Das Schloss Neuschwanstein – SG #237

Das Schloss Neuschwanstein – SG #237

Auf besonderen Wunsch von Zuzka erzähle ich Dir heute etwas über das wahrscheinlich berühmteste Gebäude in ganz Deutschland: das Schloss Neuschwanstein. Wenn Du es auf der Karte suchen möchtest, dann liegt es im Süden von Deutschland, genauer gesagt in Bayern. Noch genauer gesagt im Allgäu, bei Füssen. Es ist ein Märchenschloss, das jedes Jahr viele Touristen anlockt. Es ist übrigens gar nicht so alt, wie Du vielleicht denkst – erst im Jahr 1869 begann der Bau. Aber ich erzähle Dir lieber die ganze Geschichte.

Hauptfigur in dieser Geschichte ist König Ludwig II. Ich habe schon eine Episode über ihn und seine Cousine Sissi gemacht. Er war jung und extravagant. Er liebte Richard Wagner. Und als sein Großvater starb, hatte Ludwig plötzlich eine Menge Geld zur Verfügung. Also baute er sich ein Schloss. Er wollte weg von München, er wollte in Ruhe leben und sich zurückziehen. Der Ort war schnell gefunden: In der Nähe war bereits ein anderes Schloss, das Schloss Hohenschwangau. Es diente als Sommerresidenz seiner Mutter. Er kannte die Gegend also seit seiner Kindheit.

Ein Münchner Theatermaler lieferte also die Vorlage einer romantischen Ritterburg. Ein Architekt setzte die Idee dann um. Ein einfacher Chef war der König sicher nicht, denn er ließ sich alle Pläne genau vorlegen und setzte seine Ideen durch. Er hatte immer neue Wünsche, das Schloss wurde immer größer – und immer teurer. Aus dem kleinen Arbeitszimmer wurde ein großer Thronsaal. 1869 begann der Bau, hoch oben auf einem Felsen.Das Gebäude hat Türme und Giebel, Balkone, Zinnen und viele Schnörkel und Skulpturen. 200 Handwerker arbeiteten hier jeden Tag, sie verbauten 465 Tonnen Marmor, 1550 Tonnen Sandstein, 400.000 Ziegelsteine und 2050 Kubikmeter Holz.

Das Geld wurde knapp, Ludwig bezahlte das Schloss aus der eigenen Tasche, er verschuldete sich und musste Kredite aufnehmen. Ab 1884 konnte er endlich darin wohnen. Leider starb er zwei Jahre später, er war also nur 172 Tage lang im Schloss, das immer noch nicht fertig war, sondern eher einer Baustelle glich. Fertig sah er es nie. Statt der 3,2 Millionen Mark wie zu Beginn geplant kostete es bis zu seinem Tod fast 6,2 Millionen Mark.

Wegweiser nach Neuschwanstein / Foto: Larissa Vassilian

Das liebe Geld spielt leider eine große Rolle in dieser tragischen Geschichte: Weil der König so viele Schulden hatte, wurde er entmündigt und für Regierungsunfähig erklärt. Er musste das Schloss verlassen. Einen Tag später ertrank er im Starnberger See.

Der König selbst wollte nicht, dass das Schloss für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Sechs Wochen nach dem Tod war es aber so. Die Menschen, die ins Schloss wollten, bezahlten Eintritt. So konnten die Schulden des verstorbenen Königs langsam beglichen werden. Nachdem 1918 die Republik ausgerufen wurde und es also keine Könige mehr in Bayern gab, gehörte das Schloss dem Staat. Und so ist es auch heute noch. Die beiden Weltkriege überstand es zum Glück ohne Schaden.

Heute ist das Schloss ein Touristenmagnet, pro Jahr kommen ungefähr 1,5 Millionen Menschen hierher. Wenn ich Besuch von Verwandten aus den USA haben, wollen sie auch alle dieses berühmte Schloss sehen. Es ist nicht idyllisch oder romantisch, sondern es sind überall lange Warteschlangen und unglaublich viele Menschen dort. Zumindest im Sommer. Ich erinnere mich an meinen letzten Besuch. Erst wanderten wir die Straße nach oben und wurden dabei von Kutschen überholt, die von Pferden gezogen wurden. Oben gab es dann drei verschiedene Warteschlangen, für japanische, englischsprachige und deutschsprachige Touristen.

Drinnen ist es für meinen Geschmack absolut kitschig – viel Gold und einfach zu viel von allem.

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg237kurz.pdf

SG #142: Sehenswürdigkeiten in Deutschland

SG #142: Sehenswürdigkeiten in Deutschland

Wart Ihr schon einmal in Deutschland oder plant Ihr eine Reise dorthin? Dann möchte ich Euch heute etwas über die größten Touristenattraktionen in Deutschland erzählen.

