Wir bleiben hier in Bayern. Im Jahr 1922 steht in Hinterkaifeck ein Einödhof. Das ist ein Bauernhof, der nicht in einem Dorf steht, sondern alleine etwas außerhalb. Der nächste Nachbar ist weit entfernt. Es ist eine ländliche Gegend. Es leben nicht viele Menschen hier. Auf dem Einödhof selbst lebt das Ehepaar Gruber. Der Bauer Andreas Gruber ist 64 Jahre alt, seine Frau Cäzilia 72 Jahre alt. Ihre Tochter Viktoria Gabriel lebt auch hier, denn ihr Mann ist im Ersten Weltkrieg gestorben. Sie ist also mit 35 Jahren schon Witwe. Ihre beiden Kinder hat sie mitgebracht zu den Eltern. Ihr Sohn Josef ist zwei Jahre alt, ihre Tochter Cäzilia ist sieben Jahre alt. Es leben also drei Generationen auf dem Hof.
Dann geschehen plötzlich seltsame Dinge an diesem Ort. Es wird eine Münchner Zeitung gefunden, die es hier auf dem Dorf gar nicht zu kaufen gibt. Dann werden Spuren im Schnee entdeckt – sie führen zu dem Einödhof, aber nicht wieder weg. Es verschwindet ein Hausschlüssel. An einer Hütte wird das Schloss aufgebrochen und ein Rind losgebunden. Im Wald wird mehrmals ein Mann mit Bart gesehen, der den Hof beobachtet.
Aber das muss alles nichts bedeuten, oder? Im März kommt eine neue Magd auf den Hof. Eine Magd war damals eine weibliche Hilfskraft auf dem Bauernhof, eine männliche Hilfskraft nannte man Knecht. Maria Baumgartner ist 45 Jahre alt, als sie an einem Freitag auf den Einödhof kommt um dort zu arbeiten.
Am Sonntag darauf, also zwei Tage später, ist die Familie nicht in der Kirche. Das fällt auf, denn es ist üblich, am Sonntag zum Gottesdienst zu gehen. Am Montag kommt die siebenjährige Cäzilia nicht zur Schule. Der Postbote merkt, dass die Post vom Freitag noch im Briefkasten steckt. Was ist da los?
Letztlich werden zwei junge Männer losgeschickt, um nach der Familie zu sehen. Was sie finden, ist grausam: Alle Bewohner und Bewohnerinnen des Hofes sind tot. Sie wurden ermordet. Sogar die Kinder. Die Rekonstruktion des Verbrechens ergibt: Die junge Witwe war nachts in den Stall gegangen und dort erschlagen worden. Ihre Mutter wunderte sich, wo die Tochter blieb, und folgte ihr in den Stall – auch sie wurde ermordet. Danach folgten ihr Vater und ihre kleine Tochter. Der oder die Täter hörten aber nicht auf zu morden, sie gingen ins Haus und fanden dort die neue Magd und das Kleinkind – auch sie wurden getötet. Alle Leichen wurden mit der gleichen Waffe erschlagen und anschließend bedeckt, entweder mit Heu oder mit Bettzeug. Einige Tage lagen sie schon so, als sie gefunden wurden. Seltsam ist: Die Tiere auf dem Hof haben noch Futter, die Kühe wurden gemolken. Und auch im Backofen war noch etwas verbrannt worden. Der oder die Täter sind also nach dem Mord noch einige Zeit auf dem Hof geblieben.
Bald ist die Polizei verständigt und beginnt zu ermitteln. Die Leichen werden gleich vor Ort obduziert. Natürlich beginnt auch die Suche nach einem Motiv. War das Verbrechen ein Raubmord? Offenbar nicht, denn obwohl etwas Bargeld fehlt, und ein Zimmer durchsucht aussieht, sind Aktien und Wertpapiere noch da. Verdächtige werden vernommen – aber ohne Ergebnis. Im Zweiten Weltkrieg werden viele Akten zerstört – 1955 wird der Fall dann geschlossen. 16 Jahre später gibt es dann eine neue Spur, eine alte Frau beschuldigt ein Brüderpaar – doch bei der Vernehmung erweist sie sich als verwirrt.
Wer war der Täter? War es der Bürgermeister des Dorfes, der in Viktoria verliebt war? War es der Ehemann von Viktoria, den man für tot hielt, der es aber gar nicht war? Oder war es ein Korbmacher, der eine Affäre mit Viktoria hatte?
Auf dem Bauernhof wollte nach dem Mord niemand mehr wohnen. Es fand sich kein Käufer. Also wurde er abgerissen. Bei den Abriss-Arbeiten ein Jahr nach dem Mord fand man die Mordwaffe, sie war versteckt worden.
2007 machte sich eine Gruppe von Polizeischülern bei diesem Verbrechen noch einmal auf die Spurensuche. Sie wunderten sich über einige Fehler, die bei den Ermittlungen gemacht wurden. Fingerabdrücke wurden nicht genommen, obwohl das damals schon möglich war. Manche Verhöre fanden erst Jahre nach der Tat statt. Am Ende der Arbeit ist sich die Schülergruppe sicher, wer der Täter sein muss. Aber sie veröffentlicht den Namen nicht – um Nachkommen zu schützen. Und weil es keinen hundertprozentigen Beweis gibt.
Bis heute, fast 100 Jahre nach der Tat, ist der sechsfache Mord an einer ganzen Bauernfamilie in Bayern also ungeklärt. Es gibt Bücher und Filme, die sich mit dem Verbrechen beschäftigen – und auch einen sehr guten Podcast, er heißt „Dunkle Heimat“ von Antenne Bayern. Was wirklich geschah, werden wir wahrscheinlich nie erfahren.
Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg227kurz.pdf
Eine ganze Familie wird im Dorf getötet.
Kommentatoren:
„die Geschichte war interessant“
Als hätten sie keine echte Geschichte mit echen Leuten gehört, sondern Tatort gesehen.
Wäre es eine „Geschichte“ über die von den Nazis in den Gaskammern Ermordeten, würdet ihr auch sagen, dass es „eine interessante Geschichte“ war?
Das ist nicht eine Faszinierende Lektüre.
Entschuldigung
Vielen Danke, Annik!
Das ist dier chinisische Version der Gerschichte.
SG227
辛特凯法克凶杀案
我今天要跟各位讲的故事是个真事。今人称之为“真实的犯罪”——用德语说就是wahre Verbrechen。如果您胆小,或者旁边有小孩子,这一集您就别听了。
我们现住在巴伐利亚。1922年,巴伐利亚的辛特凯弗克(Hinterkaifeck)有一个偏僻农庄。说它偏僻是因为这农庄不是在村内,而是在村外,孤伶伶一个。最近的邻居也离得很远。那一带是乡村野地,在那儿生活的人并不多。农庄里住着格鲁伯夫妇。安德烈亚斯•格鲁伯(Andreas Gruber)是农民,64岁,老伴凯齐利亚(Cäzilia)72岁。女儿维多利亚•加布里埃尔(Viktoria Gabriel)也住在这儿,她的丈夫在第一次世界大战中死了。她35岁就成了寡妇,带着两个孩子和父母同住;儿子约瑟夫(Josef)今年2岁,女儿小凯齐利亚今年7岁。农庄里生活了三代人。
某天这里突然发生了怪事。有人发现了一份慕尼黑的报纸,而这份报纸在村里是买不到的。而后,有人发现雪地有脚印,一直走到农庄,却没离开。农庄房舍的钥匙不见了。小屋的锁被撬,一头牛的绳索被人解开。有人曾多次看到树林里有一个留着胡须的男子在观察农庄。
不过,这也说明不了什么,对吧?三月份,农庄新来了一个叫玛丽亚•鲍姆加特纳(Maria Baumgartner)的女帮工。农场的女帮工德语叫Magd,男帮工叫Knecht。玛丽亚45岁,周五来农庄干活。
两天后是周日,格鲁伯一家没去教堂。这事比较特别,因为周日去教堂是惯例。周一,七岁的凯齐利亚没去上学。村上的邮差注意到,周五送的邮件还存在信箱里。出了什么事?
最后,村里派两个年轻人去查看这家人的情况。他们看到的场面十分恐怖:农庄的人都死了,全被杀了,连小孩子也遇害了。重建犯罪经过后得出判断:年轻的寡妇夜间去了牲口棚,遭人杀害。她母亲不知道女儿去哪了,就寻她寻到了牲口棚,也当场遇害。而后是她父亲和小女儿被害。凶手(一名或多名)并停止杀人,他进到屋内,找到了新来的女帮工和那个蹒跚学步的小娃娃——他俩也被杀害了。尸体都系同一件凶器所伤,且用干草、被褥遮盖。尸体发现时,已躺卧数天。奇怪的是,农庄的牲口还有饲料吃,牛也被人挤了奶。烤箱还烤过东西。这说明凶手杀人后还在农场停留了一段时间。
警方将很快接到报案,即刻开始调查;对尸体做了现场检验。当然同时也开始调查作案动机。本案是抢劫杀人吗?显然不是,因为虽然少了一些现金,一个房间好像被翻动得很厉害,但股票和有价证券还在。有几个嫌疑人被审问,但也没有结果。第二次世界大战期间,很多案卷被毁——该案于1955年结案。又过了16年,忽然有了新线索:一名老妇指控一对兄弟——可讯问时,她又似似乎乎。
谁是凶手?难道是村长,因为他爱上了维多利亚?难道是维多利亚前夫,传说他死了,其实没死?难道是和维多利亚有染的篾匠?
凶案之后,那幢农舍没人愿意住,也没有买家,于是被拆掉了。凶案发生一年后,人们在拆房时发现了被藏匿的凶器。
2007年,一帮警校学生再次寻找凶案证据。他们对之前的调查所犯的错误感到不解。指纹没有提取,而当年提取指纹是可以做的。案发数年后才进行审讯。经过一番调查,学生们确定了凶手。但为了保护其后人,他们没有公开姓名;不公开姓名,还因为没有百分之百的证据。
迄今,巴伐利亚一家六口被杀案已近百年,仍悬而未决。有一些书籍、电影拿这起案件当素材;还有一个很不错的播客,叫做“暗乡”(Dunkle Heimat),是巴伐利亚天线广播电台(Antenne Bayern)的。真相到底如何,我们可能永远不会知道。
Ich habe diese Episode mit Interesse gehört und gelesen. Vielen Dank Aknnik
Es war sehr interessant.
Letzte Linie. Ich hoffe noch den Namen des Mörders erfahren … und da … nichts!
Eine spannende Geschichte!
Danke Annik
Die Geschichte gefällt mir. Es war interessant. Danke.
Ich finde dagegen, diese Episode sehr spannend. Ich werde sicher den Podcast von Antene Bayer pruefen.
Danke fuer Dein Podcast, viele liebe Gruesse!
Oh Annik, das war zu finster. Jetzt, im Lockdown, brauche ich froherer geschichte mit frohen Endungen. Ein heutige Maerchen vielleicht. Allerdings danke für seine podcast. Renuka