SG #089: Die Bewerbung

SG #089: Die Bewerbung

Prabhu aus Indien hat mich gebeten, über die Bewerbung in Deutschland zu sprechen. Das ist gar nicht so einfach – aber ich werde es versuchen! Also – wie läuft eine Bewerbung in Deutschland ab? Zunächst einmal sucht man nach Stellenangeboten. Die gibt es im Internet und Zeitungen. Das sind Anzeigen, in denen Firmen nach neuen Mitarbeitern suchen. Es wird genau aufgeschrieben, welche Qualifikationen der Bewerber haben sollte. Was er also können muss. Welchen Studienabschluss er haben sollte oder welche Ausbildung. Welche Sprachkenntnisse er braucht für den Job. Oder auch welche Computerprogramme er beherrschen muss.

Auf so eine Stellenanzeige kann man sich dann bewerben. Früher war es üblich, sich schriftlich zu bewerben. Man stellte eine Bewerbungsmappe zusammen. Das war ein dünner Ordner aus Pappe, in dem man alle wichtigen Unterlagen abgeheftet hatte. Den eigenen Lebenslauf, Zeugnisse, Arbeitsproben und ein Foto von sich selbst.

Heute ist es in den meisten Branchen üblich, sich online zu bewerben. Man schickt also diese Unterlagen per E-Mail oder man bewirbt sich in einem speziellen Online-Bewerbungscenter der Firma. Dort kann man dann seine Daten eintragen und landet so automatisch im Computersystem der Firma, bei der man sich bewirbt. Praktisch, oder?
Wenn man Glück hat, wird man nach der schriftlichen Bewerbung zum so genannten Bewerbungsgespräch eingeladen. Wichtig ist bei so einem Gespräch zum einen, gepflegt und gut gekleidet aufzutreten. Das äußere Erscheinungsbild und der so genannte erste Eindruck sind wichtig. Zum anderen sollte man in so einem Gespräch zwar natürlich vor allem auf die positiven Seiten der eigenen Person hinweisen, aber auch nichts versprechen, was man nicht halten kann! Also: Ehrlich sein. Sonst wird man später keinen Spaß im Job haben – und der neue Arbeitgeber auch nicht.

Im Bewerbungsgespräch wird beispielsweise gerne gefragt, wo man sich in fünf oder zehn Jahren sieht, ob man also Zukunftspläne hat und ehrgeizig ist.
Manchmal gibt es auch so genannte Assessment Center, in denen Bewerber Aufgaben am Computer zu erfüllen haben, die wie Rätsel wirken. Anhand dieser „Rätsel“ soll herausgefunden werden, ob der Bewerber bestimmte Fähigkeiten besitzt, die für den Job wichtig sind.

Nach dem Bewerbungsgespräch ist üblicherweise Warten angesagt. Man wartet auf den Anruf, ob man den Job hat oder nicht. Wer Glück hat und in der neuen Firma anfangen darf zu arbeiten, unterschreibt zunächst einen Arbeitsvertrag. Wenn alle juristischen Aufgaben erledigt sind, beginnt die eigentliche Arbeit. Doch das bedeutet noch nicht, dass man jetzt für immer dort arbeitet – es gibt die so genannte Probezeit. In dieser Zeit – meist sind es drei Monate – können sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer den Vertrag ganz einfach auflösen. Man probiert also aus, ob man zueinander passt.

Falls Ihr gerade einen Job sucht drücke ich Euch fest die Daumen, dass es klappt!

Das war’s wieder für heute – Slow German ist sozusagen eine One-Woman-Show, ich mache diesen Podcast alleine. Daher freue ich mich über Eure Unterstützung! Wenn Ihr Lust habt, schaut Euch doch mal den neuen Premium Podcast von Slow German an. Wenn Ihr diesen abonniert, bekommt Ihr automatisch zur MP3-Datei auch eine Vokabelliste und Lernmaterial als PDF. Mehr dazu auf slowgerman.com.

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg89kurz.pdf

SG #088: Der deutsche Schlager

Seit sieben Jahren mache ich diesen Podcast. Sieben Jahre lang habe ich mich um das Thema Fußball gedrückt, bis ich es endlich angepackt habe. Das andere Thema, das ich viele Jahre vor mir hergeschoben habe, ist der Deutsche Schlager. David aus Sacramento hat mich gebeten, darüber zu sprechen.

