen wurde zu einem beliebten Hobby. Viele berühmte Autoren kamen aus Deutschland, wie Thomas Mann und Hermann Hesse. Ihre Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt.

Heute lesen die Menschen in Deutschland immer noch gerne. Bibliotheken und Buchhandlungen sind immer noch wichtige Orte. In vielen Städten gibt es Buchmessen und Lesungen. Das größte Ereignis ist die Frankfurter Buchmesse. Sie ist die größte Buchmesse der Welt. Sehr nett ist auch die Leipziger Buchmesse.

Dennoch muss man betonen, dass in Deutschland von den Deutsch sprechenden Erwachsenen rund 12 Prozent nur sehr schlecht lesen und schreiben können. Hochgerechnet sind das also 6 Millionen Menschen. Das ist ein riesiges Problem und ich hoffe, dass sich das in Zukunft ändert.

Übrigens, weil wir hier ja über die deutsche Sprache sprechen: In Deutschland gibt es sogenannte „Leseratten“. Das sind Menschen, die sehr viel lesen. Sie verbringen oft Stunden mit einem Buch und können es kaum aus der Hand legen. Ich bin so eine Leseratte. Ein lustiger Ausdruck für jemanden, der nicht gerne liest, ist „Lesemuffel“. Diese Menschen lesen nur selten oder gar nicht.

Vielleicht bist du ja auch eine Leseratte oder kennst einen Lesemuffel. In jedem Fall: Viel Spaß beim Lesen! Es ist egal, was Du liest, es darf auch ein Comic sein oder ein Sachbuch. Aber lesen ist wichtig.

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg277kurz.pdf

Die Einbürgerung in Deutschland – SG 276

Die Einbürgerung in Deutschland – SG 276

Hast du schon einmal den Begriff Einbürgerung gehört? Durch die Einbürgerung wird ein Mensch zum Staatsbürger eines Landes. Ich erkläre dir heute einmal, wie das in Deutschland abläuft. Wie man also zum deutschen Staatsbürger wird. Als deutscher Staatsbürger oder deutsche Staatsbürgerin hat man die gleichen Rechte und Pflichten wie alle anderen auch. Seit dem 27. Juni 2024 gibt es ein neues Einbürgerungsgesetz. 

Um die deutsche Staatsangehörigkeit zu bekommen, muss man einige Anforderungen erfüllen. Das ganze ist ein relativ komplizierter, bürokratischer Prozess. Zunächst einmal musst Du eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis oder ein Aufenthaltsrecht als EU-Bürger haben. Das bedeutet, dass du die Erlaubnis hast, dauerhaft in Deutschland zu leben. Diese unbefristete Aufenthaltserlaubnis bekommst du zum Beispiel, wenn du seit mindestens fünf Jahren hier sein darfst, wenn du arbeitest und Geld verdienst, gut Deutsch sprichst, eine Wohnung hast und noch einiges mehr. 

Für die deutsche Staatsangehörigkeit musst du ähnliche Voraussetzungen erfüllen. Du musst in der Regel seit mindestens fünf Jahren in Deutschland leben – früher waren es sogar acht Jahre. Deine Deutschkenntnisse müssen ausreichen, aber deswegen bist du ja hier bei Slow German, oder? Für die deutsche Staatsangehörigkeit musst du außerdem deinen eigenen Lebensunterhalt ohne Sozialhilfe bestreiten. Das heißt du musst genug Geld verdienen, damit der Staat dir nicht helfen muss. Du darfst auch keine schweren Straftaten begangen haben, also keinen sogenannten Eintrag im Strafregister haben. 

Jetzt sind wir bei einem sehr wichtigen Punkt, der immer wieder diskutiert wird in der deutschen Gesellschaft, und zwar die Verfassungstreue. Du musst also die „freiheitlich-demokratische Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland“ anerkennen. Da geht es also um die Werte, nach denen wir in der deutschen Gesellschaft leben. 

So funktioniert der Einbürgerungstest

Wenn du jetzt bei all diesen Punkten einen Haken machen konntest, dann gibt es noch eine Hürde, und zwar den Einbürgerungstest. Und der ist gar nicht so einfach. Ich glaube sogar, dass viele Deutsche diesen Test nicht bestehen würden. Denn da werden Fragen zu Geschichte, Kultur und Rechtsordnung des Landes gestellt. Ein paar Beispiele der 310 Fragen aus dem bayerischen Test: 

Was ist mit dem deutschen Grundgesetz vereinbar?

  • die Prügelstrafe
  • die Folter
  • die Todesstrafe
  • die Geldstrafe

Na, weißt du die Antwort? Es ist natürlich die Geldstrafe, alles andere gibt es in Deutschland nicht. 

Noch eine Frage: Was für eine Staatsform hat Deutschland?

  • Monarchie
  • Diktatur
  • Republik
  • Fürstentum

Aber keine Angst, es sind nicht alle Fragen so einfach. Bei manchen musste ich auch erstmal überlegen. Probier es doch selber aus, den Link stelle ich auf slowgerman.com:
https://www.bamf.de/SharedDocs/Links/DE/O/oet-bamf-interaktiv_einbuergerungstest_fragenkatalog.html?nn=282388

Ach ja, und Republik war natürlich die richtige Antwort. 

Zusammengefasst kann man also sagen: Wer bereits in Deutschland gut integriert ist, Geld verdient, eine Wohnung hat, die Sprache beherrscht und ausreichend Wissen über das Land hat, der kann sich einbürgern lassen. Für alle anderen wird es schwierig. Und Angst vor Bürokratie darf man auch nicht haben – aber Bürokratie gehört in Deutschland nunmal zum Leben dazu.

