Frühstück und Arbeit / Kleiner Alien Dialog #3

Frühstück und Arbeit / Kleiner Alien Dialog #3

Ein kleiner Außerirdischer kommt auf die Erde. Er möchte mehr über Deutschland lernen. Also stellt er Fragen.

Guten Morgen!

Zacki, so früh schon auf den Beinen?

Ja, ich habe mir extra den Wecker gestellt, um zu Dir zu kommen.

Das ist nett von Dir.

Finde ich auch.

Und warum musste es heute so früh sein?

Weil ich wissen wollte, was Ihr Deutschen morgens so macht.

Ach so. Also die meisten Deutschen lassen sich von ihrem Wecker wecken und dann stehen sie auf. Sie machen sich fertig: frühstücken, putzen die Zähne, duschen und ziehen sich an.

Was frühstücken die Deutschen denn?

Viele Deutsche trinken zum Frühstück Kaffee. Denn von Kaffee wird man wach. Es gibt aber natürlich auch Leute, die Tee oder Saft trinken. Dazu gibt es meistens Brot. Manche mögen süße Dinge frühstücken, also zum Beispiel Marmelade oder Honig, andere eher Wurst und Käse.

Und nach dem Frühstück?

Nach dem Frühstück verlassen viele Leute das Haus oder die Wohnung. Sie gehen in die Schule, zur Uni oder in die Arbeit. Die Schule und die meisten Jobs beginnen um 8 Uhr morgens. Mittags gibt es eine Pause. Nach acht Arbeitsstunden haben die meisten Menschen in Deutschland dann Feierabend.

Sie feiern den Abend?

Naja, ein bißchen schon. Sie freuen sich, frei zu haben. Feierabend nennt man einfach das Ende der Arbeitszeit. Die Menschen gehen dann von ihrer Arbeit nach Hause und essen zu Abend. Oder sie gehen noch mit Freunden weg, zum Beispiel ins Kino. Nach der Arbeit kommt die Freizeit.

Freizeit klingt schön. Wie ist das mit dem Abendessen? Gibt es da auch Marmelade?

Vielleicht. Aber ich kenne niemanden, der abends Marmelade isst. Abends essen viele Deutsche das sogenannte Abendbrot. Sie essen also Brot mit Wurst und Käse, dazu Gurken und Tomaten und solche Dinge. Es ist ein kaltes Abendessen. Viele Familien haben das aber umgestellt und essen auch abends warm.

Ich mag es, wenn mein Bauch warm ist.

Das mag ich auch! Vor allem im Winter. Ich muss aber auch noch etwas erklären: Nicht alle Menschen arbeiten tagsüber. Es gibt auch viele Menschen, die nachts arbeiten und am Wochenende. Krankenschwestern zum Beispiel. Oder Busfahrer. Viele Menschen arbeiten im Schichtdienst, das bedeutet dass sie zu verschiedenen Zeiten arbeiten, mal früh und mal spät.

Ist das nicht sehr anstrengend?

Doch, absolut. Aber in manchen Berufen geht es eben nicht anders. Wir brauchen zum Beispiel auch am Wochenende Ärzte in den Krankenhäusern. Also musste eine Lösung gefunden werden.

Ihr seid komisch.

Ich weiß.

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg200akurz.pdf

SG #127: Das Abendbrot

SG #127: Das Abendbrot

Habt Ihr schonmal von dem Wort Abendbrot gehört? Viele Deutsche benutzen das Wort vor allem für das abendliche Essen. Auch wenn es gar kein Brot gibt, sondern ein warm gekochtes Essen. Früher war das traditionelle Familienessen das Mittagessen. Die Frau kochte das Essen, der Mann kam oft sogar von der Arbeit nach Hause, um mit den Kindern und seiner Frau zu Mittag zu essen. Heute ist das nur noch selten so. Die Erwachsenen sind in der Arbeit, die Kinder oft auch über Mittag in der Schule. Also ist das Abendessen zur warmen Mahlzeit geworden, zu der man sich am Esstisch trifft und sich über den Tag austauscht.
Im wahrsten Sinne des Wortes bezeichnet das Abendbrot aber eine kalte Mahlzeit. Da mittags warm gegessen wurde, verzichtete man abends auf eine ausgiebige Mahlzeit. Vielmehr kam ein Laib Brot auf den Tisch. Die Deutschen lieben ihr Brot – es ist selten ein helles Brot aus Weizenmehl, sondern oft ein Mischbrot aus verschiedenen Getreidearten. Es gibt auch Roggenbrot oder Vollkornbrot. Es ist ein sehr kräftiges Brot, und es gibt sehr viele verschiedene Arten. Manche Brotsorten sind stark gewürzt, zum Beispiel mit Kümmel. In manchen Broten sind Sonnenblumenkerne eingebacken – sehr lecker. Dieses Brot jedenfalls kam oder kommt abends auf den Tisch. Dazu gibt es erstmal Butter – und ich muss Euch sagen, so eine Scheibe frisches Brot mit Butter ist wunderbar. Da braucht man eigentlich gar nicht mehr. Aber viele essen trotzdem lieber ein Brot mit Wurst oder Käse. Wurst nennt man auch Aufschnitt – es gibt viele verschiedene Sorten, von Paprikawurst bis Salami. Ebenso natürlich beim Käse. Damit all das nicht so trocken ist, gibt es noch eine Scheibe Gurke obendrauf, oder auch ein Essiggürkchen, oder Tomate. Manche essen auch gerne ein Brot mit Frischkäse und Radieschen-Scheiben. Die elegante Variante ist ein Brot mit Lachs und Meerrettich.
Dazu gibt es dann für die Erwachsenen Bier oder Getränke ohne Alkohol, für die Kinder Limonade, Saft oder Wasser. Oft wird dieses Abendbrot auch Brotzeit oder Vesper genannt – das ist von Region zu Region unterschiedlich. Gegessen wird meist nicht von Tellern, sondern von Brotzeitbrettchen. Das sind oft runde Bretter mit einer Rinne außenrum, damit zum Beispiel Flüssigkeit von der geschnittenen Tomate abfließen kann. Es gibt auch rechteckige Frühstücksbrettchen – die mag ich selber aber nicht besonders. Sie sind sehr dünn und eigentlich zu klein für ein richtiges Brot.
Na, bekommt Ihr langsam Hunger? Könnt Ihr Euch vorstellen, abends kalt zu essen? Wie ist das in Eurem Land? Schreibt in die Kommentarfunktion, ich bin gespannt!