Was ist ein Schlager? Ein Schlager ist ein Lied. Ein deutsch gesungenes Lied, meistens ein Lied mit sehr leicht auswendig zu lernendem Text, den jeder mitsingen kann. Musikalisch sind diese Lieder auch nicht sehr anspruchsvoll – und in der Regel sind die Texte unkritisch. Meist sind es Liebeslieder.

Fangen wir in den 60er-Jahren an. Da fallen mir Namen ein wie Freddy Quinn, der mit tiefer Stimme seine Seemannslieder trällerte.

Oder Bill Ramsey, der Amerikaner, der mit starkem Akzent deutsche Lieder sang.

Oder die Dänin Gitte Haenning und ihr Ohrwurm „Ich will ’nen Cowboy als Mann“. Ich werde versuchen, Euch ein paar YouTube-Videos zu verlinken – schaut also auf slowgerman.com vorbei, dann hört Ihr die Lieder alle. Hier darf ich sie aus rechtlichen Gründen nicht spielen.

Irgendwie schienen die Deutschen in den 60er-Jahren es besonders schön zu finden, wenn Nicht-Deutsche Lieder gesungen haben und einen starken Akzent dabei hatten. Sehr beliebt war in Deutschland die Französin Mireille Mathieu, die Griechin Nana Mouskouri oder der Engländer Cliff Richard. Heute singen alle Deutschen gerne englische Lieder – andersrum wagt sich keiner mehr an deutsche Songs heran, oder?

Was kam danach? Danach kamen Roy Black und Drafi Deutscher. Roy Black war ein deutscher Schönling, Schauspieler und Sänger und bei den Frauen sehr beliebt. Drafi Deutscher war äußerlich eher das Gegenteil: Unscheinbar und nicht besonders attraktiv. Aber sein Song „Marmor, Stein und Eisen bricht (aber unsere Liebe nicht)“ wird heute noch bei jeder Party gespielt und alle singen mit!

Udo Jürgens dürfen wir hier natürlich nicht vergessen, ihn haben wir schon ausführlicher vorgestellt auf der Slow German-Seite.
Überspringen wir die Neue Deutsche Welle der 80er-Jahre, und kommen wir in die Gegenwart. Heute feiert die Schlagermusik eine interessante Renaissance. Während vor einem Jahrzehnt eher Senioren Schlager hörten, sind es heute auch die jungen Leute. Seit Jahren ist Andrea Berg ein Kassenschlager. Helene Fischer (auch sie haben wir schon vorgestellt) ist eine sehr attraktive junge Sängerin, die derzeit omnipräsent ist, also überall auftaucht. Sie ist sehr erfolgreich.

Und ein junger Österreicher in Lederhosen, Andreas Gabalier, füllt derzeit große Konzerthallen mit seiner Musik.

Was gibt es Gutes zu sagen zu Schlagermusik? Sie macht gute Laune, sie ist positiv und optimistisch. Trotzdem kann ich damit nichts anfangen. Sie ist mir zu seicht, zu oberflächlich, zu langweilig. Natürlich hat jedes Genre sein eigenes Strickmuster und vieles wiederholt sich – aber beim Schlager ist mir das alles zu einfach. Aber – es funktioniert. Die Menschen kaufen die Musik, gehen in die Konzerte – und das ist auch gut so.

Für Euch da draußen sind Schlager sicher eine gute Möglichkeit, um Deutsch zu lernen – denn in der Regel wird sehr deutlich gesungen und vieles wiederholt sich. Also: Hört Euch mal einige Lieder an und schreibt gerne in die Kommentarfunktion auf Slow German, was Ihr von deutscher Schlagermusik haltet!
Das war’s wieder für heute – nochmal kurz der Hinweis, dass es jetzt auch einen Premium Podcast von Slow German gibt. Wenn Ihr diesen abonniert, bekommt Ihr automatisch zur MP3-Datei auch eine Vokabelliste und Lernmaterial als PDF. Mehr dazu auf slowgerman.com. Danke für Eure Unterstützung!

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg88kurz.pdf

SG #087: Kinderliteratur

SG #087: Kinderliteratur

Jeden Abend lese ich meinem Sohn etwas vor. Das gehört dazu. Und es freut mich immer wieder, wie viele schöne Geschichten es für Kinder gibt. Einige davon möchte ich Euch heute vorstellen – vielleicht habt Ihr auch Lust, sie zu lesen? Ich habe deutsche Autoren und Geschichten für Euch ausgesucht.

