SG #148: Martin Luther und die Reformation

SG #148: Martin Luther und die Reformation

Martin Luther war ein Mönch. Er unterrichtete Theologie an der Universität von Wittenberg. Am 31. Oktober 1517 soll Martin Luther ein Schriftstück mit 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg geschlagen haben. Eine These ist eine Behauptung. Ob das mit der Tür wirklich stimmt, wissen wir nicht – aber zumindest wurden seine Thesen gedruckt, denn den Buchdruck gab es zum Glück seit 1450. Schriften zu vervielfältigen war einfach geworden.

In den Thesen war Luther vor allem gegen die von der Kirche verbreitete Angst vor dem Fegefeuer und gegen den Ablasshandel. Das Fegefeuer ist in der katholischen Kirche die Zeit nach dem Tod, in der die Gläubigen ihre Sünden büßen müssen. Der Ablasshandel bedeutete, dass Katholiken nach einer Sünde etwas tun mussten, um wieder Gottes Gnade zu bekommen. Das war manchmal eine Beichte oder ein Gebet oder auch eine Wallfahrt.

Zu Luthers Zeit aber gab es noch eine andere Möglichkeit: Man konnte seine Sünden mit Geld freikaufen und so auch die Zeit im Fegefeuer verkürzen. Spezielle Prediger reisten damals durch das Land und verkauften Ablassbriefe. Auch Papst Leo X. fand die Idee gut, denn er brauchte Geld für den Neubau des Petersdoms in Rom.

Luther fand all das schrecklich. Die Kirche war ihm zu verweltlicht. Die Bischöfe und der Papst lebten in Reichtum wie Fürsten, das gefiel dem Mönch nicht. Die Menschen sollten büßen und sich nicht freikaufen können. Die Kirche sollte wieder so werden, wie sie einst war.

Luthers Kritik führte dazu, dass er 1521 aus der Kirche ausgeschlossen wurde. Er begann, seine Reformationsgedanken aufzuschreiben. Man solle sich im Glauben nur nach der Bibel richten. Einen Papst gab es in seiner Vorstellung nicht. Von den sieben Sakramenten der katholischen Kirche (Taufe, Eucharistie, Firmung, Ehe, Beichte, Krankensalbung, Priesterweihe) behielt er nur zwei: Die Taufe und das Abendmahl.

Kurz darauf wurde er auch aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. Er hatte keine Rechte mehr. Man konnte ihn töten, ohne dass der Täter dafür bestraft würde. Eine gefährliche Zeit für Luther.

Er versteckte sich auf einer Burg und begann, die Bibel vom Lateinischen ins Deutsche zu übersetzen. Nicht Wort für Wort, sondern so, dass man es gut verstehen konnte. Die Bibel wurde damit auch für das einfache Volk verständlich. Und für Euch vielleicht interessant: Luther erfand einige Wörter, die wir auch heute noch benutzen: Machtwort, Lockvogel, Lästermaul oder Feuertaufe. Dazu noch einige Redewendungen wie „Perlen vor die Säue werfen“ oder „ein Buch mit sieben Siegeln“ oder „der Wolf im Schafspelz“.

Die Lutherbibel verbreitete sich durch den Buchdruck schnell. 1522 kehrte Luther nach Wittenberg zurück und predigte dort. Er überzeugte die Bürger von seiner Reformation.

Die Reformation führte zur Spaltung der Kirche. Neben der „alten“ römisch-katholischen Glaubensrichtung gab es jetzt auch den evangelischen Glauben. Luther selbst beendete 1524 sein Leben als Mönch, heiratete und wurde Vater von sechs Kindern. Er starb 1546.

Genau 500 Jahre ist es nun her, dass Martin Luther seine Thesen an die Tür nagelte. Aus diesem Grund haben wir hier in Deutschland am 31. Oktober einen Feiertag. Dieser Tag heißt Reformationstag. Wegen des Jahrestages haben wir in diesem Jahr, also 2017, an diesem Tag alle frei. Wir müssen nicht arbeiten.

Vielleicht sollten wir diesen Tag nutzen, um mehr über Martin Luther und die Reformation zu lesen. Auch über die kritischen Seiten. Manche bezeichnen ihn als religiösen Fundamentalisten, der gegen die Wissenschaft war. Luther war ein überzeugter Antisemit, der die Angst vor einer jüdischen Weltverschwörung predigte. Auch mit Demokratie hatte Luther nicht viel am Hut. Luther förderte die Hexenverfolgung, wegen der viele Menschen unschuldig starben. Er war sexistisch und sah Frauen als niedere Wesen. Aber wie immer gilt: Bildet Euch selbst Eure Meinung über diesen Mann. Und schreibt mir gerne in die Kommentarfunktion oder per Mail, zu welchem Schluss Ihr gekommen seid.

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg148kurz.pdf

SG #147: Die Bahn in Deutschland

SG #147: Die Bahn in Deutschland

Deutschland gehört zu den Ländern, die ein gut ausgebautes Schienennetz haben. Das bedeutet, dass hier viele Züge fahren und jeder größere Ort einen Bahnhof hat. 5600 Bahnhöfe gibt es in Deutschland. Man braucht also kein Auto, um sich in Deutschland fortzubewegen.

Bahn: Der Kessel einer alten Lok / Foto: Larissa Vassilian

Früher war die Deutsche Bundesbahn ein staatliches Unternehmen. Die Bahn gehörte also dem Staat. Auch die Menschen, die bei der Bahn arbeiteten, waren Beamte – sie sind es zum Teil heute noch. Erst 2041, wenn auch die letzten Beamten 65 Jahre alt werden, gibt es keine Beamten mehr bei der Deutschen Bahn AG.

