Gute deutsche Podcasts – SG 306

Gute deutsche Podcasts – SG 306

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Und jetzt zur Episode:

Seit 2007 mache ich diesen Podcast. Ist es also nicht höchste Zeit, dass wir hier auch mal über Podcasts sprechen? Ich erzähle dir erst etwas über die Geschichte der Podcasts und dann gebe ich dir Hörtipps, ok?

Anfang der 2000er-Jahre gab es die ersten Podcasts in den USA. Bald darauf sind wir auch hier in Deutschland gestartet. Ich bin seit 2005 dabei, damals gab es knapp 70 deutsche Podcasts. Heute sind es angeblich 70.000, das sagt zumindest Spotify.

Bei dieser Zahl ist also klar, dass es wirklich zu fast jedem Thema einen Podcast gibt. Und auch die Radiosender haben Podcasts für sich entdeckt und stellen ihre Sendungen ins Internet. Das finde ich persönlich sehr praktisch, weil ich sie dann hören kann, wenn ich Zeit und Lust habe. Und ich finde es super, dass alle neuen Episoden meiner abonnierten Podcasts automatisch bei mir landen – ich muss sie nicht suchen. So vergesse ich auch nie, sie zu hören!

Laut Studien von 2023 hören mehr als 40 Prozent der Deutschen zumindest manchmal Podcasts. Besonders junge Menschen zwischen 14 und 29 Jahren nutzen sie regelmäßig. Ich sage dir jetzt ein paar Podcasts, die ich gut finde oder die sehr bekannt und beliebt sind. Es sind aber Podcasts, die natürlich für Muttersprachler gemacht sind – die meisten sind für dich wahrscheinlich noch zu schnell. Aber probier es einfach mal aus, vielleicht verstehst du ja doch etwas!

Wenn ich so überlege, würde ich sagen, dass vor allem zwei Formate in Deutschland sehr beliebt sind. Das eine sind die sogenannten True-Crime-Podcasts. Da wird also über wahre Kriminalfälle gesprochen, meistens über spektakuläre Mordfälle, die wirklich passiert sind. Ich persönlich mag solche Podcasts nicht. Zum einen machen sie mir Angst, zum anderen finde ich es komisch, über diese Schicksale von Menschen ein unterhaltsames Format zu machen. Aber das ist Geschmackssache. Vor allem Frauen in Deutschland lieben True-Crime-Podcasts. Wenn du mal einen solchen True-Crime-Podcast hören willst, empfehle ich dir „ZEIT Verbrechen“.

Das andere Format sind die Gesprächspodcasts. Ich nenne sie auch gerne Laberpodcasts. Labern ist ein umgangssprachliches Wort für „sprechen“. Meistens machen diese Art von Podcasts Männer. Sehr alt und sehr bekannt ist zum Beispiel „Fest & Flauschig“ von Jan Böhmermann und Olli Schulz. Er gehört zu den meistgehörten Podcasts in Deutschland. Jan Böhmermann kennt man hier als Fernsehmoderator, Olli Schulz ist ein Singer-Songwriter. In ihrem wöchentlichen Podcast sprechen sie einfach über alles Mögliche, was ihnen gerade einfällt. Mit der Zeit hat man bei solchen Podcasts das Gefühl, die sprechenden Menschen zu kennen. Ebenfalls sehr bekannt ist „Baywatch Berlin“, da sprechen drei Männer. Und zwar sind das Klaas Heufer-Umlauf, Thomas Schmitt und Jakob Lundt. Klaas ist ein Fernsehmoderator, und die anderen beiden arbeiten mit ihm zusammen beim Fernsehen. Beide Podcasts sind lustig und schnell. Und in „Sträter & Streberg“ sprechen die beiden Freunde über Filme und Serien.

Wenn du dich eher für Politik interessierst, dann wäre die „Lage der Nation“ etwas für dich. Philip Banse und Ulf Buermeyer fassen in diesem Podcast jede Woche die wichtigsten Themen zusammen. Ebenfalls politisch, aber noch etwas unterhaltsamer, ist „Apokalypse & Filterkaffee“ von Micky Beisenherz und Kolleginnen und Kollegen. Dieser Podcast erscheint jeden Tag und ist ungefähr eine halbe Stunde lang.