Natürlich gibt es ganz neue Literatur für Kinder, aber ich möchte mit den Klassikern beginnen, mit den Büchern und Autoren, mit denen ich selbst aufgewachsen bin und die heute noch sehr beliebt sind. Ein großer deutscher Autor war Otfried Preußler (Amazon-Link). Er schrieb Geschichten wie „Das kleine Gespenst“ oder „Der Räuber Hotzenplotz“. Das sind freche Figuren, die man sofort ins Herz schließt.

Auch wichtig ist natürlich Ellis Kaut (Amazon-Link) – sie schuf eine Figur, die jedes deutsche Kind kennt: Den Pumuckl. Der Pumuckl ist ein Kobold, also ein kleines Wesen, das unsichtbar ist und ständig Scherze macht. Dieser Pumuckl bleibt bei einem Schreinermeister am Holzleim kleben – und wird für diesen sichtbar. Die vielen Abenteuer von Pumuckl und dem Meister Eder sind besonders deswegen beliebt, weil der Pumuckl mutig ist, frech und witzig. Es gibt den Pumuckl auch als Fernsehserie aus den 80er-Jahren und als Hörspiel.

In meiner Liste darf ich auch Erich Kästner  (Amazon-Link) nicht vergessen. Er schrieb weltbekannte Bücher wie „Das doppelte Lottchen“, „Emil und die Detektive“ oder „Das fliegende Klassenzimmer“. Bücher voller Wortwitz und Klugheit.

Fantastische Geschichten – im wahrsten Sinne des Wortes – hat Michael Ende (Amazon-Link) geschrieben. Seine „Unendliche Geschichte“ ist poetisch und fast schon philosophisch zu sehen. Es geht um die Menschen, die keine Bücher mehr lesen und daher ihre Fantasie verlieren. In diesem Buch kommen märchenhafte Figuren vor wie ein Glücksdrache, ein Riese aus Stein und eine uralte Riesen-Schildkröte. Das Beste daran aber: Der Held der Geschichte ist ein kleiner, unscheinbarer Junge, der von den anderen Kindern gehänselt wird. Er rettet die Welt der Fantasie. Kurz gesagt. Aber lest lieber selbst! Michael Ende hat noch eine Figur erschaffen, die die deutschen Kinder lieben: Lukas, den Lokomotivführer. Zusammen mit Jim Knopf, einem kleinen Jungen mit schwarzer Hautfarbe, erlebt er viele Abenteuer auf der ganzen Welt.

Und dann sind da noch die Bücher von Janosch. Wie wunderbar! Die bekanntesten Figuren sind der kleine Tiger und der kleine Bär, die sich beispielsweise auf den Weg nach Panama machen nur um am Ende festzustellen, dass es zu Hause doch am schönsten ist.

Es gibt aber wie anfangs erwähnt auch moderne Kinderbücher, die sehr beliebt sind. Zum Beispiel die Bücher von Ingo Siegner über den Drachen Kokosnuss. Das ist ein kleiner, mutiger Feuerdrache, der mit seiner Freundin Mathilda, dem Stachelschwein zum Beispiel eine Rakete baut, um zum Mond zu fliegen.
Etwas sanfter geht Nele Moost ihre Geschichten vom kleinen Raben Socke (Amazon-Link) an. Der Rabe trägt immer eine rot-geringelte Socke und lernt, dass man nicht lügen soll, dass man mit anderen teilen soll und andere Lektionen.

Besonders schön finde ich für kleine Kinder die Bücher über die Kuh Lieselotte (Amazon-Link). Lieselotte ist eine Postkuh und sie erlebt kleine, unspektakuläre Geschichten. Diese sind aber mit so viel Liebe erzählt und vor allem so schön bebildert, dass sie wirklich Spaß machen.
Ich könnte noch ewig so weitermachen – unser Bücherschrank ist bis zum Rand voll! Aber ich fände es viel schöner, wenn Ihr in die Kommentarfunktion Eure Lieblings-Kinderbücher schreibt – ich bin gespannt auf Eure Vorschläge!