Und wie viele Leute betrifft das alles? 2022 wurden rund 168.500 Menschen in Deutschland eingebürgert, der höchste Wert seit 2002. In den Vorjahren lag die Zahl der Einbürgerungen meist relativ stabil bei etwa 100.000 pro Jahr. Mit etwa 48.000 Einbürgerungen stellten Syrer 2022 den größten Anteil unter den Eingebürgerten.

Am 19. Januar 2024 hat der Bundestag das „Gesetz zur Modernisierung des Staatsangehörigkeitsrechts (StARModG)“ beschlossen. Das Gesetz wurde am 26. März 2024 im Bundesgesetzblatt veröffentlicht und trat am 27. Juni 2024 in Kraft. Mit diesem Gesetz treten umfangreiche Änderungen im Staatsangehörigkeitsgesetz (StAG) in Kraft. Es soll viele Erleichterungen bei der Einbürgerung bringen. 

Neu ist jetzt, dass man sich auch zur historischen Verantwortung Deutschlands bekennen muss, insbesondere für den Schutz jüdischen Lebens. Auch die Sprachhürde ist etwas gesenkt worden, zum Beispiel für ehemalige Gastarbeiter, die schon sehr lange in Deutschland leben. 

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg276kurz.pdf

Warnstreiks in Deutschland – SG 275

Warnstreiks in Deutschland – SG 275

Heute erzähle ich Dir etwas über Warnstreiks.

In Deutschland gab es in den vergangenen Monaten viele Streiks. Ein Streik ist, wenn Arbeitnehmer nicht zur Arbeit gehen, um für bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen. Sie machen das, um die Arbeitgeber dazu zu bringen, auf ihre Forderungen einzugehen.

Eine Art von Streik nennt man Warnstreik. Ein Warnstreik dauert normalerweise nur ein paar Stunden oder einen Tag. Es ist wie eine Warnung: „Hey, wir sind nicht glücklich, aber wir wollen nicht für immer streiken. Aber wenn sich nichts ändert, könnten wir das tun!“

Für Aufmerksamkeit sorgten zuletzt vor allem die Warnstreiks bei der Deutschen Bahn. Worum ging es? Die Deutsche Bahn stand auf der einen Seite, die Lokführergewerkschaft auf der anderen Seite dieser Verhandlungen. Zu einem Warnstreik kommt es so: Erst gibt es Verhandlungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Das sind sogenannte Tarifverhandlungen. In diesem Tarif wird festgelegt, wie die Arbeit ablaufen soll. Wie viele Stunden beispielsweise pro Woche gearbeitet werden müssen und zu welchem Lohn. Jetzt kann es aber passieren, dass zum Beispiel der Arbeitgeber sagt: Nein, Ihr verlangt zu viel. Die Verhandlungen scheitern. Dann kann die andere Seite zu einem Warnstreik aufrufen. Das alles ist durch das deutsche Grundgesetz, also unsere Verfassung, gesichert. Der Streik ist also ein Grundrecht.

Aber wie hat das angefangen? Die Geschichte der Streiks in Deutschland geht weit zurück. Schon im 19. Jahrhundert begannen Arbeiter, für bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen. Damals waren die Bedingungen oft sehr schlecht. Die Arbeitnehmer arbeiteten lange Stunden für wenig Geld und hatten kaum Rechte. Im Laufe der Zeit haben sich die Arbeitsbedingungen verbessert, zum Teil wegen der Streiks. Heute gibt es viele Gesetze, die die Rechte der Arbeitnehmer schützen. 

Die Streiks bei der Bahn haben jedenfalls viele Leute verärgert. Teilweise fuhren die Züge zwei Tage lang nicht, es kam mehrmals im Jahr zu vielen Ausfällen. Eine Reise mit der Bahn zu planen, wurde schwierig, denn so richtig zuverlässig war das Verkehrsmittel durch die Streiks nicht mehr. 

Natürlich ist es verständlich, dass Bahnreisende genervt sind. Es ist aber trotzdem wichtig zu verstehen, dass Streiks in einer Demokratie wichtig sind. Sie können dazu beitragen, die Arbeitsbedingungen zu verbessern und die Rechte der Arbeitnehmer zu stärken. 

Du willst sicher wissen, wie der Tarifstreit zwischen der Bahn und den Lokführern ausgegangen ist. Am Ende waren nämlich beide Seiten zufrieden. Die Lokführer bekommen einen sogenannten Inflationsausgleich von 2850 Euro. Dann wird ihr Lohn um insgesamt 420 Euro pro Monat erhöht. Und sie müssen in Zukunft weniger Stunden arbeiten, und zwar 35 statt 38. Das alles wird in einzelnen Schritten ausgeführt, also nicht alles auf einmal, aber nach und nach. Interessant finde ich, dass niemand zu der niedrigeren Arbeitszeit gezwungen wird. Wer möchte, kann bis zu 40 Stunden arbeiten und bekommt dann auch mehr Lohn. Jetzt ist also erstmal wieder Ruhe, es gibt keine weiteren Warnstreiks. Der Tarifvertrag läuft bis Ende 2025. Aber: es gibt auch eine andere Gewerkschaft, die in einem Jahr wieder verhandeln wird – mal sehen, wie es dann aussieht…

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg275kurz.pdf