Bei der Vielzahl an Podcasts finde ich es schwer, eine Auswahl zu treffen. Daher sage ich dir jetzt einfach, welche Podcasts ich besonders gerne höre. Die deutsche Zeitung „Die Zeit“ veröffentlicht eigentlich nur gute Podcasts. Sie sind von hoher Qualität, und man lernt eine Menge dazu. Zum Beispiel sprechen Jochen Wegner und Christoph Amend in „Alles gesagt?“ mit einem bekannten Menschen. Das kann ein Schauspieler sein oder eine Wissenschaftlerin. Das Besondere an diesem Podcast ist, dass er so lange dauert, bis der Gast ein bestimmtes Codewort sagt. Dann ist er sofort vorbei. Manche Episoden dauern daher acht oder neun Stunden! Wenn du dich für Kunst interessierst, empfehle ich dir „Augen zu“, ebenfalls von der Zeit. Florian Illies und Giovanni di Lorenzo sprechen in jeder Episode über einen Künstler oder eine Künstlerin und erzählen viel aus deren Leben.

Wenn dich eher Musik interessiert, dann hör doch mal in „Urban Pop – Musiktalk mit Peter Urban“ rein. Ausführlich wird hier über sehr bekannte Stars gesprochen, zum Beispiel über die Eagles, die Beatles oder Depeche Mode.

Es gibt auch gute deutsche Storytelling-Podcasts. Zuletzt hat mich „Legion“ sehr berührt. In sieben Episoden geht es da um die sogenannte Scamming-Industrie, also um Menschen, die anderen Menschen über das Internet Liebe vorgaukeln und sie dann dazu bringen, viel Geld zu überweisen. Dieser Podcast zeigt, was eigentlich hinter diesen Scams steckt, und es ist erschreckend. Super fand ich auch den „Seelenfänger“-Podcast, da geht es in mehreren Staffeln um verschiedene Sekten und wie diese es schaffen, Menschen zu beeinflussen. Oder „Wirecard: 1,9 Milliarden Lügen“ über den bekannten Fall der Firma Wirecard. Die mittlerweile vierte Staffel dreht sich um den Chef Jan Marsalek und um die Frage, ob dieser ein russischer Spion ist oder war. Und noch ein letzter Tipp in dieser Art: „Der Germanwings-Absturz – Zehn Jahre ohne euch“. Wie kam es dazu, dass ein Pilot ein ganzes Flugzeug mit Menschen in den Tod riss?

Wenn du dich für Spione und Agenten interessierst, dann ist vielleicht „Dark Matters“ etwas für dich. Da geht es um die Geheimnisse der Geheimdienste. Und „Die Anschlags“ erzählt die wahre Geschichte eines russischen Ehepaares, das ganz normal in Deutschland gelebt hat und sich dann als Spione entpuppte.

Ich glaube, das sind jetzt genug Hörtipps, oder? Du sollst ja auch noch Zeit haben, Slow German zu hören! Was mich aber natürlich immer interessiert, ist die Frage: Welche Podcasts hörst du gerne? Schreib gerne in die Kommentare und gib uns Tipps. Es müssen nicht nur deutsche Podcasts sein!

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg306kurz.pdf

Die Firma SAP – SG 305

Die Firma SAP – SG 305

Heute erzähle ich dir etwas über eine der bekanntesten Firmen in Deutschland – und sogar auf der ganzen Welt. Sie heißt SAP. Der Name SAP steht für Systeme, Anwendungen und Produkte in der Datenverarbeitung. Die Firma stellt Software her, vor allem für andere Unternehmen. Mit dieser Software können Firmen ihre Arbeit besser organisieren – zum Beispiel bei der Buchhaltung, in der Produktion oder beim Personal. Bei meinem Arbeitgeber gibt es auch ein SAP-Portal, da kann ich zum Beispiel eintragen, wann ich in diesem Jahr Urlaub nehmen möchte. Weil ich die Firma wichtig finde, habe ich sogar Aktien von ihr gekauft – seitdem gab es aber nur Verluste. Zum Glück mache ich keinen Finanz-Podcast…

Gegründet wurde die Firma im Jahr 1972 in der Stadt Walldorf in Baden-Württemberg. Die Gründer waren fünf Männer, die vorher bei der Firma IBM gearbeitet hatten. Sie wollten ein neues System entwickeln, das alle wichtigen Bereiche wie Lohnabrechnung und Buchhaltung in einem Unternehmen verbindet. Damals war das eine neue Idee. Heute ist sie ganz normal.

