Deutschland hat einen neuen Kanzler. Er heißt Friedrich Merz. Vielleicht hast du seinen Namen schon einmal gehört. Er ist schon lange in der deutschen Politik aktiv. Aber erst jetzt ist er Bundeskanzler geworden. Das war nicht ganz einfach – und auch ein bisschen historisch.
Friedrich Merz ist 69 Jahre alt. Er wurde im Jahr 1955 in Nordrhein-Westfalen geboren. Er hat Jura studiert und war viele Jahre als Anwalt und Politiker tätig. Schon in den 1980er-Jahren kam er in den Bundestag, also in das deutsche Parlament. Dort war er ein Mitglied der Partei CDU, der Christlich Demokratischen Union. Die CDU ist eine konservative Partei. Mit ihrer Schwesterpartei CSU, der Christlich-Sozialen Union aus Bayern, bildet sie die sogenannte Union.
Merz war in den 2000er-Jahren schon einmal sehr bekannt. Damals war er Fraktionschef der CDU im Bundestag. Das bedeutet: Er war der wichtigste Politiker der CDU im Parlament. Doch dann kam Angela Merkel. Sie wurde Parteichefin und später Kanzlerin. Merz und Merkel hatten unterschiedliche Meinungen. Deshalb zog sich Merz eine Zeit lang aus der Politik zurück. Das war 2009.
Danach arbeitete er in der Wirtschaft. Zum Beispiel war er im Aufsichtsrat von großen Firmen, zum Beispiel von Black Rock, der Commerzbank und BASF. Viele Leute sagten, er sei ein typischer Vertreter der Wirtschaft – klug, aber auch kühl. Manche fanden ihn zu weit weg vom normalen Leben der Menschen. Andere sagten, er sei genau der richtige Mann, um Ordnung und Klarheit in die Politik zu bringen.
Im Jahr 2018 wollte Merz zurück in die Politik. Angela Merkel war gerade dabei, sich langsam zurückzuziehen. Merz bewarb sich um den CDU-Vorsitz – aber verlor. Zwei Jahre später versuchte er es wieder – und verlor wieder. Erst beim dritten Mal, im Jahr 2022, wurde er dann CDU-Chef. Ein bisschen wie im Märchen: Aller guten Dinge sind drei.
Seitdem hat Merz die CDU geführt und versucht, sie zu erneuern. Die Partei hatte nach den vielen Jahren mit Angela Merkel ihr Profil verloren. Merz wollte wieder konservativer sein – mit klareren Meinungen zu Themen wie Migration, Wirtschaft oder Sicherheit.
Nun hat Merz endlich sein Ziel erreicht: Er ist Bundeskanzler. Doch es gab eine Überraschung. Bei der Wahl im Bundestag wurde er im ersten Wahlgang nicht gewählt. Das ist noch nie passiert in Deutschland. Normalerweise wird ein Kanzler direkt im ersten Durchgang gewählt – wenn er genug Stimmen hat. Doch bei Merz fehlten einige Stimmen. Das bedeutet, dass einige Politiker und Politikerinnen aus seiner eigenen Regierungskoalition von Union und SPD ihn nicht gewählt haben. Nach vielen Diskussionen und Unterbrechungen der Bundestagssitzung wurde er dann im zweiten Wahlgang gewählt.
Viele fragen sich: Warum hat das so lange gedauert? Hat er nicht genug Unterstützung in seiner eigenen Partei? Oder wollten manche Abgeordnete ein Zeichen setzen? Das ist nicht ganz klar, denn es war eine geheime Wahl.
Nach seiner Wahl wurde er zum Bundespräsidenten gefahren, wo er seine Ernennungsurkunde erhielt. Erst dann durfte er wieder zurück in den Bundestag und wurde dort vereidigt. Gleich am nächsten Tag flog er nach Frankreich, seine erste Reise als neuer deutscher Bundeskanzler.
Er wird Deutschland in den nächsten Jahren führen – sicher mit einem anderen Stil als Angela Merkel oder Olaf Scholz. Er gilt als direkter, manchmal auch als scharf in der Sprache und sogar cholerisch. Viele sind gespannt, wie er mit der aktuellen Weltlage umgeht.
Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg297kurz.pdf
Sehr gut wie immer