Es gibt ein Krankenhaus in Deutschland, das kennt jeder. Zumindest seinen Namen. Es heißt Charité. Aber warum ist dieses Krankenhaus so berühmt?

Die Charité, 1740 Nosocomium regium militare majus quod a charitate nomen habet = Das große königliche Militärhospital, das seinen Namen von der Barmherzigkeit („a c[h]aritate“) hat
Die Charité, 1740 Nosocomium regium militare majus quod a charitate nomen habet = Das große königliche Militärhospital, das seinen Namen von der Barmherzigkeit hat

Charité ist natürlich kein deutsches Wort, sondern französisch für „Nächstenliebe und Barmherzigkeit„. Wir müssen jetzt in der Geschichte ganz weit zurückgehen. 1709 erkrankten viele Menschen an der Pest. Es herrschte große Angst, dass die Seuche sich ausbreiten würde. Der damalige König Friedrich I. beschloss also, dass es am Rand der Städte extra Häuser geben sollte, in denen diese Pestkranken im Notfall versorgt werden konnten. Er ließ Lazarette bauen. Ein Jahr später gab es dann dieses vorsorglich gebaute Haus für Berlin. Die Pest-Epidemie kam aber zum Glück nicht bis Berlin. Also wurde das Lazarett erst ein Armenhaus für Bettler, unehelich Schwangere und Prostituierte.

17 Jahre später war ein neuer König an der Macht, Friedrich Wilhelm I. Der hatte eine andere Idee für das Haus: Es sollte ein Krankenhaus für die Bürger werden. Auch der Name „Charité“ kam von ihm. Sein Leibarzt wurde der Direktor. In den folgenden Jahren wurde das einstige Pesthaus immer mehr erweitert. So alt ist also die Charité schon! Kein Wunder, dass wir sie alle kennen.

An der Charité arbeiteten auch viele berühmte Mediziner und Forscher, zum Beispiel Robert Koch, Hermann von Helmholtz und Paul Ehrlich. Das Krankenhaus wurde international bekannt.

In der Nazi-Zeit wurden viele jüdische Mitarbeiter entlassen, im Zweiten Weltkrieg wurde auch die Charité teilweise zerstört. Nach dem Krieg und der Teilung Deutschlands fand sich das Krankenhaus in Ost-Berlin wieder, im Stadtbezirk Mitte. Heute ist Deutschland längst wiedervereint und damit ist auch die Charité eine Berliner Institution, auf die ganz Deutschland stolz ist. Denn hier werden nicht nur kranke Menschen gepflegt, sondern auch viele Forschungen betrieben.

Jetzt noch einige Zahlen. Im Jahr 2017 wurden fast 150.000 Patienten stationär hier behandelt, etwa 700.000 ambulant. Wisst Ihr, was das bedeutet? Stationär bedeutet, dass der Patient im Krankenhaus geblieben ist, er hat also auch in der Nacht dort geschlafen. Ambulant bedeutet, dass er nur für die Behandlung in die Klinik kam und danach wieder nach Hause gehen konnte. 2018 wurden übrigens 5644 Kinder hier geboren.

Nicht zu übersehen: Die riesige Charité in Berlin / Bild: Albert Braun

Klar, dass bei diesen Patientenzahlen viele Menschen hier arbeiten, oder? 14.500 Mitarbeiter hat die Charité und ist damit einer der größten Arbeitgeber in Berlin. Der Lehrspruch der Charité lautet „Forschen, Lehren, Heilen, Helfen“. 7500 Studierende lernen hier etwas über Medizin.

Über das berühmte Berliner Krankenhaus wurden einige Dokumentationen gedreht (hier ein Beispiel), aber auch eine fiktive Fernsehserie. Die erste Staffel erschien 2017, sie spielt im Jahr 1880. Die zweite Staffel erschien 2018 und behandelt die Zeit des Nationalsozialismus. Zu sehen ist die Serie derzeit bei Netflix und YouTube. Mehr über die Dreharbeiten (Webspecial) findet Ihr zudem hier.

Hier der Trailer zur ersten Staffel der TV-Serie:

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg189kurz.pdf