Heute arbeiten weltweit über 100.000 Menschen bei SAP, in mehr als 100 Ländern. Die Firma ist also sehr groß. In Deutschland allein sind es über 30.000 Mitarbeitende. Viele arbeiten in Walldorf, wo das Unternehmen noch immer seinen Hauptsitz hat. Dort gibt es moderne Bürogebäude, viel Glas, große Kantinen – und sogar eine eigene Bushaltestelle.

Aber was genau macht SAP eigentlich? Ich habe versucht, das herauszufinden, und finde es sehr abstrakt. Die Firma entwickelt sogenannte ERP-Software. Das bedeutet: „Enterprise Resource Planning“. Mit dieser Software können Firmen viele Dinge gleichzeitig steuern – zum Beispiel Lager, Rechnungen, Bestellungen und Mitarbeiterdaten. Früher mussten Unternehmen dafür viele verschiedene Computerprogramme benutzen. Mit SAP geht alles in einem System. Große Firmen wie BMW, Lufthansa oder Coca-Cola nutzen SAP-Dienste, aber auch viele kleine und mittlere Unternehmen.

Früher haben Kunden die Software gekauft und auf ihren eigenen Computern installiert. Heute läuft vieles über das Internet – du weißt sicher, dass man das Cloud nennt – auch im Deutschen. SAP bietet jetzt also viele Dienste in der Cloud an, damit Firmen flexibler arbeiten können. 

Auch künstliche Intelligenz und Nachhaltigkeit spielen eine immer größere Rolle. Das fällt mir momentan eigentlich in jedem Bereich auf. Die KI wird häufig als Werkzeug benutzt, um Abläufe in Firmen zu beschleunigen. Oder auch um weniger Personal zu brauchen. Denn es gibt in Deutschland einen Fachkräftemangel. Aber das ist ein anderes Thema. 

SAP ist jedenfalls ein wichtiger Arbeitgeber in Deutschland. Viele junge Menschen machen dort eine Ausbildung oder ein duales Studium. Das heißt: Sie studieren an einer Hochschule und arbeiten gleichzeitig bei SAP. 

Auch sozial engagiert sich das Unternehmen stark. Ein besonderes Projekt war zum Beispiel „SAP One Billion Lives“. Ziel war es, mit digitalen Lösungen das Leben von einer Milliarde Menschen zu verbessern – zum Beispiel durch Apps für Gesundheit, Bildung oder Umweltschutz. Ich kann nicht einschätzen, ob das wirklich alles so gut ist oder ob es Greenwashing ist. Lassen wir es einfach so stehen.

Die Aktien der Firma werden jedenfalls an der Börse gehandelt und es ist sogar das wertvollste Unternehmen im DAX, also im deutschen Aktien-Index. Im Jahr 2025 gehörte es sogar zu den 30 wertvollsten börsennotierten Unternehmen der Welt. Wenn es der Firma gut geht, freuen sich die Aktionäre. Immerhin sind 83 Prozent der Aktien in sogenanntem Streubesitz. Das bedeutet, dass normale Menschen wie du und ich sie besitzen. Ich hoffe die anderen sind damit erfolgreicher als ich…

Klingt alles positiv? Schon. Aber es gab auch Kritik an der Firma. Es gab zum Beispiel einen Rechtsstreit mit der Firma Oracle. Journalisten fanden heraus, dass SAP geistiges Eigentum gestohlen haben soll. Außerdem hätten Mitarbeiter eine Forschungsgruppe ausspioniert. Und noch eine schlechte Nachricht: 2024 hat SAP bekanntgegeben, dass es weltweit bis zu 8000 Stellen streichen will. Es werden also Arbeitsplätze abgebaut. Und 2025 hat die Firma als erstes deutsches Unternehmen interne Diversitätsprogramme beendet – das hat etwas mit der Trump-Regierung zu tun. Ich will das alles nicht einordnen – ich wollte einfach nur, dass Du schonmal etwas von der Firma SAP gehört hast. Vielleicht hast Du ihre Produkte sogar schon benutzt, ohne es zu merken…

Also: Hast du schon einmal von der Firma gehört? Schreib gerne in die Kommentare!