AG steht für Aktiengesellschaft. Seit den 90er-Jahren ist die Deutsche Bahn eine Aktiengesellschaft. Damals wurde die Deutsche Bundesbahn mit der Deutschen Reichsbahn der DDR zusammengelegt. Das bedeutet aber nicht, dass Bürger Aktien der Bahn kaufen können und damit Anteile an dem Unternehmen besitzen. Denn alleiniger Aktieninhaber ist der deutsche Staat.

Heute gibt es in Deutschland pro Tag etwa 40.000 Zugfahrten. Man kann gemütlich mit der S-Bahn von umliegenden Gemeinden in die nächste Großstadt fahren. Oder man fährt Intercity, von einer Stadt zur anderen. Wer es besonders eilig hat, der nimmt den ICE, den Intercity Express. Das sind besonders moderne Schnellzüge, die aber natürlich nur auf besonders wichtigen Strecken fahren, zum Beispiel einmal von Norden nach Süden, von Hamburg bis München.

Bahn: Die Räder einer alten Lok / Foto: Larissa Vassilian

Wer mit der Bahn fahren möchte, kann sich am Bahnhof den Fahrplan ansehen und dann eine Fahrkarte kaufen. Oder er geht vor seiner Reise ins Internet und druckt sich die Fahrkarte selber aus. Dabei sollte man die Fahrtzeit nicht zu knapp kalkulieren, vor allem wenn man umsteigen muss – denn auch wenn alles gut durchgeplant ist, kann es zu Verspätungen kommen. Dann muss man auf seinen Zug warten – und es ist ärgerlich, wenn man deswegen den Anschluss verpasst.

Um besonders komfortabel zu reisen, kann man in manchen Zügen Sitzplätze reservieren. Dann hat man sicher einen Sitzplatz, auch wenn der Zug eventuell überfüllt ist. Fernzüge haben in der Regel ein Restaurant an Bord, in dem man kleine Snacks essen kann – oder etwas trinken. Es gibt die Möglichkeit, im sogenannten Großraum zu sitzen – das ist der Bereich, in dem viele Menschen wie im Bus beisammen sind. Manche sitzen zu zweit nebeneinander, manche haben ein Tischchen, um das vier Menschen sitzen können. Oder man reserviert ein Abteil, das sind kleine abgetrennte Räume in denen sechs Personen Platz haben.

Bahn-Schienen / Foto: Larissa Vassilian

Auch für Familien gibt es spezielle Abteile – die kleineren Kinder können hier klettern und toben und dürfen laut sein, ohne die anderen Reisenden zu stören. Bis jetzt habe ich aber nur erzählt, wie es den Menschen geht, die in Deutschland Bahn fahren. Das Schienennetz wird natürlich auch für den Güterverkehr genutzt. Also für den Transport von Dingen. 20% der Güter werden in Deutschland über das Bahnnetz bewegt.

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg147kurz.pdf

SG #146: Die Beziehung

SG #146: Die Beziehung

Beziehung: Herz / Foto: Charis Bartsch

Wisst Ihr, was eine Beziehung ist? Es ist das Verhältnis, das wir zu einem anderen Menschen haben. Wenn wir in einer Liebesbeziehung sind, dann bedeutet das, dass wir einen anderen Menschen zum Partner haben. Und darum geht es heute.

Irgendwann im Leben, meist als Teenager, manchmal aber auch schon als Kind, verlieben wir uns in einen anderen Menschen. Meistens erfährt dieser andere Mensch gar nichts davon, es bleibt ein Geheimnis. Verliebt sein ist ein schönes Gefühl, wir sagen dazu auch, dass man Schmetterlinge im Bauch hat. Es kribbelt im Bauch, als wären dort Schmetterlinge, die flattern würden.

Nun nehmen wir an, dass der andere Mensch das gleiche Gefühl hat – dazu gibt es die Slow German-Folge „Dating“. Im besten Fall beginnt nun eine Beziehung. In einer Beziehung hilft man einander, man gibt einander ein gutes Gefühl, unterstützt sich und verbringt viel Zeit miteinander. Man sagt dann „Ich habe einen Freund“ oder „Ich habe eine Freundin“. Oder: „Ich bin in einer festen Beziehung“.

Herzkeks / Foto: Charis Bartsch

Manche Paare ziehen dann zusammen in eine Wohnung und teilen sich den Haushalt. Nach einigen Jahren wagen die Paare dann oft den nächsten Schritt: Sie verloben sich. Der Statistik zufolge ist das meist im dritten Jahr der Beziehung der Fall. 86 Prozent der Heiratsanträge kommen immer noch vom Mann – aber auch einige Frauen trauen sich mittlerweile und machen ihrem Partner einen Antrag. Dann sind sie verlobt. Im Gegensatz zu den USA spielt der Verlobungsring keine so große Rolle – er kostet im Durchschnitt 300 Euro. Ein knappes Jahr später wird dann geheiratet, wenn möglich im Frühjahr oder Sommer, wenn das Wetter gut ist. Zum Thema Hochzeit gibt es bereits eine andere Episode von Slow German. Die Deutschen heiraten recht spät – im Durchschnitt ist der Mann schon 33 Jahre alt und die Frau 31. Eine Ehe hält in Deutschland im Schnitt fast 15 Jahre lang.

Eine Ergänzung habe ich aber noch für Euch: Seit 1. Oktober 2017 dürfen auch gleichgeschlechtliche Paare heiraten, also Männer dürfen Männer heiraten, Frauen Frauen. Die „Ehe für alle“ wurde erst dieses Jahr, also 2017, beschlossen.

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg146kurz.pdf