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Revolverheld

Es wird mal wieder Zeit für einen Musiktipp! Am vergangenen Samstag war eine Veranstaltung, die Euch vielleicht interessieren könnte: Der Bundesvision Song Contest. Mehr dazu hier. Bei diesem Wettbewerb hat jedenfalls eine Band aus Hamburg/Bremen gewonnen, die sich Revolverheld nennt. Sehr bekannt ist ihr Titel „Freunde bleiben„. In ihren Videos erzählen sie immer Geschichten – und auch bei ihrem Auftritt beim Bundesvision Song Contest hatten sie die beste Bühnenbild-Idee: Sie traten als Marionetten auf. Ihre Lieder haben oft Ohrwurm-Charakter, wie auch das erwähnte „Lass uns gehen“ – darin geht es darum, den Alltag hinter sich zu lassen und rauszugehen in die Natur, in die Stille, in die Schönheit… Die Band ist sympathisch und engagiert sich auch für politische Themen, beispielsweise für die Energiewende.

Hier geht’s zur offiziellen Website von Revolverheld, hier gibt’s ihre Musik bei Amazon.de, Amazon.com, iTunes.de und iTunes.com.

SG #086: Stolpersteine

SG #086: Stolpersteine

Ich war dieses Jahr zwei Mal in Berlin. Ich mag die Stadt. Sie ist groß und doch klein, wenn Ihr versteht was ich meine. Berlin ist Deutschlands größte Stadt – aber sie ist in viele Stadtviertel unterteilt, die dann doch den Charme von einer Kleinstadt haben. Was ich Euch aber eigentlich erzählen möchte ist die Geschichte der Stolpersteine. Wenn Ihr in Berlin unterwegs seid und mal auf den Boden blickt, dann werdet Ihr sie schnell entdecken.

Stolpersteine sind golden glänzende Pflastersteine auf dem Gehweg. Der Gehweg ist der Streifen auf der Straße neben der Fahrbahn, auf dem sich die Fußgänger ungestört bewegen können. Aber das wisst Ihr sicher, oder? Wird auch Bürgersteig genannt, oder bei uns in Bayern gerne auch mal französisch „Trottoir“. Zurück zu den Stolpersteinen. Dahinter steckt ein Künstler namens Gunter Demnig. 1995 begann er mit der Aktion in Köln, danach kam Berlin dran. Die Behörden wurden zunächst nicht um Erlaubnis gebeten. Später schon.

Was steht auf den Stolpersteinen? Es sind die Namen von NS-Opfern. Verlegt vor den Häusern, in denen sie beispielsweise vor ihrer Deportation in Konzentrationslager lebten. Darunter meist das Geburtsdatum der Personen, das Datum ihrer Deportation und ihrer Ermordung in Konzentrationslagern. Einige haben den Freitod gewählt, wie man so schön sagt – sich also selber umgebracht. Es sind die Namen von Frauen, Männern und Kindern, von alten Menschen und jungen.

Finanziert wird das Projekt durch Spenden, denn immerhin kostet ein Stein mit Messingplatte rund 120 Euro. 48000 Steine wurden bislang in ganz Europa verlegt.
Hier in München ist die Verlegung auf öffentlichem Grund nicht erlaubt – daher gibt es nur einige Stolpersteine auf privaten Grundstücken. Im Internet kann man sich in Ruhe alle Stolpersteine ansehen und lesen, was über die erwähnten Personen bekannt ist. Es sind meist schreckliche Geschichten, die sich aus den wenigen Daten ablesen lassen. Daher finde ich diese Art des Gedenkens an den Holocaust viel wirksamer als ein riesiges Mahnmal wie jenes in Berlin, das gerade bröckelt. Denn man kommt um die Stolpersteine nicht herum – sie sind überall. Das zeigt, wie riesig das Ausmaß der Gräueltaten war. Es traf in jeder Straße jemanden, in vielen Häusern ganze Familien.

Stellt Euch die Straße vor, in der Ihr lebt – und blickt auf die Häuser dort. Seht Ihr das Haus an der Ecke? Da wäre vielleicht die ganze Familie abgeführt und ermordet worden. Die Bewohner des gelben Hauses weiter vorne auch. Und der Herr mit dem Hund, der immer zur gleichen Zeit spazieren ging. Schrecklich, oder?
Ich hoffe, Ihr lebt in friedlichen Zeiten und Ländern – wenn nicht, wünsche ich Euch viel Kraft und Energie und Gesundheit.

Damit möchte ich heute schließen und noch kurz auf eine Neuerung aufmerksam machen: Seit heute gibt es einen Premium Podcast von Slow German. Wenn Ihr diesen abonniert, bekommt Ihr automatisch zur MP3-Datei auch eine Vokabelliste und Lernmaterial als PDF. Mehr dazu auf slowgerman.com. Danke für Eure Unterstützung!

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg86kurz.pdf