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg305kurz.pdf

Das Ehrenamt und der Freiwilligendienst – SG 304

Das Ehrenamt und der Freiwilligendienst – SG 304



Ich habe letztens bei Instagram einen interessanten Dienst entdeckt: Da kann ich mich melden, wenn ich ehrenamtlich arbeiten möchte. Und dann hilft mir der Dienst, eine passende Aufgabe zu finden. Ich habe mir überlegt, was ich machen möchte. Am Liebsten möchte ich Kindern dabei helfen, die deutsche Sprache zu lernen. Also werde ich das ab September tun. Das hat mich dazu gebracht, mehr über das Ehrenamt herauszufinden. Und das ist heute das Thema. 

In Deutschland engagieren sich viele Menschen freiwillig. Sie helfen, ohne dafür Geld zu bekommen. Das nennt man Ehrenamt oder Freiwilligendienst. Es gibt viele verschiedene Arten, wie man sich engagieren kann – in der Nachbarschaft, in Vereinen, bei Hilfsorganisationen oder im sozialen Bereich. Dieses Engagement ist sehr wichtig für die Gesellschaft. Ohne Ehrenamt würde vieles nicht funktionieren. 

Vor fast zehn Jahren habe ich schon eine Episode zu diesem Thema gemacht, aber heute wird es etwas ausführlicher. Denn das Thema ist wichtig und ich hoffe, dass sich viele von Euch auch ehrenamtlich engagieren. Das geht aber natürlich nur, wenn man dafür Zeit hat. Ich verstehe, dass das nicht in jeder Lebensphase möglich ist. 

In Deutschland leisten laut Statistik mehr als 28 Millionen Menschen freiwillige Arbeit. Die Gründe sind unterschiedlich. Manche wollen einfach etwas Gutes tun. Andere möchten Menschen kennenlernen. Ich möchte in erster Linie anderen Menschen helfen und etwas Sinnvolles machen. Und ich möchte mich auch selber dadurch gut fühlen, das gebe ich gerne zu. 

Schon im Mittelalter gab es Menschen, die Kranken geholfen haben oder Essen verteilt haben. Später entstanden dann Vereine – zum Beispiel Sportvereine oder Freiwillige Feuerwehren. Zu Vereinen gibt es auch eine Episode Slow German, denn es gibt wenige Dinge die so Deutsch sind wie Vereine. Vereine leben vom Engagement der Mitglieder. Auch heute noch ist die Freiwillige Feuerwehr in vielen kleinen Städten und Dörfern sehr wichtig. Dort gibt es keine Berufsfeuerwehr. Wenn es brennt, kommen die Nachbarn – freiwillig. Was mich auf die Idee bringt, dass das auch ein gutes Thema wäre für Slow German. Es gibt so viel zu tun!

Ein bekanntes Beispiel für freiwilliges Engagement ist das Technische Hilfswerk, kurz THW. Dort helfen Ehrenamtliche bei Katastrophen – zum Beispiel bei Überschwemmungen oder nach Stürmen. Das THW ist in ganz Deutschland aktiv und auch im Ausland. Die Ausbildung dort ist professionell. Viele Menschen machen das neben ihrem Beruf. Sogar Jugendliche helfen beim THW mit, für sie gibt es extra Kurse, in denen sie viele nützliche Dinge lernen, zum Beispiel wie man Erste Hilfe leistet. Mein Sohn hat das eine Zeit lang gemacht. Er musste dann am Samstag sehr früh aufstehen und hat beim THW zum Beispiel gelernt, wie man bestimmte Knoten knüpft.

Sehr viele Menschen helfen auch bei den sogenannten „Tafeln“. Das sind Organisationen, die Lebensmittel retten. Supermärkte geben den Tafeln Lebensmittel, die noch gut, aber nicht mehr verkäuflich sind. Freiwillige sortieren die Ware und geben sie an Menschen mit wenig Geld weiter. In Deutschland gibt es über 900 Tafeln, und sie helfen regelmäßig über zwei Millionen Menschen. Ohne Ehrenamtliche wäre das nicht möglich. Oft wird allerdings kritisiert, dass die Ehrenamtlichen hier eine Aufgabe übernehmen, die eigentlich der Staat ausfüllen sollte.