Sehenswürdigkeiten: Schloss Neuschwanstein / Foto: Larissa Vassilian

Fangen wir an mit dem Schloss Neuschwanstein. Das kennt Ihr sicher, oder? Ich habe Euch auch in der Folge über König Ludwig II. darüber erzählt. Ihn nennt man heute den „Märchenkönig“ – er hatte viel Fantasie und ließ fabelhafte Märchenschlösser bauen, das bekannteste ist das Schloss Neuschwanstein in Bayern. Jedes Jahr kommen ungefähr 1,5 Millionen Touristen hierher, um das prunkvolle Gebäude zu besichtigen.

Über 5 Millionen Menschen kommen auf das Münchner Oktoberfest – allerdings innerhalb von knapp zwei Wochen. Es findet jährlich im Herbst statt, auf der Theresienwiese. Hier werden große Bierzelte aufgebaut und Achterbahnen, man kann mit dem Riesenrad von oben auf die Stadt schauen und abends in den Zelten zu Live-Musik feiern. Auch dazu gab es schon eine Podcast-Episode.

Als letzte Attraktion Bayerns stelle ich Euch noch das Hofbräuhaus in München vor – es ist weltweit bekannt als traditionelles Wirtshaus, in dem früher auch Bier gebraut wurde. Heute ist die Brauerei am Münchner Stadtrand, aber im Hofbräuhaus treffen sich weiterhin Touristen und Einheimische um Bier zu trinken, Blasmusik zu hören und bayerisches Essen zu genießen. Und auch dazu habe ich schon eine Episode Slow German gemacht.

Warum ich zuerst die bayerischen Attraktionen genannt habe ist einfach: Ich lebe selber in München. Ich könnte Euch noch von den Alpen vorschwärmen, das sind die Berge im Süden von Bayern und von der Zugspitze, dem höchsten Berg Deutschlands. Oder von der schönen Altstadt von Nürnberg oder Bamberg im Norden von Bayern, genauer gesagt in Franken. In Franken befindet sich auch das mittelalterliche Städtchen Rothenburg ob der Tauber. Aber wenden wir uns lieber den anderen Bundesländern zu.

In Nordrhein-Westfalen liegt die Stadt Köln, und hier ist der Kölner Dom die größte Attraktion. Die Kirche gehört zum UNESCO Weltkulturerbe und ist das zweithöchste Kirchengebäude Europas. Die gotische Kathedrale wurde 1248 begonnen und erst 1880 vollendet. Heute steht sie auf einem leider recht hässlichen Platz neben dem Hauptbahnhof der Stadt – ist aber dennoch natürlich einen Besuch wert.

Sehenswürdigkeiten: Brandenburger Tor / Foto: Larissa Vassilian

In der Hauptstadt Berlin ist das Brandenburger Tor wahrscheinlich die bekannteste Sehenswürdigkeit, neben dem Reichstag mit seiner imposanten Glaskuppel. Beide sind in direkter Nachbarschaft zueinander, man kann sie also leicht zu Fuß erkunden. Direkt am Brandenburger Tor verlief auch die Berliner Mauer, man kann das daran erkennen, dass im Boden der Mauerstreifen markiert wurde. Heute ist die Teilung der Stadt dennoch kaum noch vorstellbar.

Im Norden von Deutschland ist Hamburg auf jeden Fall einen Besuch wert – hier wurde gerade dieses Jahr die Elbphilharmonie fertiggestellt, hier finden Konzerte statt, aber auch ein Hotel ist im Gebäude untergebracht. Die Speicherstadt, in der Waren gelagert wurden, die per Schiff in die Stadt kamen, ist ebenfalls sehenswert. Sie besteht aus roten Backsteingebäuden, die durch ein Kanalsystem und kleine Brücken miteinander verbunden sind. Für Kinder ist in Hamburg das Miniatur-Wunderland ein Highlight. Das ist eine Modelleisenbahn-Anlage, die immer weiter wächst und ganze Länder darstellen soll.

Sehenswürdigkeiten: Bodensee / Foto: Larissa Vassilian

Am anderen Ende Deutschlands, in Baden-Württemberg, befindet sich der Bodensee. Er liegt an der Grenze von Deutschland, Österreich und der Schweiz. Hier kann man wunderbar Fahrrad fahren, die Blumeninsel Mainau besuchen oder durch die kleine Stadt Konstanz schlendern.

Das waren natürlich nicht alle Sehenswürdigkeiten Deutschlands – es gibt noch viel mehr. Ihr braucht für Euren Besuch in Deutschland übrigens nicht unbedingt ein Auto – es gibt ein großes, gut ausgebautes Schienennetz, es ist also fast jeder größere Ort mit der Bahn zu erreichen. Auf Wiedersehen in Deutschland!

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg142kurz.pdf