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg127kurz.pdf

SG #125: Die Weißwurst

SG #125: Die Weißwurst

Bayerischer könnte ein Thema nicht sein – ich möchte Euch heute nämlich etwas über die Weißwurst erzählen. Habt Ihr schonmal davon gehört? Die Weißwurst ist eine Münchner Spezialität. Es ist eine recht dicke Wurst, die tatsächlich weiß ist. Sie wird am Tisch in einem kleinen Porzellantöpfchen serviert und schwimmt in heißem Wasser. Denn eine kalte Weißwurst schmeckt überhaupt nicht.

Aber fangen wir vorne an. Angeblich wurde die Weißwurst 1857 erfunden. Und zwar mitten in München, in einem Gasthaus am Marienplatz. Dort gab es Bratwürste. Aber die Därme gingen aus – der Darm ist sozusagen die Hülle für die Wurst. Also musste ein Junge loslaufen, um neue Därme zu kaufen. Er kaufte die falschen – sie waren viel zu groß. Der Metzger füllte sie trotzdem, aber er legte die Würste nicht auf den Grill, weil er Angst hatte, sie könnten platzen. Stattdessen legte er sie in heißes Wasser – er brühte sie. Und das ist heute die Weißwurst.

Sie besteht aus feinem Kalbfleisch, Schweinefleisch, Speck und Gewürzen. Man sieht zum Beispiel deutlich die grünen Punkte – das ist Petersilie. Auch Zwiebeln sind drin, manchmal sogar Ingwer und Kardamom.
Hier in München sagt man, dass die Weißwurst das 12-Uhr-Läuten nicht hören darf. Man soll sie also vor 12 Uhr mittags essen. Mittlerweile gibt es sie in Gasthäusern aber den ganzen Tag über zu kaufen, man kann sie auch abends essen. Komisch ist für Euch wahrscheinlich, dass es vor allem am Wochenende viele Münchner gibt, die Weißwürste sozusagen zum Brunch essen, also gegen elf Uhr.

Noch eine Sache ist anders als bei anderen Würsten: Während man Wiener Würstchen zum Beispiel immer als Paar bestellt, also 2, 4 oder 6 beziehungsweise 1, 2 oder 3 Paar, bestellt man die Weißwürste einzeln, also pro Stück. Das hängt natürlich damit zusammen, dass die Würste so groß sind.
Zur Weißwurst gibt es süßen Senf – der ist besonders lecker! Und dann noch Brezen. Kennt Ihr bayerische Brezn? Sie sehen aus wie die kleinen knusprigen „Pretzels“, die Ihr vielleicht kennt. Aber sie sind außen knusprig und innen ganz weich. Wenn Ihr mal nach Bayern kommt, müsst Ihr unbedingt eine frische Brezel beim Bäcker kaufen. Aber zurück zur Weißwurst. Als Getränk gehört ein Weißbier zur Weißwurst. Es wird in einem hohen schönen Glas ausgeschenkt und schmeckt etwas nach Hefe.

So, jetzt liegt diese schöne Weißwurst also auf Eurem Teller. Was nun? Die Haut der Weißwurst kann man nicht essen! Wie kriegt man sie aber ab? Da gibt es verschiedene Techniken. Ihr könnt natürlich einzelne Stücke runterschneiden und jedes Mal die Haut abpulen. Das ist schwierig. Einfacher ist es, die Weißwurst der Länge nach zu halbieren und dann die ganzen Hälfte aus der Pelle zu schälen. Und wisst Ihr, was die Bayern machen? Sie zuzeln ihre Weißwurst. Das heißt, sie nehmen die ganze Wurst vorne in den Mund und saugen sozusagen die Wurst aus der Pelle. Das sieht nicht schön aus, glaubt mir. Jetzt wünsche ich Euch auf Bayerisch einen guten Appetit: An guadn!

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg125kurz.pdf