Ein etwas anderer Bereich ist das Freiwillige Soziale Jahr, kurz FSJ. Junge Menschen zwischen 16 und 27 Jahren können ein Jahr lang in sozialen Einrichtungen arbeiten – zum Beispiel in einem Krankenhaus, im Kindergarten oder im Altenheim. Sie bekommen dafür ein kleines Taschengeld, aber keine richtige Bezahlung. Das FSJ ist für viele eine gute Möglichkeit, sich nach der Schule zu orientieren. Man kann dabei Berufe kennenlernen, Menschen helfen und wichtige Erfahrungen sammeln. Es gibt auch das FÖJ – das Freiwillige Ökologische Jahr, bei dem man zum Beispiel in einem Nationalpark arbeitet oder beim Umweltschutz hilft.

In vielen Städten gibt es auch Ehrenamtsbörsen oder Freiwilligenagenturen. Dort kann man sich informieren, wo Hilfe gebraucht wird. Schön finde ich die sogenannte Nachbarschaftshilfe, wo man sich gegenseitig unterstützt. Da kann dann ein Teenager zum Beispiel für eine ältere Dame nebenan einkaufen gehen oder mit deren Hund spazieren gehen. Manche Menschen helfen regelmäßig, andere nur manchmal, zum Beispiel bei einem Fest oder bei einer Spendenaktion. Es gibt wie gesagt auch Online-Plattformen, wo man Projekte findet, bei denen man mitmachen kann.

Ehrenamt findet überall statt: beim Sport, in der Kirche, in der Schule oder bei kulturellen Veranstaltungen. Auch im Bereich der Flüchtlingshilfe engagieren sich viele Menschen. Als im Jahr 2015 viele Geflüchtete nach Deutschland kamen, haben hier tausende Menschen geholfen: Sie haben Sprachkurse gegeben, Kleidung gesammelt oder die neu angekommenen Menschen bei Behördengängen begleitet. Ich fand das damals sehr rührend, dass viele Menschen so hilfsbereit waren.

Natürlich gibt es auch Herausforderungen. Ehrenamt braucht Zeit. Manche Menschen arbeiten viel und haben keine Energie mehr, um sich zu engagieren. Viele Menschen sind auch einfach introvertiert und tun sich schwer damit, aktiv auf andere zuzugehen. Wieder andere wissen nicht, wie sie helfen können oder haben Angst, etwas falsch zu machen. Deshalb ist gute Organisation wichtig. Viele Initiativen bieten Schulungen und Treffen an, damit sich neue Helfer gut zurechtfinden. 

Und die höchste Ehrung für ein Ehrenamt ist das Bundesverdienstkreuz. Im September 2024 hat Bundesinnenministerin Nancy Faeser diesen Orden an 16 Menschen verliehen, die sich in Deutschland besonders engagiert hatten. Sie sagte damals: „Das Ehrenamt knüpft ein Band des Miteinanders, das unsere Gesellschaft verbindet und stärker macht. Anderen zu helfen und selbst auf Unterstützung bauen zu können, das schafft Vertrauen und Zusammenhalt. Und vieles wäre ohne den persönlichen Einsatz der Freiwilligen nicht möglich. Das Ehrenamt ist das Rückgrat unserer Demokratie.

Hast du schon einmal ehrenamtlich gearbeitet? Schreib es gerne in die Kommentare!

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg304kurz.pdf

Wohnen in Deutschland – SG 303

Wohnen in Deutschland – SG 303

In Deutschland ist das Thema Wohnen sehr wichtig. Es ist auch ein großes Gesprächsthema im Alltag. Viele Menschen sprechen darüber, wie viel Miete sie zahlen oder wie schwer es ist, eine Wohnung zu finden. Besonders in großen Städten wie Berlin, München oder Hamburg ist es schwierig. Die Mieten sind dort in den letzten Jahren sehr stark gestiegen. Man spricht von einer Immobilienkrise oder auch von Wohnungsnot. Das bedeutet: Es gibt zu wenige Wohnungen, aber sehr viele Menschen, die eine suchen.

