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Heute sprechen wir über ein sehr beliebtes Essen in Deutschland: den Döner. Vielleicht kennst du ihn schon, vielleicht hast du ihn auch schon einmal probiert. Heute erzähle ich dir die Geschichte des Döners und warum er in Deutschland so beliebt ist. Danke an Daniel für diesen Themenvorschlag!
Der Döner ist ein Gericht, das ursprünglich aus der Türkei kommt. In der Türkei gibt es den „Döner Kebab“, was übersetzt „drehendes Fleisch“ bedeutet. Das Fleisch wird in Scheiben auf einen großen Spieß gestapelt und langsam gegrillt. Dabei dreht sich der Spieß, damit das Fleisch außen gleichmäßig braun wird. Wenn es fertig ist, wird das Fleisch am Rand dünn abgeschnitten und serviert. Traditionell isst man Döner in der Türkei mit Reis oder Fladenbrot. Dazu gibt es oft Salat, Joghurt oder Soße.
Aber wie kam der Döner nach Deutschland? In den 1960er-Jahren kamen viele Gastarbeiter aus der Türkei nach Deutschland, um hier zu arbeiten. Davon habe ich dir auch schon bei Slow German erzählt. Und diese Menschen aus der Türkei wollten den traditionellen Döner Kebab so anpassen, dass man ihn leichter unterwegs essen kann. So entstand der Döner, wie wir ihn heute in Deutschland kennen: in einem Fladenbrot mit Salat und Soße. Nach Angaben des Vereins Türkischer Dönerhersteller in Europa wurde der erste Döner in Berlin 1972 von einem Mann namens Kadir Nurman hergestellt. Aber darüber wird gestritten, wie auch bei der Currywurst und vielen anderen kulinarischen Erfindungen. Egal wer ihn erfunden hat: Der Döner war ein großer Erfolg und bald gab es Dönerläden in ganz Deutschland.
Wenn du an einer Dönerbude einen Döner bestellst, kannst du selber sagen, was du gerne dazu haben möchtest. Der deutsche Döner wird gerne mit Salat, Gurken, Zwiebeln, Rotkohl und anderen eher deutschen Beilagen angeboten. Gerne mögen die Menschen hier auch Saucen dazu. Sie bestehen meistens aus Mayonnaise oder Joghurt und sind dann mit Curry, Knoblauch oder Kräutern gewürzt. Eine typische Frage am Dönerstand ist auch „Mit scharfer Soße?“ oder kürzer „mit scharf?“. Den Dönerteller gibt es auch: das ist Dönerfleisch ohne Fladenbrot, aber dafür mit Pommes als Beilage.
Heute gehört der Döner zu den beliebtesten Fast-Food-Gerichten in Deutschland. Laut einer Schätzung werden in Europa jeden Tag etwa 400 Tonnen Döner produziert. In Deutschland macht die Döner-Branche angeblich pro Jahr einen Umsatz von 2,4 Milliarden Euro. Es soll zwischen 15.000 und 18.000 Dönerbuden in Deutschland geben.
Das Fleisch, das für den Döner verwendet wird, ist meistens Lamm, Hähnchen oder Kalb. In einigen Dönerläden gibt es aber auch vegetarische oder vegane Varianten, zum Beispiel mit Falafel oder gegrilltem Gemüse.
Es gibt auch einige kuriose Rekorde rund um den Döner. Wusstest du zum Beispiel, dass der größte Döner der Welt 2017 in einem Einkaufszentrum in Berlin gemessen wurde? Man hatte dort einen riesigen Dönerspieß aufgestellt – er wog 423 Kilogramm. Das ganze war eine Werbeaktion eines Radiosenders. Ein Video stelle ich dir auf slowgerman.com, aber dazu eine Warnung: schön ist das nicht.
Ein Grund, warum der Döner in Deutschland so beliebt ist, könnte sein niedriger Preis sein. Für wenig Geld bekommt man ein großes, sättigendes Essen. Das macht den Döner vor allem bei Studenten und jungen Leuten sehr beliebt. Und es geht schnell, ihn zu machen, zu kaufen und zu essen.
Der Döner ist in Deutschland übrigens mittlerweile auch politisch ein Thema. Im Mai hatte die Partei „Die Linke“ eine Dönerpreisbremse gefordert. Sie wollte, dass niemand mehr als 4,90 Euro für einen Döner zahlen muss. Zum Vergleich: Momentan kostet ein Döner so ungefähr acht Euro, wobei das je nach Ort unterschiedlich sein kann. „Die Linke“ wollte also, dass der Döner staatlich subventioniert wird. Das würde den Staat mehrere Milliarden Euro kosten.
Noch ein anderes politisches Thema kam diesen Sommer auf: Die Türkei hat einen Antrag bei der Europäischen Union gestellt, dass das Gericht als „garantiert traditionelle Spezialität“ anerkannt wird. Dann dürfte aber zum Beispiel nur noch eine bestimmte Art von Fleisch dafür verwendet werden. Der in Deutschland beliebte Döner mit Putenfleisch wäre dann nicht mehr unter diesem Namen möglich. Die deutsche Bundesregierung legte Einspruch in Brüssel ein. Mal sehen, wie dieser Streit ausgeht.
Jetzt wo ich das erzähle, fällt mir noch mehr politisches zum Döner ein: der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier war nämlich diesen Sommer zu einem Staatsbesuch beim türkischen Präsidenten Erdogan. Und er brachte ihm als Geschenk einen Dönerspieß aus Berlin mit. Er wollte damit zeigen, dass die Lebensleistung der türkischen Migranten in Deutschland gewürdigt wird – aber diese Geste wurde von vielen Menschen missverstanden.
Oh, und noch etwas politisches zum Thema Döner, aber dann höre ich auch auf damit: In der deutschen Stadt Heilbronn will die CDU, das ist eine konservative Partei, eine Obergrenze für Dönerläden in der Innenstadt festlegen. Diese Partei möchte also, dass es nicht zu viele Dönerläden in der Innenstadt gibt. Dafür wurde sogar ein Wort gefunden: Die Dönerisierung der Innenstädte.
Du merkst also: der Döner ist viel mehr als nur ein einfacher Snack. Er ist ein Teil der deutschen Esskultur geworden und spielt eine Rolle in unserer Politik. Er ist auch ein Symbol für die kulturelle Vielfalt in Deutschland. Stell dir mal vor, wie es in Deutschland ohne all das aussähe, was uns die Gastarbeiter oder Menschen aus anderen Ländern mitgebracht haben: ohne Döner, ohne Pizza, ohne indische Restaurants? Das wäre sehr langweilig. In diesem Sinne: iss mal wieder einen Döner! Ich habe das seit Jahren nicht mehr gemacht, habe jetzt nach dieser Episode aber irgendwie wieder Lust darauf. Guten Appetit!
Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg285kurz.pdf