In Deutschland ist das Thema Wohnen sehr wichtig. Es ist auch ein großes Gesprächsthema im Alltag. Viele Menschen sprechen darüber, wie viel Miete sie zahlen oder wie schwer es ist, eine Wohnung zu finden. Besonders in großen Städten wie Berlin, München oder Hamburg ist es schwierig. Die Mieten sind dort in den letzten Jahren sehr stark gestiegen. Man spricht von einer Immobilienkrise oder auch von Wohnungsnot. Das bedeutet: Es gibt zu wenige Wohnungen, aber sehr viele Menschen, die eine suchen.
In Deutschland wohnen die Menschen auf ganz unterschiedliche Weise. Manche leben alleine, andere in einer Familie. Viele junge Leute wohnen in einer WG, also in einer Wohngemeinschaft. Das heißt, sie teilen sich eine Wohnung mit anderen. Jede Person hat ein eigenes Zimmer, aber Küche und Bad werden gemeinsam benutzt. Das ist oft günstiger als eine eigene Wohnung, besonders für Studierende. WG-Leben kann aber auch anstrengend sein – zum Beispiel, wenn jemand nie den Müll rausbringt oder laut Musik hört.
Wer mehr Geld hat, mietet eine eigene Wohnung oder kauft sogar ein Haus. Ein eigenes Haus oder eine Eigentumswohnung ist für viele Deutsche ein Traum. Man sagt: „Einmal im Leben ein eigenes Haus.“ Aber dieser Traum wird für viele Menschen immer schwieriger. Die Preise für Häuser und Wohnungen sind sehr hoch. Auch ein Kredit von der Bank ist nicht mehr so leicht zu bekommen wie früher. Deshalb wohnen viele Menschen zur Miete. Deutschland ist ein Land, in dem viele Menschen Mieter sind. In anderen Ländern, zum Beispiel in Spanien oder Italien, ist es normaler, dass man eine eigene Wohnung besitzt. Pro Person stehen uns hier im Land knapp 55 Quadratmeter zur Verfügung.
Wenn man eine Wohnung mietet, muss man einen Mietvertrag unterschreiben. In diesem Vertrag steht alles, was wichtig ist: die Höhe der Miete, die Nebenkosten, die Kündigungsfrist. Es steht auch drin, ob Haustiere erlaubt sind oder ob man die Wände streichen muss, wenn man auszieht. Die meisten Mietverträge in Deutschland sind unbefristet, das heißt: Man kann so lange bleiben, wie man will – solange man die Miete zahlt und sich an die Regeln hält.
In fast jedem Mietshaus gibt es auch eine Hausordnung. Das ist eine Liste mit Regeln. Zum Beispiel steht da, wann man ruhig sein muss – in der Regel zwischen 22 Uhr und 7 Uhr morgens. Das nennt man „Nachtruhe“. Auch das Putzen des Treppenhauses kann in der Hausordnung stehen. In manchen Häusern muss jede Partei einmal pro Woche das Treppenhaus putzen. Das sorgt manchmal für Streit. Wer hat geputzt, wer nicht? Manche Mieter hängen sogar Listen auf, damit jeder sieht, wer dran ist.
Die Wohnung selbst ist für viele Menschen ein wichtiger Ort. Die Einrichtung zeigt, wie jemand lebt und was ihm oder ihr gefällt. In Deutschland mögen viele Leute Möbel von IKEA. Es gibt sogar ein Wort dafür: „IKEA-Wohnung“. Das bedeutet, dass alles gleich aussieht, weil viele die gleichen Möbel haben. Andere bevorzugen „Vintage“-Möbel vom Flohmarkt oder sehr modernes Design. Pflanzen, Kerzen und kleine Teppiche gehören fast immer dazu. Auch das Sofa ist wichtig – dort verbringt man viel Zeit.
Ein interessanter Fakt: In Deutschland ist es normal, dass eine Mietwohnung leer ist, wenn man sie bekommt. Oft gibt es nicht einmal eine Küche! Das ist für viele Menschen aus anderen Ländern sehr überraschend. Wer in eine Wohnung einzieht, muss manchmal Herd, Spüle und Kühlschrank selbst mitbringen. Manche Menschen verkaufen ihre Küche an den nächsten Mieter, wenn sie ausziehen.
Das Statistische Bundesamt hat festgestellt, dass die Menschen in Deutschland im Durchschnitt ein Drittel ihres Einkommens für die Miete ausgeben. In manchen Städten ist es noch viel mehr. Die teuerste Stadt in Deutschland ist leider die Stadt in der ich lebe, München. Hier zahlt man im Schnitt 22 Euro pro Quadratmeter. Dann kommen in der Liste Frankfurt am Main und Berlin, Hamburg und Stuttgart.
Damit die Mieten nicht immer weiter steigen, hat die Politik die sogenannte Mietpreisbremse eingeführt. Denn auch Bundeskanzler Merz hat erkannt, dass bezahlbares Wohnen „eine der wichtigsten sozialen Fragen unserer Zeit“ ist. Das hat er in seiner Regierungserklärung im Mai 2025 gesagt. Und so geht die Mietpreisbremse: Die Landesregierung, also zum Beispiel Bayern, kann sagen: Das hier ist ein Gebiet mit angespanntem Wohnungsmarkt. Und wenn ich dann in dieser Zone einen neuen Mietvertrag unterschreibe, dann darf die Miete höchstens zehn Prozent über der sogenannten ortsüblichen Vergleichsmiete liegen. Das klingt kompliziert, aber es soll einfach dazu dienen, dass die Mieten nicht mit jedem neuen Mieter stark angehoben werden. So ist es nämlich leider momentan in vielen Fällen. Daher können sich dann nur noch gut verdienende Menschen die Mieten in Innenstädten leisten, für Rentner oder zum Beispiel auch Krankenschwestern oder Erzieherinnen ist es zu teuer.
Und warum ist das Wohnen in Deutschland heute so teuer? Es gibt mehrere Gründe. Erstens: In vielen Städten gibt es nicht genug Wohnungen für alle. Besonders in Großstädte zieht es viele Menschen – wegen der Arbeit, dem Studium oder weil das Leben dort spannender ist. In München zum Beispiel haben sich viele große Firmen angesiedelt wie Google, Apple oder Microsoft. All diese Menschen brauchen Wohnungen. Zweitens: Die Preise für Baumaterial sind gestiegen. Das heißt, neue Wohnungen zu bauen, kostet mehr Geld. Es bauen auch immer weniger Menschen eigene Häuser oder Wohnungen, weil die derzeitige Weltlage es schwierig macht. Alles ist sehr teuer geworden. Und drittens: Investoren kaufen Wohnungen oder ganze Häuser, um damit Geld zu verdienen. Sie machen aus normalen Wohnungen „Luxuswohnungen“ – und verlangen dann sehr hohe Mieten.
Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg303kurz.pdf
Ich möchte gerne lernen deui