In Deutschland wohnen die Menschen auf ganz unterschiedliche Weise. Manche leben alleine, andere in einer Familie. Viele junge Leute wohnen in einer WG, also in einer Wohngemeinschaft. Das heißt, sie teilen sich eine Wohnung mit anderen. Jede Person hat ein eigenes Zimmer, aber Küche und Bad werden gemeinsam benutzt. Das ist oft günstiger als eine eigene Wohnung, besonders für Studierende. WG-Leben kann aber auch anstrengend sein – zum Beispiel, wenn jemand nie den Müll rausbringt oder laut Musik hört.

Wer mehr Geld hat, mietet eine eigene Wohnung oder kauft sogar ein Haus. Ein eigenes Haus oder eine Eigentumswohnung ist für viele Deutsche ein Traum. Man sagt: „Einmal im Leben ein eigenes Haus.“ Aber dieser Traum wird für viele Menschen immer schwieriger. Die Preise für Häuser und Wohnungen sind sehr hoch. Auch ein Kredit von der Bank ist nicht mehr so leicht zu bekommen wie früher. Deshalb wohnen viele Menschen zur Miete. Deutschland ist ein Land, in dem viele Menschen Mieter sind. In anderen Ländern, zum Beispiel in Spanien oder Italien, ist es normaler, dass man eine eigene Wohnung besitzt. Pro Person stehen uns hier im Land knapp 55 Quadratmeter zur Verfügung.

Wenn man eine Wohnung mietet, muss man einen Mietvertrag unterschreiben. In diesem Vertrag steht alles, was wichtig ist: die Höhe der Miete, die Nebenkosten, die Kündigungsfrist. Es steht auch drin, ob Haustiere erlaubt sind oder ob man die Wände streichen muss, wenn man auszieht. Die meisten Mietverträge in Deutschland sind unbefristet, das heißt: Man kann so lange bleiben, wie man will – solange man die Miete zahlt und sich an die Regeln hält.

In fast jedem Mietshaus gibt es auch eine Hausordnung. Das ist eine Liste mit Regeln. Zum Beispiel steht da, wann man ruhig sein muss – in der Regel zwischen 22 Uhr und 7 Uhr morgens. Das nennt man „Nachtruhe“. Auch das Putzen des Treppenhauses kann in der Hausordnung stehen. In manchen Häusern muss jede Partei einmal pro Woche das Treppenhaus putzen. Das sorgt manchmal für Streit. Wer hat geputzt, wer nicht? Manche Mieter hängen sogar Listen auf, damit jeder sieht, wer dran ist.

Die Wohnung selbst ist für viele Menschen ein wichtiger Ort. Die Einrichtung zeigt, wie jemand lebt und was ihm oder ihr gefällt. In Deutschland mögen viele Leute Möbel von IKEA. Es gibt sogar ein Wort dafür: „IKEA-Wohnung“. Das bedeutet, dass alles gleich aussieht, weil viele die gleichen Möbel haben. Andere bevorzugen „Vintage“-Möbel vom Flohmarkt oder sehr modernes Design. Pflanzen, Kerzen und kleine Teppiche gehören fast immer dazu. Auch das Sofa ist wichtig – dort verbringt man viel Zeit.

Ein interessanter Fakt: In Deutschland ist es normal, dass eine Mietwohnung leer ist, wenn man sie bekommt. Oft gibt es nicht einmal eine Küche! Das ist für viele Menschen aus anderen Ländern sehr überraschend. Wer in eine Wohnung einzieht, muss manchmal Herd, Spüle und Kühlschrank selbst mitbringen. Manche Menschen verkaufen ihre Küche an den nächsten Mieter, wenn sie ausziehen.

Das Statistische Bundesamt hat festgestellt, dass die Menschen in Deutschland im Durchschnitt ein Drittel ihres Einkommens für die Miete ausgeben. In manchen Städten ist es noch viel mehr. Die teuerste Stadt in Deutschland ist leider die Stadt in der ich lebe, München. Hier zahlt man im Schnitt 22 Euro pro Quadratmeter. Dann kommen in der Liste Frankfurt am Main und Berlin, Hamburg und Stuttgart.

Damit die Mieten nicht immer weiter steigen, hat die Politik die sogenannte Mietpreisbremse eingeführt. Denn auch Bundeskanzler Merz hat erkannt, dass bezahlbares Wohnen „eine der wichtigsten sozialen Fragen unserer Zeit“ ist. Das hat er in seiner Regierungserklärung im Mai 2025 gesagt. Und so geht die Mietpreisbremse: Die Landesregierung, also zum Beispiel Bayern, kann sagen: Das hier ist ein Gebiet mit angespanntem Wohnungsmarkt. Und wenn ich dann in dieser Zone einen neuen Mietvertrag unterschreibe, dann darf die Miete höchstens zehn Prozent über der sogenannten ortsüblichen Vergleichsmiete liegen. Das klingt kompliziert, aber es soll einfach dazu dienen, dass die Mieten nicht mit jedem neuen Mieter stark angehoben werden. So ist es nämlich leider momentan in vielen Fällen. Daher können sich dann nur noch gut verdienende Menschen die Mieten in Innenstädten leisten, für Rentner oder zum Beispiel auch Krankenschwestern oder Erzieherinnen ist es zu teuer.

Und warum ist das Wohnen in Deutschland heute so teuer? Es gibt mehrere Gründe. Erstens: In vielen Städten gibt es nicht genug Wohnungen für alle. Besonders in Großstädte zieht es viele Menschen – wegen der Arbeit, dem Studium oder weil das Leben dort spannender ist. In München zum Beispiel haben sich viele große Firmen angesiedelt wie Google, Apple oder Microsoft. All diese Menschen brauchen Wohnungen. Zweitens: Die Preise für Baumaterial sind gestiegen. Das heißt, neue Wohnungen zu bauen, kostet mehr Geld. Es bauen auch immer weniger Menschen eigene Häuser oder Wohnungen, weil die derzeitige Weltlage es schwierig macht. Alles ist sehr teuer geworden. Und drittens: Investoren kaufen Wohnungen oder ganze Häuser, um damit Geld zu verdienen. Sie machen aus normalen Wohnungen „Luxuswohnungen“ – und verlangen dann sehr hohe Mieten.

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg303kurz.pdf

Das Tierheim in Deutschland – SG 302

Das Tierheim in Deutschland – SG 302

In Deutschland gibt es viele Tierheime. Ein Tierheim ist ein Ort, an dem Tiere leben, die kein Zuhause mehr haben. Diese Tiere werden dort versorgt, bekommen Futter, medizinische Hilfe und Zuwendung. Die meisten Tierheime kümmern sich um Hunde und Katzen. Aber auch Kaninchen, Meerschweinchen, Vögel, Schildkröten oder sogar Schlangen finden dort ein neues Zuhause – zumindest vorübergehend.

Die Idee von Tierheimen ist nicht neu. Schon im 19. Jahrhundert gab es in Deutschland Menschen, die sich für Tiere eingesetzt haben. Der Tierschutzverein München wurde zum Beispiel im Jahr 1842 gegründet. Es war einer der ersten Vereine dieser Art in Europa. Damals lebten viele Tiere auf der Straße oder wurden schlecht behandelt. Die Menschen begannen, sich zu fragen: Wer hilft eigentlich diesen Tieren?

Heute gibt es in Deutschland über 500 Tierheime. Die meisten gehören zum Deutschen Tierschutzbund, einem großen Dachverband. Dieser Verband unterstützt die Tierheime mit Wissen, Beratung und manchmal auch mit Geld. Die Tierheime selbst bekommen aber meistens keine regelmäßige Hilfe vom Staat. Sie leben von Spenden, Mitgliedsbeiträgen und von kleinen Gebühren, die Menschen zahlen, wenn sie ein Tier adoptieren.

Viele Tiere kommen ins Tierheim, weil ihre Besitzer sie nicht mehr halten können oder wollen. Manchmal liegt es daran, dass jemand umzieht und das Tier nicht mitnehmen kann. Oder eine Person wird krank oder stirbt, und es gibt niemanden, der sich um das Tier kümmert. Auch Tiere aus schlechter Haltung oder von der Straße werden oft im Tierheim aufgenommen. Besonders nach Weihnachten haben viele Heime viel zu tun – weil Menschen Tiere verschenken und später merken, dass das keine gute Idee war. Alle Tiere, die keinen Besitzer haben, landen im Tierheim. Streunende Hunde gibt es in Deutschland nicht.

In einem Tierheim arbeiten oft Tierpflegerinnen und Tierpfleger. Sie kümmern sich um die Tiere, reinigen die Käfige und Gehege, geben Futter und gehen mit den Hunden Gassi. Auch Tierärzte kommen regelmäßig, um kranke Tiere zu behandeln oder sie zu impfen. Viele Tierheime bekommen Hilfe von Ehrenamtlichen. Das sind Menschen, die freiwillig helfen – zum Beispiel beim Spazierengehen mit Hunden oder beim Spielen mit Katzen. Im Münchner Tierheim können auch Kinder helfen, indem sie den Katzen vorlesen. Das hilft beiden: die Kinder bekommen Selbstbewusstsein durch ihr lautes Lesen und die Katzen sind nicht allein.

Ein großes Problem für viele Tierheime ist das Geld. Die Pflege von Tieren kostet viel. Futter, Impfungen, Operationen, Strom, Wasser – all das muss bezahlt werden. Deshalb machen viele Heime Aktionen, um Spenden zu sammeln. Manche veranstalten Flohmärkte oder einen „Tag der offenen Tür“, bei denen Besucher das Heim anschauen können. Andere posten süße Tierfotos im Internet, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Manchmal wird ein Tier so berühmt, dass es besonders schnell ein neues Zuhause findet. Im Tierheim München spenden Freiwillige Kuchen, die dann vor Ort verkauft werden. So bekommt das Tierheim ein wenig Geld. 

In den letzten Jahren hat sich einiges verändert. Immer mehr Menschen denken über Tierschutz nach. Viele adoptieren lieber ein Tier aus dem Heim, statt eines vom Züchter oder aus dem Ausland zu kaufen. Das ist gut für die Tierheime. Aber es gibt auch neue Probleme: Während der Corona-Pandemie wollten viele Menschen plötzlich ein Haustier. Sie waren viel zu Hause und dachten, es wäre schön, einen Hund oder eine Katze zu haben. Doch nach der Pandemie gaben viele ihre Tiere wieder ab – weil sie keine Zeit mehr hatten oder die Tiere doch zu anstrengend waren. Die Folge: Viele Tierheime sind heute überfüllt.

Einige Tiere bleiben sehr lange im Tierheim. Besonders ältere Tiere oder solche mit gesundheitlichen Problemen haben es schwer, ein neues Zuhause zu finden. Auch Tiere mit schlechtem Verhalten – etwa Hunde, die Angst haben oder aggressiv sind – warten oft viele Monate oder sogar Jahre. In Deutschland dürfen Tiere in Tierheimen grundsätzlich nicht einfach so getötet werden, wie es in manchen anderen Ländern der Fall ist. Das regelt das Tierschutzgesetz. Laut diesem Gesetz ist es verboten, ein Tier ohne „vernünftigen Grund“ zu töten.

Ein „vernünftiger Grund“ kann zum Beispiel sein, dass das Tier sehr krank ist und leidet. Oder dass das Tier gefährlich ist, etwa ein Hund, der Menschen oder andere Tiere angreift – aber auch dann muss ein Gutachten vorliegen. Platzmangel, Alter oder langes Warten auf ein Zuhause sind kein Grund, ein Tier einzuschläfern. Das ist ein großer Unterschied zu Ländern wie zum Beispiel den USA oder Rumänien, wo Tiere in sogenannten „Kill Shelters“ nach einer bestimmten Zeit getötet werden können, wenn sie nicht adoptiert werden.

In deutschen Tierheimen bleiben Tiere im Prinzip so lange, bis sie ein neues Zuhause finden – auch wenn das manchmal Jahre dauern kann. Es gibt viele Fälle von Hunden oder Katzen, die erst nach sehr langer Zeit adoptiert werden. Die Tierheime versuchen, mit Training und Geduld auch schwierigen Tieren eine Chance zu geben.

Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg302kurz.pdf